Vorbericht

Nach dem "Mount BAK" nächste Station beim "Mount Babelsberg" …

… wo der CFC auch den zweiten der 4. Berge erfolgreich bewältigen will. Die Aufgabe beim SV Babelsberg 03 wird nicht leichter als in Moabit. Die Gastgeber spielen eine bislang starke Saison nach gelungener Auffrischung des Kaders vor allem in der Offensive.

Der Blick zurück:

03 platzierte sich auf 11, jenseits von Gut und Böse mit 20 Punkten auf Abstiegsplatz 16 und 29 zum Staffelsieger. Eine Spielzeit mit Licht und Schatten. Die Herbstrunde nicht unbedingt erwartbar gut, der vorzeitige Klassenerhalt schon da mehr oder weniger in Sack und Tüten. Sogar die Tabellenspitze in Sichtweite. Dazu der Coup im DFB-Pokal in Runde 1 gegen Erstligist Fürth. Das Frühjahr 2023 dann wenig erfreulich. Die Punktausbeute der 16 Spiele hätte Abstiegskampf bedeutet, im Landespokal war diesmal im Halbfinale Schluss mit einer von 3 Niederlagen gegen Erzrivale Cottbus. Als Folge kam es zum zweiten Trainerwechsel.
Der erste Austausch betraf Predag Uzelac, nach 6 Punkten aus 3 Spielen. Mit Jörg Buder lief es zunächst gut. 8 Begegnungen brachten 16 Punkte, 3 davon gegen den späteren Meister (2:1). Die Elf überzeugte auswärts in Rathenow, bei Hertha BSC II (3:0), in Fürstenwalde (4:1). Im eigenen Stadion beim 4:2 gegen TeBe. 38 Zähler aus 22 Partien und Platz 8 waren absolut in Ordnung. Auf Augenhöhe mit dem 6. CFC. Ärgerlich die Derbypleite in Cottbus (0:2), gut die Auftritte bei Altglienicke, gegen Lok (1:1). Das Aus in Runde 2 im DFB-Pokal gegen RBL war keine Überraschung, die Gäste überlegener, als es das 1:0 sagt.
Im Frühjahr 2023 waren die ersten 4 Spiele kein Grund zur späteren Entscheidung beim Cheftrainer. Die Potsdamer gewannen 2 der 3 Heimspiele. Mussten sich nur bei Chemie (1:3) geschlagen geben. Mit 45 Punkten sollte endgültig nichts anbrennen. Das 4. Duell war Beginn des Negativlaufs. 03 6-mal sieglos, zuzüglich Aus im Pokal-Halbfinale in Cottbus. Jörg Buder musste am 01.04.2022 gehen. Björn Laars übernahm als Interim bis Saisonende, ohne Effekt bei 8 Spielen und nur 1 Sieg. Mit Fehlstart gegen Fürstenwalde (1:2). Das Siegtor übrigens durch Lukas Stagge.
Die Gesamtbilanz damit zwiespältig. Am Ende überwog Frust aufgrund der Entwicklung in 2023, dem Pokal-Aus und 3 Derby-Pleiten. 46:42 Tore waren offensiv trotz der Qualität im Kader enttäuschend (16.). Defensiv präsentierte sich 03 deutlich stärker, nur 4 waren da besser. Ordentlich auch die Heimbilanz. Auswärts sah es etwas schlechter aus.

Das Personalkarussell:

Wie beim BAK zuvor gab es auch hier viele Veränderungen, wenn auch ein paar weniger. 13 haben 03 verlassen, 10 kamen neu dazu inkl. Trainer.
Stammkeeper Jannick Theißen (24/1. FC Düren) wechselte in die West-Staffel. Kehrte nach 1 Jahr als Aachener in die Heimat zurück. Der kroatische Innenverteidiger Petar Lela (28) folgte ihm. Der Tscheche Jakub Moravec (31) blieb auch nur 1 Saison, der "10er" ist zurück in Bischofswerda. Rechtsaußen Robin Müller (22/St. Pauli II) zog es in die Liga Nord, kam auf 8 Vorlagen. Frank Zille (26) steuerte 4 Treffer bei. Nicola Jürgens (24/Rathenow) deren 3, besetzte den linken Flügel. Das die wichtigsten Abgänge, der Rest blieb ohne Bedeutung.
Bei den Neuen finden sich vor allem Verpflichtungen aus den Regionalligen. Luis Klatte (22/Rostock) kam für das Tor, bei Hansa 9 Einsätze in der II in der Oberliga. Einzige Personalie in der Abwehr Innenverteidiger Saibo Ibraimo (21/Phönix Lübeck), Ausbildung beim HSV. Für das offensive Mittelfeld kamen Tahsin Cakmak (25) und Rico Gladrow (31) im "Doppelpack" von TeBe. "6er" Jannis Fuchs (19) spielte in der Cottbuser U19, Stammspieler der A-Jugend Bundesliga. Der "Königstransfer" ist Rechtsaußen Matthias Steinborn (35), beim BFC ausgemustert und von 2015 bis 2017 bei 03. Rudolf Ndualu (23/Duisburg) auf gleicher Position hatte im Vorjahr Verletzungspech (Wadenbeinbruch), nur 3 Spiele für die "Zebras". Dominik N'gatie (22/VfB Eichstätt) ist linker Flügel wie der Palästinenser Daoud Iraqi (23/Shabab Al-Khalil), der die Liga aus den Stationen BAK, TeBe bis 2021 kennt. Mit Mittelstürmer Tom Nattermann (29/Lok Leipzig) gab es eine weitere bekannte Personalie im Angriff. Bei den Blau-Gelben 11 Tore. Dazu gab es auf dem Cheftrainerposten den nächsten Wechsel.

Die Sportliche Leitung:

Markus Zschiesche (40) trat zu Saisonbeginn an, verließ TeBe Berlin nach 2 erfolgreichen Jahren mit Regionalliga-Aufstieg 2021 und gutem Abschneiden im Vorjahr. Sah in Babelsberg die bessere Perspektive, was sich bewahrheitet hat. Er folgte Interimstrainer Björn Laars (47), der wiederum nach Beurlaubung von Jörg Buder (53) am 01.04.2022 übernommen hatte. Trainer Nr. 6 seit 2019 inkl. 2 Interims-Lösungen. Als Co-Trainer fungiert Ronny Ermel (38) wie zuvor bei TeBe. Die Torhüter betreut Ex-03-Keeper Marvin Gladrow (32). Marcus Petsch (56) ist Mannschaftsleiter.
Der starke Mann im sportlichen Bereich der Chefetage ist Vorstandschef Björn Laars (47), nicht unumstritten aufgrund Entscheidungen wie bei Jörg Buder und Predag Ulezac zuvor.

Das aktuelle Planjahr:

Man kann zufrieden sein, dabei wurden die Babelsberger nach den Neuzugängen stärker eingeschätzt als letzte Saison. Der Zweitligist 2002 spielt oben mit, mischt munter mit beim Konzert der vielen ambitionierten Clubs im Nordosten. Grundlage eine effektivere Offensive und auch starke Abwehr.
Gelungen der Auftakt, gegen Chemie warf auch der zweimalige Ausgleich nicht um. Am Ende wurde das 4:2 bejubelt und auch bei Hertha BSC II nach solider Defensivleistung in Halbzeit 2 1:0 gewonnen. Lohn die Tabellenführung, nur eine Momentaufnahme, aber bemerkenswert. Gegen die VSG Altglienicke war der dritte Sieg greifbar nahe, verpasst in der Nachspielzeit bei wieder 2 Gegentoren.
Nach 9 Spieltagen schien die Sonne im Potsdamer Nordosten, 03 ungeschlagen saisonübergreifend bereits seit 11 Begegnungen. Als einziges Team. Auswärts wurde fleißig gepunktet, 4 Siege in Folge ohne Gegentreffer eingefahren. Berlin liegt der Mannschaft offenbar. Nach dem Erfolg bei Hertha wurden auch bei Viktoria und TeBe mit 1 Tor 3 Punkte mitgenommen. Die Serie hielt auch beim 2:0 in Greifswald.
Erst beim BFC fiel der Nimbus, drehte der Gastgeber den Rückstand noch. Eindruck hinterließ es nicht, nach dem 0:0 im Spitzenspiel gegen Tabellenführer BAK rückte man diesem nach 5:1 bei Schlusslicht Halberstadt mit 3 Toren in 12 Minuten auf 3 Punkte nahe. Die Auswärtsstärke ist weiter größter Trumpf, 5 der 6 Spiele wurden gewonnen bei 11:3 Toren als Nr. 1. Zu Hause ist unser Gegner unbesiegt, musste allerdings 4-mal die Punkte teilen. U. a. gegen Luckenwalde und Lichtenberg.
Im Landespokal geht es am 19.11.2022 im Achtelfinale zum "Brandenburg-Classico" nach Cottbus, erreicht durch ein 4:2 bei Landesligist SV Grün-Weiß Lübben. Man kam erst in Minute 90+3 zum entscheidenden 4. Treffer.

Das Kollektiv:

Im Tor hat sich Luis Klatte (22) etabliert, in allen Pflichtspielen im Kasten. Dahinter steht "Eigengewächs" Marco Flügel (27), noch ohne Einsätze. Klatte mit bislang sehr guten Leistungen, vor allem beim 0:0 gegen den BAK.
In der Abwehr agiert normal die Viererkette. Als Innenverteidiger hat Janne Sietan (20/1) die meisten Einsätze. Vor 1 Jahr aus Cottbus gekommen. Dazu kommt Routinier Marcus Hoffmann (35), am Anfang mehrmals verletzt. Jake Wilton (23) ist auch wichtig. Diese Saison Pech mit Krankheit und Verletzung. Saibo Ibraimo (21) kam zu mehr Praxis. Links verteidigt Mateo Kastrati (22). Vertreten derzeit durch Marcel Rausch (26), kann beide Seiten. Rechts vertraut man meist auf Paul Wegener (22). Respektabel, dass mit den Problemen und jungen Akteuren erst 10 Gegentore kassiert wurden.
Schon bei TeBe setzte Markus Zschiesche auf Angriff und hier auf ein 4-3-3. Den defensiven Part in der Zentrale bedient der Slowake David Danko (28/1). Alternativen sind Sven Reimann (28), Jannis Fuchs (19). Für die Offensive ist Rico Gladrow (31) die große Verstärkung: 4 Toren und 2 Vorlagen. Zwischendurch 3-mal gesperrt wegen vermeintlicher Beleidigung eines Gegenspielers. Auch der zweite Ex-TeBe mit Tahsin Cakmak (25/2) hat eingeschlagen. Legte 4-mal auf. Beide damit mit 6 Torbeteiligungen. Tino Schmidt (29) und Emir Can Gencel (21) sind Ergänzungsspieler.
Im Angriff ist und bleibt Kapitän Daniel Frahn (35/4) Eckpfeiler als einer der besten Mittelstürmer der Regionalligen. Überboten von Rechtsaußen Rudolf Ndualu (23/5), in Halberstadt mit "Doppelpack". Nicht zu vergessen Matthias Steinborn (33/3). Auf dem linken Flügel kämpfen Daoud Iraqi (23), Dominik N'gatie (22/1) um ihren Platz. Noch keine Rolle spielt bislang Tom Nattermann (29), hat gegen Daniel Frahn derzeit auch kaum eine Chance. Mit Frahn, Gladrow, Steinborn, Ndualu, Cakmak hat Babelsberg für die "Abteilung Attacke" Top-Qualität, Nattermann eigentlich auch noch. Alle zusammen kommen auf 18 der 23 Treffer. Es muss sich vor den Topteams der Liga nicht versteckt werden.
24 Kicker stehen im Aufgebot, analog zum CFC. 25,1 Jahre überbieten nur 4 Vereine. Mehrere "Ü30" bilden das Gerüst der Mannschaft neben vielversprechenden jüngeren Aktiven, siehe Wegener, Sietan, Klatte.

Strafbank / Krankenlager / Parteistrafen:

Ersatztorwart Marco Flügel (27) pausiert wegen muskulärer Probleme. Manndecker Jake Wilton (23) fehlt wegen einer Knöchelverletzung seit Anfang Oktober. Linksverteidiger Mateo Kastrati (22) plagt sich mit Hüftproblemen.

Die Bilanz gegen den SV Babelsberg 03:

Ein Jubiläum steht an, das 20. Duell. 8-mal gewann Himmelblau, 6-mal die Brandenburger bei 26:22 Toren. In Babelsberg ist unser Saldo negativ mit 3-3-4. Zuletzt wurde 1:2 nach 1:0-Führung am 27.07.2021 mit dem entscheidenden Treffer in Min. 90+2 verloren. Zuvor blieben wir immerhin in 4 Spielen dort unbesiegt: 0:0 – 1:1 – 2:1 – 2:2.

Prognose:

Dem guten Herbst 2021 folgte eine schwaches Frühjahr 2022. Gegen einen ähnlichen Einbruch spricht die deutlich bessere Substanz im Kader, vor allem in der Offensive, die sich bemerkbar macht. Ganz oben wird man vermutlich nicht mitspielen, aber Rang 4 bis 8 scheint machbar.

Das Umfeld:

Ist mit der Entwicklung zufrieden, der Zuschauerschnitt liegt bei 2.561 und damit auf Rang 7 der Tabelle, über dem Gesamtschnitt von 2.049 sowie hinter dem CFC mit 3.249. 2019/2020 in der Abbruchsaison ohne "Geisterspiele" und Zuschauerbeschränkungen waren es 2.032. Den besten Besuch gab es zum Auftakt gegen Chemie bei 3.613, den BAK sahen 3.333. Gegen den CFC sollte man am Sonntag mit rund 2.500 bis 2.700 Blau-Weiß gesinnten Besuchern rechnen, das 5:1 in Halberstadt wird sicher Motivation genug sein.
Im Juni fanden sich die Mitglieder zur ordentlichen Zusammenkunft ein, als Ziel wurde die Rückkehr in die 3. Liga nach dem Abstieg 2013 verkündet, mittelfristig. Kurzum, diese Saison wird der Sprung nach oben zumindest offiziell nicht angestrebt. Ein Platz im oberen Drittel soll es sein, dafür stehen die Zeichen ganz gut. Man sieht die Strukturen für die dritthöchste Spielklasse so noch nicht gegeben. Die größte Baustelle ist die Rasenheizung, lt. Verein nur durch Sponsoren zu stemmen, zudem sieht man aufgrund Kosten und dem Hintergrund von Energie- und Klimakrise diese Anforderung als "absurd" an.
Finanziell gab es Entspannung, der Konsolidierungskurs des immer wieder in Turbulenzen steckenden Clubs wurde erfolgreich fortgesetzt. Finanz-Vorstand Kristian Kreyes, der sich so zur Rasenheizung äußerte, konnte Positives verkünden. 2017 lag das Minus bei 3 Mio. €. Für einen Regionalliga-Verein mit bekannten Einnahmen bedrohlich. Mittlerweile abgebaut auf noch ca. 300.000 €. 2021 war ein gutes Jahr bei den Finanzen für die Brandenburger. Allein mit Erreichen der 2. Runde im DFB-Pokal wurde ein sattes Plus von 400.000 € erwirtschaftet. Es hätte mehr sein können, gegen Fürth durften aufgrund bekannter Einschränkungen nur 3.030 ins Stadion. Mit 2G wären es mehr gewesen, so dann auch in Runde 2 gegen RBL mit 6.000.