Heimfinale 2015 mit Mittelfeldduell…
von Timo Görner
...denn auch der VfR Aalen steckt derzeit im eher uninteressanten Bereich der Tabelle, nachdem man durchaus mal oben mit dran war. Zuletzt war Sand im Getriebe und es reichte es nur zu 8 Punkten aus 9 Begegnungen mit einem Heimsieg.
Die aktuelle Saison unseres Gegners
Nach dem enormen personellen Umbruch infolge des Zweitligaabstiegs waren die Ziele und Prognosen vage. Irgendwie ist der bisherige Verlauf und die Platzierung passend: Der VfR rangiert momentan im Niemandsland auf Rang elf ohne Kontakt nach oben wie unten und befindet sich derzeit eher im Abwärtstrend bei nur einem Sieg aus den letzten neun Begegnungen mit drei Niederlagen auswärts.
Nach den ersten sechs Spielen geizte man mit Toren, stand defensiv aber sehr sicher bei 3:3 Toren und sieben Punkten. Im eigenen Stadion blieb man gegen den CFC (0:0), Osnabrück (1:0) und Rostock (1:1) ohne Pleite. Auf Reisen sieglos verlor man knapp im Absteigerduell in Aue (0:1). Es schloss sich die beste Phase der Saison mit einer soliden Serie von vier Spielen mit zehn Punkten sowie 9:2 Toren an. Die Süddeutschen zeigten sich plötzlich offensiv stark mit Siegen im Nordosten bei Cottbus (4:0) und in Magdeburg (2:1). Zu Hause wurde Wehen Wiesbaden (3:1) deutlich besiegt, aber gegen Kiel (0:0) nicht gewonnen. Mit Rang vier und 17 Zählern war man an Platz drei dran und sollte sich danach von dort schrittweise verabschieden. In Dresden (0:4) ging man unter, zwei weitere Schlappen auf des Gegners Platz ohne Tor in Großaspach (0:2) und Mainz (0:1) folgten dem. In Würzburg bewiesen die Schwarz-Weißen Moral und egalisierten zweimal einen Rückstand (2:2). Im eigenen Stadion durfte noch einmal beim 1:0 gegen Stuttgart II gejubelt werden. Gegen Halle und Münster (jeweils 0:0) war nicht mehr drin und auch kein Sieg gegen Erfurt (2:2). Am letzten Wochenende erzielte man selber das Tor zum 1:1 und gab damit zwei Punkte aus der Hand. Die Spitze mit sechs Punkten auf Rang drei ist deutlich weiter weg als noch vor neun Spieltagen. 6:12 Tore wurden aus diesen verbucht, die Defensive zeigte sich etwas anfälliger als zu Saisonbeginn.
Aalen ist neben Aue das einzige Team, was zu Hause noch unbesiegt ist, holte aber aus neun Begegnungen durch sechs Remis nur 15 Punkte. Zuhause stellen die Schwaben die zweitbeste Defensive mit 4 Gegentoren, haben aber auch nur 8 Treffer erzielt. Auf Reisen ist man Durchschnitt der Liga, gewann zweimal im Nordosten. 10 Remis kann keiner überbieten. Ironie der Geschichte, dass mit Wehen Wiesbaden einer der Ex-Vereine des Trainers mithalten kann. 18:17 Tore sprechen für eine harmlose Offensive und dafür starke Defensive als drittbeste Mannschaft. Mehr als 2 Gegentreffer wurden nur in Dresden gefangen.
Im DFB-Pokal lieferte sich der VfR ein kurioses Elfmeterschießen mit dem 1. FC Nürnberg (1:2). Dieser Wettbewerb war auch für 2016/2017 das klare Ziel. Das Aus kam in Runde drei des Landespokals beim "Favoritenschreck" FV Ravensburg (0:1).
Delegierungen seit dem Hinspiel
Aus der Abwehr zog es den Kanadier Andre Hainault nach zwei Spieltagen (29) zum 1. FC Magdeburg, er ist dort Stammspieler. Aus dem Mittelfeld kehrte Thomas Steinherr Mitte August (22) nach Unterhaching zurück. Ende August folgte dann der bislang letzte Abgang mit Maximilian Oesterhelweg (25), er spielt mittlerweile bei der SV Elversberg in der Regionalliga Südwest.
Als Neuer kam am 29. August 2015 mit Gerrit Wegkamp (22) ein Talent für den Angriff vom FC Bayern München II aus der Regionalliga Bayern. Der Ex-U20 Nationalspieler stammt aus der A-Jugend des VfL Osnabrück. Danach ging es von der Profimannschaft des VfL zu Fortuna Düsseldorf und den MSV Duisburg in Liga zwei und drei, wo aber der große Durchbruch verwehrt blieb. Vergangene Saison erzielte er 15 Tore für die Münchner bei 34 Einsätzen.
Der Trainer
Peter Vollmann (57) hat nach wie vor das Sagen als Chef der ersten Mannschaft. Er betreute einige Gegner des CFC in der Vergangenheit mit Kiel, Braunschweig, Münster, Fortuna Köln, Uerdingen, Rostock und nun Aalen. Sein Vertrag endet mit dieser Saison.
Die Mannschaft
Nummer eins im Tor ist Daniel Bernhardt (30), seit mittlerweile fast sechseinhalb Jahren beim VfR und auch in der Aufstiegssaison 2011/2012 gegen den CFC im Kasten.
Die Abwehr sieht Kapitän Markus Schwabl (25), Fabian Menig (21), Sebastian Neumann (24/2), Routinier Oliver Barth (36) und Thorsten Schulz (30) als die Etablierten. Mit dem Griechen Alexandros Kartalis (20/1) spielt ein junger Akteur aus dem Regionalliga-Bereich der Vorsaison (Fürth II) eine für ihn gute Saison, er konnte sich mehrmals für die Stammformationen empfehlen. Das gilt auch für Dennis Chessa (23), den jedoch eine Verletzung zuletzt aus dem Rennen warf. Beim 1:1 in Bremen begann Vollmann als bekannt experimentierfreudiger Coach mit einem 3-1-2-2-1-1, gerne von Taktikfans als "Tannenbaum" bezeichnet. Menig, Barth, Neumann starteten "ganz hinten", Robert Müller (29) als "Vorstopper" vor der Dreierkette. Davor wiederum links und rechts Schwabl und Schulz. Im nominellen Mittelfeld haben sich der Ex-Erfurter Dominick Drexler (25), Robert Müller (29) und Maximilian Welzmüller (25) etabliert. Drexler glänzt hier mit fünf Toren und fünf Vorlagen, zuletzt gegen die Thüringer. Er ist erfolgreichster Torschütze der Schwarz-Weißen, zählte allerdings in den letzten drei Begegnungen nicht zum Kader.
Etatmäßige sechs Stürmer stehen im Aufgebot, von denen aber der eine oder andere im offensiven Mittelfeld wirbeln darf, wie Anton Fink. Hier fehlt aber der "Knipser". Die beste Quote kann der Finne Mika Ojala (27) mit drei Toren in 15 Spielen aufweisen. Er liegt knapp vor dem Ex-Leipziger Matthias Morys (28) mit ebenfalls drei Treffern aber einem Spiel mehr. Der letzte Neuzugang Gerrit Wegkamp (22/1) sowie Michael Klauß (28/1) und Steffen Kienle (20/1) kommen dahinter. 24 Spieler stehen momentan im Kader. Mit 24,5 Jahren liegt der VfR-Kader unter dem Schnitt des CFC (25,3).
Das Krankenlager
Dennis Chessa (23/Abwehr) fällt seit drei Spielen wegen einer Meniskusverletzung aus, Rückkehr unbekannt.
Die Einkaufsbilanz
14 Spieler sind bis heute verpflichtet worden. Von denen konnten sich Schulz (Münster), Menig (Freiburg II), Schwabl (Unterhaching), Robert Müller (Wehen Wiesbaden), Mika Ojala (FC Inter/Finnland) und Morys (Großaspach) als Stammspieler etablieren. Ganz ordentlich läuft es auch für Alexandros Kartalis (20/Greuther Fürth II). Gerrit Wegkamp musste in den letzten vier Spielen als "Joker" agieren und hat den Durchbruch in der Dritten Liga beim VfR noch nicht ganz geschafft. Mehr hat man sich sicherlich von Randy Edwini-Bonsu (25/Stuttgarter Kickers) versprochen. Er spielt bislang kaum eine Rolle. Gesamtfazit: nicht so schlecht eingekauft, der große "Volltreffer" ist aber irgendwie nicht zu finden.
Prognose
Mit Auf- und Abstieg wird Aalen wohl weniger zu tun haben. Die Stärke aus der Aufstiegssaison 2011/2012 erreicht man derzeit nicht. Es reicht am Ende für einen einstelligen Tabellenplatz. Tipp: Platz 8 bis 10.
Das Umfeld
Die Lizenz für die Dritte Liga nach dem Abstieg mit zuvor drei Jahren Zweitklassigkeit war bekanntermaßen ein Kraftakt und nur erreicht durch die erneute persönliche finanzielle Zuwendung von Vereinschef Berndt-Ulrich Scholz, der nach dem feststehenden Abstieg eigentlich nichts mehr beisteuern wollte. Große Sprünge für den sofortigen Wiederaufstieg waren erst einmal nicht drin. Der Etat ging auf rund 5,5 Millionen EUR zurück.
Dennoch konnten 3.100 Dauerkarten für die Saison 2015/2016 abgesetzt werden. Aktuell begeistern sich im Schnitt 5.043 zahlende Fußballfreunde für die Heimspiele. Das ist ein veritabler Rückgang gegenüber den 7.575 aus der Vorsaison in Liga zwei. Damit liegt man in der Zuschauertabelle aktuell auf Platz 12. Den Saisonauftakt gegen den CFC wollten 6.031 sehen, es war der bislang der größte Zuspruch. Den Minusrekord gab es gegen Wehen Wiesbaden mit 4.500.
Hauptsponsor ist ein Unternehmen im bundesweiten Direktvertrieb, bis 2017 fungiert das Unternehmen des Präsidenten als Namensgeber der VfR-Arena. Allgemein ist die Stimmung momentan trotz der zuletzt nicht berauschenden Ergebnisse gelassen. Ein Spitzenplatz wurde nicht erwartet.