Serie erhalten beim "Stehaufmännchen" der 3. Liga...
von Timo Görner
...sollte das Ziel unserer Jungs am Samstag sein. Es lockt das 10. Spiel in Folge ohne Niederlage. Es wird kein Selbstläufer bei einem "trotzigen Gegner". Zudem gilt es die letzten 3 Auftritte dort vergessen zu machen. 3 Niederlagen in Folge, wobei vor allem die im Jahr 2003 schmerzte.
Die aktuelle Saison unseres Gegners bislang
Angesichts der Fastinsolvenz inklusive Zwangsabstieg in Regionalliga oder tiefer, sowie personeller Turbulenzen aufgrund der Rettung erst in fast letzter Minute, ging 03 mit einer schweren Hypothek in die Saison. Mehrere Leistungsträger hatten den Club aufgrund der wenig optimistischen Prognosen verlassen, die sportliche Leitung musste quasi "über Nacht" eine drittligataugliche Mannschaft aufstellen.
Angesichts dieser Voraussetzungen verdient das bisherige Abschneiden ein Lob. Babelsberg ist in Richtung Klassenerhalt unterwegs, kann diesen vor dem Saisonfinale perfekt machen. Als 12. hat der SV ein Polster von 9 Zählern auf Platz 18. Der Saisonstart verlief verheißungsvoll: Beim derzeitigen Tabellendritten Regensburg wurde gepunktet (1:1), Erfurt deutlich besiegt (3:0). Das Niveau konnte man (erwartungsgemäß) nicht halten. Nach dem 1:2 im Hinspiel hatten die Potsdamer das Spiel 7 in Folge ohne Sieg absolviert, von 2 ging es runter auf 15. Bis zur Winterpause konnte man sich straffen und mehrere Achtungszeichen setzen. So musste sich im Karl-Liebknecht-Stadion Osnabrück (2:1) geschlagen geben. Bemerkenswerter aber die Gastspiele: Siege in Aalen (3:1) und Erfurt (3:2) ließen aufhorchen. Weniger überraschend, aber am Ende eventuell entscheidend, war der Sieg in Jena (2:1). Vor der spielfreien Zeit konnte Babelsberg durchaus zufrieden sein. 28 Zähler aus 21 Begegnungen war mehr als erwartet, es gab sogar vereinzelt Träume vom Husarenstück 2001 mit Aufstieg in Liga 2.
Die wurden nach dem Start 2012 schnell zu den Akten gelegt. Aus den ersten 4 Duellen zeitigte man nur 1 Zähler, immerhin in Saarbrücken (2:2) – nach 2:0-Führung. Ernüchternd waren das Debakel in Heidenheim (0:5) wie die Heimauftritte gegen Münster und Burghausen (0:2). Die Abstiegszone war durch die Schwäche der "Teams unten" aber nur ein klein wenig näher gerückt. Statt 9 Punkte waren es immerhin 8. Die Negativserie wurde in Unterhaching (2:1) gestoppt und ein wichtiger Dreier eingefahren. Die Ausgangsposition ist bei 32 Punkten solide und es könnten 3 weitere Siege für den Klassenverbleib aus den 12 Begegnungen reichen.
Heimstärke sieht anders aus: Nur Bielefeld und Bremen II sind schwächer, Jena gleichauf. Erst 4 Siege wurden im "Karli" gezeitigt, 2012 wartet man noch auf Sieg Nr. 1. Das letzte Heimtor erzielte Markus Müller am 03.12.2011 in Minute 69 gegen Wehen/Wiesbaden zum 3:2-Sieg. Mit 17:20 Toren zeigt man sich auf eigenem Rasen geizig beim "Tore schießen" - mehr Gegentore hat nur Bremen II kassiert. Auswärts steht Babelsberg vergleichsweise deutlich besser da, stellt bemerkenswerterweise das sechstbeste Team. Der Erfolg in Unterhaching war Auswärtssieg 4 bei 4 Niederlagen. 18:22 Tore wurden verbucht, Rang 3 für die Offensive und 11 für die Defensive. Eine gute Offensive (36) und Gastspielbilanz sind bislang die Stärken der 03er. Defizite liegen in der Heimbilanz und Defensive.
Runde 1 im DFB-Pokal verlief relativ unspektakulär gegen Zweitligist Duisburg (0:2). Im Landespokal tritt man am 04.04.2012 bei Oberligist Optik Rathenow an. Bei möglichen Gegnern wie Süd-Oberligist Luckenwalde, Landesligist Eintracht Teltow, sowie den Verbandsligisten SV Falkensee-Finkenkrug und SG Laubsdorf sollte auch in der kommende Saison DFB-Pokal in Babelsberg stattfinden.
Delegierungen seit dem Hinspiel
Es gab 3 Veränderungen. Der vielversprechende Neuzugang im Sturm, Malick Bolivard (24) verließ 03 bereits wieder Oktober 2011. Er schaffte nicht den Durchbruch und hat aktuell keinen neuen Arbeitgeber. Für die Abwehr kam im Oktober 2011 der Kroate Zlatko Hebib (21). Letzte Station bis zum Juli war der Schweizer Zweitligist Yverdon-Sport FC. Er stammt aus der Nachwuchsabteilung der Grasshoppers Zürich, hat einen Pass der Eidgenossen. In der Winterpause stieß Mittelfeldspieler Lennart Hartmann (20) aus Aachen zum SV. Seine Heimat ist Hertha BSC, kam dort 2008 bis 2010 zu 3 Spielen in der 1. Bundesliga. Bei der Alemannia kam er gar nicht zum Zuge.
Der Trainer
Dietmar Demuth (57) hat nach wie vor das Sagen als Coach. Sein Vertrag wurde nach längerer Hängepartie erst vor wenigen Tagen bis Juli 2013 verlängert. Mehrere Spieler hatten ihren Verbleib von dieser Entscheidung abhängig gemacht.
Die Mannschaft
Im Tor gibt´s einen Zweikampf zwischen Daniel Zacher (23) und Marian Unger (28). Bis Spieltag 9 stand Unger im Kasten, vor Unterhaching dann Zacher. Mit Unger, dem Stammkeeper der Vorsaison, war Demuth nicht richtig zufrieden. Nach Heidenheim (0:5) rutschte er gegen Haching dann etwas überraschend wieder in den Stamm. Aufgrund der zeitweisen Verbannung auf die Bank lässt der Ex-Magdeburger eine Vertragsverlängerung offen. Die Abwehr sieht Matthias Rudolph (29), Matthias Kühne (24), Zlatko Hebib (20), Rico Morack (24) und Ronny Surma (33) vorn. Im Mittelfeld trifft dies auf Benjamin Kauffmann (23), Dominik Stroh-Engel (26), den Ukrainer Anton Makarenko (23), Julian Prochnow (26) und den Deutsch-Kasachen Sergej Evljuskin (24) zu. Dahinter kommt das "03-Inventar" Almedin Civa (39). Der Bosnier spielt seine mittlerweile 8. Saison seit 2000 beim SV, kommt in dieser Spielzeit vorzugsweise als Reservist zum Einsatz. Lennart Hartmann (20) erhielt 2012 3x das Vertrauen von Demuth. Herausragend ist Dominik Stroh-Engel: 9 Toren, darunter 5 Elfmeter, und 4 Vorlagen. Makarenko erwies sich ebenfalls als torgefährlich, zeichnete für 5 Treffer verantwortlich und legte 6x auf. Im Angriff kann Demuth auf Markus Müller (23) bauen. Bilanz: 9 + 3. 2012 reichte es aber noch nicht zum Torerfolg. Nicolas Hebisch (21) kommt als derzeitige Nr. 2 im Sturm daher. Da Demuth meist nur mit 1 Spitze agiert, darf Hebisch selten in der Startelf ran. In Unterhaching durften zuletzt beide von Anfang an ran, Hebisch traf zum 1:0. Damit ist der Angriff unseres Gegners vom Samstag bereits beschrieben. Momentane Ausfälle sind Abwehrspieler Florian Grossert (26/Leistenprobleme) und Christian Groß (23) im Mittelfeld. Er zog sich zu Saisonbeginn einen Kreuzbandriss zu. Trotz der Probleme nach der letzten Saison gelang es einen soliden Kader aufzustellen, der Drittligaansprüchen genügt. 24,7 Jahre im Schnitt und 26 Akteure (3 Torhüter) sind jeweils "Durchschnitt".
Die Einkaufsbilanz
18 Neue galt es bis heute erfolgreich einzubauen. Von denen konnten sich Müller, Kühne, Kauffmann, Morack und Evljuskin bis jetzt etablieren. Grossert war bis zu den Verletzungsproblemen ebenfalls gesetzt. Zlatko Hebib gelang dies vorerst auch, Lennart Hartmann ebenfalls. Müller erwies sich als "guter Griff", ist die klare Nr. 1 im Sturm und einer der besten Angreifer dieser 3. Liga. Fazit: ganz ordentlich, 5 Akteure kamen immerhin aus Nachwuchsmannschaften. Als Flop erwies sich Bolivard und er ist ja bereits wieder weg.
Gewinner der Saison
Für Markus Müller (23) war die Saison 2010/2011beim HFC nach einer starken Spielzeit davor ein eher "verlorenes Jahr" mit lediglich 8 Spielen, nur 2 in der Startelf. 1 Spielklasse höher ist er nun Stammspieler.
Prognose
Die Chancen für den Klassenerhalt stehen nicht schlecht. In der Herbstrunde wurde "gut Speck dafür angesetzt". Bei aktuell 32 Zählern und noch 12 Duellen könnten 3 Siege bereits reichen. Kann man die Heimbilanz nicht aufbessern, könnte es noch mal richtig eng werden. Entscheidend dürften die Auswärtsspiele in Oberhausen, Bremen II und Darmstadt werden. Dem Team ist zuzutrauen hier zu punkten. Tipp deshalb: Platz 14 bis 16.
Das Umfeld
Die Stimmung war auch schon mal besser. Aktuell liegt der Zuschauerschnitt in der kleinen Arena in der Landeshauptstadt Brandenburgs bei knapp unter 2.000. Ein für Babelsberger Verhältnisse deutlicher Rückgang gegenüber den 2.800 in der Vorsaison. Erfurt lockte zum Heimauftakt ordentliche 3.500 ins "Karli", Osnabrück 2.700. Die Tendenz der letzten Heimspiele - Wetter hin oder her - stimmt für den finanziell nach wie vor hart kämpfenden Club bedenklich. Burghausen lockte lediglich 1.300 zahlenden Besuchern, Münster 1.500 Interessenten. Gegen den CFC und Jena erhofft man sich in den nächsten beiden Heimspielen wieder mehr Besucher. Am Samstag könnte man die 2.000 wieder packen. Gegen Jena darf man für 5 EUR ins Stadion (+ VVK Gebühr) - auch die Gäste übrigens. Ob es sich am Ende im wahrsten Sinne des Wortes "auszahlt", wird man sehen. Vermutlich nur ab 3.000 Besuchern. Die hätte man wohl auch ohne die Aktion erreichen können.
Die Besucherzahlen sind auch deshalb ein wenig ärgerlich, weil die Spielstätte der Blau-Weißen nach diversen Umbaumaßnahmen ein kleines "Schmuckkästchen" geworden ist. Die Maßnahmen mit Kosten von insgesamt 8 Mio. EUR waren mit Problemen verbunden. Das Budget ließ die Rasenheizung für 400.000 EUR doch nicht zu, der Zeitplan konnte nicht eingehalten werden. Es entstand eine neue Osttribüne gegenüber des Gästeblocks, komplett überdacht. Die Haupttribüne wurde aufgemöbelt, bietet jetzt 2.000 Zuschauern Platz. Neue Geschäftsstellenräume, das Hauptgebäude mit neuen Umkleidekabinen, ein Kunstrasenplatz sowie ein weiterer Naturrasenplatz als Trainingsgelände. Dazu wurden Cateringeinrichtungen und Sanitäreinrichtungen für Heim- und Gästezuschauer neu geschaffen. Aktuell fasst das "Karli" exakt 10.786 Zuschauer.
