Es bleibt dabei: Chemnitz ist für den FC Sachsen Leipzig kein gutes Pflaster, denn auch im 33. Jahr oder exakt 11.899 Tage nach dem letzten Sieg in Chemnitz gelang dem Rechtsnachfolger der BSG Chemie, dies ist in diesen Tagen wichtig zu erwähnen, kein Erfolg. Dem Einsatz von Platzwart Peter Tanger und seinem Team, sowie den tatkräftigen freiwilligen Helfern, vor allem der "Brigade Süd" war es zu verdanken, dass die beiden Mannschaften um kurz vor 19 Uhr den Rasen betreten konnten. Als vorderster Himmelblauer betrat diesen erstmals der verlängerte Arm des Trainers, Jörg Emmerich, welcher hier von den Sperren der Sportfreunde Baumann und Kellig profitierte. Eine weitere Premiere: 5 Spiele ohne Niederlage auf der einen Seite - 3 Niederlagen in Folge auf der anderen Seite, der CFC lief erstmals in dieser Saison als klarer Favorit auf, einzig der Pokalsieg gegen einen schwächelnden Drittligisten konnte den Leipzigern Mut machen.
Ebenso klar waren die Rollen von Beginn an auf dem Platz verteilt. Während der CFC sofort den Weg in Richtung Gästetor suchte, versuchte der Tabellenvorletzte zunächst die berühmte 0 zu halten und auf die passende Gelegenheit für einen Konter zu lauern. Die Leipziger 0 wackelte bereits nach 4 Minuten, als Keeper Kansy einen Schuss von Marcel Schlosser zur Ecke abwehren musste. In der Folgezeit konnte sich der CFC zwar Feldvorteile erarbeiten, kam aber kaum zu Torchancen. Gründe dafür waren einerseits die tief stehende, vom Ex-Auerbacher Robert Gerber gut organisierte Defensive der Leutzscher und andererseits die schwierigen Bodenverhältnisse, welche Kombinationsfussball in der Offensive erschwerten. So dauerte es bis zur 24. Minute, ehe wieder eine Chance für den CFC gezählt werden konnte. Nach einem Eckball zog Jörg Emmerich aus der Distanz ab, eine mutige Kopfballabwehr verhinderte für den FC Sachsen aber Schlimmeres. Der in ungewohntem Weinrot gekleidete Gast wurde in der ersten Halbzeit nur selten jenseits der Mittellinie gesehen. Diese seltenen Vorstöße liefen dann meist über Salvatore Rogoli, der nach einem Konter auch die einzige Gelegenheit mit einem schwachen Abschluss vergab (20.). Es wird wohl ein Geheimnis seiner langjährigen Profierfahrung bleiben, warum Hendrik Liebers nach dem Ballverlust, der zum Konter führte, zunächst für 3 Sekunden den sterbenden Schwan mimte, ehe er wieder aufstand und dem Geschehen hinterher spurtete.
Wie nach der ersten halben Stunde zu erwarten, konnten Tore an diesem Abend nur aus Standardsituationen heraus fallen. In der 39. Minute war es Marcel Schlosser, der mit einem satten Freistoß aus halbrechter Position den CFC in Führung brachte und damit eine langweilige, ereignisarme 1. Halbzeit zu einem guten Ende brachte. Doch die himmelblauen Fans durften das Gefühl der Führung zunächst nur während des Pausentees und der ersten 4 Minuten der zweiten Halbzeit genießen, denn in Minute 49 segelte ein Freistoß des ehemaligen Eilenburgers Christian Haufe an Freund und Feind vorbei zum 7. Saisontor des FC Sachsen ins Netz. Doch im Gegensatz zum letzten Heimauftritt gegen Wolfsburg zeigte sich Chemnitz keinesfalls geschockt, nur 2 Minuten später drang Benjamin Boltze in den Leutzscher Strafraum ein, wo er nur noch unfair gestoppt werden konnte. Schiedsrichter Aytekin zeigte auf den Punkt und Jörg Emmerich versenkte den Strafstoß sicher zur erneuten Führung. Bemerkenswert, dass sich der vom Publikum kritisch beäugte Emmerich der Verantwortung stellte und vor der Südkurve die Nerven behielt.
Im Anschluss an das 2:1 entwickelte sich endlich ein besseres Spiel. Leipzig musste nun die Mauertaktik aufgeben und den Weg nach vorn suchen, was zumindest in der 60. Minute sehr gut gelang, als Enrico Keller all sein Können aufbieten musste um gegen Thomas Hönemann den erneuten Ausgleich zu verhindern. In der Folge verpasste es der CFC das Spiel für sich zu entscheiden. Allein Benjamin Boltze (53., 55., 66.) hätte den FC Sachsen alleine abschießen können. Allerdings vergaben auch Benjamin Förster (63.), Christian Kunert (67.), Steven Sonnenberg (75.) und Anton Müller (78.) zumindest aussichtsreiche Möglichkeiten. Man stellte sich schon die Frage, wohin die exzellente Chancenverwertung aus dem Spiel in Plauen abhanden gekommen war.
Am Ende konnte man froh sein, dass der FC Sachsen Leipzig der in der Offensive bislang harmloseste Gegner war, der sich auf der Fischerwiese vorstellte und nicht in der Lage war, die himmelblaue Abschlussschwäche am Ende doch noch zu bestrafen. Gästetrainer Dirk Heyne sprach nach dem Spiel von einem rassigen Derby, allerdings war davon auf dem Platz über weite Strecken wenig zu sehen und auf den Rängen, auch dem Termin geschuldet, nur in der Chemnitzer Drangperiode nach dem 2:1 etwas zu spüren.
Fazit: Der Chemnitzer FC bleibt auch im 6. Spiel in Serie ungeschlagen und sicherte sich verdient die Punkte 17-19. Verdient vor allem aufgrund der über 90 Minuten starken kämpferischen Leistung. Besonders die beiden Himmelblauen an vorderster Front, Steven Sonnenberg und Benjamin Förster, gingen hier mit einer vorbildlichen Einstellung voran. Dennoch gibt es nach dem Spiel keinen Grund zur übermäßigen Freude, denn man sollte auch die Offensivschwäche des Gegners und die eigene mangelnde Chancenverwertung aus diesem Spiel mitnehmen. Mit den nur auf dem Papier bzw. dem Namen nach leichten Aufgaben in Lübeck (seit 4 Spielen ungeschlagen) und gegen Wilhelmshaven (erst eine Auswärtsniederlage) bietet sich dem CFC nun die Chance, sich in die obere Tabellenhälfte zu schieben und damit wieder im Soll zu sein, was das Saisonziel angeht. Mit 8 Punkten Vorsprung auf die Abstiegsränge scheint zumindest das Abstiegsgespenst vorerst vertrieben.