Premiere an der Gellertstraße gegen die Meister-Reserve mit einer Achterbahnfahrt...
von Timo Görner
...in den letzten Wochen. Premiere weil es der erste Auftritt der Dortmunder Amateure an der Gellertstraße ist und Achterbahnfahrt, weil die Leistungen des Aufsteigers in dieser Saison zuletzt doch ziemlich einer solchen Vergnügungsfahrt ähnelten, wohl weniger zur Erbauung der Beteiligten in schwarz-gelb.
Das 2:2 im Hinspiel, noch unter Matthias Schulz, war die bislang einzige Begegnung beider Kontrahenten auf Pflichtspielebene. In der Saison 2000/2001 als "Premierensaison" der neuen RL Nord stiegen die Dortmunder sang- und klanglos als Vorletzter (18.) mit 15 Zählern Rückstand auf den ersten sportlichen Nichtabsteiger aus Leipzig-Leutzsch ab. Das parallel zum CFC, welcher damals ja ebenfalls in einer solchen Art und Weise die 2. Bundesliga verließ. Vergangene Saison kickten die Westfalen deshalb in der Oberliga Westfalen, während dessen der CFC in der Regionalliga Nord gegen den Ball trat.
Ein sportlicher Abstieg der schwarz-gelben Truppe steht diesmal wohl nicht zur Diskussion. Im Gegenteil, wochenlang spielte man munter an der Tabellenspitze mit und konnte sich am Spieltag 20 sogar dann hinter Rot-Weiß Essen bei 35 gegen 38 Punkten auf einem Aufstiegsplatz einrangieren. Danach verließ man dreimal in Folge sieglos den Rasen, wobei die 0:5-Pleite beim SC Paderborn zuletzt sicherlich ein kleiner Tiefpunkt war. Einer Rehabilitierung eine Woche später fiel dann den Baumaßnahmen im Westfalenstadion zum Opfer, wohin man aus Sicherheitsgründen das Heimspiel gegen "Schwarz-Gelb Ost" aus Dresden verlegt hatte. Man befürchtete, den anwesenden Fans in der riesigen Arena würde quasi "die Decke auf den Kopf" fallen. Normal bestreitet man ja seine Heimspiele für gewöhnlich im schwer traditionsbeladenen Stadion "Rote Erde", was der normalen Auslastung bei den Heimspielen der BVB-Amateure wesentlich besser entgegen kommt als die Heimstätte des noch amtierenden deutschen Meisters.
Als man sich in der ehemaligen Heimanlage des BV Borussia von 1909 am 8. Spieltag traf, war die himmelblaue Welt trotz des ärgerlichen 2:2 in der Nachspielzeit noch in Ordnung. Denn mit 14 Zählern aus 8 Spielen lag der CFC zwar auf Rang 4, aber theoretisch auf einem Aufstiegsplatz, denn die vor ihm liegenden Amateurkollektive aus Bremen und Dortmund sind ja (noch) nicht aufstiegsberechtigt. Aufsteiger waren zu diesem Zeitpunkt pikanterweise Aue als Tabellenführer und der CFC.
Bemerkenswert bis dato vor allem das Auftreten des BVB in der Fremde, denn aus den ersten 4 Begegnungen wurden insgesamt 10 von 12 möglichen Punkten geholt, u. a. beim 2:0 an der Dresdner Lennestraße. Zu Hause wurden den Dortmundern von den ursprünglichen 17 Punkten 3 aberkannt, da bekanntlich Roman Weidenfeller aus dem Profikader im Tor nach Ansicht der DFB-Richter beim 4:0 gegen Babelsberg nicht einsatzberechtigt war. Bis zur Winterpause wurde weiter oben mitgemischt und so wurde wie schon erwähnt vor den spielfreien Wochen der 2. Platz geordert und ein paar doch bemerkenswerte Spiele abgeliefert wie das 6:1 zu Hause gegen den Dresdner SC, das 5:2 beim SC Preußen Münster, ein 3:2 im Spitzenspiel gegen die Auer Kollegen wie auch ein 3:0 gegen Verl - kurzum wenn die "kleinen Borussen" gewannen, dann "meistens richtig". Ausreißer sicherlich das 0:3 bei den Amateuren des 1. FC Köln oder das eher enttäuschende 0:0 zu Hause gegen Holstein Kiel. Gegen die Topvereine oben konnte man zumeist recht gut mithalten wenngleich das ergebnistechnisch nicht immer so zur Aussage kam. Beim VfL Osnabrück wurde mit 0:1 verloren, damit alle 6 Zähler abgegeben (2:4 im Hinspiel), bei Rot-Weiß Essen mit 1:4 vergeigt, gegen die SG Wattenscheid kam man über ein 0:0 im heimischen Stadion nicht hinaus, dafür wurde der FC Erzgebirge mit 3:2 besiegt. Zählt man den SC Paderborn mittlerweile auch zu den Spitzenmannschaften dieser Staffel, bleibt ein 2:0 zu Hause und die 0:5-Klatsche zuletzt.
Um den Statistikwahn fortzuführen bleibt anzumerken, dass die BVB-Truppe zu Hause die drittstärkste Mannschaft hinter Essen und Aue mit 21 Zählern aus 11 Spielen stellt. Für uns etwas interessanter bleibt zum Auftreten auswärts anzumerken, dass da die Bilanz bei 14 Punkten aus 9 Spielen eher mittelprächtig ist. Allerdings schreibt man bei 4 Siegen gegen 3 Niederlagen "schwarze Zahlen". 35 Gegentore in 23 Spielen sind so toll nicht für den Defensivbereich, wobei hier allerdings das 0:5 in Paderborn "ins Kontor geschlagen hat". Der CFC kassierte bislang exakt 1 Tor weniger bei 1 Spiel mehr, schoß im Vergleich zu den Dortmundern allerdings gleich 10 Buden weniger. Große Serien konnte man bislang nicht hinlegen, so bleiben jeweils 2 x 4 Spiele ohne Niederlagenfrust das Glanzstück dieser Saison.
Bemerkenswerteste Personalie seit dem Hinspiel war zumindestens für mich der Wechsel kurz vor der Winterpause von Emmanuel Krontiris (20) zum Zweitligisten TSV Alemannia Aachen auf Leihbasis bis zum 31.12.2003 nach der bemerkenswerten Bilanz von 11 Toren in 20 Einsätzen für die Truppe von Trainer Horst Köppel. Damit verlor man also erstmal durchaus einen Leistungsträger der Hinrunde und der 20-jährige bestätigte seine Veranlagungen auch mit einem lupenreinen Hattrick beim 3:3 der Alemannia am 20. Spieltag der 2. Bundesliga beim 1. FC Köln, als er in den letzten 21 Minuten aus einem 0:3 noch ein 3:3 für den TSV machte.
Ohne seinen bis dahin erfolgreichsten Kicker ging man damit in die Frühjahrsrunde der RL Nord. Der zweite für mich bemerkenswerteste Kicker sollte Kapitän Bastian Pinske (25) im Mittelfeld sein, der 5-mal das gegnerische Tor traf, allerdings auch 4-mal vom "berühmten Punkt". Ebenfalls als Leistungsträger und Stammkader unter den Läufern kann wohl Timo Achenbach (21) eingestuft werden, der insgesamt 21-mal in der Anfangsformation stand. Francis Bugri (20) machte hier auch eine ganz ordentliche Figur (4 Tore, 19 Spiele), ebenso wie Uwe Seggewiß (23) als Neuzugang. Diese 4 würde ich mal was den "reinen Amateurkader" anbetrifft als Kernstück des BVB-Mittelfeldes ansehen. In der Abwehr bilden Benjamin Knoche (24), der Israeli Amos Sasy (24, zuvor bei Maccabi Nethanya) und Florian Thorward (21) den Stamm. Knoche mit der Erfahrung von exakt einem Bundesligaspiel für die Borussia. Im Tor war zuletzt Michael Ratajczak (21) die Nummer 1, im Hinspiel stand Roman Weidenfeller (22) als momentane Nummer 2 der Profimannschaft hinter Auswahl-Keeper Jens Lehmann im Kasten, dies insgesamt 7-mal, zuletzt beim 2:2 der Köppel-Truppe zu Hause gegen die Werder-Amateure. Abhängig ist sein Einsatz bislang wohl immer von Spielen der ersten Mannschaft gewesen, da am Samstag die Sammer-Truppe ebenfalls spielt, ist mit seinem Einsatz an der Gellertstraße wohl nicht zu rechnen.
Womit ich mal die Kurve zum Thema "Profis in der RL" bekommen haben könnte. Weidenfeller ist natürlich auch beim BVB in der Hinsicht kein Einzelfall, so musste Lars Ricken z. B. mal am 10. Spieltag ran, David Odonkor (18) als weiterer nomineller Profikader bestritt insgesamt bislang 12 Spiele für die Amateure bei 5 Bundesligaeinsätzen, dabei kam er in den letzten 3 Spielen der Sammer-Truppe zum Einsatz. Der Brasilianer Leandro (26) als Stammspieler der BVB-Amateure ist momentan auf dem Sprung in die 1. Bundesliga, ebenso ist der Franzose Guy Demel (21) momentan als eine Art "Grenzgänger" anzusehen, auch wenn den 20 Spielen in der RL Nord erst 1 Spiel in Liga 1 gegenüber steht. 2 Spiele für die Truppe von Horst Köppel bestritt ferner auch Heiko Herrlich, zuletzt beim 2:2 zu Hause gegen die Werder-Amateure.
Angesichts des Spiels der "großen Borussia" am Samstag zu Hause gegen den SV Werder im Westfalenstadion dürfte sich wenn überhaupt nur ein kleiner Trupp Dortmunder Anhänger gen Chemnitz bewegen. Zu Hause begleiteten bislang 9.580 Zuschauer die Spiele der schwarz-gelben BVB-Reservisten - macht rund 800 im Schnitt - davon etwas mehr als 1/3 gegen den VfL Osnabrück beim Zuschauerrekord gleich im ersten Heimspiel mit 3.010. Eher Oberligareif dagegen die Besucherzahlen z. B. gegen Holstein Kiel mit 277 Besuchern oder den SC Paderborn 07 bei 380 Interessenten. Den FC Erzgebirge Aue wollten wenigstens noch 767 Freunde des runden Leders sehen, beim 2:2 im Hinspiel gegen den CFC fanden sich 875 zahlende Besucher ein.
Ungünstig für die Köppel-Truppe die immer mal auftretenden Überschneidungen mit Spielen der Erstligamannschaft, welche den Besuch in der Regel auch noch mal nach unten bewegten.
Sollten sich dennoch ein paar Supporter der BVB-Amateure am Samstag in der geilsten Stadt der Welt einfinden, so sei ihnen ein schöner Aufenthalt gewünscht und uns dass die Serie gegen die Dortmunder Amateure fortgesetzt wird, denn bislang sind wir gegen sie ja noch ungeschlagen. ;-)
