Ein verlorenes Jahr im Vogtland
von Timo Görner & Erik Büttner
Die Saison bislang:
Man wird in Plauen nicht zufrieden sein können. Zu keinem Zeitpunkt konnte der VFC an der Tabellenspitze mitmischen und hat zudem bereits 2 Trainer verschlissen. Tino Vogel musste seinen Stuhl schon nach dem ersten Spiel (Cottbus 2:3/H) räumen, Stephan Persigehl tat dies freiwillig nach dem 19. Spieltag und Rang 7 im Niemandsland der Tabelle.
Es gab ein Zwischenhoch zwischen Runde 6 und 12 ohne Niederlage (5 Siege, 14:3 Tore) und mit drei bemerkenswerten Erfolgen in Meuselwitz (6:1) und Chemnitz (2:1) sowie gegen den FC Sachsen (1:0/H). Zu diesem Zeitpunkt war die Spitze von Rang 4 und 7 Punkte Rückstand durchaus wieder in Sichtweite. Bis zur Winterpause baute Plauen dann jedoch wieder ab. 3 der 4 Spiele gingen verloren, unter anderem die "Spiele der Wahrheit" in Eilenburg (1:2) und Cottbus (0:1). 10 Zähler Abstand auf Rang 1, 10 auf Rang 14 - der VFC war ohne Aussichten nach oben und Gefahr nach unten, die Regionalligalizenz wurde dennoch beantragt.
Der Start ins Punktspieljahr 2007 begann dann mit 2 enttäuschenden Heimauftritten gegen die Abstiegskandidaten Pößneck (1:1) und Jena II (0:1). Das folgende Remis beim weiteren Kellerkind Zwickau (1:1) lies Persigehls Demission folgen. Mittlerweile lagen deprimierende 15 Punkte zwischen den Vogtländern und Rang 1. Unter Interim Jens Starke ,dem nunmehr 3. Coach der laufenden Saison, lief es bislang besser, 4 Siege, 1 Remis sowie 1 Niederlage stehen zu Buche. Die einzige Pleite erlitt Plauen ausgerechnet bei Schlusslicht Erfurt II (1:3).
Der VFC stellt den zweitbesten Angriff der Liga (39), kassierte aber ein paar Tore (29) zuviel. Die Heimbilanz sieht ganz ordentlich aus (5.), auswärts sind die Vogtländer nur Durchschnitt. Insgesamt ist das alles zuwenig, um ganz oben mitzuspielen.
Im Sachsenpokal scheiterte der VFC Plauen im Viertelfinale zu Hause an Regionalligist Dynamo Dresden recht unglücklich nach Verlängerung mit 0:1.
Verlierer der Saison:
Stefan Persigehl (45) übernahm schon nach dem 1. Spieltag das Traineramt von Vorgänger Tino Vogel, warf aber am 19.03.2007 frustriert über die sportliche Entwicklung bzw. Stagnation der Mannschaft das Handtuch. Der erfahrene Neuzugang (FC Sachsen) Gregor Berger (31/Mittelfeld) konnte sich nicht durchsetzen. Mit dem Albaner Adrian Dashi (31/Abwehr) fällt ein weiterer Routinier seit Anfang Oktober 2006 verletzungsbedingt aus. Auch den aus Jena heimgekehrten Carsten Paulick (25/Mittelfeld) erwischte das Verletzungspech. Er kam bislang noch gar nicht zum Einsatz. Svetozar Okrucky (31) musste seinen Platz im Tor nicht ganz unumstritten zum Jahreswechsel räumen.
Gewinner der Saison:
Manuel Stiefel (22/Mittelfeld) entwickelte sich zum Stammspieler. Gleiches gilt für den Ex-Chemnitzer Sascha Gillert (23/Abwehr). "Oldie" und Torjäger Andriy Zapyshnyi (35) behauptete sich auch im 11. Jahr beim VFC. Sein Sturmpartner Christian Reimann schaffte den Absprung zu einem Mitbewerber um den Staffelsieg. Patrick Schmidt (21) löste nach der Herbstrunde Stammkeeper Svetozar Okrucky ab.
Delegierungen seit dem Hinspiel:
Mit Christian Reimann (27) ging zur Winterpause für 50.000 EUR der Topstürmer zum FC Sachsen Leipzig. Bis dahin traf er in 15 Spielen 9x für den VFC. Für ihn kam vom 1. FC Dynamo Dresden der dort bei Norbert Meier ausgemusterte André Heinisch (22). Mit Ricardo Persigehl (20/Angriff) steht ein weiterer Abgang in den nächsten Tagen als Möglichkeit im Raum. Er bat die Vereinsführung Ende April um die Auflösung des bis Juli 2008 laufenden Vertrages und kam seit dem Rücktritt seines Vaters auch nicht wieder zum Einsatz, nachdem er sich Ende der Hinrunde einen Stammplatz erkämpft hatte (1 Tor).
Der Trainer:
Interimslösung bis Saisonende ist Sportdirektor Jens Starke (43), gegen den CFC 1999 noch in der Regionalliga Nordost als Spieler der Plauener aktiv. Er ist nach Vogel und Persigehl schon Trainer Nr. 3 des VFC in der laufenden Saison und wird in der kommenden Saison durch Hermann Andreev (41) beerbt, der einen Vertrag bis Juli 2008 erhielt. Zuvor hatte Ex-Trainer René Müller abgesagt.
Die Mannschaft:
Patrick Schmidt ist die Nr. 1 im Tor. In der Abwehr sind Sascha Gillert, dazu der Bosnier Faruk Hujdurovic (36), Eric Noll (31) und Kapitän Marco Hölzel (34) gesetzt. Mit Daniel Fahrenholz (27) fällt ein potentieller Defensivstammspieler nach einem Foul im letzten Derby in Auerbach bis zum Saisonende aus. Im Mittelfeld kann man wohl Robert Böhme (25), Manuel Stiefel (3 Tore), René Schulze (30), Thomas Risch (26/3 Tore) als feste Größen einstufen. Hier wurden im bisherigen Saisonverlauf Carsten Paulick und Matthias Pannach (28) vermisst, wobei Pannach zumindest seit Ende der Hinrunde wieder zum Kader und auch Stamm zählt. Zum Glück für die Plauener fiel mit Andriy Zapyshnyi (35) die "Torgarantie" nicht aus. Er traf bereits 13x in 24 Spielen und legte auch noch 5x für andere Torschützen auf. Ferner sind noch "4 Doppelpacks" zu erwähnen; beim 2:1-Hinspielsieg an der Gellertstraße war er an beiden Toren beteiligt (1 Tor, 1 Vorlage). Als Reimann-Ersatz Andre Heinisch feierte einen guten Einstand am 17. Spieltag (Tor beim 1:1 gegen Pößneck), blieb seitdem aber ohne weiteren Torerfolg. Ganz ordentlich präsentierte sich Jungspund Ricardo Persigehl, der aber auch unter den Querelen um seinen Vater litt. Kai Zimmermann (23) kämpft im Angriff nicht ganz erfolglos um einen Stammplatz, seine Bilanz bislang: 3 Tore, 2 Vorlagen. Nach dem Abgang von Reimann fehlt dem VFC ein zweiter "Knipser". Fällt Zapyshnyi aus, bleiben mit Heinisch und Zimmermann nur zwei noch relativ unerfahrene Stürmer übrig.
Mit fast 27 Jahren im Schnitt und mehreren "Ü-30" stellt der VFC einen älteren Kader, dem wohl schon in der kommenden Saison ein Umbruch bevorsteht.
Das Umfeld:
Trotz der sportlich eher wenig versprechenden Ausgangsposition Ende 2006 beantragt der VFC Plauen beim DFB die Lizenz für die Regionalliga Saison 2007/2008 und hat sie auch erhalten. Für den VFC mit seinen permanenten finanziellen Engpässen ist dies ein bemerkenswerter Fakt.
Der Zuschauerschnitt für diese Saison ist leicht rückläufig und liegt momentan bei 1.343. Gegen den FC Sachsen und den FSV Zwickau kamen jeweils gut 2.500 Besucher ins "Vogtlandstation", zum Vogtland-Derby gegen Auerbach 1.750. Ansonsten bewegte sich die Stammkundschaft beim VFC wie schon in den letzten Jahren bei knapp unter 1.000. Rechnet man am Sonntag mit gut 1.000 CFC-Freunden dürfte man insgesamt wohl rund 2.200 Zuschauer begrüßen.
Der Tiefpunkt der Stimmung im Umfeld wurde Ende März nach dem Rücktritt des umstrittenen Trainers erreicht, als der Vereinsführung nach dem zweiten Wechsel der Saison auf diesem Posten öffentlich ein schlechtes Management vorgehalten wurde. Zielpunkte der Vorwürfe waren vor allem Sportdirektor Jens Starke und Vereinschef Uwe Täschner. Der wiederum erklärte in diesem Zeitraum auch seinen Rückzug nach Ablauf der Amtszeit. Ziel der Plauener ist die dreigleisige, viertklassige Regionalliga 2008 bei gleichzeitiger weiterer finanzieller Konsolidierung, sprich dem zuletzt durchaus erfolgreichen Abbau der Altschulden. Dem VFC stehen keine leichten Zeiten bevor, aber wem geht das nicht so...
Das Stadion
Zum 7. Mal in den letzten 10 Jahren wird das Vogtlandstadion Schauplatz des Duells VFC Plauen gegen den Chemnitzer FC sein. Man könnte daher fast schon vom 2. Wohnzimmer der himmelblauen Fanschar sprechen. Den meisten CFC-Getreuen dürfte das Stadion deshalb auch bestens bekannt sein. Und nach reger Bautätigkeit um den Jahrtausendwechsel ist es in Sachen Stadionbau in den letzten Jahr recht ruhig geworden. Hier und da wurden ein paar Ausbesserungsarbeiten vorgenommen, große Veränderungen gab es aber nicht.
Und so wird sich auch am Sonntag die beschauliche Arena im besten Sonnenlicht präsentieren. Sollte das mal nicht reichen, helfen 4 Flutlichtmasten mit ihren bis zu 700 Lux abgebenden Lampen. Da aber mit Dunkelheit am Sonntagnachmittag eher nicht zu rechnen ist, werden die geneigten Zuschauer eher die das Stadion säumenden und Schatten spendenden Bäumen zu schätzen wissen. Die Gesamtkapazität von 12.000 Zuschauern wird wohl auch in diesem Duell mehr als ausreichen. Enger wird es da sicher schon auf der eigentümlichen, weil durch das Marathontor geteilten Tribüne werden, auf der bis zu 1.400 Besucher einen überdachten Sitzplatz finden. Die meisten Himmelblauen werden ihren Stehplatz im sich links an die Tribüne anschließenden Gästeblock einnehmen. Der Zutritt dorthin erfolgt bequem vom großen Parkplatz aus. Weniger komfortabel sieht es dann im Inneren aus, man sollte festes Schuhwerk tragen, denn die Traversen sind nicht gerade im besten Zustand. Die kulinarische Versorgung ist dagegen gut. Eintritt erhält man für diese Oberligapartie im Tausch gegen 5 EUR (ermäßigt 4).
Die Route
Die Strecke in die „Hauptstadt des Vogtlandes“ werden die meisten CFC-Anhänger nun mittlerweile fast schon im Schlaf beherrschen. Für die Neulinge sei der Weg trotzdem noch einmal beschrieben:
Los geht es wie immer in Chemnitz auf der A4, die man dann am Kreuz Chemnitz gleich zugunsten der A72 Richtung Hof verlässt. Man kann ab Chemnitz – je nach Wohnlage - natürlich auch gleich auf der A72 starten. An der Anschlussstelle Plauen-Ost (7) fährt man dann von der Autobahn ab und auf der B173 nach Plauen hinein. Es geht rechts vorbei am Neubaugebiet Chrieschwitz und dann nach einem weiten Bogen über die Bahn und die Weiße Elster. Unmittelbar nach dieser Brücke biegt man, der Hauptstraße und B173 folgend, links ab. Nach wenigen Metern zweigt halb rechts und den Berg hoch eine Straße ab. In diese biegt man ein, ein Wegweiser „Vogtlandstadion“ hilft bei der Orientierung. Nun muss man eigentlich immer nur gerade aus und nach einer Bahnbrücke rechts Richtung Jößnitz fahren. Bevor dann die Straße vollständig im Wald verschwindet geht es noch mal links und schon ist man auf der Straße „Nach dem Stadion“. Links vor dem Vogtlandstadion ist dann ein großer Parkplatz, der dem zu erwartenden Zuschauerzuspruch genügen sollte.
Distanz ab Chemnitz: 80 km - Geschätzte Fahrtzeit: reichlich 1 h - Empfohlener Start: 12 Uhr
Baustellenreport:
- A72 zwischen Stollberg-West (13) und Zwickau-West (9) 15 km