Das dritte Jahr in Folge verliert der Chemnitzer FC das Auswärtsspiel bei den Kieler Störchen, kassiert seine drei Gegentore und fällt tiefer in den Tabellenkeller. Nicht nur die Mannschaft, auch etwa 70 mitgereiste Anhänger traten enttäuscht die Heimreise an. Denn gerade in dieser Begegnung war die Chance so groß wie nie, den Bock umzustoßen und alle Punkte mit nach Sachsen zu nehmen.
Bei strahlenden Sonnenschein und einigem Wind erwischte der rotgekleidete CFC einen Traumstart, als bereits der erste Angriff auf den Kasten von Henrik Preuß zum Torerfolg führte. Noch während sich die Zuschauer sortierten und nach den optimalsten Sichtmöglichkeiten suchten, legte sich Thorsten Görke den Ball zum Freistoß zurecht und ließ in der 2. Minute den Kieler Tormann schlecht aussehen. Dem ersten ungläubigen Stauen folgte ein gemeinschaftlicher Jubelschrei der himmelblauen Anhänger, die ihr Glück einfach nicht fassen konnten. Kiel reagierte geschockt und benötigte lange, um das eigene Spiel wieder anzukurbeln. In der 9. Minute fischte Süssner mit einer Glanzparade einen schon fast im Netz zappelnden Freistoß noch aus der linken oberen Ecke und reagiert auch in der 34. Minute spektakulär. Unter den Heimzuschauern machte sich Unmut breit, denn die Störche spielten im Angriff schwach und unkonzentriert. Beim ersatzgeschwächten Chemnitz organisierte Göhlert sicher seine Abwehr und zwang den Gegner zu Fehlern. Gute Pässe nach vorn blieben allerdings Mangelware.
In der zweiten Halbzeit erhöhte Holstein Kiel den Druck. Ein Angriff über rechts führte schließlich zum Ausgleich, als Jan Sandmann einen Ball direkt nahm und Süssner keine Chance ließ (54.). An den Spielanteilen gemessen ein zwingender Ausgleich, und die Erleichterung im Stadion war groß. Es schien nur eine Frage der Zeit, wann weitere Treffer der Hausherren fallen würden. Doch in diese Stimmungslage fuhr der Chemnitzer FC einen Konter, der zweite Angriff des Spiels überhaupt – und führte diesen zu einem erfolgreichen Abschluß. Frank Mayer erläuft sich einen Ball und passt ihn in die Mitte zum eben eingewechselten Kenny Schmidt, der schulbuchmäßig hochsteigt und das Leder zur erneuten Führung versenkt (58.) Ein tolles Tor nach schönem Konter! Der Jubel im Gästeblock kannte keine Grenzen, und drei Punkte schienen greifbar nahe. Die Anwort von Kiel ließ nicht lange auf sich warten. Angriff auf Angriff rollte in Richtung Süssner-Tor, jedoch ohne Erfolg, und beim Kontern blieb Chemnitz gefährlich. So in der 73. Minute mit Stark, vor allem aber in der 76. Minute mit Mayer, der allein auf das Kieler Tor zulief und für die Entscheidung hätte sorgen können.
Mit dieser vergebenen Chance überschlugen sich die Ereignisse. Nachdem er bereits in der 15. Minute Gelb gesehen hatte, erhielt Tobias Becker, bis dahin bester Abwehrspieler, wegen einer Unbeherrschtheit (Ballwegschlagen) in der 78. Minute Gelb-Rot und mußte vom Platz. Sekunden später lag auch schon der Ball zum 2:2-Ausgleich im Netz. Wohl selten wurde ein Bärendienst, den Becker seiner Mannschaft erwiesen hat, so schnell und konsequent bestraft wie in dieser Partie. Nun brachen alle Dämme und Holstein stürmte wie entfesselt auf das Tor des CFC. Die Chancen häuften sich, und kurz vor Ende der Partie kam es, wie es kommen mußte. Nach Kurzpassspiel schob Patrick Würll den Ball an Süssner vorbei und beendete alle Chemnitzer Träume auf einen Punktgewinn an der Ostsee. Die nicht sehr zahlreich erschienen Zuschauer jubelten und gingen zufrieden nach Hause, während die himmelblauen Fans zum wiederholten Male bitter enttäuscht wurden. Der Chemnitzer FC war nicht in der Lage, seinen Siegeswillen in die Tat umzusetzen und verunsicherte Kieler zu schlagen. Auch wenn momentan Leistungsträger verletzt sind, der CFC gehört wie in den Vorjahren auch 2005/2006 zu den Top-Abstiegskandidaten.
Nicht nur am Rande, ein Lob an die Kieler Programmheftgestalter. In Vorbereitung auf diese Begegnung hat man in der Geschichte des DDR-Fußballs gestöbert und auch einige historische Abbildungen des FC Karl-Marx-Stadt ausgegraben. So ziert ein Meisterfoto von 1967 die Seite 3, und eine rassige Zweikampfszene zwischen Kirsten und Illing untermalt einen längeren Artikel über den Ostfußball. Danke für diese Erinnerungen an bessere Zeiten.
[..] So hart kann Fußball sein. Da liefern die Chemnitzer in der Regionalliga bei Holstein Kiel eine engagierte Partie ab und stehen am Ende mit leeren Händen dar. Da haben die Gäste die Riesenchance zum vorentscheidenden 3:1 und verlieren kurz vor Schluss mit 2:3. [..] Zunächst verhinderte ein überragender Torhüter Steffen Süßner die sich anbahnende Niederlage mit Klasseparaden. Zwei Minuten vor Abpfiff aber herrschte leichte Konfusion an der CFC-Strafraumgrenze. Diese nutzte der kurz zuvor eingewechselte Würll und erzielt das 3:2-Siegtor für das Team von Frank Neubarth, der anschließend zugab, "von der Zweikampfstärke der Chemnitzer etwas überrascht gewesen zu sein".
[..] Nicht's Neues beim CFC - die "Himmelblauen" dümpeln schon wieder auf einem Abstiegsplatz herum.