Ein Punkt für die Tabelle - drei Punkte für die Moral
von -jb-
Zum Rückrundenauftakt verordnete der DFB eine Spieltagsrotation (20 und
21 sind im Vergleich zu 1 und 2 vertauscht), und so ging es als erstes
nach Münster. Das Hinspiel ist den meisten Himmelblauen ja noch in ganz
schlechter Erinnerung, spielten die Münsterländer den CFC im ersten
Drittligaheimspiel doch schwindelig. Das sollte dieses Mal besser werden, aber noch vor dem Anpfiff sorgte eine kleine Verletzung von Wilke für etwas Verunsicherung. Und so rotierte auch Gerd Schädlich: Bankert von Rechts in die Mitte, Stenzel von Links auf Rechts und Birk von der Bank auf Links, dazu noch planmäßig Sträßer für den gesperrten Hörnig. In dieser Formation
erfolgte dann bei (für Dezemberverhältnisse) bestem Fußballwetter der
Anstoß.
Wie im Hinspiel gab es keine Abtastphase. Münster setzte den CFC sofort
unter Druck, in der 2. min musste Bankert bereits zur Ecke klären, und
ein daraus resultierender Schuss wurde von Sträßer sogar von der Linie
gekratzt (im Hinspiel stand es zu diesem Zeitpunkt schon 1:1). Aber der
CFC ließ sich davon nicht beeindrucken und versuchte selbst nach Vorn zu
spielen, immerhin gab es in der 4. min die erste (ergebnislose) Ecke für
die Himmelblauen. Münster zog das Spiel an sich, und in Ansätzen fühlte
man sich an das Hinspiel erinnert: die grün-weiß-schwarzen oft mit dem
genaueren Pass, dem schnelleren Spiel und irgendwie immer den einen
Schritt schneller als der CFC. Aber in puncto Chancen ergab sich nicht
viel, Pentke musste nur einen harmlosen Schuss halten, auf der anderen
Seiten bescherten Garbuschewski mit einem Fernschuss und Dobry per
Kopfball dem Münsteraner Torwart etwas Arbeit. Und so verwundert es nicht, dass der Münsteraner Führungstreffer (24.) nach ein Sonntags-Fernschuss war. Der Ball landet an der Strafraumgrenze bei Tüting, der die Kugel nicht wegschlagen sondern spielen will, dabei aber zu langsam ist und ein gut nachsetzender Münsteraner ihm den Ball wegspitzelt - und dann zieht Kühne aus 20 Metern unhaltbar für Pentke ins lange Eck ab. Am Spiel änderte sich vorläufig nichts. Münster spielte, kam aber zu keiner nennenswerten Torchance, und der CFC war bei seinen wenigen Offensivaktionen nicht genau genug. Jeweils ein Freistoß steht noch als Chance zu Buche, wobei Garbuschewski genau auf die Fäuste von Masuch zielte und auf der anderen Seite der Ball schon in der Mauer vor Pentke hängen blieb. Mit dem verdienten 1:0 in einer sehr mäßigen Partie ging es in die Pause.
Auf den Rängen war auch nicht viel los. Lediglich ein Dutzend
Münsteraner machte auf der Gegengeraden mit Pöbelein auf sich
aufmerksam, was von den gut 200 Leuten im Gästeblock mit der Textzeile
"Bei euch im Münsterland, gehen sich Kerle gern zur Hand..." beantwortet
wurde. Daraufhin gab es entgeistertes Schweigen, und aus den Pöbeleien
wurden wüste Beschimpfungen.
Personell kam der CFC unverändert aus der Kabine, jedoch bewirkte die
Halbzeitansprache scheinbar, dass beim Einsatz ein Gang nach oben
geschaltet wurde. Es wurde eher und aggressiver attackiert und der Ball
konsequenter in des Gegners Hälfte befördert. Münster beschränkte sich
jetzt aufs Kontern, Chancen gab es aber zunächste keine. Wieder einmal
war es dann Garbuschewski per Fernschuss, der ein Zeichen setzte, den
Ball jedoch knapp neben das Gehäuse setzte. Nach einer guten Stunde
Konterte der SVP mal wieder, Stenzel war zu langsam und berührte seinen
Gegner im Strafraum leicht. Dieser nahm das Geschenk dankbar an und
fiel, den fälligen Strafstoß versenkte wiederum Kühne zum 2:0.
Zu diesem Zeitpunkt glaubte im Gästeblock auch wegen der bisher
fehlenden Großchancen niemand mehr so recht an den CFC, und die
Unterstützung wurde nahezu eingestellt und sich der nach dem 2:0 wieder
erwachten Pöbelfraktion auf der Gegengerade gewidmet. Gerd Schädlich wechselte drei mal, zudem wurden auf dem Platz kräftig die Positionen getauscht. So gab es im Gästeblock einige fragende Gesichter, wer jetzt eigentlich welche Position spielt. Offenbar waren die Münsteraner ähnlich verwirrt, denn plötzlich setzte der eigentliche Linksverteidiger Birk im gegnerischen Strafraum einen Gegenspieler unter Druck, köpfte ihm den Ball vor der Nase weg, genau auf den Fuß des eingewechselten Henning, der unter großem Jubel mit seinem ersten Drittligator den Anschluss erzielte - 2:1.
Kurz darauf bewahrte Pentke mit einer Großtat im 1 gegen 1 gegen einen
heranstürmenden SVP-Spieler die noch ausichtsreiche Ausgangslage. Der
CFC schnürte Münster in den letzten 15 min im eigenen Strafraum ein,
schlug nicht nur hohe Bälle wild nach vorn sondern versuchte spielerisch
dem Tor näher zu kommen. Kurz rückte der Schiedsrichter noch in den
Mittelpunkt, als er zum Missfallen aller Himmelblauen weiterspielen
ließ, als ein grün-weiß-schwarzer Abwehrspieler den Ball nach einer
Flanke im Strafraum mit einer nicht ganz natürlichen Armhaltung abwehrte.
Dann brach schon die Nachspielzeit an, und der CFC warf alles nach vorne.
Nach einer Ecke kommt Dobry im Fünfmeterraum an den Ball, wird aber von
seinem Gegenspieler mit einer herzlichen Umarmung am Abschluss
gehindert. Doch anstatt zu reklamieren ackerte der CFC weiter, der Ball
kommt über Tüting links zu Garbuschewski, dessen butterweiche Flanke
landet auf dem Kopf des heranfliegenden Henning und der Ball von dort im
Netz - 2:2! Jetzt brach der Jubel auf dem Rasen und im Gästeblock los,
und direkt nach dem Wiederanpfiff blies der Schiri noch 3x in seine
Pfeiffe. Schluss, mit starken 20 Minuten am Spielende verdient sich der
CFC einen Punkt in Münster, die nach dem 2:0 einfach viel zu passiv
agierten. Nach langer Eingewöhnungsphase und einigen Verletzungen
erzielte Bastian Henning damit in seinen ersten 20 Rückrundenminuten
genau soviele Tore, wie seine beiden Sturmkollegen in der gesamten
Hinrunde zusammen :-)...
Fazit: In der ersten Hälfte Münster spielbestimmend und mit der
verdienten Führung, der CFC mit Defiziten im Spielaufbau und den
-leider- immer wieder auftretenden individuellen Fehlern. Nach der Pause
die Partie ausgeglichen, aber nach dem 2:0 glaubte kaum jemand im
Gästeblock noch an Punkte - bloß gut, dass die Mannschaft da anders
tickte. Mal wieder große Moral bewiesen (Unglaublich: Der CFC holte 11
seiner bislang 23 Punkte nach einem Rückstand!), bis zum Schlusspfiff an
sich geglaubt und gekämpft, damit verdient einen Punkt aus dem
Münsterland nach Sachsen heimgeholt.
Wertung: 2,5 (wegen der starken Schlussphase)
Beste Himmelblaue: Henning, Garbuschewski, Pentke
Trainerstimmen
Marc Fascher (MDR-Online):"Ich denke, wir sind verdient mit der Führung in die Halbzeit gegangen. Im zweiten Spielabschnitt wurde Chemnitz besser. Bei meiner Mannschaft hatte ich das Geühl, irgendwie machen wir das hier schon. Erst recht als dann das 2:0 noch fiel. Aber dann haben wir in der 73. Minute ein Weihnachtsgeschenk vergeben, das tödlich war. Wie es dann im Fußball meistens so ist, will man dann den Vorsprung verteidigen, wird passiver und stellt sich hinten rein. Betteln will ich nicht sagen, aber ein Stück weit haben wir das dann schon gemacht. Das 2:2 war natürlich wie ein Genickbruch und fühlt sich wie eine Niederlage an."
Gerd Schädlich (MDR-Online)"Als wir uns etwas gefunden hatten, fiel dann doch das 1:0. Ähnlich verlief dann auch der Rest der ersten Halbzeit, wo wir uns noch nicht besonders gut in Szene setzen konnten. Nach der Halbzeitpause war das anders. Gerade in der Phase, wo es bei uns besser lief, fiel dann das 2:0. Und dann muss ich natürlich meiner Mannschaft ein Kompliment machen, wie sie danach Gas gegeben hat, um hier noch einen Punkt mitzunehmen. Auch die Einwechslungen haben Wirkung gebracht. Insbesondere natürlich Bastian Henning mit seinen beiden Toren. Wo wir auch gierig darauf waren, hier noch etwas zu reißen."