Start in die Rückrunde beim Topfavoriten der Liga …
von Timo Görner
… in Halle, wo der HFC wie der CFC seine Serie der letzten Spiele fortsetzen und weiter oben dran bleiben will. Die Gastgeber sind seit 7 Spielen ungeschlagen, eingedenk Landespokal seit 9. Wir konnten immerhin 5 Begegnungen ohne Niederlage und zudem Gegentor bestreiten. Das letzte erzielte übrigens der Spieler, welcher dem HFC zum Heimauftakt ein Tor einschenkte.
Die aktuelle Saison bislang:
Der Drittligaabsteiger mit klarem Ziel, den "Betriebsunfall" zügig zu beheben, spielt wie erwartet ganz oben mit. Nach der Hinrunde hat man Tabellenführer und Platz 1 in Reichweite, die 5 Punkte sollten für die Rückrunde machbar sein. Zumal sich Lok zuletzt etwas schwer tat mit 5 Punkten aus 4 Spielen. Im gleichen Zeitraum konnten die Rot-Weißen 10 holen und konnten den Rückstand damit halbieren. Größtes Plus des HFC die enorme Heimstärke, wo man auch defensiv spitze ist.
Der Auftakt in der 4. Liga nach 12 Jahren in der 3. Liga bekanntermaßen bei uns, wo sich eine stark veränderte Mannschaft schon gut organisiert präsentierte. Unter den Erwartungen das 1:1 zum ersten Heimspiel gegen den Aufsteiger aus Plauen, wo der Gast bis kurz vor Ende führte. Nach 7 Spieltagen die Bilanz eher mittelprächtig mit 10 Zählern. Herausragend 4:0 in Erfurt, weniger 0:1 beim FC Viktoria im Duell der Ex-Drittligisten und 2:2 gegen Eilenburg. Wo kurz vor Ende eine 2:0-Führung verspielt wurde. Wichtig das Remis bei Lok, wobei hier mehr drin war.
Bis zur Winterpause robbte sich Halle an die Tabellenspitze heran, verlor nur noch 1-mal. Wieder bei einem Ex-Team der 3. Liga in Zwickau (0:1). Dagegen standen 7 weitere Siege. Im eigenen Revier der HFC eine Macht, folgten dem Patzer gegen Eilenburg 4 Siege mit 9:3 Toren, effektiv. Enorm wichtig das 2:1 gegen schwächelnde Jenaer, 2:0 gegen den BFC und 1:0 gegen Greifswald. Dazu wurde Hertha BSC II 4:1 besiegt. Bei Chemie im brisanten Duell reicht es zum 1:1. Zu Hause wurden von 27 machbaren Zählern 23 geholt, wie der CFC nur 6 Tore kassiert. Auswärts die Hallenser viertbestes Team. 28:11 Tore drittbeste Offensive und auch Defensive.
Im DFB-Pokal wurde Erstligaaufsteiger FC St. Pauli Paroli geboten, zweimal stand die Führung. Erst in der Nachspielzeit kamen die Hamburger zum Ausgleich und drehten in der Verlängerung das Spiel. Dort will der HFC wieder antreten. Steht im Viertelfinale am 24.01.2025 beim SV Blau-Weiß Dölau aus der Verbandsliga. Im Achtelfinale musste das Elfmeterschießen her in Halberstadt. Die Chancen, den Pokal wieder zu holen, stehen gut. Ligahöchster Konkurrent Oberligist VfL 1896 aus der gleichen Stadt.
Delegierungen seit dem Hinspiel:
Aktuell gab es noch keine Veränderungen, die wenn dann auch eher in der Winterpause zu erwarten sind.
Die sportliche Leitung:
Nichts Neues. Mark Zimmermann (50) hat weiter das Sagen als Cheftrainer. Als Co-Trainer unterstützt nach wie vor Fabio Leutenecker (34). Seit der Vorsaison auch Chefscout und Video-Analyst. Hinzu kommt als zweiter Assistent der Spanier Paco Vaz (50), seit April 2024 beim HFC.
Die Keeper betreut Marian Unger (40), bekannt aus Zwickau und Plauen. Wechselte aus Osnabrück. Seit Anfang Mai 2024 ist Daniel Meyer (44) der Sportdirektor. Ehemals Chefcoach in Aue und Braunschweig, zuletzt bei der U19 von RBL in Lohn und Brot.
Das Spieler-Kollektiv:
Seit Spieltag 8 ist Luca Bendel (21) Nr. 1 im Tor, der zuvor gesetzte Sven Müller (27) fiel damals wegen längerer Verletzungspause aus. Zuvor bereits 1-mal im Landespokal. Tom Müller (27) ist noch ohne Einsatz wie auch Keno-Miguel Meyer (18).
In den ersten Partien ging der HFC mit Dreierkette an den Start, mittlerweile hat sich die Viererkette etabliert. Als Innenverteidiger sind Jan Löhmannsröben (33/3), Burim Halili (26/2) Eckpfeiler. Beide auch offensiv solide mit je 6 und 5 Torbeteiligungen. Dazu kommt Kapitän Niklas Landgraf (28/2), seit mittlerweile über 7 Jahren da. Einer der wenigen Überbleibsel aus dem Vorjahr wie der langzeitverletzte Jonas Nietfeld (30). Mit reichlich Erfahrung aus Liga 3 wie Niklas Kastenhofer (25), der bislang keine Rolle spielt wie Kilian Zaruba (22). Rechts gilt Robert Berger (28) als wichtig. Noch ohne Torvorlage. Hat diese Saison auch schon Manndecker und Links agiert. Einen gelernten Linksverteidiger haben die Rot-Weißen so nicht.
Im Mittelfeld baut man als "6er" auf Niclas Stierlin (24/2), Berk Inaler (24/5). Offensiver ausgerichtet ist Max Kulke (24), dazu gibt es hier mit dem US-Amerikaner Joe-Joe Richardson (23/3) eine Art "Allrounder" für diese Abteilung mit bereits 7 Torbeteiligungen. Zuletzt aktiv als Linksaußen im Angriff. Joscha Wosz (22) ist hier noch keine Option. Stammkraft auf der rechten Außenbahn ist Marius Hauptmann (25) vor Lucas Halangk (21). Letzterer bei 3 Vorlagen. Gut läuft es auf der Gegenseite für einen weiteren "Jungspund" mit Pierre Weber (20).
Im Sturm fehlt ein echter "Knipser". Je 3-mal waren die Mittelstürmer Robin Friedrich (21) und Cyrill Akono (24) erfolgreich. Anthony Roczen (25) kommt bislang fast immer von der Bank. Luka Vujanic (20) noch ohne Einsatz. Auf dem rechten Flügel ist Marvin Awuah (19) zu Hause, Praxis siehe Vujanic. Gesetzt hier vor seiner Verletzung Fabrice Hartmann (23/1). Auf Linksaußen wird gegen den CFC vermutlich wieder Richardson beginnen.
28 Akteure inkl. 4 Keeper stehen im Aufgebot, mehr hat keiner. 24,1 Jahre sind fast exakt der Liga-Mittelwert. Ein Team mit mehreren Spielern, die im Vorjahr noch 3. Liga gespielt haben. S. Müller, Löhmannsröben, Landgraf, Stierlin, Kastenhofer, Hauptmann, Richardson, Akono, Friedrich. Fast eine komplette Elf. Daneben gibt es aber jüngere Akteure, die wichtig sind wie Halangk, Weber. Der wohl beste Kader der Liga, auch in der Breite mit Alternativen auf fast jeder Position.
Einkaufsbilanz bis heute:
Satte 23 Zugänge gab es, ein im Grunde kompletter Neuaufbau der Mannschaft.
Von denen konnten sich Bendel (Eilenburg), Löhmannsröben (Lok Leipzig), Halili (Jena), Berger (CFC), Stierlin (Duisburg), Inaler, Kulke (beide Altglienicke), Hauptmann, Akono (beide VfB Lübeck), Weber (Magdeburg II), Richardson (Sandhausen), Friedrich (Verl), Hartmann (RBL) jeweils über weite Strecken der Herbstrunde oder fast durchgängig als Stammkader empfehlen. Damit 13 insgesamt, eine komplette Elf mit 2 Ersatzspielern. Die genannten Akteure sind auch als klare Verstärkungen anzusehen und haben alle sehr gutes Regionalliga-Format.
Bilanz: sehr gut. Zumal noch bedacht werden sollte, dass insgesamt 6 aus einer U19 kamen und nicht sofort potentielle Stammkader waren. Einzige Enttäuschung (bislang) vielleicht Niklas Kastenhofer.
Gewinner der Saison bislang:
Joe-Joe Richardson hatte in Sandhausen kaum Einsätze und Perspektive, der "Schritt zurück" für mehr Spielpraxis hat sich für ihn bislang ebenso gelohnt wie für Robin Friedrich (SC Verl). Pierre Weber kam aus der Oberliga von einer U23, hat den Sprung in eine Erste Mannschaft der Regionalliga geschafft.
Krankenlager / Strafbank:
Der etatmäßige Keeper Sven Müller (27/Halswirbelsäulenverletzung) fehlt seit Mitte September, das noch auf unbestimmte Zeit. Niklas Landgraf (28) muss seit Anfang November verletzungsbedingt passen. Manndecker Jonas Nietfeld (30) laboriert noch an seinem Kreuzbandriss aus der Vorsaison. Für Jordi Wegmann (22) ist die Saison bereits beendet, Grund: Knie-OP. Fabrice Hartmann (23/Oberschenkelverletzung) könnte hingegen am Sonntag wieder im Kader stehen.
Prognose:
Der HFC spielt bis zum Ende um den Staffelsieg mit, für den "großen Wurf" spricht die Qualität und Breite im Kader wie auch die Unterstützung von den Rängen. In der dann fälligen Relegation sollte es gegen den Gegner aus dem Norden klappen. Tipp: Platz 1 und Wiederaufstieg.
Bilanz gegen unseren Gegner:
Sieht 70 Duelle, auch hier ein echter Klassiker im Nordosten. Wir liegen knapp vorn mit 22 Siegen gegen 20 Niederlagen bei 87:81 Toren, Immerhin 27 Begegnungen endeten ohne Gewinner wie das letzte Aufeinandertreffen im Hinspiel.
An der Saale konnten wir 9 Siege bejubeln, letztens im Herbst 2017 mit dem 3:0 in der damaligen Abstiegssaison. Danach hieß es ebenfalls in der Hinrunde 2019/2020 1:3. In den letzten 5 Gastspielen dort die übrigens einzige Niederlage, von denen es insgesamt 15 gab. 35:46 Tore fielen in Halle aus unserer Sicht.
Das Umfeld / Wirtschaft/ Stimmung:
Der Abstieg nach 12 meist ordentlichen Drittligajahren meist im Kampf um den Klassenverbleib war schmerzlich, auch eine Folge der nur mäßigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Kein Geheimnis, dass der Traditionsverein immer mal gute Spieler auch aus finanziellen Gründen abgeben musste. Das Ziel für diese Saison ist klar, es soll sofort wieder hochgehen. Der Kader wurde entsprechend zusammengestellt, einige erfahrene Akteure auch mit HFC-Vergangenheit an Land gezogen. Die Fans sind ein enorm wichtiger Punkt in diesem Vorhaben.
Schon im Vorjahr fehlte es nicht an quantitativer und qualitativer Unterstützung von den Rängen, auch in den schwierigsten Phasen und als der Abstieg dann vor dem letzten Heimspiel feststand. Auch in diesem Jahr können die Verantwortlichen ganz zufrieden sein. Momentan liegt der Schnitt bei 6.571, Platz 2 in der Zuschauertabelle hinter dem anderen Club von der Saale. Ein Rückgang zu den 7.837 aus der 3. Liga 2023/2024, aber zu erwarten. Aber kein Einbruch. Den größten Andrang an den Stadiontoren gab es im Saale-Derby gegen den FC Carl Zeiss Jena bei zweitligareifen 9.655. Gegen den BFC waren es auch noch mal knapp 9.000. Weniger voll war es gegen Altglienicke und Luckenwalde bei jeweils etwas mehr als 5.000. Greifswald sahen zuletzt 5.406. Gegen uns sollten es wieder mehr werden, zu erwarten sind 6.500 bis 7.000.
Wirtschaftlich war die letzte Spielzeit und der Gang in die wesentlich einnahmeschwächere Regionalliga natürlich eine Zäsur und ein Einschnitt, den es zu stemmen galt. Oder anders, den Spagat zwischen wirtschaftlicher Sicherheit und den notwendigen Investitionen für den sportlichen Erfolg zu schaffen. Dabei war die finanzielle Lage seit Jahren schwierig. Im Januar 2024 musste für das Geschäftsjahr 2022/2023 ein Verlust von 560.000 € verkündet werden. Für das Jahr danach mit dem Abstieg kamen der Trainerwechsel, Abgang von Sportchef Thomas Sobotzik, die Wintertransfers im Kader dazu. Der Jahresfehlbetrag belief sich auf 58.000 €. Für 2024/2025 soll eine Stabilisierung erreicht werden, dafür sind ein Umsatz von 5,9 Mio. € geplant mit einem Plus am Ende von 100.000 €. Sprich, die Einnahmeseite muss gesteigert werden. Auch mit dem in Eigenregie betriebenen Fanshop. Ein großer Erfolg war hier die Gewinnung des wohl bekanntesten Hallenser Unternehmens als Hauptsponsor.