Heimdebüt 2003/2004 gegen den "kleinen EffZee" vom Rhein ...
von Timo Görner
... dessen Gastspiel in der vergangenen Saison exakt am 16.11.2002 an der Gellertstraße auch den Einstand von Joachim Müller als CFC-Trainer bedeutete. Am Samstag wiederum sitzt schon wieder sein Nachfolger mit Frank Rohde auf der himmelblauen Bank und beweist, wie schnelllebig sich zuweilen der heutige Fußball präsentiert.
Was war - die letzte Saison:
Für unseren Gegner vom Samstag hieß das Ziel der letzten Saison trotz aller Widrigkeiten schlicht und einfach Klassenerhalt. Die Widrigkeiten bestanden in erster Linie darin, dass die Amateure des ehemaligen mehrfachen deutschen Meisters und rheinischen Vorzeigeclubs nach dem Abstieg der Profimannschaft in die 2. Liga unter dem Sparkurs des Gesamtvereins zu leiden hatten. Deshalb waren sie wohl von allen Amateurmannschaften mit den schlechtesten Vorraussetzungen in die letzte Saison gestartet (kleiner Kader, kaum Abstellungen aus der 1. Mannschaft). Das man nach einem eher mageren Auftakt und von vielen schon als Absteiger Nr. 1 abgestempelt schon vor dem letzten Spieltag den Klassenerhalt sicher machen konnte, spricht für die Mannschaft und ihren Trainer Christoph John.
Erst am 16. Spieltag wurde nach 14 Runden die Abstiegsregion erstmals wieder verlassen indem man übrigens u. a. auch am CFC vorbeizog und diesen auf Rang 16 verdrängte. Die Abstiegsplätze 15 bis 18 wurden dann bis Saisonende gemieden. Bemerkenswert die Auswärtsbilanz der Kölner mit Rang 7 in einer solchen Wertung, die John-Truppe holte hierbei 23 Zähler aus den 17 Spielen und brachte es auf eine ausgeglichene Bilanz bei 6-5-6. Eine Bemerkung verdient hierbei die Tatsache, dass man beide Spiele in Dresden jeweils mit 3:1 siegreich gestaltete, beim VfL Osnabrück mit 1:0 siegte. Zu Hause wurden dagegen "nur" 22 Punkte geholt, dabei verdarb man aber Rot-Weiß Essen mit einem 2:1 wohl den Aufstieg in Liga 2.
Straße der Besten:
Herausragend in der letzten Saison sicherlich Mittelfeldspieler Giovanni Federico (22) mit 12 Toren in 24 Einsätzen und 6 Berufungen in die Zweitligamannschaft des FC, dabei 2-mal in der Anfangsformation. Zuletzt trat er bei den Amateuren am 31. Spieltag gegen den Dresdner SC gegen den Ball und erfreute die Fans mit seinem insgesamt vierten "Doppelpack". Er gilt als designierter Nachfolger von Dirk Lottner und ist für diese Spielzeit primär in der Bundesliga vorgesehen. Läufer Michael Niedrig (23) war einer der wenigen "Dauerbrenner" der RL Nord 2002/2003, absolvierte alle 34 Punktspiele bei 2 Toren. Auch er steht wie Federico nach "Beförderung durch Friedhelm Funkel" im offiziellen Kader der 1. Mannschaft in der Bundesliga für diese Saison, spielte aber vergangenes Wochenende bei den Amateuren gegen Essen und nicht auf dem Gladbacher Bökelberg. Der Bosnier Nermin Celikovic (22) machte ebenfalls auf sich aufmerksam und markierte als Stürmer 11 Tore in 28 Spielen, u. a. das 1:1 beim CFC-Saisonabschluss zum späteren 3:1-Erfolg. Ebenfalls sehr ordentlich im Angriff präsentierte sich Marcus Steegmann (22) mit 12 Buden in 33 Spielen, auch er war zum Saisonfinale gegen den CFC erfolgreich (2:1).
Wer kam/wer ging:
Bemerkenswert sicherlich der Wechsel von Torjäger Marcus Steegmann kurz vor dem Saisonstart zu den Amateuren des Hamburger SV. Grund dafür könnte bzw. sollte wohl die Unzufriedenheit über mangelnde Perspektiven bezüglich der Profimannschaft des FC gewesen sein. Steegmann schoss übrigens seine neue Mannschaft gleich mal zum 1:0-Auswärtssieg in Neumünster. Ansonsten gilt auch beim 1. FC Köln das was z. B. beim SV Werder Bremen praktiziert wird - wem auf absehbare Zeit (beim SV Werder maximal 5 Jahre) keine Chance für die Profimannschaft zugetraut wird der muss gehen. Alassane Ouedraogo (22, Mittelfeld) aus Burkina Faso (ehemals Obervolta) ging zum Zweitligisten Rot-Weiß Oberhausen und feierte dort am vergangenen Sonntag beim 3:1 in Bielefeld ein recht erfolgreiches Debüt in der 2. Liga (Tor zum 3:0). Matthias Schmidt (22) ging nach Uerdingen zum KFC 05. Der Rest mit insgesamt noch 6 Spielern schloss sich unterklassigen Vereinen der Oberliga Nordrhein an oder ging erstmal auf Jobsuche. Dazu kam der nominelle Abgang von Kapitän Michael Niedrig in den Profikader, der aber ja zumindestens am 1. Spieltag wieder eine Umkehrung erfuhr.
Neu hinzu kommen für die Saison 2003/2004 mit den Mittelfeldakteuren Gerard Sambou (18, Senegal), Christian Lang (19), Tobias Nickenig (18) junge Spieler aus der eigenen A-Jugend. Aus der Oberliga Nordrhein kommt von Schwarz-Weiß Essen Mark Zeh (19) ebenfalls für das Mittelfeld und für die Abwehr vom bayrischen Oberligisten FC Ismaning Dennis Polak (22). Im Tor wurde aufgrund der schweren und langwierigen Verletzung von Stammkeeper Wjiatscheslaw Sokolov (31, Wadenbeinbruch Anfang Juli) noch mal reagiert und von den Amateuren der Gladbacher Borussia Lars Leese (33) als neue Nr. 1 geholt.
Interessant wie umstritten bleiben ferner die "berüchtigten Einsätze" von gestandenen Profis. Im Fall der FC-Amateure stand im Spiel gegen Essen Florian Kringe (20) in der Anfangsformation mit einer Erfahrung von 33 Zweitligaspielen letzte Saison nachdem Friedhelm Funkel mit dessen Vorbereitung unzufrieden war. Denkbar das er am Samstag mit an der Gellertstraße aufläuft. Hinzu könnten diese Saison auch Einsätze von Spielern wie Federico oder Niedrig (bereits geschehen) kommen.
Umfeld/Fans:
Ziel für die FC-Amateure bleibt der Klassenerhalt. Christoph John (seit 7 Jahren für die II. des FC verantwortlich) gilt auch bei schlechterem sportlichen Verlauf als einigermaßen sicher im Sattel. In der letzten Saison konnten sich im Schnitt rund 1.100 Zuschauer für einen Gang in das "Süd-Stadion" des Lokalrivalen SC Fortuna begeistern, Rekord waren 6.200 gegen Rot-Weiß Essen bei an die 5.000 Essener Gästefans. Ansonsten hielt sich das Zuschauerinteresse meistens unterhalb der 1.000. Vergangene Woche waren es gegen den gleichen Konkurrenten 3.800 Fußballfreunde bei rund 3.000 RWE-Fanatikern.
Bleibt abzuwarten wie sich die Entwicklung angesichts des Aufstieges der Profitruppe entwickeln wird, zum einen von der höheren Attraktivität der 1. Liga für die Stadiongänger und zum anderen bei möglichen Überschneidungen der Ansetzungen. Der Montagstermin für den 1. FC Köln in Liga dank des DSF als Zweitligasender bei immerhin insgesamt 11 (!) von 34 Spielen zum Wochenbeginn und 10-mal Freitag fällt ja definitiv weg, bleibt also Samstag oder Sonntag. Auf alle Fälle dürfte am Samstag beim gleichzeitigen Heimdebüt des FC in der "RheinEnergy-Arena" oder schlicht und einfach im "Müngersdorfer Stadion" gegen den 1. FC Kaiserslautern nur eine kleine Schar Rheinländer an der Gellertstraße zum Fußballgucken rasten.
Denen einen schönen aber erfolglosen Aufenthalt in der Stadt tief im Osten. ;-)