Nachlegen vor leeren Rängen gegen Großaspach …
von Timo Görner
… nach dem erfolgreichen Restart in Würzburg. Nach dem Schlusslicht geht es nun gegen den Vorletzten aus Süddeutschland. Die Chance, auf 40 Punkte zu kommen und den Anschluss ans gesicherte Mittelfeld zu bekommen, ist greifbar nahe.
Die Saison unseres Gegners bislang:
10 Spiele vor Ende dieser denkwürdigen Saison scheint der Abstieg kaum noch abwendbar. 12 Punkte und zudem 31 Tore Rückstand zum rettenden 16. Platz sind der schwere Rucksack. Nur ein Sieg zum Re-Start gegen Haching (0:2) hätte wieder mehr Hoffnung gebracht. Der 1:0-Sieg gegen den Krisen-HFC am 29.02.2020 beendete eine Negativserie von 11 Spielen ohne Sieg bei 3 Punkten, welche die prekäre Lage im Keller brachte. Mit dem 2:0 im Hinspiel gelang der Sprung "über den Strich", 11 Punkte waren eingefahren. Der CFC damals 5 dahinter. Es war der 1. Heimsieg im 5. Anlauf nach den Niederlagen gegen Kaiserslautern (1:3), Aufsteiger Köln (0:3) und je 2:2 gegen Bayern II, Uerdingen. Über Wasser hielt man sich mit Erfolgen in Rostock (1:0), Würzburg (3:0) neben einem 0:4 in Halle. Die Stabilisierung trat aber nicht ein. Ernüchternd die Ausbeute bis Ende der Hinrunde in der kleinen Arena. Gegen starke Gegner aus Ingolstadt, Braunschweig, Mannheim wurde verloren (1:5, 1:3, 0:3). Magdeburg konnte ebenfalls gewinnen und sogar Schlusslicht Jena (1:2). Das letzte Spiel für den Trainer, die SGS Vorletzter mit 5 Punkten und 14 Toren zum Nichtabstiegsplatz. Hauptursache dafür die "Rote Laterne" bei den Heimteams mit 5 Punkten aus 10 Spielen und 25 Gegentoren. Markus Lang übernahm erstmal, ordentlich gegen Duisburg (1:1). Personell wurde reagiert, 3 in der Winterpause verpflichtet. Als Trainer sollte es ein Duo mit Maik Sadlo und Heiner Backhaus richten, zuvor Oberliga Nordost Süd und Regionalliga Nord. Gut der Auftakt in Kaiserlautern (0:0), historischer Tiefpunkt seit Aufstieg 2014 das 0:6 gegen Würzburg, symptomatisch für die Heimbilanz. Ohne Punkte auch die Reise nach Düsseldorf gegen Uerdingen, ohne Anstellung die beiden Trainer. In der Begründung war von "Störungen im Verhältnis Trainer und Mannschaft" die Rede, bei den Verantwortlichen kritisch die Politik der letzten 1 ½ Jahre im Blick. Unter der erneuten Interimslösung Lang ging es weiter bergab, in Köln und gegen Rostock (0:1) wurde verloren. Mit Hans-Jürgen Boysen wurde der Trainerwechsel 4 vollzogen, mit dem Lichtblick gegen Halle. Bei den Bayern II wurden die Grenzen aufgezeigt. Mindestens 25 Zähler sind nun noch zu schaffen. Als Heimmannschaft sieht es weiter düster aus, dafür sprechen 9 Punkte und 35 Gegentreffer - schlechteste Defensive. Auswärts sieht es ein wenig besser aus, sind 2 schlechter – Jena und Münster. Im Landespokal ist man noch dabei, geht es wann auch immer im Viertelfinale zum VfB Stuttgart II. Potentiell stärkster Gegner wäre im weiteren Verlauf Regionalligist SSV Ulm 1846 Fußball.
Delegierungen seit dem Hinspiel:
Es gab 3 Neuzugänge und 1 Abgang im Team, dazu gleich mehrere Trainerwechsel.
Im Angriff ist der Franko-Kongolese Dimitry Imbongo (30) nicht mehr dabei, wechselte in der Winterpause zum finnischen Erstligisten FC Lahti. Er kam auf 3 Tore und 2 Vorlagen in 18 Punktspielen, die Wege trennten sich wegen "fehlender sportlicher Perspektiven".
Die Neuzugänge betrafen 1x die Defensive und 2x die Offensive. Linksverteidiger Martin Sverko (22) wurde vom FSV Mainz 05 ausgeliehen, dort für diese Saison in die II. Mannschaft der Regionalliga zurückgestuft. Der Deutsch-Kroate soll hier Spielpraxis sammeln. Der Deutsch-Kosovare Kamer Krasniqi (24/BSV Schwarz-Weiß Rehden) als "10er" spielte Regionalliga Nord, ausgebildet beim VfL Osnabrück. Matthias Morys (33) im Angriff ist ein Rückkehrer, bereits zum zweiten Mal nach 2011 und 2015. Er kam aus Österreich von Zweitligist SC Austria Lustenau mit immerhin 4 Toren in 12 Spielen, ein kurzes Intermezzo von ½ Jahr nach dem Wechsel von Absteiger VfR Aalen.
Turbulent verlief die Entwicklung in der Leitung am Spielfeld mit 5 Wechseln inkl. 2 Interimslösungen. Erst kam Oliver Zapel (52) zurück, wurde nach 22 Spielen am 16.12.2019 beurlaubt. Ihm folgte vorübergehend Markus Lang (44) für 3 Spiele, bevor dann Mitte Februar die Ex-Leipziger Mike Sadlo (48) und Heiner Backhaus (38) als Duo übernahmen, bevor nach 3 Spielen mit 1 Punkt Schluss war. Lang übernahm noch mal, ihm folgte nun mit Hans-Jürgen Boysen (62) ein erfahrener Coach, bekannt vor allem aus Offenbach und beim FSV Frankfurt/M. Unter ihm gelang vor der Zwangspause mit dem Sieg gegen Halle das Ende der Negativserie von 11 Spielen ohne Erfolg.
Die sportliche Leitung:
Hans-Jürgen Boysen (62) hat seit dem 26.02.2020 das Sagen bei den Profis, nach einer längeren Auszeit von fast 6 Jahren als Trainer. Letzte Station war Wormatia Worms bis März 2014, zuvor hießen diese u. a. Kickers Offenbach mit dem Zweitligaaufstieg 1999, FSV Frankfurt/M., FC Augsburg und SV Sandhausen. Ausschlaggebend waren die Kontakte zu Sportchef Michael Ferber und der Wohnort Aspach. Markus Lang (44) blieb der Co-Trainer. Als Spieler kickte er für den Karlsruher SC und 1. FC Saarbrücken in den 80er Jahren.
Das Kollektiv:
Im Tor ist Maximilian Reule (26) die feste Größe, 2x vertreten durch Constantin Frommann (21). Ohne Einsatz ist die Nr. 3 mit dem Kosovaren David Nreca-Bisinger (18). In der Abwehr gelten in der Innenverteidigung Kapitän Julian Leist (32/3) und "Vize" Kai Gehring (32/2) als Eckpfeiler. Dort und als Linksverteidiger war bis zu seiner Verletzung Mitte Oktober 2019 Korbinian Burger (25) etabliert, 2 Vorlagen in der Bilanz. Der Ex-Jenaer Dennis Slamar (25) gilt als Alternative zu Gehring und Leist. Auf Links fehlt die Konstante, wurde vor allem Dan-Patrick Poggenberg (28) aufgeboten. Mit Michael Vitzthum (27) fällt ein möglicher Stammkader seit der Anfangsphase auf unbestimmte Zeit aus. Als Hoffnungsträger holten die Verantwortlichen in der Winterpause per "Leihgabe" Marin Sverko (22). Rechts wurde oft auf Jonas Behounek (21) vertraut. Ken Gipson (24) dahinter. Niklas Sommer (22) konnte sich nicht durchsetzen, blieb die "dritte Wahl". Das defensive Mittelfeld können Nicolas Jüllich (3), Sebastian Bösel (25), Onur Ünlücifci (23), Marco Hingerl (23), Jamil Dem (27) und Charmaine Häusl (24) – Nationalspieler der Seychellen, bedienen, wobei Jüllich und Bösel die meisten Einsatzzeiten vor Hingerl haben. Jamil Dem bleibt leider das Verletzungspech treu. Auf der linken Außenbahn spielt der griechische Ex-U21 Auswahlspieler Panagiotis Vlachodimos (28) eine gute Saison mit 5 Toren und Vorlagen. Offensiv zentral erhoffte man sich von Winter-Neuzugang Kamer Krasniqi (24) Impulse. Er wurde Stammkraft, aber ohne Tor und Vorlage. Auf Rechts gelang keinem der Durchbruch. Weder Sommer, Behounek noch Gipson. Die Position erwies sich als "Baustelle" bis heute. Im Sturm reichen Kai Brünker (25) 3 Tore in 19 Spielen zur Nr. 1, dazu 2 Vorlagen. Eine feste Größe wurde er aber auch nicht, 2 seiner Treffer erzielte er allerdings gegen den CFC und in Zwickau. Ebenso ging es der Nr. 2 mit Dominik Martinovic (23), der Kroate traf 2-mal und legte 1-mal auf. Hoffnungsträger Matthias Morys (33) wurde hingegen wie erwartet Stammspieler, kommt auf 1 Torerfolg. Timo Röttger (34) pendelt zwischen Anfangself und Ersatzbank wie Eric Hottmann (20). Der US-Amerikaner Orrin McKinze Gaines II (22) kommt wie in Darmstadt und Zwickau auch hier nicht über die Rolle "Ergänzungsspieler" hinaus. Jonas Meiser (21) spielt keine Rolle. 29 Mann stehen mittlerweile im Kader, 25,5 Jahre im Schnitt. 3 mit CFC-Vergangenheit. Reule, Dem und Poggenberg.
Die Einkaufsbilanz:
14 Neuzugänge sind bis heute vermeldet, 11 vor der Winterpause.
Von den 11 konnte sich eigentlich nur Panagiotis Vlachodimos (Nîmes Olympique) dauerhaft als Stammspieler durchsetzen, erwies sich zudem als "Verstärkung" mit insgesamt 10 Torbeteiligungen. Am nächsten war hier noch Dimitry Imbongo (30/Alemannia Aachen) dran, der den Verein mittlerweile ja wieder verlassen hat. Mehreren Spieler gelang der Durchbruch bislang nicht endgültig, siehe Eric Hottmann (VfB Stuttgart II), Dennis Slamar (Jena), Ken Gipson (Sandhausen), Jonas Behounek (Hamburger SV II), Onur Ünlücifci (Würzburg).
Von den 3 "Winter-Einkäufen" stehen Matthias Morys (Austria Lustenau), Kamer Krasniqi (BSV SW Rheden) in der Stammformation wie auch Marin Sverko (Mainz 05 II). Entscheidend nach vorne konnten sie aber das Team noch nicht bringen.
Gewinner dieser Saison:
Maximilian Reule blieb in Chemnitz und Wiesbaden jeweils nur die Nr. 2, nach dem Abgang von Kevin Broll Richtung Dresden gewann er den Kampf um die Nr. 1. Musste aber bereits 48 Gegentore in 25 Einsätzen hinnehmen.
Das Krankenlager / Strafbank / Parteistrafen:
Linksverteidiger Marin Sverko (22) fehlt seit Anfang März 2020 wegen Oberschenkelproblemen, Rückkehr unbekannt. Jamil Dem (27) im defensiven Mittelfeld zog sich Anfang September 2019 eine Oberschenkelverletzung zu. Charmaine Häusl (24) auf der gleichen Position – siehe Sverko. Im Angriff fehlte Timo Röttger (34) gegen Unterhaching wegen einer Knöchelverletzung, Einsatz am Mittwoch ungewiss.
Bilanz gegen die SGS Großaspach:
Ist verbesserungswürdig. In 9 Spielen verbuchten wir erst 1 Sieg, am 16.05.2015 mit 2:0 an der Gellertstraße. Daneben stehen 6 Niederlagen, letztens sogar 3 in Folge mit einem 1:3 und 0:2 im Süden der Republik und dem 1:2 in der trostlosen Saison 2017/2018 im eigenen Haus. Insgesamt stehen 9:17 Tore zu Buche.
Perspektive für das Spieljahr:
Der Abstieg wird kaum noch zu vermeiden sein, wie in Jena muss man hoffen, dass andere Vereine doch noch bei der Lizenzierung scheitern. Aus den restlichen 10 Spielen müssten vermutlich noch mindestens 25 Punkte her, schwer vorstellbar.
Das Umfeld / Stimmung / Wirtschaft:
Nach der Beurlaubung von Mike Sadlo und Heiner Backhaus in der ersten richtigen großen Krise seit dem Aufstieg 2014 kam beim "Dorfklub" offenbar alles mal richtig auf dem Prüfstand. Ergebnis der kritischen Analyse in der Vereinsführung: "Die SG entwickelt sich in allen Bereichen stark, ausgenommen aktuell im Drittligateam." Versäumnisse bei der Umsetzung des jahrelang recht erfolgreichen Konzepts des Dualen System, welches eine Art "Halbprofis" beschäftigt, wurden eingestanden. Das Team genügt nur teilweise den Drittligansprüchen, die Ursache allein beim jeweiligen Trainer zu sehen, erwies sich offenbar als Irrglauben. Zumindest im Hintergrund war der Abschied von der 3. Liga zu hören und der Vorgriff auf eine schlagkräftige Mannschaft in der kommenden Saison in der bekannt sehr gut besetzten Regionalliga Südwest mit den ambitionierten Vereinen aus Homburg, Ulm, Offenbach, Aalen. Beim Zuspruch lag man diese Saison fast am Ende der Tabelle mit 2.612 im Schnitt, der sich angesichts der Größe der Gemeinde aber so schlecht nicht ausmacht. Ein kleiner Rückgang zu den 2.834 aus der Vorsaison. Am besten besucht waren die Ränge zum Heimauftakt gegen Kaiserslautern mit 6.534, deutlich über dem Schnitt der Auftritt von Aufsteiger Waldhof Mannheim bei 3.425. Den CFC sahen lediglich 1.512, eines von 4 Spielen mit weniger als 2.000 Interessenten neben Ingolstadt, Uerdingen und Köln. Mittlerweile hat sich eine Online-Druckerei für Digital- und Offsetdruck aus Backnang die Namensrechte gesichert, so firmiert die Anlage der SGS als "WIRmachenDRUCK Arena".