Spielbericht

21. Spieltag - Oberliga Nordost-Süd - Saison 2007/2008
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
1:1
VFC Plauen
VFC Plauen

CFC überlässt Spielentscheidung einem Dritten

von Erik Büttner

15:46 Uhr, Abpfiff im Oberligaspitzenspiel Chemnitzer FC – VFC Plauen durch Schiedsrichter Dirk Simon aus Schkopau: Der verletzt ausgewechselte CFC-Kapitän Mike Baumann stürmt so schnell es sein angeschlagener Knöchel zulässt auf den Schiedsrichter zu. Der läuft begleitet von Sicherheitskräften, Hasstriaden von der Tribüne und einem aufgebrachten Baumann in den Spielertunnel. Unter dessen liefern sich CFC-Trainer Tino Vogel und sein Plauener Pendant Hermann Andreev ein heftiges Wortgefecht auf dem Platz.

Die Meinungsdifferenzen setzten sich später fort. Andreev spricht davon, dass seine Mannschaft nach dem Rückstand alles dafür gegeben habe, um noch einen Punkt zu holen. Wahrscheinlich unfreiwillig trifft er damit den Kern der Szene, die sich in der 89. Minute abspielte. Vogel umschreibt es sichtlich um Beherrschung kämpfend als „bittere Sache“.
Die bittere Sache war der Ausgleichstreffer eine Minute vor Spielende durch Plauens Andriy Zapyshnyi vom Elfmeterpunkt. Matthias Großmann sollte Kai Zimmermann gefoult haben. Allein, dass der MDR-Kommentator eine Berührung am Fuß ausgemacht haben wollte, Andreev aber von einem Rempler sprach, zeigt die Strittigkeit dieser Szene. Die TV-Bilder belegen klar, dass Zimmermann eher gewollt als durch äußeren Einfluss zu Fall kam (er hatte alles geben) und das Schiedsrichter Simon eigentlich die Sicht verdeckt war, so dass er die Ursache des Fallen nicht beurteilen konnte. Doch die Entscheidung passt in die Linie, die der Spielleiter insbesondere in der Schlussviertelstunde an den Tag legte. 2. Höhepunkt dessen war die Gelbe Karte für Marcel Schlosser, als er nach einem 40-Meter-Spurt leicht berührt vom Gegenspieler ins Straucheln geriet und Simon ihm eine Schwalbe andichtete. „Dieser Schiedsrichter ist gefährlich.“, kommentierte ein Zuschauer auf der Tribüne die Szene...

Der erschwalbte Elfmeter bringt den CFC um den SiegDoch das Schiri Simon das Spiel überhaupt entscheiden konnte, lag einzig am CFC allein. Denn in der 89. Minute hätten die Himmelblauen längst mit 3,4 zu 0 statt mit nur einem Tor führen müssen. Denn vom Anpfiff weg sahen 3.267 Zuschauer Einbahnstraßenfußball in Richtung VFC-Tor. Chemnitz zeigte großen Einsatz und macht dem VFC sofort klar, dass deren Kampfstil auf ein großes Echo treffen wird. Großmann, Kellig, Schlosser und Reinhard feuerten dem nicht gerade souverän wirkenden VFC-Torwart Okrucky die Bälle um die Ohren. Nur leider fehlte es an der Zielgenauigkeit, so dass entweder der schwarz-gelbe Schlussmann noch seine Finger ins Spiel bringen konnte, oder gar nicht erst in die Verlegenheit dazu kam. Der VFC tauchte überhaupt nur 2x vor Chemnitzer Gehäuse auf. Kubis Versuch - halb Flanke, halb Schuss – verbreitete wenig Schrecken. Das war bei Hoßmangs Freistoß an den Pfosten schon anders (35.). Chemnitz schnürte Plauen immer weiter ein, vergaß aber das Toreschießen. Als dann Steven Sonnenberg doch den Ball an Okrucky vorbeigespitzelt hatte, wollte Schiri Simon ein Foul gesehen haben. Torlos ging es in die Pause.

Als hätte es die nie geben, ging das Spiel weiter. Einziger Unterschied war die Einwechslung Sascha Thönelts für den verletzten Mike Baumann. Doch das änderte nichts an der drückenden Überlegenheit der Himmelblauen und der Verzweiflung auf den Rängen ob der vielen vergeben Chancen. Als dann in Minute 55 endlich der Ball im Tor lag (Tobias Becker, abgefälschter 18m-Schuss) und das auch Billigung bei Dirk Simon fand, kannte der Jubel im weiten Rund keine Grenzen mehr. Schade für ein Teil der Südkurven-Anhänger, dass sie das nicht miterlebten – aber auch ihr eigenes Problem. Jedenfalls war die Atmosphäre im Stadion angenehm und entspannt. Wenn auch nur partiell, so gab es doch nur mannschaftsunterstützende und kein gegnerdiffamierenden Rufe.

Plauens Trainer reagiert sofort auf den Rückstand, brachte Zapyshniy und Zimmermann in die Partie. Chemnitz nahm sich etwas zurück, überließ dem VFC nun das Heft des Handels. Der wusste jedoch nur wenig damit anzufangen. Sämtliche vogtländischen Angriffsversuche prallten an einer sicheren himmelblauen Verteidigung regelrecht ab. Klömichs Spielbeteiligung beschränkte sich auf Abstöße und ein paar wenige Eingriffe bei Standards. Der CFC versucht mit Kontern dem VFC den Genickschlag zu versetzen, stellt sich dabei jedoch wenig clever an, so dass sämtliche aussichtsreiche Versuche ergebnislos versandeten. Und so brach sie dann an, jede ominöse 89. Minute...

Trainer Vogel formulierte es schon richtig: Der späte Ausgleich ist mit seiner Entstehungsgeschichte „bitter“ für den CFC und die Wut im himmelblauen Lager auf Schiedsrichter und den VFC, insbesondere auch nach den Äußerung des Plauener Trainers („Wenn sich eine Mannschaft nicht über Schiedsrichterentscheidungen beklagen darf, dann ist das ja wohl Chemnitz.“) mehr als verständlich. Doch in Chemnitz darf man die Augen nicht vor den eigenen Schwächen verschließen. Und die lauten klar: Mangelnde Chancenverwertung. Die CFC-Kicker hatten zahlreiche gute Gelegenheit die Gäste mit einer klaren Packung zurück ins Vogtland zu schicken. Doch übergroße Verspieltheit sowie Unkonzentriertheiten und Ungenauigkeit bei Abspielen und Abschlüssen verhinderten Torerfolge. Und wenn man trotz bester Möglichkeiten das Spiel nicht selbst entscheidet, dann darf man sich nicht beschweren, wenn dies ein Dritter tut, egal ob in Chemnitz oder anderen Stadien...

Wertung: 3 (Einseitiges Oberligaspiel, deren Spannung aus den ausgelassenen Torchancen resultierte)

Beste Himmelblaue: Schlosser, Adamu, Reinhardt

21. Spieltag - Oberliga Nordost-Süd - Saison 2007/2008
Samstag, 05. April 2008, 14:00 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 3.267
Schiedsrichter: Simon (Schkopau)
Chemnitzer FC
T Klömich
A ReinhardtGelbe Karte
A Adamu
A Baumann (46. Thönelt)
A Troschke
M Bachmann (76. Kunert)
M  BeckerGelbe Karte
M GroßmannGelbe Karte
M SchlosserGelbe Karte
S Sonnenberg
S Kellig

Trainer: Vogel
VFC Plauen
T Obrucky
A FahrenholzGelbe Karte
A GillertGelbe Karte (73. Hujdurovic)
A Hölzel
A Böhme
M Zemlin
M Boden
M Hoßmang
M Risch
S KubisGelbe Karte (59. Zapyshnyi)
S Paulick (59. Zimmermann)

Trainer: Andreev
Tore
1:0 Becker (55.)
1:1 Zapyshnyi (89.,FE)