CFC begeistert trotz Niederlage
von Pierre Schönfeld
Der Chemnitzer FC hat das DFB-Pokalspiel gegen Alemannia Aachen mit 0:2 verloren. Doch das Spiel auf diese nüchternen Fakten zu reduzieren, würde der Sache nicht gerecht werden. Denn trotz der Niederlage haben die Himmelblauen an diesem Sonntagnachmittag gewonnen - den Respekt und Anerkennung der über 6000 vom Spiel ihrer Mannschaft begeisterten Fans. Durch Leidenschaft und engagiertes Spiel haben die jungen Wilden den Dreiklassenunterschied wettgemacht und mit etwas mehr Fortune wäre sogar ein Weiterkommen gegen den Favoriten möglich gewesen. So aber scheiterte man letztlich nur an der Cleverness und Coolness der Bundesliga-Cracks.
Das erste optische Highlight des Tages setzten die Ultras. Sie zelebrierten eine gigantische, die gesamte Südkurve überspannende, Choreo zum Thema "Festung Fischerwiese". Stilisierte Festungsmauern am Zaun, ein überdimensionales FCK-Logo unter der Anzeigetafel, flankiert von einem himmelblau-weissen Fahnenmeer und untermalt mit dem Schriftzug "Unzerstörbar Festung Fischerwiese" ergaben ein sensationelles Bild zum Einlauf der beiden Mannschaften. Großes Lob an dieser Stelle an die Macher.
Etwas defensiver als gewohnt bei den bisherigen fünf Pflichtspielsiegen begannen die Himmelblauen diesmal. Marcel Schlosser blieb zunächst auf der Bank, für ihn durfte Marco Wölfel von Beginn an ran. Der CFC begann gleich offensiv und bereits nach drei Minuten gab's den ersten Aufreger. Aachens Verteidiger Leiwakabessy hatte Kellig im Strafraum umgerissen, Bundesliga-Schiri Stark liess jedoch weiter spielen. Nur vier Minuten später eine ähnliche Situation, diesmal aber auf der Gegenseite. Adamu attackierte Aachens Sascha Rösler - dieser fiel. Elfmeter! Die Ex-Spreewaldgurke Reghecampf trat an und liess Klömich keine Chance, 1:0 für den Bundesligisten. Der CFC zeigte sich nur kurz geschockt und startete umgehend mit Gegenangriffen. Bei Kopfballchancen von Kellig (17.) und Adamu zeigte sich Aachens Keeper Nicht leider "nicht" zu bezwingen. Stattdessen gabs die nächste kalte Dusche, schnelller Konter Aachen, Flanke Reghecampf auf Rösler, der unbedrängt von der CFC-Abwehr die Kugel einköpft, 2:0 nach 22 Minuten. Clever und cool hatten die Alemannen den leidenschaftlich spielenden und optisch überlegenen Viertligisten ausgekontert und beinahe hätte es fünf Minuten vor dem Halbzeitpfiff zum drittenmal geklingelt, doch Baumann rettete nach einem Schuss von Rösler für seinen bereits geschlagenen Keeper auf der Linie.
Als die ersten Minuten der zweiten Halbzeit gespielt waren, sah es nicht so aus, als würde noch irgendwas passieren. Die Alemannen beschränkten sich aufs Verwalten der Führung und wollten offensichtlich das Ergebnis über die Runden schaukeln. Letzte Saison wäre das Spiel wohl dann auch bis zum Ende vor sich hin geplätschert, doch in diesem Jahr steht - und das spürten die 6000 Anhänger - eine ganz andere Mannschaft - und das im Sinne des Wortes - auf dem Platz. Angetrieben vom Dauersupport der CFC-Fans (Grosses Kompliment, insbes. an die Südkurve), wurde nochmal richtig Gas gegeben. Die technische feinere Klinge der Alemannen wurde mit überragender Laufarbeit und leidenschaftlichem Einsatz wettgemacht. Mitte der zweiten Halbzeit wurde Schwarz-Gelb geradezu in der eigenen Hälfte eingeschnürt und das Tor von Nicht belagert. Allein das Tor wollte trotz einiger Möglichkeiten durch Adamu sowie den eingewechselten Schlosser und Bachmann einfach nicht fallen. Der Bundesligaaufsteiger erwies sich hier als zu ausgebufft.
So blieb es am Ende bei der 0:2-Niederlage des CFC, die aber angesichts der grandiosen Leistung nur ein kleiner Wermutstropfen blieb. Entsprechend wurde die Mannschaft nach Spielschluss mit La Ola, gemeinsamer Uffta und Sprechchören gefeiert. Wenn die Jungs in der Oberliga weiterhin so auftreten wie in diesem Pokalspiel, kann es eine richtig geile Saison werden. Auf geht's - Halle wartet!
Wertung: 2,0. Packendes Pokalspiel.
Bester Himmelblauer: Sambou
Pressestimmen
Freie PresseVerlierer wie die Sieger gefeiert [..] Doch Schumann war mit seiner Meinung nicht allein: "Ich denke, wir können trotzdem stolz sein auf uns. Was gefehlt hat, waren unsere Tore." [..] Mit viel Leidenschaft kompensierten die jungen Burschen von Joachim Müller die höhere Spielsicherheit und die technisch feinere Klinge des Gegners. [..] Dass es letztlich kein
himmelblaues Wunder gab, lag am misslichen Beginn der Partie. [..] Obwohl die Gastgeber vor allem in der zweiten Halbzeit sehr gut dagegen hielten und teilweise kein Unterschied, schon gar nicht drei Klassen, zu sehen war, zeigte der Bundesligist dem CFC, was es heißt, effizient zu spielen. [..] zu guter Letzt gab es von Aachens Mittelfeldmann Matthias Lehmann noch ein Bonbon mit auf dem steinigen Oberliga-Weg: "Wenn die Chemnitzer so weiterspielen, steigen sie sicher auf."
Freie Presse ChemnitzSpiel verloren - aber Sympathien gewonnen [..] Das gibt es auch nicht alle Tage: Eine Mannschaft, die zu Hause gerade mit 0:2 verloren hat, erntet stehende Ovationen. [..] Die Gastgeber hatten das Spiel verloren - vor 6100 Besuchern aber viele neue Sympathien gewonnen. [..] Ich war von der Leistung des CFC sehr positiv überrascht. Das hätte ich ihnen ehrlich gesagt nicht zugetraut. Über weite Strecken waren die Chemnitzer sogar gleichwertig, in einigen Szenen hat das Quäntchen Glück gefehlt", sagte Ulf Mehlhorn. Solch eine Leistung lasse sich jedoch nicht so einfach auf den Oberliga-Alltag übertragen. "Ist doch klar, dass der CFC gegen einen Bundesligisten 120 Prozent gibt und
Aachen vielleicht 80 Prozent", fand Mehlhorn eine Erklärung für das zumeist ausgeglichene Spiel. [..] "Ich denke, die Jungs schaffen den Aufstieg", sagt der frisch gebackene Ehrenspielführer.
MDR Online"Wunder von Chemnitz" blieb aus [..] Bundesligist Alemannia Aachen ist für den Chemnitzer FC in der 1. Runde des DFB-Pokals doch eine Nummer zu groß gewesen. [..] Trotz der Niederlage gab's nach dem Abpfiff von den Fans Standing Ovations - die Spieler des Chemnitzer FC hatten sie sich redlich verdient.
Alemannia-Aachen.deAlemannia erledigt die Pflichtaufgabe in Chemnitz [..] Der Tabellenführer der Oberliga Nordost-Süd lieferte bis zur letzten Sekunde einen aufopferungsvollen Pokalfight ab, scheiterte im Vergleich zum Bundesligaaufsteiger aber an der Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Tor sowie an der nötigen Routine.