Vorbericht

35. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2005/2006
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
1:4
VfB Lübeck
VfB Lübeck

Vorletztes Regionalliga-Heimspiel bis mindestens 2007 gegen den VfB...

von Timo Görner

...aus Lübeck, dem schon wieder droht die Rückkehr in die 2. Bundesliga zu verpassen. Nur ein klarer Sieg in Chemnitz nährt die bescheiden gewordenen Hoffnungen auf den Sprung zurück in die 2. Bundesliga.

Das Arbeitsprotokoll des VfB Lübeck 2005/2006 bislang: Wenn etwas den Aufstieg verhindern sollte, dann ist es wohl die Auswärtsbilanz verglichen mit einer enormen Heimstärke. Bis Runde 13 waren die Grün-Weißen das Maß aller Dinge in der Regionalliga Nord. Bis auf 2 Auswärtsspiele (St. Pauli 1:1/Oberhausen 0:0) wurden alle Spiele gewonnen. An der Lohmühle konnte kein Gegner punkten. Die VfB-Elf erzielte 13:2 Tore in 6 Spielen und war die einzige ungeschlagene Mannschaft dieser Staffel.
Es folgte ein fast schon sensationelles Debakel (Leverkusen II. 2:6/A) und der Beginn der am Ende vielleicht mit entscheidenden Auswärtsschwäche. Bis zur Winterpause konnten die Hansestädter auf Reisen nicht mehr gewinnen, spielten 3x Remis (u. a. Jena 0:0) und unterlag in Osnabrück (0:2). Aus einer einigermaßen komfortablen Tabellenführung war Rang 4 geworden, der Aufstieg (3 Punkte Rückstand) blieb jedoch in Sichtweite. Grund für den Verlust der Spitzenposition war ein Zwischentief (4 sieglose Spiele in Folge) mit zwei schmerzlichen Niederlagen vor der Winterpause. Zum einen ging der Heimnimbus verloren (Kiel 0:3), zum anderen die schon erwähnte Pleite in Osnabrück (0:2) und auch in Wattenscheid (1:1) sprang nur 1 Zähler heraus.
Auch nach der spielfreien Zeit konnte Lübeck bei seinen Gastauftritten nicht überzeugen. Zwar gelang ein Sieg in Köln (3:1), dem standen aber 3 Schlappen gegenüber, bei Mannschaften, die nicht unbedingt zur Elite der Staffel gehören (HSV II., Hertha BSC II., Wuppertal 1:2). Auch in Erfurt wurde nicht gewonnen (0:0) und in Düsseldorf stand der VfB dicht vor der 4. Niederlage (2:2). Im Aufstiegsrennen hielt den VfB seine Heimstärke - Bilanz 2006 bislang: 7 Siege/1 Remis/17:2 Tore. Nur Essen (0:0) blieb an der „Lohmühle“ ungeschlagen. Relativierend muss erwähnt werden, dass Gegner wie Bremen II. (2:1), Münster (2:1), Emden (2:0), Oberhausen (4:0) oder Leverkusen II. (3:0) als klare Außenseiter nach Lübeck reisten.
Die Ausgangsposition 4 Spiele vor dem Saisonfinale mit 4 Punkten (62) Rückstand auf Rang 2 ist schwierig, aber nicht ganz hoffnungslos. Der VfB kann in 2 Begegnungen gegen direkte Konkurrenten punkten (Jena/H, Kiel/A), sollte in Chemnitz mal wieder auswärts klar gewinnen und hat am letzten Spieltag ein Heimspiel gegen den VfL Osnabrück, der auswärts diese Saison ab Mitte der Hinrunde schwach aussah.
Der VfB stellt das heimstärkste Kollektiv mit einer fast optimalen Ausbeute (14 Siege/1 Remis/1 Niederlage/33:9 Tore/43) und ist damit teils deutlich besser als die Konkurrenten Essen (42), Jena (33) und Kiel (32). Dagegen verloren die Grün-Weißen auswärts Boden, gleich 7 Mannschaften waren auf Reisen besser (4 Siege/7 Remis/5 Niederlagen/20:22 Tore). Jena holte mehr Zähler (35), wie auch Kiel (30) und Essen (25). Nur eines der letzten 12 Gastspiele wurde gewonnen (14.03.2006). und schließlich stellt Lübeck den viertbesten Sturm (52), sowie die zweitbeste Defensive hinter Jena (31-28).

Verlierer der Saison bislang:
Carsten Wehlmann (33) ist seit 1999/2000 (St. Pauli) bei seinen nachfolgenden Vereinen (Hannover, HSV I. und II., Lübeck) nur noch die Nr. 2 im Kasten. Marco Laaser (28, Abwehr), in der Vorsaison noch Stammspieler, hatte mit Verletzungen zu kämpfen und spielte keine Rolle. Jacob Thomas (28, Mittelfeld) - zum Stamm der letzten Spielzeit gehörend - konnte sich nicht etablieren und hat den VfB verlassen. Auch der zweite Neuzugang aus Braunschweig 2004/2005, Jan Zimmermann (26, Mittelfeld/kein Spiel) blieb unter den Erwartungen und spielt mittlerweile nicht mehr für den VfB. Torjäger Lars Kampf (27) blieb als Nummer 1 im Angriff (11 Treffer) der abgelaufenen Serie diesmal in der Regel nur die Rolle des “Jokers” (3 Tore).

Gewinner der Saison bislang:
Im Angriff konnte sich mit Kai Hesse (20) ein junger Neuzugang aus der Oberliga (Schalke 04 II.) für mehrere Einsätze in der Stammformation empfehlen und erzielte immerhin schon 7 Tore. Christian Streit (21, Mittelfeld), der im Vorjahr kaum eine Rolle spielte, (4 Einwechslungen) schaffte schon mehrmals den Sprung in die jeweiligen Anfangsformationen. Mit Tobias Schweinsteiger (23, Angriff) gelang dem Aufsteiger 2004/2005 nach dem Kreuzbandriss (Oktober 2005) mittlerweile wieder der Anschluss an die Mannschaft mit mehreren Erfolgserlebnissen (3 Treffer).

Delegierungen seit dem Hinspiel:
Es gab lediglich 2 Abgänge zu vermelden. die bereits erwähnt wurden. Jacob Thomas kehrte Ende März 2006 in die USA (Columbus Crew) zurück. Offensiv-Allrounder Jan Zimmermann ging in die Oberliga Westfalen (SC Verl). Beide konnten sich 2005/2006 nicht durchsetzen.

Die Mannschaft / Leistungsträger:
Gesetzt sind auch in der aktuellen Spielzeit im Tor Michael Frech (30) sowie in der nominellen Abwehr der Türke Deniz Dogan (26/4 Tore) und Rouven Schröder (30). Im Mittelfeld setzten sich die Routiniers Dietmar Hirsch (34), Markus Kullig (31) und Christian Möckel (33/4 Tore) durch. Im Sturm etablierte sich zuletzt der junge Kai Hesse (20/7 Tore) und traf u. a. beim 2:1 gegen Münster (H) doppelt. Kapitän Daniel Bärwolf (33/5 Tore) bleibt, wenn nicht verletzt oder gesperrt, auch 2005/2006 eine wichtige Personalie beim VfB. Daneben steht noch der zwischen Oktober 2005 und März 2006 verletzte Tobias Schweinsteiger (23). Enrico Neitzel (29) erzielte zwar 8 Tore, aber nur eines nach der Winterpause und wartet seit dem 19.02.2006 auf den nächsten Treffer. Er musste sich 2006 schon mehrmals mit der unbequemen Rolle des Reservisten begnügen und ringt um einen dauerhaften Stammplatz im gut besetzten Sturm der Hanseaten. Immerhin lauert hier noch mit Lars Kampf (27) ein potentieller Stammkader.

Der Trainer:
Stefan Böger (39) betreut nach wie vor die 1. Mannschaft des VfB und besitzt noch einen Vertrag bis Juli 2007. Der Vertrag mit seinem Co-Trainer Marco Grote gilt zwar bis Juli 2008, aber nur wenn der Aufstieg geschafft wird. Wie die Zukunft von Stefan Böger aussehen wird, sollte man erneut nicht aufsteigen, bleibt spekulativ, auch ob sich dieser die möglicherweise drastisch beschränkten Möglichkeiten dann antun möchte.

Das Umfeld / Stimmung / Geld:
6.181 Besucher honorierten bislang im Schnitt die Aufstiegsbemühungen der Lübecker, mehr als im Vorjahr (4.944). Damit können die Norddeutschen den fünftbesten Besuch der Staffel verweisen. In den letzten beiden entscheidenden Heimspielen dürfte die Kulisse an der „Lohmühle“ noch mal ordentliches Zweitliganiveau besitzen, denn gegen den FC Carl Zeiss Jena steht das „Aufstiegs-Endspiel“ am 36. Spieltag an sofern der VfB in Chemnitz gewinnen sollte, und zum Saisonausklang empfängt man zum Nord-Derby den VfL Osnabrück. Am 21.03.2006 sah die „Lohmühle“ den Zuschauerrekord, wie erwartet im Spitzenspiel gegen den FC St. Pauli (15.000). Gut war auch noch der Zuspruch gegen Düsseldorf (7.100), ansonsten pegelte sich das Stammpublikum beim VfB im Saisonverlauf bei etwas mehr als 4.000 Fußballfreunden sein. Den CFC wollten übrigens 4.700 sehen.

Hinter dem Vorhang blieb es im Vergleich zu den letzten Jahren unruhig. Bei einem erneuten Nichtaufstieg und ohne die Gewinnung neuer potenter Sponsoren, so wurde bereits Januar 2006 bekannt, müsse der aktuelle Etat von 2,9 Mio. EUR „drastisch heruntergefahren werden“, was wohl auf einen Haushalt unter der 2 Mio. EUR Grenze schließen lässt. Die Gehaltskosten des gut besetzten Kaders in Höhe von rund 90.000 EUR und 12.000 EUR Prämien pro Monat könnten dann auf keinen Fall mehr gehalten werden. Mit Günther Schütt (70) stieg Anfang Januar der „starke Mann des VfB“ verärgert nach Angriffen von Sponsoren aus. Er war seit 1991 Chef des Wirtschaftsrates im Verein und hatte schon mehrmals Defizite im Haushalt der Marzipanstädter mit privaten Mitteln und Darlehen ausgeglichen. Ende Januar 2006 gab es dann sogar Meldungen über einen möglichen Lizenzentzug für 2005/2006, als Ungereimtheiten in Bezug auf einen Sponsorenvertrag bekannt wurden und der VfB mit einer „Selbstanzeige“ beim DFB zur Schadensbegrenzung griff. Es knistert im Umfeld des Vereins, offensichtlich drohen nach dem möglichen erneuten verpassten Wiederaufstieg einige unerfreuliche Folgen ins Haus. Die Norddeutschen stehen deshalb schon am Wochenende in Chemnitz gehörig unter Druck...
35. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2005/2006
Samstag, 06. Mai 2006, 14:00 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 1.202
Schiedsrichter: Willenborg (Friesoythe)


Tore

Die Tabellenverläufe

Tabellenhistorie

Der Vergleich


Chemnitzer FC VfB Lübeck
28,35 %Chancen gegeneinander71,65 %
19Tabellenposition4
21
31
0,68
Pkt.
Spiele
Pkt. pro Spiel
62
32
1,94
5 (16,13 %)
20 (64,52 %)
Siege
Niederlagen
18 (56,25 %)
6 (18,75 %)
29:62
0,94:2,00
Tore
Tore pro Spiel
53:31
1,66:0,97
3:0 gegen Hamburger SV II (H)Höchster Sieg4:0 gegen SG Wattenscheid 09 (H),
Rot-Weiß Oberhausen (H)
0:5 gegen BSV Kickers Emden (A)Höchste Niederlage2:6 gegen Bayer Leverkusen II (A)
2 Niederlagen,
seit 4 Spielen nicht gewonnen
Aktuelle Serie1 Sieg,
1 Spiel nicht verloren

Die Bilanz

 ZahlSUNTore
Alle Spiele73047:8
Heimspiele32013:2
Auswärtsspiele41034:6
Ligaspiele73047:8
Pokal-/Relegationsspiele00000:0

Der Ergebnisrückblick

1995/19962. Bundesliga17. SpieltagVfB Lübeck - Chemnitzer FC0:2 (0:1)
1995/19962. Bundesliga34. SpieltagChemnitzer FC - VfB Lübeck2:1 (1:0)
2001/2002Regionalliga Nord16. SpieltagChemnitzer FC - VfB Lübeck1:0 (0:0)
2001/2002Regionalliga Nord33. SpieltagVfB Lübeck - Chemnitzer FC2:1 (0:0)
2004/2005Regionalliga Nord19. SpieltagVfB Lübeck - Chemnitzer FC2:0 (1:0)
2004/2005Regionalliga Nord38. SpieltagChemnitzer FC - VfB Lübeck0:1 (0:1)
2005/2006Regionalliga Nord16. SpieltagVfB Lübeck - Chemnitzer FC2:1 (0:1)