Gastspiel an der Elbe bei einem "Kuckucksei" im Keller...
von Timo Görner (Vorbericht) & Erik Büttner (Reisetipps)
...denn eines der insgesamt 5 als solcher zu bezeichnender Exemplare steckt zur Zeit ganz tief im Tabellenkeller und schickt sich an, diesen eher nach weiter unten zu verlassen. Die HSV-Amateure, aus diversen Gründen als Abstiegskandidat in die Saison gegangen, machen eben diesen Eindruck.
Was war/letzte Saison:
Die endete erst einem Tag nach dem letzten Spieltag für die Hamburger mit dem glücklichen Klassenerhalt durch ein 4:2 beim geretteten KFC Uerdingen 05. Damit zog man am SC Verl vorbei und belegte den 14. Platz. Ein Remis hätte den Abstieg gebracht. "Nachsitzen" mussten die Nordlichter, weil die Begegnung in Uerdingen am Tag zuvor wegen eines Unwetters verschoben werden musste. Dagegen fand in Paderborn die "Wasserschlacht" des SC Verl (2:1 für Verl) mit 40 Minuten Verspätung statt und wurde zeitweilig auch noch unterbrochen. Die Spielabsage in Uerdingen rief den Frust der Verler hervor, man witterte "Schiebung" und ca. 50 SCV-Fans wohnten dem Spiel einen Tag später bei. Am Ende blieb aber der glückliche Klassenerhalt für die HSV-Amateure nach einer eher mauen Frühjahrsrunde mit 15 Zählern in 14 Spielen gegenüber 26 Punkten aus 20 Partien davor. Entscheidend blieb der Sieg beim KFC.
Die Heimbilanz wie Auswärtsbilanz war durchschnittlich bis "genügend", bemerkenswert ist das Heimspiel gegen Osnabrück am vorletzten Spieltag (0:0), womit man die Entscheidung um Auf- und Abstieg vertagen konnte. Bemerkenswert ist zuweilen auch die Schwankungen in den Leistungen und Resultaten, hervorgerufen durch den Einsatz von Profis aus dem Erstligakader. Selbst die Fans der HSV-Amateure mussten nach der Saison zugeben, dass ohne den Einsatz von Bundesligakickern (Benjamin, Rahn, Ledeesma, u. a.) der Klassenerhalt nicht möglich gewesen wäre. Zu erwähnen bleibt auch der etwas überraschende Trainerwechsel von Stefan Böger zu Thomas Doll, wie auch Probleme in der Zusammenarbeit zwischen Profiabteilung und Amateuren. Für die laufende Saison wurde vor dem Start angekündigt, kaum noch Spieler für die Amateure aus dem Erstligateam abzustellen.
Wer kam/wer ging:
10 Spieler aus dem Kader 2002/2003 sind abgängig: Torjäger Marinus Bester (34) beendete seine Laufbahn. Denis Dogan (23, Abwehr) ging nach Osnabrück, Falk Schindler (26) zum CFC, zu einem anderen Ligakonkurrenten Stürmer Ivan Zoric (27, Neumünster). Torwart Thomas Hillenbrand (23) zog es nach Hoffenheim in die RL Süd. In die vierte Liga wechselten Stephan Rahn (21, Concordia Hamburg), Andreas Brück (21) und Matthias Holst (23, Hansa Rostock/A.). In der Türkei spielt jetzt Mahmut Yilmaz (24, Maniaspor). Matthias Blaedtke (22) verließ den HSV ohne Ziel. Als schwerwiegend sind die Abgänge von Bester (12 Tore), Dogan (33 Spiele) und Schindler (5 Tore) zu bezeichnen. Die anderen konnten sich nicht in der Stammelf etablieren und Perspektiven für die Bundesligamannschaft bieten. Der 3. Torwart für die Profis (Hillenbrand) wurde aus Kostengründen erstmal eingespart.
Die offiziellen, bis dato 8 Neuzugänge für diese Saison rekrutieren sich vorwiegend aus Liga 4 und 5. 2 Kicker kommen aus Hamburger Clubs der Oberliga HH/Schl.-Holstein mit Benjamin Lipke (19, Mittelfeld, Lurup), Riccardo Baich (29, Mittelfeld, Bergedorf 85). Rene Klingbeil (22, Abwehr, Gladbach/A.) wechselt aus der OL Nordrhein in den Norden. Der Nigerianer Mori-Yusuf Adewunmi (20, Sturm, Eimsbütteler TV) kommt eine Etage tiefer, aus der Verbandsliga. Paul Manthey (21, Mittelfeld) stößt aus Paderborn, wo er letzte Saison 17 Spiele bestritt, zu den "Rauten". Stephan Hanke (29, Abwehr) heuerte aus der Regionalliga Süd von Jahn Regensburg bei den HSV-Amateuren an.
Bemerkenswert sind die Neuzugänge Baich und Hanke. Baich bestritt bislang 2 Erstliga (HSV 93/94) und 19 Zweitligaspiele (FSV Frankfurt 94/95). In der Saison 2001/02 kam er auf 20 Einsätze für Rot-Weiß Essen in der RL Nord (6 Tore). Hanke bestritt sogar schon 119 Spiele in Liga 2 und 62 in Liga 1 (FC St. Pauli von 1994 bis 2000) und exakt 1 Bundesligaspiel für Bayer Leverkusen (93/94). Mit Blaise Mamoum (23), dem Ex-Torjäger der Werder-Amateure (62 Spiele - 27 Tore), gibt es im Angriff einen starken Neuen aus Liga 2 (Mannheim, 13 Spiele, 1 Tor). Gegen den CFC traf Mamoum übrigens schon mal (02/03 beim 3:1 in Bremen zum 2:0). Marcus Steegmann (22) kam als letzter Neuzugang im Sturm von den Amateuren des 1. FC Köln (12 Tore in 33 Spielen) wenige Stunden vor Saisonbeginn.
Das Kollektiv 2003/2004:
Der Kader ist wie bei den anderen Amateurmannschaften erwartungsgemäß sehr jung. 12 Spieler sind jünger als 21 womit man die DFB-Regeln bei der Besetzung "absolut übererfüllt" hat. Abwehrspieler Marco Grote (30) ist der älteste Akteur der Mannschaft, Riccardo Baich (29) gilt in dieser Truppe ebenfalls schon als "Opa". Über erwähnenswerte Praxis in höheren Bereichen verfügen wie schon erwähnt Baich, Hanke und Mamoum. Im Tor ist Michael Frech (27) genauso gesetzt, wie die "Alten" Baich und Hanke, auf die Doll einige Erwartungen auch als "Leitwölfe" der jungen Mannschaft setzt. Ebenso einem Stammplatz sollte nach den Prognosen der Experten vor dieser Saison Mamoum belegen. Bislang kristallisierte sich dieses Gerüst in den abgelaufenen Spielen heraus: Frech (Tor) - Grote, Hanke, Klingbeil, Leschinski - Moheit, Siemers, Bröcker, Sen - Mamoum, Steegmann.
Mit Klingbeil, Hanke, Mamoum und Steegmann gelang 4 Neuzugängen der Sprung in den Stammkader, nicht dagegen Baich. Einsätze von bekannteren Erstligaprofis gab es bislang lediglich 1x zu verzeichnen. Bastian Reinhardt (27), Lars Jacobsen (24), Colin Benjamin (25) mussten jeweils gegen Dynamo Dresden ran. Zum "erweiterten" Kader der 1. Mannschaft gehören nominell Fabian Bröcker (20), Boris Leschinski (19), Eren Sen (19), Christian Streit (19). Herausragend waren in dieser, für die Doll-Truppe bislang trostlosen Saison Marcus Steegmann mit 4 Toren, während z. B. Blaise Mamoum noch ohne Torerfolg blieb. Trainer der Mannschaft ist seit 29.12.2002 Thomas Doll (37), der Stefan Böger ablöste. Bilanz bislang insgesamt: 4 Siege, 9 Remis, 11 Niederlagen.
Die Saison 2003/2004 bislang:
Die laufende Spielzeit lief bis jetzt ernüchternd für die Mannschaft. Nach dem 0:4 in Essen, wo man sich in Halbzeit 2 kampflos dem Schicksal ergab, meinte Doll schon ein wenig resignierend, dass "für einige Akteure die RL eine Nummer zu groß ist.".
Das Spiel in Essen war das 9. sieglose Spiel in Folge, nach dem 1:0 in Neumünster zum Auftakt. Von Spieltag 2 bis 5 hagelte es gleich 4 Pleiten am Stück (13 Gegentore) mit dem 0:3 im Derby beim FC St. Pauli als "Krönung". Auswärts wurde zuletzt 4x in Folge verloren und 3x in Folge kein Tor erzielt. In den letzten 3 Heimspielen blieb man wenigstens ungeschlagen (jeweils 1:1 gegen Dresden, Kiel, Münster). Mit nur 8 Toren ist man neben Münster und Neumünster torgeizigste Mannschaft und nur Wattenscheid und Neumünster (24) haben mehr Gegentore (22) bekommen.
Das Umfeld/Kohle/Fans:
Die interne Zusammenarbeit zwischen Profiabteilung und Amateure als "Flagschiff der Nachwuchsabteilung" und ihre Resultate galten nach der letzten Saison als verbesserungswürdig. Statt die Regionalliga-Mannschaft wie in der vergangenen Saison zum Frust anderer Vereine unter allen Umständen in der Liga 3 zu halten und rein auf die Resultate zu schielen, soll wieder verstärkt der eigentliche Zweck der Amateurmannschaft zum Tragen kommen und wieder mehr junge Spieler für die Bundesligamannschaft herangezogen werden. Die ist allein schon wegen der bekannten finanziellen Schwierigkeiten ein Muss für den HSV. Sportchef Dietmar Beiersdorfer soll sich verstärkt um die RL-Mannschaft kümmern. Der Einsatz von Erstligaprofis ohne Notwendigkeiten wie Erlangung von Spielpraxis nach Verletzungen und Sperren sowie "Strafversetzung" soll in dieser Saison nicht mehr so durchgezogen werden. Die HSV-Talente sollen mehr selber gefordert und gefördert werden.
Das Umfeld an Zuschauern ist so mager wie auch bei den "Kollegen" in Bremen oder Köln. Letzte Saison sahen insgesamt exakt 17.027 Fans die Heimspiele, 1.002 im Schnitt. Abzüglich des Spiels gegen Osnabrück sind es allerdings 532, denn das sahen 8.500 Zuschauer in der A*L-Arena mit einem Osnabrücker Anteil von gut 80 %. Diese Saison liegt man bei 493. Rekord waren 900 gegen Dynamo Dresden bei ca. 600 Dynamo-Freunden.
Den CFC sahen letzte Saison im kleinen "Wolfgang-Meyer"-Stadion übrigens gerade mal 340 Leutchen. Viel mehr dürften es diesmal wohl auch nicht werden. Bleibt zu hoffen dass die himmelblauen Begleiter auf den Rängen mal wieder über Punkte jubeln dürfen und wir das Spiel mit 11 Mann beenden...
Das Stadion
Am Wolfgang-Meyer-Sportplatz hat sich nix geändert. Es ist immer noch der gleiche trostlose Stadtteilsportplatz wie im Frühjahr: Die Haupttribüne besteht aus wenigen Traversen, von denen in der Mitte einige bestuhlt und überdacht sind. Auf der Gegengerade wurde eine Stahlrohrtribüne mit 800 Stehplätzen für die Gäste-Anhänger aufgestellt. Dort könnten aber eventuell Bäume vor (!!!) dem Gestell die Sicht trüben.
Insgesamt lässt man bis zu 2400 Leute in die Anlage. 400 davon bekommen für 10 EUR (ermäßigt 5 EUR) einen Sitzplatz im Trockenen. Weitere 1200 Zuschauer finden links und rechts der Überdachung einen Stehplatz für 5 EUR (ermäßigt 2,50 EUR). Für den gleichen Preis bekommt man auch Zutritt zur Stahlrohrtribüne.
Nur einen Aufreger hat der Wolfgang-Meyer-Sportplatz und das sind seine Ordnungskräft...
Die Route
Von Chemnitz aus geht's über die A4 Richtung Dresden und ab dem Dreieck Nossen (76/38) über die A14 gen Leipzig/Magdeburg. In der Handball-Hochburg angekommen, wechselt man am Kreuz Magdeburg (2/68) auf die A2 Richtung Braunschweig/Hannover. Kurz vor der niedersächsischen Landeshauptstadt fährt man dann am Kreuz Hannover-Ost (48/57) auf die A7 Richtung Hamburg. Auf dieser Autobahn geht's nun gen Norden und durch den Elbtunnel hindurch. Die A7 verlässt man erst wieder an der Anschlussstelle Hamburg-Stellingen (26).
Von dort ab düst man auf der Kieler Straße (B4/B5) Richtung Zentrum. Reichlich 350m nach der Autobahnabfahrt biegt man an der nächsten großen Ampelkreuzung links in den Sportplatzring ein. Nach weiteren 800m, die Straße heißt nun Koppelstraße, geht es an der nächsten Ampelkreuzung in die Hagenbeckstraße und damit mitten in eine Kleingartenkolonie.
Nun sind es nur noch ein paar Meter, dann geht es links in den Sportkomplex, in dem sich auch der Wolfgang-Meyer-Sportplatz befindet, hinein. Aber Achtung! Die Anlage ist versteckt hinter dem Laubenpieperverein "Gartenfreunde". An der Kunsteis- und Radrennbahn gibt es einen Parkplatz. Bekommt man dort keinen Stellplatz sieht's ziemlich schlecht aus. Man kann es höchstens noch auf dem P+R-Parkplatz der U-Bahn-Station "Hagenbecks Tierpark" an der Koppelstraße versuchen.
Alternativ zu obriger Route kann man auch die A4 bis zum Dreieck Dresden (82/23) befahren. Anschließend geht es auf der A13 Richtung Berlin weiter und dann über den Berliner Ring (A10) Zum Dreieck Havelland (29/26). Von dort an fährt man über die A24 vorbei an Schwerin nach Hamburg. In der Hansestadt verlässt man die Autobahn an der Anschlussstelle Hamburg-Horn (1) und fährt weiter Richtung Zentrum auf den Hauptbahnhof zu. Dann über den Ring R1 bis zum Johannes-Brahms-Platz, rechts über den Sievenkingsplatz zur Feldstraße, die zum "Neuer Kamp" wird. Am Ende rechts auf den Pferdemarkt einbiegen und über die Stresemann- zur Kieler Straße fahren. Auf der Kieler Straße stadtauswärts bis zum Placiusweg. Dort vor einer Schule rechts abbiegen und immer gerade aus bis zum Lenzweg (rechts sieht's jetzt aus, wie im Heckert). Und schließlich fährt man links in die Hagenbeckstraße.