Abstiegsk(r)ampf an der Gellertstraße gegen die Werder-Reserve...
von Timo Görner
...denn analog zum CFC stehen die Bremer wie schon in der Vorsaison mit dem Rücken zur Wand. Das ist Grund genug, um die Heimserie (3:1, 1:0, 2:1, 0:0) gegen die Grün-Weißen nicht abreißen zu lassen und mal wieder richtig zu punkten.
Der SV Werder II in der letzten Saison:
Ging es in den letzten 3 Jahren stetig nach oben - von Platz 15 auf 10, 6 und 5 - so verlief die Spielzeit 2004/2005 enttäuschend. Nur knapp entging man am Ende dem Abstieg. Der Klassenerhalt wurde wie beim CFC erst am letzten Spieltag gesichert, als im Heimspiel gegen Düsseldorf (1:1) der fehlende Punkt geholt wurde. 14x belegten die jungen Hanseaten Platz 15 oder 16, verlassen wurde die Abstiegszone erst am drittletzten Spieltag.
Dabei gelang der Auftakt gut, als dem VfB Lübeck (2:1/H) vermutlich der Aufstieg vermasselt wurde. Danach ging es aber mit nur wenigen Lichtblicken bis zum Jahreswechsel stetig ab in den Tabellenkeller. Zu Hause wurden zu viele Punkte abgegeben (3 Siege, 3 Remis, 4 Niederlagen). Auswärts bewegte man sich im Mittelfeld der Liga, siegte 3x und verlor 6 Spiele. Stark waren die Auftritte gegen Lübeck (2:1/H), in Düsseldorf (3:1) und Köln (3:2). Ernüchterung verbreiteten dagegen Leistungen und Resultate gegen Dortmund (2:4/H), Kiel (1:4/H) und in Bielefeld (1:3).
Nach der Winterpause präsentierte sich Werder II erst als Minimalist ohne den Absprung zu schaffen (2:1 Tore, 3 Remis, 1 Sieg). Bis Runde 32 wurde kein Sieg eingefahren, 1 magerer Punkt gezeitigt und damit die Lage richtig brenzlig. 8 Zähler fehlten auf den „sicheren“ Nichtabstiegsplatz 14. Die Wende zum Besseren kam erst mit dem Sieg auf St. Pauli (1:0). 3 der folgenden 5 Begegnungen wurden siegreich gestaltet. Es sollte am Ende mit 42 Punkten reichen.
Zu Hause zählte man zu den schwächeren Mannschaften (16.), auswärts war man besser. Hier waren nur 7 Kollektive stärker. 48 Tore wurden geschossen, das ist unteres Mittelmaß; ebenso wie 57 Gegentreffer. Im DFB-Pokal scheiterte man in Runde 1 am späteren Erstligaaufsteiger MSV Duisburg knapp mit 1:2. Im Bremer „Roland“-Landespokal scheiterte man diesmal schon im Viertelfinale am Landesligisten SC Weyhe im Elfmeterschießen.
Sie gingen:
13 Spieler zählen offiziell nicht mehr zum Kader dieser Saison. Mit dem dänischen Torwart Kasper Jensen (23), Francis Banecki (20, Abwehr) und Florian Mohr (21, Abwehr) stiegen 3 Kicker dazu in den Profikader auf. Alle 3 kamen aber bislang weiter in der Regionalliga zum Einsatz, kaum in der Bundesliga. Florian Heidenreich (24, Mittelfeld) ging nach Osnabrück, Michael Oehlkuch (32, Mittelfeld) wechselte nach 6 Monaten in Bremen zu Waldhof Mannheim. Danny Fütterer (30, Mittelfeld) wanderte zu Verbandsligist Osterholz-Schambeck, Torjäger Ruud ter Heide (22, 7 Tore letzte Saison) kehrte nach Holland zurück (Zweitligist Appeldoorn). Stürmer Deniz Kacan (21) ging in die Regionalliga Süd (Trier). Das sind die wohl wichtigsten Abgänge.
Sie kamen:
Neben den Neuzugängen aus der eigenen A-Jugend wurden externe Verpflichtungen realisiert. 2 Spieler, Dominic Peitz (21, Mittelfeld) und Sebastian Schachten (21, Mittelfeld), holte man sich vom Zweitligaaufsteiger Paderborn; sie sind beide bislang Stammspieler. Aus Essen kam Benjamin Venekamp (20, Mittelfeld). Ebenfalls für den Läuferbereich kam aus Straßbourg der französische U-18-Nationalspieler Amaury Bischoff (18), der als Perspektivspieler für die Profimannschaft gilt (Vertrag bis 2008). Interessant ist ferner der Zugang des Kolumbianers John Jairo Mosquera (17), der nur spielberechtigt ist (Nicht EU), weil er als Au Pair des Ex-Bremers Uwe Harttgen „geführt wird“. Anfang September wurde Frank Ordenewitz (40) als „Stand by Kicker“ für die II. Mannschaft verpflichtet. Der erfahrene Bundesligaspieler (272x für Werder, den HSV und 1. FC Köln, 68 Tore) soll im absoluten Notfall bei Werder II zum Einsatz kommen.
Der Trainer:
Nach wie vor hat Thomas Wolter (42) das Sagen auf der Trainerbank der Werder II. Neben der Ausbildung und Heranführung von Spielern für den Profikader bleibt der sichere Klassenerhalt seine Aufgabe.
Straße der Besten / Das Kollektiv SV Werder II:
Nummer 1 im Tor ist der Däne Kasper Jensen (23). In der nominellen Abwehr zählen Florian Mohr (21), Francis Banecki (20) und Sandro Stallbaum (24) zum Stammkader. Feste Größen im Mittelfeld sind die Neuzugänge Dominic Peitz (21), Sebastian Schachten (20) und Amaury Bischoff (18) sowie der Brasilianer Thiago Rockenbach Da Silva (20). Nummer 1 bei den etatmäßigen Stürmern ist Jerome Polenz (18), der bislang 3 Treffer markierte. Dahinter reiht sich Marco Stier (21) ein, der als „ewiges Talent“ seit nunmehr knapp 4 Jahren auf den Sprung in den Profikader hofft, in dem er noch kein einziges Spiel bestritt. Weiter ist da Aaron Hunt (19), der bereits ein paar Einsätze in Bundesliga, DFB-Pokal und auch Champions League für die Werder Profis vorweisen kann.
Eines der Mankos dieser Saison die Torausbeute, Werder II fehlt ein Torjäger, denn Polenz reichen schon 3 Tore für Platz 1 der internen Wertung. Aaron Hunt kommt des öfteren bei den Profis zum Einsatz, ter Heide hat Werder ja verlassen. Auch bei Werder II ist die Mannschaft mit 22,1 Jahren im Schnitt sehr jung. „Methusalem“ der Mannschaft ist Ersatztorwart Michael Jürgen (32), der „Benjamin“ der Kolumbianer John Jairo Mosquera (17). 23 der 28 nominierten Spieler sind für eine DFB-Auswahl spielberechtigt. 2 Ausländer kommen aus EU-Staaten (Bischoff, Jensen) und mit Mosquera, dem Brasilianer Thiago Rockenbach Da Silva sowie dem türkischen Stürmer Ali Avcioglu (19) 3 aus Nicht-EU-Ländern.
Die Saison 2005/2006 bislang:
Wieder steht Werder II mit dem Rücken zur Wand. Zum selben Zeitpunkt der vergangenen Saison stand man mit 14 Zählern besser da. Diesmal sind es nur 9 Punkte aus den 11 Begegnungen. Der Start misslang mit 2 Pleiten in Nordderbies gegen St. Pauli (0:1) und beim HSV II (0:2). Ein erstes Erfolgserlebnis gab es im Heimspiel gegen Erfurt (3:0), dem bis Runde 9 aber kein weiterer Sieg folgen sollte. 3 Spiele gingen verloren, 2x wurde wenigstens jeweils ein Remis geholt. Die „schwarze Serie“ in den Vergleichen mit anderen Nordclubs hielt an (Emden 0:1/A, Lübeck 0:3/H). Dicht dran war man in Düsseldorf (2:2) am nächsten Dreier. Nach Spieltag 9 war die „Rote Laterne“ an der Weser angelangt. 4 Punkte aus den anschließenden 3 Begegnungen ließen diese wenigstens erstmal wieder abgeben. Sieg Nummer 2 folgte gegen Leverkusen (3:2/H). Werder II ist auswärts noch sieglos und holte erst einen mageren Punkt (Düsseldorf 2:2) aus 5 Spielen, wobei man insgesamt 3 Tore erzielte. Zu Hause ist die Bilanz ausgeglichen (2 Siege, 2 Remis, 2 Niederlagen – 9:9 Tore). 12 Treffer bedeuten insgesamt unterstes Drittel der Liga, 17 Gegentreffer überbieten 6 Mannschaften.
Die Qualifikation für den DFB-Pokal 2006/2007 wurde in Runde 5 des mittlerweile in „Oddset-Cup“ umbenannten Bremer Landespokals wieder verspielt, hier unterlag man in Runde 5 beim Brinkumer SV mit 2:3.
Das Umfeld / Stimmung / Fans / Finanzen:
Für Werder II gilt dasselbe wie für anderen Amateurmannschaften: Das Zuschauerinteresse ist eher mager. Zwar liegt der Schnitt mit rund 1.500 bei den Heimspielen bislang überdeutlich über dem der Vorsaison (766), allerdings war der „Kassenschlager“ gegen den FC St. Pauli (6.000) bereits dabei. So sollte sich dieser Wert im Laufe der Saison wieder deutlich unter die 1.000 Grenze bewegen. Ordentlich war noch der Andrang gegen Lübeck (1.200). Erfurt wollten lediglich 500 Besucher sehen, Oberhausen 400. Das letzte Match auf dem Platz 11 am Weserstadion lockte 600 Besucher an (Münster). Für das Spiel am Samstag dürfte man deshalb mit ein paar Chemnitzer Werder-Sympathisanten im Gästeblock rechnen.
Wie bei anderen Amateurmannschaften wird auch die Anlage von Werder II aufgemöbelt. Mitte Juli 2005 begann man mit entsprechenden Maßnahmen für die bei den „normalen Spielen“ 3.500 Zuschauer fassende Heimstätte. Die Kapazität des Gästeblocks soll auf rund 2.600 verdoppelt werden. Letztendlich soll die Spielstätte rund 5.000 Fans Platz bieten, Begegnungen wie gegen Osnabrück oder Essen werden dann in Zukunft auch auf Platz 11 ausgetragen und nicht mehr im „Weserstadion“.
Mit dem Etat gibt es wie bei den anderen II. Mannschaften der Bundesligisten keine Probleme. Er gilt als 100% gedeckt und dürfte sich mindestens im Rahmen des CFC bewegen, eher darüber. Die Zusammenarbeit von Profiabteilung und II. Mannschaft gilt bei Werder als vorbildlich. Es gibt ein „Dreieck“ zwischen Wolter/Bender (II.) – Fischer und Wolf Werner (Leitung Nachwuchsabteilung) – Klaus Allofs, Thomas Schaaf (Profis).