Wieder mal Pokal im "alten Plache"...
von Timo Görner
...denn nach 2 Jahren stellt sich der CFC erneut zum Sachsenderby im altehrwürdigen Stadion im Leipziger Südosten vor. Und erneut liegt nur eine Liga zwischen beiden Gemeinschaften.
Die letzte Saison unseres Gegners
...endete mit dem wochenlang nicht mehr für möglich gehaltenen Sprung in die Regionalliga. Dass es trotz Rang 6 für den direkten Aufstieg reichte, war anderen geschuldet. Erfurt und Jena durften ihre II. als Drittligisten nicht in Liga 4 entsenden. Dynamo verzichtete darauf.
Der Start in die Oberligasaison misslang, die ersten 4 Begegnungen blieben tor- und sieglos. Stark die Gegner, mit Auerbach, Bautzen, Zwickau standen 3 Mitkonkurrenten auf die obersten Plätze auf dem Plan. Den Beweis der Spitzenmannschaft blieb man schuldig. Auftaktniederlage beim VfB (0:1), nach ordentlicher Vorstellung. Solide das Bautzen-Gastspiel (0:0). Bitter die Heimpleiten gegen unsere II (0:2) und Staffelsieger Zwickau (0:3). Lok befand sich im Hintertreffen fernab der Aufstiegsplätze. So chaotisch diese Saison verlief – mit den Insolvenzen der Teams aus Dresden-Nord und Gera inklusive deren Ausstiege – so launisch präsentierte sich Lok. Es überwogen die unbefriedigenden Leistungen, viel Schatten bei wenigen Lichtblicken wie in Erfurt (4:0) oder Gotha (5:0). In Aue wurde man deklassiert (0:5), dazu blieb man in den letzten 3 Heimspielen vor der Winterpause sieglos. Jena II (1:2), der spätere Endspiel-Gegner Fortuna Chemnitz (0:1) holten sich 3 Punkte, Auerbach (0:0) einen wichtigen Zähler. Anfang Dezember, unmittelbar vor dem Spiel gegen den VfB, wurde Trainer Mike Sadlo entlassen.
Anfang Januar übernahm Willi Kronhardt die "Mission Impossible ". Unter dem Ex-Cottbuser gelang ein guter Start beim designierten Staffelsieger (1:1). "Lok begann zu dampfen", legte 5 Siege bei 15:0 Toren hin. Gegen Aue II (2:0) gelang die Revanche, Mitkonkurrent Erfurt II (3:0) wurde erneut deutlich geschlagen. "Pflichtsiege" in Piesteritz (4:0), gegen Gotha (3:0) und in Luckenwalde (3:0) rundeten das Bild ab. Optimismus war geboren, zumal sich abgezeichnete, dass eventuell schon Rang 6 zum Aufstieg reichen sollte. War es zu viel Selbstsicherheit, oder wollten manche aus beruflichen Gründen den Sprung in die Regionalliga nicht (wie Kronhardt mutmaßte), man kam ins Trudeln. 4 Pleiten am Stück brachten das Ziel in Gefahr. Unsere II. nahm auch im Rückspiel (2:1) alles mit, beim Auftritt in Dresden (0:3) blieb man chancenlos. Peinlich die Heimpleite gegen Kellerkind Halle 96 (1:2). 3 Spiele vor Finale war man dennoch aus eigener Kraft zum Aufstieg als 7. in der Lage. Zwickau und Auerbach "waren durch", die anderen 4 Teams davor konnten oder wollten nicht. Den ersten "Matchball" setzte man in Jena (2:1), den zweiten gegen Dynamo II (2:1). Gegen harmlose Fortunen war es relativ problemlos, mit dem dritten Sieg in Folge alles klar zu machen und die Relegation zu vermeiden. Grundsteine für den 6. Platz waren die Auswärtsstärke – nur Zwickau holte mehr – und eine gute Defensive als drittbeste Gemeinschaft.
Im Sachsenpokal war im Achtelfinale Endstation beim FSV Zwickau (1:2).
Delegierungen für diese Saison bislang
8 Akteure verabschiedeten sich, 10 kamen hinzu. Eine Art "kontrollierter Umbruch" also.
In der Abwehr ging Martin Schuster (25/FC Zandt) in die bayrische Bezirksliga. Im Mittelfeld zog es Tino Schulze (20) zu Staffelkonkurrent Halberstadt. Den Mazedonier Ivan Ristovski (21) in die Heimat zu Erstligist Rabotnicki Skopje. Im Angriff wurde Benjamin Fraunholz (27) in die II. delegiert. Der Franko-Senegalese Djibril N´Diaye (22) wechselte zum Ligarivalen Torgelow. Jiri Masek (34) siedelte zum USV Oed/Zeillern in die 3. Österreichische Liga über. Das die Akteure, die zumindest zeitweise zum Stamm zählten. Ristovski war 4x als Torschütze erfolgreich, Fraunholz 6x. Masek zählte in der Anfangsphase der Saison zu den Anfangsformationen, kam in 10 Einsätzen auf 3 Tore.
Der bekannteste unter weitestgehend nichtssagenden Neuen ist ein "alter Bekannter". 5 kamen aus dem Nachwuchssektor. 2 aus der Sachsenliga, 2 der aktuellen Oberliga und 1x war die Regionalliga Süd "Zulieferer". Für das Tor stieg Alexander Czempik (21) aus der II. auf. In der Abwehr wurden aus der Sachsenliga Patrick Grandner (24/Hohenstein-Ernstthal) und Alexander Bury (20/Leipzig-Leutzsch) verpflichtet. Hinzu kommt der Grieche Alexis Theodosiadis (23) vom FSV Frankfurt II aus der Regionalliga Süd. Im Mittelfeld stieß Tino Oechsner (28) vom Lokalrivalen RB II dazu, ferner Andy Wendschuch (24/Bautzen) sowie Kevin Walthier (21/Nürnberg II). Bekanntester Neuer war mit Steve Rolleder (29/Fortuna Chemnitz) ein ehemaliger Himmelblauer, mit der Vita von 105 Drittligaspielen (15 Tore). Er empfahl sich mit 15 Treffern. Fatih Alemdar (23) landete im "Doppelpack" mit Theodosiadis. Albert Spahiu (21) kam aus Mainz von der II. der 05er. Alles kein Vergleich zum Erzrivalen vom Zentralstadion.
Der Trainer
Marco Rose (36) ist der 4. Trainer innerhalb von von 23 Monaten. Er übernahm nach dem überraschenden Rücktritt von Willi Kronhardt, keine 24 Stunden nach dem Sieg in Chemnitz. Er spielte bis Juli 2000 beim damaligen VfB Leipzig, ging nach der verpaßten Qualifikation für die neue Regionalliga Nord zu Hannover 96. 2002 folgte der Wechsel zum FSV Mainz 05 und 2004 der Aufstieg in die 1. Bundesliga, in der er immerhin 65 Spiele absolvierte. Ab 2009 kam er nur noch in der II. zum Einsatz. 2010 dann der Trainer-Start als Co der U23. Juli 2012 die Rückkehr nach Leipzig.
Die Mannschaft
Im Tor dürfte am Samstag Christopher Gäng (24) stehen, 2008/2009 (1x) für Hertha BSC in Liga 1 im Kasten. In der Abwehr sind Kevin Kittler (31), Markus Krug (24), Kapitän Jens Werner (29), Alexis Theodosiadis (23) und Patrick Grandner (24) als etabliert. In der Defensive ist man gut aufgestellt. Gäng (Hertha BSC II), Kittler (FC Sachsen Leipzig) haben bereits 3. Liga gespielt. Werner kennt die 4. Liga aus Halle, Theodosiadis vom FSV Frankfurt/M. II. Im Mittelfeld finden sich Felix Bachmann (26), Sebastian Seifert (27), Albrecht Brumme (22) und Kevin Walthier (22) als "Gerüst". Dahinter kommt Andy Wendschuch (24). Für Felix Bachmann ging es nach dem Abschied 2009 vom CFC – wo ihm der Durchbruch leider nicht gelang – für 2 Jahre zum VFC Plauen. Bilanz: 45 Einsätze, 7 Tore. 2011 der Wechsel eine Etage tiefer. Im Angriff ist Neuzugang Fatih Alemdar (23) der erfolgreichste Akteur mit 2 Treffern in 6 Spielen. Rico Engler (25) benötigte dafür 1 Spiel mehr. Dahinter sieht es derzeit mager aus, Steve Rolleder ist noch ohne Torerfolg. Albert Spahiu (22), Andre Stratmann (21) und Christoph Schulz (23) sind bislang "Ergänzungsspieler". Hier muss vermutlich noch mal nachgebessert werden. 26 Spieler sind das drittstärkste Aufgebot der Staffel, hinter "Krösus" RB Leipzig (28) und Hertha BSC II (27). Denkbar, dass Neuverpflichtungen in der Winterpause quantitativ adäquate Abgänge voraussetzen.
Die aktuelle Saison bislang
Lok steckt im Abstiegskampf, was nicht unbedingt überrascht. Schließlich kam man "durch die Hintertür" in die Regionalliga und die Mittel für Top-Neuzugänge fehlen. Schmal ist aktuell das Polster auf die Abstiegsregion. Auswärts ist man ohne Punktgewinn, kam auch noch nicht mal zu einem Tor - weder zweimal in Berlin bei Herthas II und dem Berliner AK, noch in Zwickau. Alle Niederlagen erfolgten knapp, aber insgesamt nicht unverdient mit 0:1. Über Wasser halten 2 Heimsiege, einer als "Pflichtsieg" gegen Mitaufsteiger Torgelow (3:1). Der andere durchaus überraschend (zeitweise mit 9 gegen 11) gegen Drittligaabsteiger Jena (1:0). Die Pleite im Lokalderby gegen RB nicht unbedingt sensationell, schmerzlich hingegen das 0:1 gegen Cottbus II - einem potentiellen Mitkonkurrenten im Abstiegskampf. So gesehen kommt dem Spiel nach Chemnitz gegen Union II enorme Bedeutung zu, dann steht nur ein Sieg zur Debatte. 5:8 Tore sprechen für eine solide Defensive, aber die zweitschlechteste Offensive. Auswärts und offensiv muss man deutlich zulegen, will man die Regionalliga halten. Ob die Mittel verfügbar sind, gegebenfalls noch mal nachzulegen, wird sich zeigen. Steve Rolleder z. B. war hier bislang nicht die erhoffte Verstärkung.
Das Umfeld
Die Zeit der großen Euphorie mit dem Weg aus der Kreisklasse bis in die Oberliga ist vorbei. Gelegentlich demonstriert man aber noch den "Kult-Club", wie am letzten Spieltag der Vorsaison an der Gellertstraße, als fast 3.000 die Blau-Gelben zum Aufstieg brüllten. Das bemerkenswerte Ende einer Saison, in der die Mannschaft den Anhang mehr als einmal eher enttäuschte. Der Zuschauerschnitt lag bei 2.951 Besuchern, also sogar unter dem Ansturm beim Finale. Den größten Run auf die Stadionkassen erlebte man mit 6.534 im letzten Heimspiel gegen die II. der SG Dynamo Dresden, ausgetragen in der WM-Arena von 2006. Im "Plache" befürchtete man erhebliche Probleme bei der Austragung. Aue II lockte noch mal 3.705 an, Bautzen 3.438 und Wacker Gotha derer 3.277. Das lag über dem Schnitt, mager der Zuspruch mit 1.780 gegen Fortuna Chemnitz und 1.771 gegen den VfB Auerbach, als man sportlich deutlich hinter den Erwartungen lag.
Ein Grund für den ausbaufähigen Besuch dürfte die Heimstätte sein. Die traditionsreiche Arena im Leipziger Südosten ist in der Regionalliga nur noch für 7.000 Zuschauer zugelassen, ein paar wenige Kilometer weiter in der gleichen Stadt spielt die Nr. 1 der Stadt in einem komfortablen Stadion. Mehr als "Flicken am Plache" ist nicht drin, so kursieren mittlerweile Pläne für den Neubau einer zweitligareifen Spielstätte für 15.000 Besucher. Dauerhaft in den "Bullenstall", wie gegen RB, Jena und Magdeburg will man jedenfalls nicht umziehen. Aktuell kann Lok die meisten Zuschauer dieser Staffel aufbieten, liegt mit 8.407 knapp vor RB. Zieht man allerdings die 24.795 vom Ortsderby gegen die Rot-Weißen ab, bleiben noch 2.943 im Schnitt. Probleme im Umfeld machen nach wie vor Teile der Fans. Beim Leipziger Derby rasteten mehrere vermeintliche und echte Lok-Anhänger vor den Toren des Zentralstadions aus. Wie der Weg des mehrfachen FDGB-Pokalsiegers und EC-Finalisten von 1987 weiter gehen wird, bleibt spannend. Aktuell steht man sportlich, wirtschaftlich und auch vom Zuspruch her deutlich im Schatten des "Produkts RBL". Die 3. Liga erscheint auch für die kommende Spielzeit meilenweit entfernt.