Spielbericht

12. Spieltag - DDR-Oberliga - Saison 1989/1990
FC Karl-Marx-Stadt
FC Karl-Marx-Stadt
3:0
BSG Stahl Brandenburg
BSG Stahl Brandenburg

Pressestimmen

FuWo

"Hoch und Tief"

Hoch und Tief, Aufstieg und Fall, Leistungsstabilität und Niveauverlust - ein weites Feld für Psychologen. Die Partie war ein Modellfall. Trotz der jüngsten Niederlagen (Erfurt 0:1, Juventus 1:2) ist der FCK in einem Stimmungshoch, wie es Surfer bei kühnsten Wellenritten auf hohen Wogen empfinden. Nach 44 Minuten ohne Ideen, gedanklicher Frische und Präzision wirkte Barsikows Abstaubertor (Zimmer faustete ihm einen 30-Meter-Freistoß vor die Füße!) wie der warme Regen nach langer Dürre. Bewegungsfußball dominierte. Locker löste man sich vom Gegner. In den freien Räumen tummelten sich anspielbereite Akteure mit dem Blick für die permanente Offensive. Die Überlegenheit wurde zur Lawine, die mit Schüssen, Ecken und Chancen auf Stahl herabdonnerte, daß den Havelstädtern angst und bange um die Resultatshöhe werden mußte.

"Ein wichtiger Sieg, der in die Mannschaftsmotivation sehr gut hinein paßt", freute sich Hans Meyer. Sarkastisch sah Gerd Struppert seine Elf "als gute Gäste und Punktespender", die dem FCK einen "Einbahnstraßenfußball gestattet hatten". Drei Distanzschüsse von Schulz und zweimal Janotta, jeweils weit vorbei; nicht eine Torchance; nur Demuth einmal im FCK-Strafraum - Stahl war in der Widerstandskraft und im Durchsetzungsvermögen tatsächlich unter aller Würde. Zunächst mutiger Widerstand, doch nach dem 0:1 gingen die Lichter aus, sorgte sich die Elf lediglich noch um das Verhindern eines Debakels. Brandenburg lebte immer von der Kollektivität der festen Stammbesatzung. Sie existierte ohne Ringk, Pahlke, Lange, Jeske nicht. [..]

(Günter Simon)


FuWo

"Mit den eigenen Pfunden wuchern?"

Die Frage ist keine rhetorische Floskel. In ihr steckt pekuniärer Ernst, wer unter den Aspekten kommerziellen Fußballs und eigenerwirtschafteter Mittel an Existenzbedingungen denkt. "Gefragt wurden wir nicht, nur darüber informiert, daß der Außenhandelsbetrieb Interwerbung das Thälmannstadion für Bandenwerbung an eine italienische Managementgruppe verkauft hat. Von den Einnahmen daraus sehen wir keine müde Mark. Dabei hätten uns die Uefa-Cup-Heimspiele gegen Porto, Sion und Juventus zwei bis drei Millionen Valutabeträge einbringen können, mit denen sich wirtschaften ließe", äußerte FCK-Klubvorsitzender Roland Hauschild seinen Unmut über die gegenwärtigen Praktiken zu Lasten des Klubfußballs. [..]

In Karl-Marx-Stadt hörte ich am Sonnabend viele über die Zugreise und den Aufenthalt in Turin schwärmen. Verständlicherweise. Doch nachdenklich wurde ich bei dem Blick auf die 3700 gegen Brandenburg und bei dem Gedanken, ob es nicht Ehrensache der Fans sein sollte, nicht nur im EC das Thälmannstadion zu füllen, sondern auch angemessen bei Punktspielen präsent zu sein? In anderen Ländern herrscht längst das Kopplungsprinzip vor, Punkt- und EC-Eintrittskarten als "Paket" zu verkaufen. Denn wie sich der FCK gegenwärtig darstellt, hat er mehr Zuschauerzuspruch - und zwar in allen (!) Wettbewerben - verdient. [..]

(-gs-)

12. Spieltag - DDR-Oberliga - Saison 1989/1990
Samstag, 25. November 1989, 13:00 Uhr
Dr.-Kurt-Fischer-Stadion, Karl-Marx-Stadt
Zuschauer: 3.700
Schiedsrichter: Stenzel (Forst)
FC Karl-Marx-Stadt
T Schmidt
A Barsikow
A D. Müller
A Bittermann
M Heidrich (78. Oehmig)
M Steinmann
M ZiffertGelbe Karte
M IllingGelbe Karte
M Köhler
S Mehlhorn
S Wienhold (78. Mitzscherling)

Trainer: Hans Meyer
BSG Stahl Brandenburg
T Zimmer
A Zschiedrich
A Demuth
A Schmidt
A FreundGelbe Karte
M BletschGelbe Karte
M SchulzGelbe Karte
M Lindner (78. Voß)
M JanottaGelbe Karte
M Gumtz (61. Wenschlag)
S Pfahl

Trainer: Gerd Struppert
Tore
1:0 Barsikow (45.)
2:0 Mehlhorn (52.)
3:0 Steinmann (72.)