Verspätete Revanche nach fast 12 Jahren und nächstes Abstiegsduell an der Gellertstraße...
von Timo Görner
...denn vor eben knapp 12 Jahren scheiterte der CFC an den Hertha Amateuren im Halbfinale des DFB-Pokals. Wichtiger, als dieser historische Fakt, dürften aber 3 Zähler gegen einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf sein.
Die Saison 2004-2005 für Hertha BSC/A. bislang:
Es geht gegen den Abstieg wie allgemein erwartet, wobei man der Hertha U23 dabei mehr Chancen einräumte, als den Kollegen aus Bielefeld oder Wolfsburg. Bis Runde 7 blieb man sieglos, erst dann durfte man gegen den damaligen Punktelieferanten der Liga spielen und siegte folgerichtig mit 2:1 an der Berliner Cantianstraße. Das heißt eigentlich reichte es schon an Spieltag 3 zum ersten vollen Erfolg, nur hat da laut DFB Schiedsrichter Dominik Marks "mitgeholfen" und somit wurde dieses 2:1 nachträglich vor ein paar Tagen annulliert. Also blieben 5 Spiele mit einem Remis und 4 Niederlagen, wobei man so richtig allerdings nur vom 0:2 zu Hause gegen Düsseldorf enttäuscht war. Die Pleiten in Paderborn (2:4) und Lübeck (0:2) musste man einkalkulieren.
Der nächste Sieg ließ dann bis Runde 11 auf sich warten (Wolfsburg 3:0/H). Bis zur Winterpause zeigte sich ein deutlicher Aufwärtstrend, welcher den Kontakt zum rettenden Ufer herstellte und es zeitweilig sogar erreichen ließ. 18 Punkte wurden aus 10 Partien gezeitigt bei 5 Siegen. Zwischen Spieltag 14 und 20 blieb man sogar ungeschlagen und siegte 3x am Stück (Wuppertal 4:1/H, Kiel 2:1/A, Köln 4:3/H). Aufhorchen ließ man hier bei den Auftritten in Osnabrück und St. Pauli (1:1). Erst das 2:4 gegen den SC Paderborn am letzten Match der Herbstrunde in der Hauptstadt beendete dieser Serie. Einziger Auftritt im Jahr 2005 stellte das 0:0 in Düsseldorf dar. Dagegen stehen gleich 3 Spielabsagen (Bielefeld/A - das Rückspiel vor dem Hinspiel ;-), Lübeck/H, Dortmund/H). Somit ist die momentane Position der Berliner wenig aussagekräftig.
Zu Hause in 9 durchgeführten Ansetzungen präsentierte man sich ordentlich (4 Siege - 3 Remis - 2 Niederlagen). Auswärts ist die Bilanz ein wenig mager. Hier reichte es zu Siegen in Kiel (2:1) und bei Lokalrivale Union (4:3). 6 Partien gingen verloren. Allerdings wurde man wie im gesamten Saisonverlauf eigentlich nie so richtig deklassiert. Die "kleinen Herthaner" sind also eine recht unbequeme Mannschaft mit guten Chancen auf den Klassenerhalt, wenn der Trend von Mitte/Ende der Herbstrunde fortgesetzt werden kann. 34 erzielte Tore sind nicht so schlecht, 38 Gegentreffer in 20 Spielen unteres Drittel.
Verlierer der Saison 2004/2005:
Torwart Gerhard Tremmel (26) mit früheren Stationen in Liga 1 und 2 (Unterhaching, Hannover) schaffte bislang nicht den Sprung in die Profimannschaft. Und auch bei den Amateuren hat er um den Stammplatz gegen Konkurrent Nourreddine Semghoun (23) zu kämpfen, der gegen Düsseldorf wieder Nummer 1 war. "Heimkehrer" Ante Covic (29, Sturm) mit ebenfalls Stationen im höherklassigen Fußball (Saabrücken, Bochum, Stuttgart, Nürnberg, Hertha) blieb in den letzten Spielen nur die Reservistenrolle. Alexander Ludwig (21) wartet momentan nach 4 Spielen in der Vorsaison auf weitere Einsätze in der Bundesliga. Er galt als eine der Hoffnungen, dachte aber vor wenigen Wochen frustriert bereits über einen Wechsel nach.
Gewinner der Saison 2004/2005:
Der bosnische Stürmer Sejad Salihovic (20) spielt bislang eine starke Saison (11 Tore). Er wurde zuletzt im Bundesligaspiel gegen Kaiserslautern eingesetzt und gab prompt die Vorlage zum 1:1 per Freistoß. Pascal Bieler (19) konnte sich in dieser Spielzeit als Stammspieler in der Abwehr empfehlen. Ashkan Dejagah (18) im Angriff kam auch zu einem Kurzeinsatz in er ersten Liga. Warum die Hertha Amateure insgesamt in die Kategorie "Gewinner" einzuordnen sind ist in der Rubrik "Umfeld" nachzulesen.
Straße der Besten:
Angefangen wird diesmal "vorne", nämlich im Angriff: Sejad Salihovic (20, 11 Tor) und "Oldie" Sven Kretschmer (34, 6 Tor) erzielten bislang zusammen 17 der insgesamt 34 Treffer und zeichnen damit für die Hälfte der Ausbeute verantwortlich. Ashkan Dejagah (18) folgt mit 3 Toren dahinter. Im Mittelfeld ragt bislang Alexander Ludwig (21) bei 4 Torerfolgen heraus und es konnte der erfahrene Stephan Schmidt (29) überzeugen. In der Abwehr verdient neben Bieler auch noch Sofian Chahed (21) eine Erwähnung.
Ansonsten bleibt ein "Straßenbau" schwierig, da bei der Hertha U23 im bisherigen Saisonverlauf bemerkenswerte 30 Feldspieler und 2 Torhüter zum Einsatz kamen. Insgesamt standen zeitweise offiziell und inoffziell 37 Aktive im Kader dieser Saison. Somit ist eine Fluktuaktion in den Aufgeboten zwangsläufig, zumal die Berliner auch hin und wieder Erstligakicker einsetzten. Madlung, Rehmer, Marx, Dardai, Hartmann, Wichniarek durften schon mitmischen. Letzter solcher Fall war Marko Rehmer gegen Paderborn was allerdings auch nichts einbrachte.
Personalkarussell seit dem Hinspiel:
Der Kader wurde mit 5 Abgängen und nur einem Neuzugang quantitativ ein wenig eingeschränkt. Michael Hartmann (30) ging nach fast 11 Jahren Hertha (158 Bundesligaeinsätze) aufgrund fehlender Perspektiven für die 1. Mannschaft zum FC Hansa Rostock. René Tretschok (36) verschlug es in die Oberliga nach Babelsberg. Beide aktiv waren im Mittelfeld. 3 weitere Spieler aus Abwehr und Läuferbereich blieben bis dahin ohne jeden Einsatz. Einzige Neuverpflichtung ist in der mittleren Zone Nationalspieler Christopher Samba Veijeany (20) aus der Republik Kongo.
Der Trainer:
Nach wie vor ist Ex-Unioner Karsten Heine (49) für die sportlichen Geschicke verantwortlich. Seine Aufgabenstellung ist der Klassenerhalt. Dazu soll er in Zusammenarbeit mit Profi-Coach und Ex-BFCer Falko Götz Talente weiter an die 1. Mannschaft heranführen. Beide gelten als gutes Team.
Das Umfeld/Stimmung/Fans:
Der Stellenwert der Hertha U23 im Verein ist weiter steigend. Auf der einen Seite wurden in der Vergangenheit in der Amateurmannschaft eine Reihe hoffnungsvoller Spieler größtenteils erfolgreich an die Bundesliga herangeführt (Ludwig, Marx u. a.). Zum anderen dürfte man Hertha BSC aufgrund der jüngst bekannt gewordenen finanziellen Schieflage in den nächsten Jahren verstärkt auf seine Nachwuchsabteilung setzen. Ausdruck dessen war auch der Bau des neuen Amateurstadions vor dieser Saison. Für die nächste Zeit rechnet man mit Einsätzen von Salihovic, Christian Müller (21), Dennis Cagara (19, Abwehr) oder auch Stürmer Ashkan Dejagah (18) im Profikader.
Für die Heimspiele wahlweise in der Anlage am Olympiastadion oder im "Jahn-Sportpark" interessierten sich im Schnitt bislang 2.100 Besucher. Abzüglich der 15.000 vom Union-Heimspiel sind es allerdings noch rund 490. Minusrekord waren 200 Fußballfreunde gegen Paderborn, der Zuspruch pendelte sonst zwischen 300 und 600. Für den Samstag, sofern man spielen wird, steht am selben Tag das Heimspiel gegen Bielefelds Arminia im Olympiastadion an. Der Gästeblock dürfte also überschaubar sein.
