Den Schwung aus dem Hertha-Spiel mitnehmen auf die Reise nach Ost-Thüringen zum …
von Timo Görner
… momentan gut aufspielenden ZFC Meuselwitz. Der CFC ist dort seit 2009 ungeschlagen und will das bleiben.
Die letzte Saison:
Endete mit Platz 15, dem ersten Nichtabstiegsplatz bei doch soliden 8 Punkten Vorsprung auf Absteiger Lichtenberg. Versöhnliches Ende einer zeitweise sehr problematischen Saison mit dem Trainerwechsel nach dem 0:3 gegen den CFC an Spieltag 28. Heiko Weber musste gehen, wurde durch Christian Hanne bis Saisonende ersetzt. Zu dem Zeitpunkt der ZFC auf Rang 15, allerdings mit nur 4 Punkten Abstand zur Abstiegszone. Man traute dem langjährigen Chefcoach nicht zu, die Mannschaft in den verbleibenden 6 Spielen zum Klassenerhalt zu führen.
Zur Winterpause standen 18 Punkte aus den 12 Spielen, die Rot-Weißen auf Platz 12. So richtig zufrieden waren die Vereinsführung und das restliche Umfeld nicht. Dafür war der Kader mit mehreren erfahrenen Akteuren und deren Praxis in höheren Ligen zu gut besetzt. Schwachpunkt die Defensive auswärts mit 7:20 Toren. Es gab mehrere Klatschen in fremden Stadien mit dem 0:4 in Chemnitz und Cottbus, 2:5 bei Altglienicke oder 1:4 gegen Erfurt. Zumindest gab es die enorm wichtigen Siege gegen Luckenwalde (3:1), gegen TeBe (5:1), in Halberstadt (3:0). Das Husarenstück im Derby gegen Jena (2:1) und bei Lok (1:0).
Grund zur Zuversicht für 2023. Aber es lief nicht so richtig. Vor dem CFC-Gastspiel holten die Thüringer nur 8 Zähler aus 12 Partien. Eine abstiegsreife Zwischenbilanz. 2-mal wurde gewonnen. 4:0 gegen Halberstadt, 4:1 in Luckenwalde. Die Niederlage gegen uns die 4. Heimniederlage in Folge bei 0:11 Toren. Christian Hanne war der Chef für die letzten 6 Spiele. Zunächst mäßig erfolgreich mit 1 Punkt aus 3 Spielen, dann startete der ZFC durch. Machte mit 3 Siegen in Folge Rang 15 klar. Zu Hause mit 2:1 gegen Viktoria Berlin, 4:0 gegen Greifswald. Auswärts wurde Absteiger TeBe mit 7:0 regelrecht aus dem Stadion gefegt. Der Klassenerhalt des HFC in Liga 3 buchte dann das Ticket für die Regionalliga 2023/2024.
Sowohl auswärts als auch zu Hause der ZFC "über dem Strich". Negativ der Heimsaldo mit 7-2-9. 51:67 Tore waren offensiv recht gut als achtbestes Team. Mehr Gegentore kassierten aber nur die 3 Absteiger. Im Landespokal Thüringen kam das Stoppzeichen im Halbfinale in Jena mit 3:4 n. E.
Kommen und Gehen:
Mit 9 Ab – und 7 Neuzugängen hielten sich die Veränderungen im eher mittleren Bereich.
Keeper Jean-Marie Plath (21/Erfurt) blieb in Thüringen und der Liga. Manndecker Felix Müller (26) kam bekanntlich zu uns. Im Mittelfeld verließ Fabian Stenzel (36/Handwerk Rabenstein) den ZFC nach 6 guten Jahren und kehrte nach Chemnitz zurück. Dies die einzig nennenswerten Spieler, die nicht mehr dabei sind.
Bei den Neuen gab es für jeden Mannschaftsteil etwas. Im Tor war es Lukas Sedlak (22/Aue), der nach dem Wechsel aus Jena nur 1 Jahr im Lößnitztal blieb. Ben Keßler (21/Chemie Leipzig) und Leon Schmökel (21/Magdeburg) sind Innenverteidiger, Schmökel beim Zweitligist FCM ohne Perspektive. Can Sakar (26/Tus Makkabi Berlin) ist offensives Mittelfeld, beim Oberligisten mit starken 11 Toren und 10 Vorlagen. Rechtsaußen Christoph Pauling (21/VfB Krieschow) spielte ebenfalls Oberliga. Mit Michel Ulrich (23/CFC) und dem Kosovaren Arlind Shoshi (26/Altglienicke) sind Mittelstürmer aus der Regionalliga Nordost.
Ein Substanzverlust ist eher nicht zu vermelden.
Die sportliche Leitung:
Georg-Martin Leopold (46) übernahm zu Saisonbeginn, Vertrag bis zum Ende der aktuellen Spielzeit. Erste Stationen der Trainerlaufbahn waren der Nachwuchs des FC Carl Zeiss Jena und Rot-Weiß Erfurt, dann ging es von 2019 bis 2022 zur U19 des SV Darmstadt 98. Als Spieler war er für die Rot-Weißen und Wacker Gotha aktiv. Christian Hanne (34) unterstützt als Co-Trainer, als Aktiver u. a. beim 1. FC Lok Leipzig. Roman Linke (37) trainiert seit dieser Saison die Torhüter, zuvor bei der VSG Altglienicke.
Die aktuelle Saison:
Es läuft gut, der ZFC ist weit weg von der Abstiegszone und ließ zudem mehrmals als "Favoritenschreck" aufhorchen. 9 Punkte sind es auf Platz 15, die Ausgangsposition für die restlichen Spiele bis zur Winterpause ist solide. Sowohl zu Hause als auch auswärts ist die Bilanz an Toren und Punkten gänzlich ausgeglichen.
Zum Auftakt gab es ein knappes 1:2 in Babelsberg, kompensiert durch das damals noch überraschende 3:2 gegen den 1. FC Lok nach 0:2-Rückstand. Eines von mittlerweile mehreren starken Ergebnissen gegen Mannschaften, die man oben anzusiedeln hat. Auswärts sorgte man für Achtungszeichen beim BFC (1:1), beim "kleinen Thüringen-Derby" in Erfurt (2:1) und am vergangenen Wochenende in Berlin gegen die VSG Altglienicke mit 2:0-Blitzstart und dem 3:2 am Ende.
Neben dem Licht gab es natürlich auch Schatten. Die Heimniederlagen gegen Luckenwalde (1:2), Chemie Leipzig (2:4) ärgerlich. Umso wichtiger die Erfolge gegen Zwickau (1:0), Hansa Rostock II (4:2). Siege, die am Ende für den angestrebten vorzeitigen Klassenerhalt wichtig sein könnten. Im eigenen Stadion sind die Ost-Thüringer die elftbeste Mannschaft mit 3 Siegen gegen 3 Niederlagen, 1 Zähler besser als wir bei 1 Spiel weniger. Auswärts steht ein guter 7. Platz zu Buche, wurden 2 der 5 Gastspiele gewonnen. 21:21 Tore sind die immerhin siebtbeste Offensive, defensiv sind 10 Teams derzeit besser.
Ziel auch diese Saison die Qualifikation für den DFB-Pokal in der kommenden Spielzeit. Am 18.11.2023 steht das Viertelfinale an, zu Gast ist der FC Rot-Weiß Erfurt. Im Achtelfinale gab es ein lockeres 9:0 bei Verbandsligist BSG Chemie Kahla.
Das Spieler-Kollektiv:
Im Tor hat sich Lukas Sedlak (24) etabliert vor Justin Fietz (21), der 2-mal im Landespokal ran durfte.
In der Abwehr haben als Innenverteidiger Nils Miatke (33), Felix Rehder (21) und Leon Schmökel (21) die besten Karten. Rechts verteidigt meist Dominik Bock (28), der solide 4 Torvorlagen beigesteuert hat. Links ist Fabian Raithel (28/2) gesetzt.
Zentral vor der Viererkette vertrauen die Trainer auf Nils Schätzle (24), der allerdings im letzten Spiel bei der VSG verletzungsbedingt ausfiel. Dazu kommt der Bosnier Amer Kadric (29), im 4. Jahr beim ZFC. Kapitän ist weiter René Eckardt (33/2), der beide Ausrichtungen bedient. Can Sakar (26) als Hoffnungsträger für die Offensive spielt bislang kaum eine Rolle, hat den Sprung in die Regionalliga noch nicht geschafft. Besser läuft es für den jungen Till Jacobi (20/1). Luca Bürger (26) auf der linken Seite – auch schon seit 6 Jahren hier, kommt auf 2 Vorlagen.
Der Angriff ist gut besetzt. Die Nr. 1 ist Rechtsaußen Florian Hansch (28) mit bereits 5 Toren. Auf der Position klar vor Johannes Pistol (21) und Christoph Pauling (23). Eine beachtliche Saison spielt mit Luis Fischer (19/1) auf dem linken Flügel ein junger Kicker mit 3 Torbeteiligungen. Und in der zentralen Spitze hat der ZFC mit der "Lebensversicherung" Andy Trübenbach (32/4), Michel Ulrich (24/3) und Arlind Shoshi (26) auch Qualität aufzubieten. Trübenbach seit 2015 in Meuselwitz bei 224 Spielen – 63 Toren und 23 Vorlagen.
Die Meuselwitzer haben mit 21 Spielern fast schon gewohnt einen kleinen Kader, der kleinste in dieser Liga. 25,1 Jahre im Schnitt liegen relativ deutlich über dem unsrigen mit 23,4 Jahren. Ein Team mit mehreren drittligaerfahren Akteuren. Sedlak, Miatke, Eckhardt, Hansch, Ulrich.
Krankenlager/Strafbank:
Ben Keßler (21) fehlt derzeit wegen Adduktorenbeschwerden, Nils Schätzle (24) aufgrund von Knieproblemen. Till Jacobi (20) muss wegen eines Innenbandrisses pausieren.
Prognose:
Die Mannschaft wirkt besser und gefestigter als letztes Jahr und hat die Qualität, nicht in den Abstiegskampf zu geraten. Wenn es optimal läuft, ist auch ein einstelliger Platz diesmal nicht unrealistisch.
Bilanz gegen unseren Gegner:
14 Duelle gab es bislang, von denen konnten wir 9 gewinnen und haben nur 1-mal verloren. Das am 25.10.2009 mit 1:3 beim ZFC. In Meuselwitz steht man bei 4 Erfolgen, alle ohne Gegentor, für die Himmelblauen. Zuletzt am 16.04.2023 mit 3:0. Im Vorjahr gab es damit 2 deutliche Siege für den CFC mit 4:0 und dann 3:0. 34:11 Tore wurden bis heute verbucht.
Das Umfeld / Wirtschaft/ Stimmung:
Die Stimmung an sich ist doch nach den letzten Wochen wieder besser, zuvor gab es immer mal Nebengeräusche u. a. durch die Kritik des unzufriedenen Vereinschefs Hubert Wolf Richtung Spieler. Auch ging der Zuspruch auf den Rängen zurück, war es nur bei den Auftritten der großen alten Traditionsvereine richtig voll auf der "Glaserkuppe". Letzte Saison lag der Zuschauerschnitt noch bei 669, aktuell sind es fast doppelt soviel mit ordentlichen 1.274. Auch weil mit den beiden Leipziger Vereinen und Zwickau 3 "Kassenschlager" da waren. Die Rot-Weißen lockten dann auch im letzten Heimspiel stattliche 2.278 Besucher an inkl. etwas mehr als 1.000 Gästefans aus dem nicht weit entfernten Zwickau. Für den Sonntag dürften die Verantwortlichen mit rund 1.300 bis 1.500 Fußballfreunden rechnen.
An der Spitze der Nr. 3 in Thüringen steht nach wie vor Hubert Wolf, der dieses Jahr den Klassenerhalt im 30. Jahr seiner Regentschaft feiern konnte. Ex-Kicker Holm Pinder ist weiterhin der Vize-Präsident und starke Mann der sportlichen Leitungsebene. Wirtschaftlich gilt der Club als stabil, sorgen auch in dieser Spielzeit die 5 Hauptsponsoren inkl. des Unternehmens von Hubert Wolf für die Basis. Kontinuität auch beim Brustsponsor und den Geldgebern unterhalb. Stand Juli 2021 zählte man 470 Mitglieder. Heimstätte natürlich die den himmelblauen Gästefans gut bekannte "Bluechip-Arena" mit 5.260 Zuschauern, dazu das Spielergebäude, ein Hauptplatz, ein Kunstrasenplatz, 3 Trainingsplätze, Spielplatz, Kegelbahn, Gaststätte, Jagdhütte.