Einen kurzweiligen Nachmittag bei sonnigem Wetter verlebten immerhin noch 1200 Zuschauer am Samstag auf der Fischerwiese. Insgesamt fünf, teils sehr schön anzusehende, Treffer bekamen sie geboten. Dass der Ball dabei viermal hinter Süßner einschlug und am Ende die Balltreter aus der Marzipan-Stadt jubelten dürfte keinen mehr groß gejuckt haben. Denn das die Kicker im himmelblauen Leibchen im Moment jedes Spiel an die Esse setzen ist man ja mittlerweile gewohnt. Und viele derjenigen, die sich jetzt noch die "Freundschaftsspiele" des CFC reinziehen tun das sicherlich nicht mehr vordergründig wegen Geschehen auf dem grünen Rasen. Man hat ja sonst nix vor.
Zunächst herrschte allgemeines Erstaunen auf den Rängen, als man zu Spielbeginn auf die Trainerbank blickte. Dort sollte eigentlich nur Co. Bittermann Platz nehmen, da Chef Müller irgendwo im wilden Westen nach einem neuen Ballack Ausschau halten sollte. Wie der MDR später auflöste hatte sich der Kandidat für die himmelblaue Leibchenanprobe allerdings kurzfristig verletzt. Böse Zungen behaupten, der Spieler wäre bei der Nachricht, dass sich der CFC für ihn interessiert, vor Schreck (oder Lachen?!) gestolpert und hätte sich dabei das Kreuzband gerissen. Das wäre tragisch und wir hoffen, dass sich dieses böse Gerücht als nicht wahr erweist.
Doch kommen wir zum Sportlichen. Achim Müller hatte seine "Mannschaft" aufgrund der Gelbsperre von Baumann auf einer Position umstellen müssen. Dafür durfte sich Berger für einen neuen Verein empfehlen. Ob dem ehemaligen Schachter, der sich nach eigener Aussage beim Heimatsender derzeit in den Hintern beisst, vor der Saison nicht das Angebot von Karl-Heinz angenommen zu haben, gelungen ist, dürfte fraglich sein. Aber vielleicht will Berger ja auch die Sportart wechseln, zumindest scheint das körperlose Spiel eine seiner Stärken zu sein.
Aber der Reihe nach. Lübeck kam mit gewissen Hoffnungen noch den Zweitligaaufstieg zu erreichen an die Gellertstraße. Dazu war ein Sieg gegen den Club allerdings Pflicht und wohl auch einkalkuliert. Die erste Viertelstunde sah man aber nichts von derlei Ambitionen. Denn das Spiel machten - man soll es nicht glauben - die Jungs in himmelblau. Munter wurde nach vorn gespielt und da sich die VfB-Abwehr nur durchschnittlich begabt präsentierte, sprangen dabei einige gute Chancen heraus.
Die erste Möglichkeit hatte Adamu in der 6. Minute, als er mit einem Drehschuß VfB-Keeper Frech prüfte. Doch der Keeper zeigte sich in dieser Situation genauso auf dem Posten wie kurze Zeit später bei einem flach und mit Schmackes getretenen Freistoß von Görke. In der 12. Minute zeigte Adamu, dass man auch mal aus ner Ecke sowas wie Torgefahr entwickeln kann - leider ging sein fulminanter Kopfstoß knapp am Kasten vorbei. Dann versuchte es nochmal Lenk, doch sein Schuß stellte kein Problem für Frech dar (15.). Von Lübeck war bis dahin nix zu sehen, doch dann hatte Lübecks Kapitän Bärwolf wohl die Faxen dicke. Schliesslich schien bis dato die Mission Aufstieg gänzlich zur "Mission Impossible" zu werden. In der 20. Minute nahm Bärwolf auf halblinker Position eine Diagonalflanke mit der Brust an, um das Leder dann aus der Luft an Gegenspieler Berger und Süßner vorbei ins lange Eck zu schießen. Der Club drückt und Lübeck macht das Tor - hallejuljah! Aber was regt man sich eigentlich auf? Fast im Gegenzug wäre Steve Rolleder der Ausgleich gelungen. Nach einem Geniestreich von Schumann (ja DER Schumann ;o)), welcher im Direktspiel einen Ball über die Lübecker Abwehr hob, kam der von Pauli Umworbene an den Ball, schob ihn an Frech vorbei in Richtung Tor. Doch bevor der Jubel aus tausend Kehlen erklingen konnte, drosch Lübecks Türkmen den Ball weg (22.). So ein Spielverderber!
Auf der anderen Seite verpasste Dogan die Chance auf 2:0 zu erhöhen, als er am Tor vorbeiköpfte.
Dann, eine reichliche halbe Stunde war gespielt, da zeigte Robin Lenk, dass er zu Recht einer der Wenigen ist, den man gern auch in der kommenden Saison im himmelblauen Trikot sehen würde. An der rechten Außenseite bekam Lenker das Leder, zog unwiderstehlich in Richtung Strafraum, vernaschte unterwegs noch drei Marzipanstangen um dann eiskalt ins Tor zu schießen. Ein klasse Tor des 22jährigen!
Dass es mit dem Unentschieden nicht in die Kabine ging, lag wiederum an Bärwolf, welcher kurz vor dem Pausentee seinen zweiten großen Auftritt hatte. Unbedrängt von seinem "Gegenspieler" Berger ("Eng am Mann stehen, was'n das?") zog der Oldie im grünen Dreß aus 20 Metern einfach mal ab und wie beim ersten "Sonntagsschuß" hatte Süßner auch diesmal das Nachsehen.
Fast, aber eben nur fast, hätten die Himmelblauen sofort zurückgeschlagen. Doch Lenker köpfte nach Tomoski-Flanke knapp am Gehäuse des VfB vorbei (44.).
Nach dieser, trotz des Rückstandes, anständigen Leistung der Himmelblauen ging es in die Kabine. In dieser schienen die CFC-Kicker allerdings mit dem Kopf geblieben zu sein. Denn nach der Pause war nur noch Lübeck auf dem Platz. Die gaben jetzt mal ein bischen Gas und machten die CFC-Abwehr mit einem simplen Doppelpass nackisch. Streit zu Möckel - Möckel zu Streit und der haute die Kugel an Süßner vorbei in die Maschen (50.). Fußball kann so einfach sein. Nur sieben Minuten später ein ähnliches Spiel nur umgekehrt. Diesmal ging Streit auf der linken Seite spazieren (Gegenspieler Fehlanzeige), flacher Paß nach innen, wo der gebürtige Chemnitzer Möckel die Kugel trocken und humorlos ins linke Eck befördert. Damit war der Marzipan natürlich gegessen und Lübecks Coach Böger dachte wohl schon an Kräfteschonung für das kommende Spitzenspiel gegen Jena als er gleich nach dem vierten Treffer einen Doppelwechsel vornahm. Viel befürchten mußte er nicht mehr, auch wenn der Club noch zwei Chancen verbuchen konnte. Doch weder Adamu, der ein Missverständnis in der Lübecker Deckung nutzte, den Ball eroberte um ihn dann doch freistehend am Tor vorbeizuschiessen, noch der eingewechselte Göhlert, dessen Schuss auf der Linie geklärt wurde, konnten Zählbares erreichen. Auf der anderen Seite hatte man Glück dass Hesse bei einem Kopfball nur die Latte traf.
So blieb es beim 1:4, was die Lübecker bei einem Ringelpietz mit Anfassen frenetisch feierten und die Chemnitzer Anhänger mit einem despektierlichen und sportlich nicht ganz astreinen "Ihr steigt niemals auf" kommentierten. ;o) Nun, wir werden sehen sprach der Blinde.
Fazit: Insgesamt fiel das 1:4 sicherlich zu hoch aus. Denn der CFC war mindestens eine Halbzeit lang gleichwertig und hatte insgesamt sogar mehr Chancen als der Aufstiegsaspirant, der an diesem Samstag eine bemerkenswerte Effektivität hinlegte. Das geradezu stümperhafte Abwehrverhalten des CFC hingegen machte es Lübeck allerdings auch nicht allzu schwer. Für CFC-Coach Achim Müller war es am Samstag die 10. Pleite im 13. Punktspiel. Dass so einer nach dem Spiel nicht vor Optimismus sprüht, mag unter diesem Hintergrund einleuchtend sein, wenn ein Trainer allerdings meint, dass er "die Mannschaft erneut nicht erreichen konnte", dann klingt das fast schon ein wenig nach Resignation und Selbstaufgabe. Ein Hoffnungsträger hört sich anders an...
[..] Aus den ersten vier Möglichkeiten der Marzipanstädter, deren Aufstiegschancen nach wie vor intakt sind, wurden ausnahmslos Tore, was dem Club den Zahn zog. Süßner wurde dabei aber auch von seinen Vorderleuten allein gelassen. [..] "Seit der zweiten Halbzeit gegen Erfurt haben einige Spieler mit der Saison abgeschlossen. Ich komme nicht mehr richtig an sie ran. Die heutige zweite Hälfte war ähnlich deprimierend, wie letzte Woche in Emden", fand er
klare Worte.
[..] Der CFC hatte sich gegen den VfB Lübeck nach ordentlicher erster Halbzeit im zweiten Abschnitt
wieder mal bis auf die Knochen blamiert, sich seinem Schicksal
wehrlos ergeben. Vor einer der erbärmlichsten Punktspielkulissen der Vereinsgeschichte - nur noch 1202 Zuschauer verliefen sich ins Stadion Gellertstraße - verärgerten die Gastgeber die treuesten der treuen Anhänger erneut.