Abschiedstour Teil 2 mit dem Gastspiel in Würzburg …
von Timo Görner
… bei einem Verein der mitten in der Planung für die kommende Saison steckt, zuletzt sehr erfolgreich agierte. Kommende Saison zu 95% in der 3. Liga spielen wird. Um die 5% für den Wiederaufstieg am Leben zu erhalten, müssen alle 4 restlichen Begegnungen deutlich gewonnen werden.
Die aktuelle Saison unseres Gegners:
Verlief bis Ende Oktober 2017 mehr als ernüchternd, nach 14 Spieltagen zierte der Zweitligaabsteiger das Tabellenende und war auch im Landespokal bei Regionalligist Rosenheim im Viertelfinale gescheitert. Der krasse Abwärtstrend aus der sieglosen Frühjahrsrunde 2017 in der 2. Bundesliga schien sich nahtlos fortzusetzen. Der Durchmarsch drohte, diesmal in die andere Richtung. Anfang Oktober hatte man bereits personell reagiert, den wie schon in Cottbus erfolglosen Stephan Schmidt beurlaubt und durch Co-Trainer Michael Schiele ersetzt. Der mit dem Aus im Pokal und 3 Pleiten in der Liga startete, der Tiefpunkt das 0:5 gegen Wehen Wiesbaden im eigenen Stadion. Danach ging es deutlich aufwärts, die Kickers legten los. Bis zur Winterpause wurden 6 Spiele in Folge gewonnen, der Sprung ins gesicherte Mittelfeld erreicht. In Chemnitz und Großaspach (3:1) wurden die 3 Punkte nach abgezockter Vorstellung geholt. In Würzburg wurden Halle, Erfurt mit einem klaren 4:1, Meppen und Lotte besiegt. Die Perspektiven vor der Frühjahrsrunde 2018 durch die schlechte Phase bis Mitte der Herbstrunde Richtung Wiederaufstieg nicht so verheißungsvoll, es waren als 10. immerhin 8 Zähler auf Relegationsplatz 3 und schon 16 auf den ersten direkten Aufsteiger. Dafür konnte man nach unten mit 11 Punkten Polster ruhiger blicken als noch Wochen zuvor. Somit wurde auch auf größere Änderungen im Kader verzichtet, zumal Qualität vorhanden ist. Der Start 2018 wechselhaft, 1:0 in Bremen als Sieg Nr. 7 in Serie und Pleite gegen Münster (0:1). Das Achtungszeichen setzte man gegen das Spitzenteam Magdeburg, wieder 1:0. In den 4 Spielen danach ging es durchwachsen weiter, wurden noch vorhandene Chancen oben auf Rang 3 anzugreifen verspielt. Dafür waren 3 Remis und die 1:3-Pleite in Rostock zuwenig. Der Abstand zum Dritten als damaliger 9. nach 27 Spieltagen mit 11 Punkten schon sehr solide. Die letzte Schwächephase dieser Spielzeit, die Kickers zuletzt mit deutlicher Aufwärtstendenz. In 7 Begegnungen wurden sehr gute 16 Zähler geholt, nur noch 1-mal in Unterhaching mit 2:3 verloren. Dafür zuletzt 4 Spiele in Folge gewonnen, zumindest indirekt in den Aufstiegskampf beim 2:1 in Wiesbaden eingegriffen und in Halle beim 3:1 überzeugt. Der Klassenerhalt ist den Franken seit Wochen nicht mehr zu nehmen, nach oben mit Platz 3 bei 9 Punkten Rückstand in noch 4 Spielen als 6. aber auch fast nichts mehr möglich. Planungssicherheit für die kommende Saison. Im eigenen Stadion sind bei einem positiven Saldo von 7-5-5 und 20:22 Toren 14 besser, unbefriedigend. Auswärts stellt man bei stattlichen 8 Siegen und 6 Niederlagen das immerhin viertbeste Team. 46:43 Tore insgesamt sind offensiv Platz 6, defensiv Rang 8. Alles in allem "nicht Fisch, nicht Fleisch". Schmerzlich bleibt da frühe Aus im Landespokal, vor allem aus wirtschaftlicher Hinsicht. Ob der Trainerwechsel letztendlich zu spät kam, darüber kann nur noch spekuliert werden.
Delegierungen seit dem Hinspiel:
Es gab nur 2 Veränderungen, je 1 Ab – und 1 Neuzugang.
Abwehrspieler Marvin Kleihs (23) wurde an den Nord-Regionalligisten SC Weiche Flensburg 08 verliehen, kam vor der Saison vom VfL Wolfsburg II aus der gleichen Staffel. In den ersten beiden Spielen noch gesetzt, wurde er danach nicht mehr berücksichtigt.
Die Gegenrichtung beschrieb der Deutsch-Italiener Fabio Kaufmann (25/Mittelfeld), zuletzt angestellt bis Ende August 2017 in Aue. Dort 2016/2017 nur sporadisch in der Stammelf und für 2017/2018 ausgemustert, dann der Schritt zurück in die 3. Liga. Beide Wechsel fanden in der Winterpause statt.
Der Trainer:
Michael Schiele (40) übernahm die 1. Mannschaft am 03.10.2017 zunächst als Interimslösung in Nachfolge des glücklosen Stephan Schmidt. 20 Tage später dann die Beförderung zum Cheftrainer. Nach schlechtem Start mit dem Aus im Landespokal-Viertelfinale in Rosenheim und 3 Niederlagen in Folge in der Liga ging es wieder aufwärts. Die Bilanz insgesamt: 21 Spiele – 12 Siege – 4 Remis – 4 Niederlagen, 30:16 Tore. Der Vertrag läuft noch bis 30.06.2019. Stationen als Spieler waren Schweinfurth, Sandhausen und zuletzt Aalen bis Ende 2009/2010. Bemerkenswert als gebürtiger Heidenheimer.
Das Kollektiv:
Im Tor wurden wie beim CFC bislang 2 Akteure eingesetzt mit Routinier Wolfgang Hesl (32) und Patrick Drewes (25). Vom Trainerwechsel hat Patrick Drewes profitiert, seit Ende Oktober die Nr. 1. Hesl flog nach dem 0:5-Debakel gegen Wehen Wiesbaden aus dem Tor. Die wichtigsten Aktiven in der Abwehr sind bislang der gelernte Linksverteidiger Sebastian Schuppan (31), Kapitän Sebastian Neumann (27), Anthony Syhre (23) und Maximilian Ahlschwede (28) als Mann für die rechte Seite. In Halle begann eine Dreierkette mit Syhre - S. Neumann - Schuppan. Im defensiven Mittelfeld hat sich der Ex-Erfurter Jannis Nikolaou (24) etabliert, der Deutsch-Grieche überzeugt hier mit ordentlichen 4 Toren und 2 Vorlagen. Emanuel Taffertshofer (23) kann hier als zweite erwähnenswerte Kraft angesehen werden. Auf links konnte sich mit Kai Wagner (21) ein "Jungspund" seit Beginn der Frühjahrsrunde 2018 als dauerhafte Stammkraft empfehlen. Patrick Göbel (24/6) ist "der Chef auf der rechten Außenbahn" und glänzt auch in Würzburg als starker Vorlagengeber für 8 Tore. Daneben kämpfen mehrere Spieler um ihren Platz im Kader. Dennis Mast (26), für den es 2018 aber bislang eher schlecht als recht läuft und gegen Wagner mehrfach das das Nachsehen hatte. In Halle aber mal wieder in der Stammelf und beim Ex-Verein mit 1 Treffer. Fabio Kaufmann (25) ist bislang nur Ergänzungskader, ohne Chance gegen Göbel. In der offensiven Zentrale konkurrieren der 5-fache Torschütze Simon Skarlatidis (26) und Felix Müller (25). Björn Jopek (24) wurde zuletzt beim Hinspiel eingesetzt, für kümmerliche 3 Minuten und stand seitdem nicht mal mehr im Kader. Der "Knipser" im Angriff ist der Schweizer Orhan Ademi (26), einer der Topstürmer der Liga mit 10 Toren. Dahinter kommen Marco Königs (28/2), Dominic Baumann (22/2) und der Kosovare Enis Bytyqi (21/2). Ein durchaus starkes Aufgebot mit den soliden Drittligaakteuren Hesl, Schuppan, Ahlschwede, Königs, Mast, Jopek, Skarlatidis, Neumann, Syhre, Ademi. 25,3 Jahre im Schnitt, mit nur 23 Kickern das kleinste der Liga. Bis auf Neumann und Taffertshofer zudem alle mit Verträgen über diese Saison hinaus.
Das Krankenlager / Strafbank / Parteistrafen:
Aktuell ist so nichts bekannt.
Die Einkaufsbilanz:
18 Spieler kamen hinzu, 17 vor der Winterpause.
Im Tor waren beide Neuzugänge jeweils gesetzt, Patrick Drewes (Wolfsburg II) zuletzt. Hesl wurden 2 der 3 Niederlagen in den ersten 3 Spielen unter Schiele zum Verhängnis.
In der Abwehr haben sich Sebastian Schuppan (Bielefeld), Maximilian Ahlschwede (Rostock), Anthony Syhre (Osnabrück) nicht unerwartet durchgesetzt, positiv überrascht hat hier mit Kai Wagner (Schalke 04 II) ein Neuzugang aus einer U23 in der Regionalliga. Im Mittelfeld hat sich Patrick Göbel (Zwickau) als die erhoffte große Verstärkung erwiesen, Jannis Nikolaou (Erfurt) kann ebenfalls als "guter Griff" angesehen werden. Simon Skarlatidis (Aue) präsentierte sich wechselhaft, für Dennis Mast ging es nach ordentlicher Herbstrunde dann 2018 abwärts. Björn Jopek scheint "der Flop" der Transfers zu sein. Spielt seit dem Hinspiel keine Rolle mehr. Ebenso ist Fabio Kaufmann (Aue) bislang kein Erfolgsfall. Im Angriff gelang mit Orhan Ademi (SV Ried, Österreich) ein "Volltreffer". Dominic Baumann (Nürnberg II), ein Talent aus der Nachwuchsabteilung von Dynamo Dresden ist zumindest sicherlich kein "Fehlgriff". Fazit: gut eingekauft.
Gewinner der Saison bislang:
Kai Wagner siehe die Rubrik oben, Patrick Drewes als Neuzugang aus der Regionalliga profitierte von 2 schwächeren Auftritten von Hesl im Tor. Ist seit Ende Oktober die Nr. 1.
Prognose:
Am Ende sollte es Platz 5-6 werden.
Bilanz gegen die Kickers Würzburg:
Ernüchternd, es gab 3 Spiele mit den beiden Heimniederlagen und dem glücklichen 1:1 in der Hinrunde 2015/2016 in Würzburg. Bislang wurden aus unserer Sicht 1:7 Tore verbucht. Den einzigen Treffer gegen die Franken erzielte Tim Danneberg.
Das Umfeld:
Wie schon erwähnt hat der Verein seit ein paar Wochen mehr oder weniger Planungssicherheit, die Chancen auf Relegationsplatz 3 sind minimal. Zumindest wurde der Whorst Case mit dem drohenden Durchmarsch zurück in die Regionalliga Bayern nach der schlechten Hinrunde letztendlich souverän vermieden. Der Zuspruch ist mit 5.483 im Schnitt eingebrochen, zur Vorsaison in der 2. Bundesliga bei 11.145 mehr als halbiert. Hat sich damit auf das Niveau der Drittligasaison 2015/2016 (5.264) eingependelt. Das größte Interesse fand das Gastspiel des Karlsruher SC mit 8.057, über dem Schnitt auch noch die Gastspiele der Magdeburger (6.670) und Rostocker (6.000). Vier Spiele sahen weniger als 5.000, am Tiefpunkt der Saison kamen lediglich 4.582 gegen Wehen Wiesbaden beim 0:5-Debakel. Für die neue Saison wurden auch die Lizenzunterlagen für die 2. Bundesliga eingereicht, zum damaligen Zeitpunkt trotz der nur geringen Chancen oben noch mal anzugreifen. Erst Anfang April 2018 wurde bekannt, dass der Namenssponsor der Arena am Dallenberg 49% der Anteile an der FC Würzburger Kickers AG übernommen hat. Der Erlös des Verkaufs wurde in die Infrastruktur des Stadions investiert. Die kritische Fanszene war über die fehlende bzw. stark verspätete Information nicht erfreut. Die Spielstätte der Kickers bleibt eine Baustelle, eine neue Anlage soll her da die aktuelle aufgrund der bekannten Auflagen keine echte Perspektive für die Zukunft hat. 4 Standorte standen Ende Januar 2018 in der engeren Wahl, alle in der Stadt. Ironie der Geschichte, der Vorschlag der Grünen im Stadtrat für die Nutzung einer Industriebrache fiel durch da diese in der Nähe einer Firma für die Produktion für Autolacke – sprich Gefahrenbetrieb liegt.