„Am Ende fragt keiner mehr...“ – mit diesen 5 Worten beschrieb Olaf Kadner am Fischerwiesen-Mikrofon den 1:0-Sieg des Chemnitzer FC über SV Werder Bremen II. präzise. Es war ein nicht unerwartet schlechtes Spiel zweier Kellerkinder, in dem die glücklichere Mannschaft gewann.
Der Sekundenzeiger hatte noch nicht einmal eine Runde geschafft, da versetzte Werder II den CFC-Anhängern schon den ersten kleinen Schock. Ein Schuss strich nur knapp am himmelblauen Gehäuse vorbei. Und in dieser Tour ging es zunächst weiter. Ein Rockenbach-Schuss aus spitzem Winkel und von Steffen Süssner noch leicht touchiert, segelte gefährlich durch den 5-Meter-Raum zur Ecke. Diese bekam Polenz auf den Kopf und Süssner verhinderte mit einem spektakulärem Hechtsprung die Bremer Führung. Durchatmen.
13 Minuten waren gespielt, als auch Chemnitz endlich mal vor des Gegners Tor auftauchte. Zunächst Foul an Mayer, aber der Ball kam zu René Stark, weswegen Schiri Blos Vorteil laufen ließ. Stark flankte von rechts in die Mitte, dort tauchte auf einmal Yakubu Adamu auf, saugte den Ball gefühlvoll an und schob ins kurze Ecke ein. TOOOR!!! 1:0, das Spiel war auf den Kopf gestellt. 2600 Zuschauern (10 noch im Gästeblock) auf der Fischerwiese war das egal. Für sie war nicht nur der Himmel blau, sondern nun die ganze Welt.
Doch anstatt, dass das Tor dem Spiel einen Schub gab, wurde es mehr und mehr ein grottiges Gekicke. Werder versuchte das Spiel an sich zu reißen, lies teilweise auch den Ball schön laufen, biss sich aber meist an einer recht sicheren CFC-Deckung die Zähne aus. Trotzdem wurde es ab und zu richtig gefährlich vor Süssners Tor, zum Beispiel als Daniel Göhlert im 5-Meter-Raum kurz vor Björn Schierenbeck noch klären konnte. Göhlert war bezeichnend für dieses Spiel. Er war gut, wenn es darum ging, dem Gegner das Leder abzujagen. Doch den ergatterten Ball an einen eigenen Mitspieler weiterzugeben, das gelang selten. Das Problem des CFC war eindeutig der Spielaufbau. Da nütze auch ein engagierter Adamu wenig. Frank Mayer hing in diesem Spiel völlig in der Luft, bekam kaum Bälle, mit denen er etwas anfangen konnte. Ähnlich erging es Kenny Schmidt. Doch der verstolperte dann auch noch die eine Chance, die er geboten bekam.
Auch in Halbzeit 2 wurde die Begegnung nicht besser. Die Szenen blieben die gleichen. Bremen versuchte die himmelblaue Abwehrmauer zu durchbrechen, der CFC versuchte so etwas ähnliches wie zu kontern – beides misslang bis auf ganz wenige Ausnahmen teils kläglich. Doch zumindest Werder II sorgte noch für einiges Nervenflattern unter den Zuschauern. Denn als reichlich eine Viertelstunde vor Schluss Polenz völlig frei vor dem CFC-Tor auftauchte, sahen Viele schon die Bremer jubeln. Doch Süssner schmiss sich in den Ball und kratzte ihn aus dem Gefahrenbereich. Einzigste ernstzunehmende Torchance für die Hausherren in der 2. Spielhälfte blieb dann ein Schüsschen vom eingewechselten Steve Rolleder in der Schlussminute, die aber vom grün-weißen Torwart Jensen pariert wurde.
Und so blieb der große Jubel nach dem Abpfiff auch aus. Vielmehr fielen Tonnen von Steinen von den Herzen der CFC-Getreuen. Auch den Spielern war die Erleichterung anzusehen, denn sie wussten, dass das eben Dargebotene wenig berauschend war.
Doch eigentlich konnte man auch kein großes Spiel erwarten. Es ging für die Himmelblauen schließlich nur darum, einen Abstiegskonkurrenten zu überholen. Das ist gelungen und nur das zählt. Wie es gelungen ist, danach fragt am Ende keiner mehr...
[..] Sein Vertrauen rechtfertigten auch die anderen 13 eingesetzten CFC-Spieler, spielerisch überzeugen konnten sie ihn aber nicht. Dafür war das trotz des Sieges Gebotene einfach zu dürftig. Auch nach der Führung durch Adamu (13.) kam nie Ordnung und System in die Aktionen der Chemnitzer, war die Verunsicherung, ja nicht zu verlieren, bei jedem Ballbesitz spürbar.
[..] Obwohl die Verletztenliste in den vergangenen Wochen kleiner geworden ist, hat sich spielerisch nicht viel getan. Auch gegen Bremen waren hundertprozentige Tormöglichkeiten der Gastgeber rar gesät.
[..] "Wir waren das klar bessere Team, hatten mehr Spielanteile und auch mehr Torchancen, doch wir haben das Tor einfach nicht gemacht", so Trainer Frank Bender, der mit seinem Kollegen Thomas Wolter die neunte Niederlage einstecken musste.