Spielbericht

30. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2004/2005
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
0:2
VfL Osnabrück
VfL Osnabrück

"Wenn Du kein Glück hast, kommt auch noch Pech dazu"

von Erik Büttner

"Es gibt Tage, da verliert man und es gibt Tage da gewinnen die anderen." Treffender als mit diesen Worten von Otto Rehagel kann man das Wochenende des Chemnitzer FC nicht beschreiben. Es fing schon am Freitagabend an, als die Abstiegskonkurrenz aus Münster und Düsseldorf gewann und damit den CFC wieder in die „rote Zone“ stupste. Am Samstagnachmittag ging dann beim Chemnitzer FC alles schief und die Partie gegen den VfL Osnabrück mit 0:2 verloren.

Beim Einlaufen gab's diesmal ne kleine Choreo in der SüdkurveCFC-Trainer Dietmar Demuth hatte im Vergleich zum vorhergehenden Spiel gegen Wolfburg/A. nur auf einer Position umgestellt. Der wieder spielberechtigte Rene Stark nahm seinen Platz auf der rechten Abwehrseite ein. Dafür agierte Sebastian Meyer wieder auf seiner angestammten Position im rechten offensiven Mittelfeld.

Bereits nach 15 Minuten war die Partie für die Himmelblauen gelaufen. Nico Kanitz hatte den Ball an Ronny Jank verloren. Der passte diagonal zum durchstartenden Thomas Reichenberger. Markus Ahlf versucht ihn zu hindern, doch mit einer Finte verschuf sich Reichenberger Platz um den Ball schön ins lange Eck zu schlenzen. Dies Szene war symptomatisch für die erste Viertelstunde. Denn das Chemnitzer Abwehrquartett hatte große Schwierigkeiten, die schnellen VfL-Stürmer Reichenberger und Jank im Zaum zu halten.
Das Tor spielte Osnabrück in die Karten. Die Gäste zogen sich nun etwas zurück und ließen den CFC machen. Der mühte sich redlich, hatte klar ein Plus im Ballbesitz. Doch es kamen kaum Chancen heraus. Nur Meyer hatte nach einem schönen Diagonalpass von Mario Fillinger unmittelbar nach dem 0:1 eine echte Tormöglichkeit. Doch ein Osnabrücker Abwehrbein war noch dazwischen.
Überhaupt schienen die Norddeutschen unzählige Beine auf dem Platz zu haben. Fast kein Zuspiel der Chemnitzer Kicker kam beim Adressaten an, weil immer ein Lila-Weißes Bein dazwischen funkte. Auch die CFC-Flanken wurden fast immer sichere Beute der hoch aufgeschossenen VfL-Abwehr. Zudem kämpften die himmelblauen Fußballer nicht nur mit den Osnabrücker Kickern sondern auch mit ihren eignen Nerven. Und jede misslungene Aktion brachte natürlich noch mehr Unsicherheit.

Nach dem Wiederanpfiff setzte sich die 1. Halbzeit nahtlos fort. Chemnitz flatterten die Nerven, aber sie mühten sich. Osnabrück sah interessiert zu, hielt seinen Laden dicht und konterte über die schnellen Reichenberger und Jank.

Nico Kanitz im ZweikampfIn der 67. Minute fiel dann die Entscheidung. Ein Schuss von Schäfer wurde von Kanitz geklärt, landete aber bei Jank. Der passte scharf nach innen auf Reichenberger. Dessen Schuss konnte Sebastian Klömich noch von der Linie kratzen. Doch der Ball fiel wieder vor Reichenbergers Füße und der hatte keine Mühe den Ball über den liegenden Klömich zu lupfen.
Das 0:2 war um so bitterer, da der CFC ab der 60. Minute sich etwas freigeschwommen hatte und den VfL ein ganz klein wenig unter Druck setzen konnte. Auch das Publikum war wieder aufgeweckt, unter anderem weil Schiedsrichter Grudzinski einen Handelfmeter verweigert hatte. Das aber zurecht, wie die TV-Bilder im Nachhinein bewiesen.

Die letzten 25 Minuten des Spiel sind schnell erzählt: Demuth versuchte alles, verstärkte mit Falk Schindler, Kenny Schmidt und Olivio Calicchio für Rene Stark, Semir Devoli und Fillinger den Angriff. Sogar Abwehrspieler Ahlf wirbelte im offensiven Mittelfeld rum. Die Himmelblauen mühten sich, doch eine unsichtbare Hand schien sie am Vorwärtskommen zu hindern. Es lief an diesem Tag einfach nichts zusammen. Ausdruck dessen ein vom guten Calicchio wunderbar in den Rücken der Osnabrücker Abwehr gespielter Pass. Der heraneilende Fabio Pinto aber schlug über den Ball. Es wäre der sichere Anschluss gewesen. So aber rannte der CFC auf das VfL-Tor an ohne auch nur den Hauch von ernster Gefahr - sieht man mal von einem herrlichen 25-Meter-Schuss von Kanitz ab - zu versprühen.

Der Sieg des VfL Osnabrück ist vollkommen verdient. Die Norddeutschen zeigte sich genau den Tick besser, der den Unterschied zwischen Aufstiegs- und Abstiegskandidat ausmacht. Für den Chemnitzer FC ist daher die Niederlage auch kein Beinbruch. Gegen eine Spitzenmannschaft kann man durchaus verlieren, auch wenn die verlorenen 3 Punkte angesichts der punktenden Konkurrenz schmerzen. Die fehlenden Zähler zum Klassenerhalt müssen gegen anderen Mannschaften wie Union, Dortmund/A., Bielefeld/A., etc. geholt werden.
Zur Osnabrücker Stärke kam hinzu, dass der CFC Müde wirkte. 7 Spiele in 3 Wochen., dass steckt auch ein Profifußballer, „der den ganzen Tag nichts anderes als Fußballspielen macht“, nicht so einfach weg. Zumal kann der CFC nicht auf einen großen Kader, wie eine im Europacup startende Bundesligamannschaft zurückgreifen. So haben fast alle Spieler alle 7 Partien bestritten. Und das hinterlässt Spuren. Die Himmelblauen haben nun eine Woche zum durchatmen. Doch am Sonntag gegen die HSV/A. kann es dann mit frischen Kräften nur wieder heißen: Attacke!!!

Wertung: 3,5 (Der CFC war stets bemüht...)

Beste Himmelblaue: Calicchio, Klömich

Pressestimmen

Sächsische Zeitung
Reicht die Puste für den Endspurt? [..] Die Gastgeber blieben harmlos, brachten die robuste Hintermannschaft des VfL kaum in Verlegenheit und leisteten sich zahlreiche Fehlpässe.

Freie Presse
Chemnitz verliert und erhält Lob von „Pele“ [..] Eine Frage steht also nach dieser Einschätzung, insofern sie stimmte, im Raum: Bleibt der Club trotz einer halben Saison ohne Konzept am Ende in der Regionalliga? [..] Doch an diesem Tag hätten 13 Chemnitzer Feldspieler besser zu Hause bleiben können, um nach zwei englischen Wochen bei der Familie im Kuschelig-Warmen Kräfte für den bevorstehenden Kampf gegen den Abstieg aufzutanken. So aber rackerten sie zwar bei Nieselregen und Kälte, doch die hohe Kunst des Fußballs wollte einfach nicht gelingen.

Osnabrücker Zeitung
VfL zeigt sich lernfähig und lässt nichts anbrennen [..] Mit erkennbarer Entschlossenheit fuhr der VfL nach vier Spielen ohne Sieg den wichtigen Dreier ein. "Unsere Kompaktheit hat uns stark gemacht, wir haben unter Druck die Nerven behalten und meiner Ansicht nach hochverdient gewonnen", resümierte Trainer Claus-Dieter Wollitz. [..] Die gut gestaffelte Defensive mit den starken Innenverteidigern Dave de Jong und Jan Schanda (holte jeden Kopfball) sowie das "Abräumkommando" mit Enochs und Björn Joppe sorgten dafür, dass das Offensivspiel der "Himmelblauen" zumeist dunkelgrau war.

30. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2004/2005
Samstag, 09. April 2005, 14:00 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 2.900
Schiedsrichter: Grudzinski (Hamburg)
Chemnitzer FC
T Klömich
A Stark (64. Schindler)
A Ahlf
A Göhlert
A Kanitz
M MehlhornGelbe Karte
M Meyer
M Okeke
M Devoli (72. Calicchio)
M Fillinger (64. Schmidt)
S Pinto

Trainer: Demuth
VfL Osnabrück
T Berbig
A Joppe
A Jong
A KochGelbe Karte
A Schanda
M Kügler (90. Flottmann)
M Enochs
M EwertzGelbe Karte
M Schäfer
S Reichenberger (71. Menga)
S  Jank (81. Schütte)

Trainer: Wollitz
Tore
0:1 Reichenberger (15.)
0:2 Reichenberger (67.)