Man konnte die Steine förmlich plumpsen hören, die nach Abpfiff der Partie von Mannschaft und Fans reihenweise abfielen. Endlich, ja endlich, nach einer Durststrecke von sieben sieglosen Spielen, hatte man den ersten Dreier im Jahre 2007 eingefahren und noch dazu dem FC Energie die zweite Saisonniederlage beigebracht.
Dabei waren die Vorzeichen für die Partie gegen den Tabellenführer nicht die günstigsten. Tino Vogel musste seine Abwehr umbauen, da Thönelt und Sieber verletzt ausfielen. Dafür liefen Gasser und Troschke auf, die ihre Sache wirklich gut machten.
Ca. 400 Zuschauer verloren sich in der Heimstätte des FC Energie. Darunter auch 200 himmelblaue Anhänger, welche sich mit Sicherheitsmaßnahmen der Sorte "haste noch nicht erlebt" konfrontiert sahen. So durfte der Autor am Einlass seine Fototasche samt Akkus abgeben, wobei auf die Anmerkung dass man die Akkus doch brauchen würde, schliesslich wolle man ja Bilder machen, mit der Bemerkung abgespeist wurde dass man dann eben nicht so viel fotografieren solle. Alles klar. Nach einer intensiven Leibesvisitation der Kategorie "gehen wir zu mir oder zu dir" erreichte man auf dem Einlasshindernisparcours die Disziplin "Schuhwerk" lüften. Mit geradezu detektivischem Spürsinn wurde das Schuhwerk auseinandergenommen, während der potentielle Krawallbruder in Socken danebenstand. So im nachhinein ärgerte man sich schon ein wenig, dass man keine zwei Wochen alte Socken und vergammelte Turnschuhe angezogen hatte. So hätte die rot-weisse Ordnungskraft wenigstens was davon gehabt. ;-).
Die Clubfans liessen sich vom enormen Sicherheitsbedürfnis der Einheimischen die Laune nicht vermiessen und unterstützten ihre Lieblinge mit fast durchgängigen Gesängen, Ufftas und Anfeuerungsrufen. Dafür ein dickes Lob an dieser Stelle. Das war richtig geiler Support.
Doch nun zum Spiel. In der ersten Halbzeit agierten die beiden Mannschaften auf Augenhöhe. Cottbus spielte einen Tick filigraner, die Himmelblauen hielten kämpferisch dagegen. Chancen gab es auf beiden Seiten. In der 10. Minute kam Kellig nach Flanke von Schlosser frei zum Kopfball, dieser wurde aber von Energie-Keeper Thoms pariert. Und nach 20 Minuten hatten die Himmelblauen bei einem Freistoß von Schumann bereits den Torschrei auf den Lippen, doch Thoms kratzte den Ball noch aus dem Winkel. In der 33. Minute hatte wiederum Schumann die himmelblaue Führung auf dem Fuss, als ihn de Napoli an der Strafraumgrenze anspielte, doch "Oberkörper-Standbein" standen nicht im richtigen Winkel zueinander so dass der Schuß drüberging. Auf der Gegenseite jagte Zemlin einen Freistoß aus 20 Metern nur knapp über den himmelblauen Kasten (7.) und Ex-Dynamo und Bundesligakader Jungnickel schoß im Strafraum aus spitzem Winkel am langen Pfosten vorbei (21.). Einen kollektiven Herzstillstand erlitten die Himmelblauen nach 24 Minuten - der Cottbusser Käthner hatte sich über rechts durchgesetzt und nach innen gepaßt. Dort stand Schuppan mutterseelenallein und hätte mit einem strammen Schuß die Pille nur noch einnetzen brauchen. Doch zum Glück hatte der hiesige Maulwurf was dagegen, der Ball versprang, Schuppan schlug ein Luftloch und die Chance war vertan.
Verteiltes Spiel auch zu Beginn der zweiten Halbzeit. Zuächst verzog Kelle vor dem Energie-Tor aus Nahdistanz, dann prüfte Jungnickel Klömich aus spitzem Winkel. Tomoski versuchte es daraufhin per sattem Fernschuß, der knapp über das Tor ging. Dann es waren 70 Minuten waren gespielt und Energie im Angriff. Szelesi flankte aus der Mitte herauf auf Jungnickel, welcher aus 5 Metern aber nur über den Kasten köpfte. Die Riesenchance für den Tabellenführer diesen Status zu zementieren. Doch es sollte anders kommen. Quasi im Gegenzug spielten die Himmelblauen ihren besten Angriff des Tages über Tomoski, der eine weite Flanke von rechts auf den linken Pfosten schlug, dort stand Baumann welcher nach innen köpfte, wo Kellig wie in guten alten Zeiten die Kugel unter die Latte köpfte. Halligalli auf dem Rasen und im Gästekäfig ;-). Cottbus antwortete mit wütendenen Angriffen doch die CFC-Abwehr stand an diesem Tag sicher und liess keine Möglichkeiten mehr für den Gegner zu. Fast hätte man sogar noch auf 2:0 erhöht als der eingewechselte Sinaba nach einem Konter allein vor Thoms stand, doch das Leder am FCE-Keeper und Tor vorbeischob. Quälend langsam vergingen dann die drei Nachspielminuten bevor bei Fans und Spielern grenzenloser Jubel ausbrach.
Fazit: Was wird wohl einst über diesen Auswärtssieg des CFC bei Energie Cottbus in der Vereinschronik zu lesen sein? Dass es nur ein Strohfeuer war und der CFC in den Spielen danach wieder seine Fans enttäuschte? Oder wird vom großen Wendepunkt die Rede sein, dem Tag als der Knoten platzte und eine sensationelle Aufholjagd den Club doch noch eine Etage höher kapultierte? Fakt ist, dass an diesem Sonntag endlich mal alles zusammenkam, eine starke Leistung der Himmelblauen und das notwendige Quentchen Glück vor dem gegnerischen und dem eigenen Tor. Durch den Sieg hat man die allerletzte Chance, nochmal oben einzugreifen, ergriffen, doch um den Aufstieg aus eigener Kraft zu erreichen, wurden in den vergangenen Spielen zu viele Punkte liegen gelassen. Eine Siegesserie jedoch könnte die Konkurrenz aus Cottbus, Eilenburg und Leipzig so unter Druck setzen dass dort noch der eine oder andere strauchelt und vielleicht erleben wir ja dann doch noch ein himmelblaues Sommermärchen.
