Vorbericht

30. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2002/2003
SC Paderborn
SC Paderborn
3:4
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Gastspiel bei einem eigentlich sorglosen Gegner ohne Ambitionen...

von Timo Görner (Vorbericht) & Erik Büttner (Reisetipps)

...nach vorne, sprich Aufstieg bei 7 Punkten Rückstand auf Platz 2 und Rang 6, noch weniger droht eine Etablierung in den "tiefroten Bereichen" bei 46 geholten Zählern. So gesehen kann der SC Paderborn 07 die Saison eigentlich unbelastet zu Ende spielen, immer aber im Hinterkopf, nach oben doch noch was "zu reißen".

Mussten die Ostwestfalen in der vergangenen Saison als 14. der Abschlusstabelle noch bis zum vorletzten Spieltag um den "sicheren Klassenerhalt" zittern (man erinnere sich an die Frage, ob Rang 15 oder 16 am Ende auch noch für die Regionalliga-Zugehörigkeit reichen, dies war ja nach dem 34. Spieltag immer noch unklar) und konnten diesen erst mit einem 1:1 in Verl am vorletzten Tag bei 38 Punkten fest machen, so hatte man in dieser Saison zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise was damit zu tun, im Gegenteil. Zeitweise entwickelten sich die Schwarz-Blauen Kicker aus dem "Herrmann-Löns"-Stadion sogar zu einem ernstzunehmenden Aufstiegskandidaten. Nach dem 23. Spieltag und einem optimalen Start aus der Winterpause heraus mit wiederum 3 Dreiern wie zum Saisonbeginn im Sommer 2002 kratzte man an den Plätzen der Topfavoriten aus Osnabrück, Essen und Wattenscheid. So nah (38 zu 41 Punkte) kam man als damaliger 4. den Aufstiegsrängen nie wieder, das "Schlüsselspiel" in der 24. Runde ging unglücklich beim VfL Osnabrück mit 2:3 verloren, es schlossen sich bis zum Spiel gegen den CFC durchwachsene 8 Zähler in den 5 Begegnungen an und durch die starken Zwischenspurts direkter potentieller Rivalen (Osnabrück, Aue, m. E. Essen und Wattenscheid 09) ging die direkte Tuchfühlung zu den Zweitligastartplätzen etwas verloren, so dass nur wenige Optimisten im Umfeld des Sportclubs ernsthaft vom Aufstieg reden.
Noch ist aber eigentlich durchaus was drin für die 07er auch wenn man offiziell nach dem 0:1 in Dresden dies mit einem enttäuschten Abwinken versieht. Ein Schritt zur Aufrechterhaltung der (heimlichen) Begehrlichkeiten soll natürlich am Samstag gegen den CFC getan werden, dem man in einem schwachen Hinspiel durch 2 Tore in den "berüchtigten letzten 10 min. der Himmelblauen" an der Gellertstraße besiegte und damit erneut alle 3 Zähler wie in der Vorsaison dort entführen konnte (damals 3:1). So gesehen fungiert der SC bei uns gewissermaßen als eine Art "Angstgegner", allerdings funkt da auch das 1:0 des CFC im letzten Jahr durch ein Kopfballtor von Torsten Bittermann dazwischen. So oder so, aus meiner Sicht sind die Himmelblauen ebenso Außenseiter wie zuvor in Osnabrück. Trotz der 0:1-Niederlage des SC am Samstag in Dresden, mit der man wohl vielleicht die meisten noch vorhandenen Aufstiegschancen verspielt haben könnte.

Einer der Gründe dafür, dass die Schwarz-Blauen nicht ganz oben mitspielen, sollte die Heimbilanz darstellen, wo der SC 07 zwar 7 Spiele siegreich gestalten konnte und das z. T. recht "durchschlagend" bei beim 6:2 gegen die HSV-Amateure und 6:1 gegen die U21 von Bayer 04, aber auch in 4 Begegnungen als Verlierer vom Platz ging. Hier waren die Konkurrenten aus Wattenscheid, Essen, Osnabrück und Aue allesamt besser. Dabei gleich zweimal gegen nordostdeutsche Vereine wie beim 0:1 gegen Aue oder dem 0:1 gegen Dynamo Dresden, die anderen Sieger im "Herrmann-Löns-Stadion" hießen jeweils SV Werder Am. (2:0) und Rot-Weiß Essen (2:0). Auf der anderen Seite stehen allerdings die angesichts unserer Defensive erschreckenden "Ballerspiele" mit den bereits erwähnten Ergebnissen ebenso wie ein 5:0 gegen die Dortmunder Amateure. Die letzte Heimniederlage liegt bereits Monate zurück mit dem 0:2 gegen RWE am 09.11.2002. Bemerkenswert die Torbilanz in den 14 Heimspielen bei 33:18 Toren, d. h. ein Schnitt von exakt 2,34 pro Match. Dagegen wiederum spricht die Tatsache, dass man in 4 Spielen zu Hause kein Tor schoß. Irgendwie gilt beim SC 07 das Motto "Wenn wir zu Hause treffen, dann aber richtig !".

Die positive sportliche Entwicklung ist zudem bemerkenswert angesichts der personellen und wirtschaftlichen Turbulenzen speziell in der Winterpause, die u. a. als Ergebnis gebracht haben, das am Samstag die Truppe von Pavel Dotchev (37, seit 1995 in Paderborn) betreut wird, der bis vor der Winterpause noch auf dem Rasen seinen Mann stand und nicht mehr von "Wandervogel" Uwe Erkenbrecher, den es just Anfang Februar 2003 in den Iran zog, wo er den dortigen Erstligisten Esteghlal Teheran als Co-Trainer unter Ex-Daum-Assistent Roland Koch betreuen sollte. Ein Abgang der allerdings eigentlich schon vor der Saison und während dieser im Raum stand, da der ehrgeizige Coach seit geraumer Zeit mit dem Umfeld des Vereins nicht unbedingt zufrieden war und der der Ansicht war, "mehr als Klassenerhalt Regionalliga ist hier nicht drin.". Entgegen allen skeptischen Voraussagen kam das Team unter Dotchev glänzend aus den Startlöchern nach der Winterpause und ließ zeitweilig sogar Zweitligahoffnungen bei den wenigen Fans reifen. Erkenbrecher übrigens ist mittlerweile wieder im "alten Europa" angekommen und übernahm den stark abstiegsbedrohten Zweitligisten SSV Reutlingen 05.
Die anderen Turbulenzen betrafen den wirtschaftlichen Bereich des SC 07, nur durch einen mit den Spielern und Trainerstab ausgehandelten Gehaltsverzicht im Herbst 2002 mit Einbußen um die 20-30 % konnte ein finanzieller drohender Crash vermieden werden und der wirtschaftliche Erhalt des Regionalliga-Fußballs in Paderborn gesichert werden. Also Einsparungen im relativ hoch angesetzten Etat von rund 2,2 Mio Euro - 2001/2002: 2,1 Mio. Kurzum der Club hatte trotz sportlich starker Vorstellungen wie so manch anderer Ligakamerad schwer zu kämpfen und erhielt die RL-Lizenz wie fast alle anderen Ligisten (außer Wattenscheid und Aue) in der Nordstaffel mit Auflagen, allerdings dürften die Forderungen des DFB in Bezug auf das Stadion der 07er für kommende Zeiten schwerer wiegen, denn die Herren in Frankfurt/M. wünschen sich vom SC 07 eine "regionalligataugliche Arena" wie beim Erzfeind in Verl. In dieser Saison spielte man mit einer Ausnahmegenehmigung des DFB.

Auf dem Platz jedenfalls wurde die Arbeit trotz dieser widrigen Umstände ordentlich erledigt und es konnten sich auch in dieser Saison diverse Leistungsträger profilieren. Im Tor ist Michael Joswig (27) die klare Nr. 1, in der nominellen Abwehr sollte man Thorsten Becker (22), Markus Bollmann (22) und Markus Grösche (auch erst 22) als Kernstück sehen, wobei sich hier Becker (1) und Grösche (2) schon als Torschützen auszeichnen konnten. Im Mittelfeld setzten bislang der Bosnier Semir Devoli (26, schoß das 2:1-Siegtor in Aue ;-) ), der Belgier Guiseppe Canale (26) und Oliver Glöden (24) bemerkenswerte Akzente, wobei hier Devoli (2), Canale (3) und Glöden (1) auch als Torschützen erfolgreich waren. Den "goldenen Schuh" beim SC verdiente sich aber bislang auch in dieser Saison Veselin Petkov Gerov, der übrigens in diesen Stunden wo ich versuche den verbalen Scheinwerfer zur Erleuchtung über die Truppe von Pavel Dotchev seinen 33. Geburtstag begeht und in seinen 27 Saisonspielen bislang schon wieder 16-mal das Tor traf und dabei allein 7-mal gleich 2x erfolgreich war, also "Gerov Doppelpack", damit ist der Bulgare momentan Dritter der Ballermänner in der RL Nord hinter dem Kieler Guscinas (20) und Halil Altintop (17) aus Wattenscheid. Dennoch ist Gerov im Angriff kein Alleinunterhalter, Pavel Dobry (26) konnte sich immerhin auch schon 8-mal als Torschütze feiern lassen und zum Türken Mahir Saglik (19) wäre zu erwähnen, das er es war, welcher uns im Hinspiel quas "erschoss" mit seinen beiden Toren zum 0:2 und der Dortmunder Borussia bei deren 0:5-Klatsche in Paderborn auch gleich 3 Treffer einschenkte. Damit haben die nominellen Angreifer beim SC exakt 32 der insgesamt 52 Tore gemacht. Feine Quote kann man da nur neidvoll sagen.

Ein Grund für die wirtschaftlich beschränkten Verhältnisse beim Club in "Löns-Town" ist der eher magere Zuschauerzuspruch des SC 07 im eigenen Stadion über dessen Gründe ich mich ja bereits im Hinspiel-Vorbericht ausgelassen hatte. Der Trend bei der Auslastung der heimischen Arena ist rückläufig, über den Schnitt der vergangenen Saison von knapp 2.250 wäre man z. Z. recht froh, bislang bevölkerten insgesamt 24.600 Zuschauer die Ränge zu den 14 Heimspielen, was einen Schnitt von momentan noch 1.727 ergibt. Paradox weil sich die sportlichen Leistungen ja nicht gerade verschlechtert haben. Besser erklärbar aber angesichts der Existenz zweier neuer Erstligavereine im "befahrbaren Umland", sprich Arminia Bielefeld und Hannover 96.

Somit sollten die unverwüstlichen Auswärtsfahrer am Samstag ich denke mal gut 1.100 bis 1.200 Paderborner Fans erwarten, in Dresden beim 0:1 am letzten Samstag waren es lediglich ein gutes Dutzend SC-Fans, die sich auf den Weg in die Landeshauptstadt gemacht hatten und ohne Punktejubel wieder heimfuhren. In der Hoffnung das die Paderborner Fußballfreunde diesmal einen ebenso punktelosen, aber wesentlich kürzeren Heimweg haben den CFC-Reisekadern einen gemütlichen Aufenthalt in der Stadt Herrmann Löns und viel Optimismus für das Bremen-Spiel danach.

Das Stadion

Die Mehrzweckarena – benannt nach dem Heimatdichter Hermann Löns - entstand nach dem Krieg als Sportplatz und bot dem TuS Schloß Neuhaus ein Zuhause. 1982, mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga, wurden Baumaßnahmen mehr als fällig. Eine Tribüne, die immer noch 1.845 Zuschauern eine Sitzgelegenheit im Trockenen bietet, wurde in Eigenleistung erschaffen. Außerdem schüttete man ein paar Traversen auf und befestigte sie. Insgesamt konnten nun 15.000 Paderborner dem TuS bei seinem Tun begutachten.
Da aber der Verein sofort wieder im Amateurfußball verschwand, war im Hermann-Löns-Stadion schnell wieder tote Hose. Als 1995 die Regionalliga in Paderborn Einzug hielt, musste als erstes ein Zaun her. Dieser schmälerte die Laufbahn zwar um ganze 2 Meter. Doch dass war eh egal, denn der Präsi hatte durchaus große Pläne mit dem Ground. Das schnuckelige Stadion sollte noch ein bissel schnuckeliger werden, was natürlich zu erst mit dem Verschwinden der Laufbahn bewerkstelligt werden sollte. Zu dem sollten eine Flutlichtanlage und eine Anzeigetafel installiert werden. Da aber die Kohle recht schnell aus ging, hat sich so recht noch nichts bewegt. Einziges sichtbares Zeichen des begonnenen Umbaus ist die fehlende Kurve vor dem Verwaltungsgebäude und eine Brücke, über die die Spieler vom Verwaltungsgebäude zum Spielfeld gelangen.
Doch nicht nur die Brücke ist bemerkenswert. Genau über dem Feld des Löns-Stadions führt der Länge nach eine Freileitung. Da soll mal noch einer sagen, die Spieler hätten nicht genug Power gehabt...
Die SCP-Fans plazieren sich auf der Gegengeraden, dem Gäste-Anhang steht die Kurve (Blöcke F & G) gegenüber dem Verwaltungsgebäude zur freien Verfügung. An den Verpflegungsständen gibt es das Standartprogramm an fester Nahrung. Dazu wird einem "Warsteiner" (manchmal auch in Light) oder halt Limo, Wasser, Cola, Kaffee gereicht.

Die Route

Von Chemnitz aus düst man auf der A4 über Gera, Jena, Erfurt, Eisenach gen Hessen. Am Kirchheimer Dreieck (31/86) wechselt man auf die A7 Richtung Kassel. Kurz vor der nordhessischen Metropole geht es am Kasseler Kreuz ab auf die A44 Richtung Dortmund. Ab dem Kreuz Wünneberg-Haaren (nicht Harem!) (61/31) geht's weiter auf der A33 Richtung Paderborn/Bielefeld. Nach etwa 20km verläßt man die Autobahn an der Abfahrt Paderborn-Schloß Neuhaus (25). Von dort fährt man links auf der Münsterstraße (B64) stadteinwärts. Dann geht's wieder links in die Residenzstraße, am Schloß Neuhaus vorbei und schließlich nach dem Hatzfelder Platz zum dritten Male links in die Hermann-Löns-Straße. Die fährt man nun entlang bis irgendwann, natürlich links, das Stadion auftaucht.
Normalerweise findet man in der Umgebung immer einen Stellplatz, ansonsten gibt es auch welche am Hatzfelder Platz.

Bahnreisende fahren ab Hauptbahnhof zunächst mit der Buslinie 1 Richtung Sennelager-Infanterieweg. Dann am Hatzfelder Platz aus- und in die Linie 58 Richtung Sande-Sunderkampstraße einsteigen. Für die Fahrt muss man übrigens rund 25min einplanen.
30. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2002/2003
Samstag, 10. Mai 2003, 14:00 Uhr
Hermann-Löns-Stadion, Paderborn
Zuschauer: 1.000
Schiedsrichter: Frank (Hannover)


Tore

Die Tabellenverläufe

Tabellenhistorie

Der Vergleich


SC Paderborn Chemnitzer FC
57,57 % Chancen gegeneinander 42,43 %
7 Tabellenposition 13
46
29
1,59
Pkt.
Spiele
Pkt. pro Spiel
35
29
1,21
13 (44,83 %)
9 (31,03 %)
Siege
Niederlagen
9 (31,03 %)
12 (41,38 %)
52:37
1,79:1,28
Tore
Tore pro Spiel
36:45
1,24:1,55
6:1 gegen Bayer 04 Leverkusen Am. (H) Höchster Sieg 3:1 gegen SG Wattenscheid 09 (A), KSV Holstein Kiel 1900 (H)
0:4 gegen SG Wattenscheid 09 (A) Höchste Niederlage 1:5 gegen VfL Osnabrück (A)
1 Niederlagen,
seit 1 Spielen nicht gewonnen
Aktuelle Serie seit 2 Spielen nicht gewonnen

Die Bilanz

 ZahlSUNTore
Alle Spiele42029:11
Heimspiele20021:5
Auswärtsspiele22008:6
Ligaspiele31022:5
Pokal-/Relegationsspiele11007:6

Der Ergebnisrückblick

1994/1995DFB-Pokal1. RundeTuS Paderborn-Neuhaus - Chemnitzer FC6:7 n.E.
2001/2002Regionalliga Nord4. SpieltagChemnitzer FC - SC Paderborn1:3 (0:1)
2001/2002Regionalliga Nord21. SpieltagSC Paderborn - Chemnitzer FC0:1 (0:0)
2002/2003Regionalliga Nord13. SpieltagChemnitzer FC - SC Paderborn0:2 (0:0)