Spielbericht

20. Spieltag - 3. Liga - Saison 2011/2012
SC Preußen Münster
SC Preußen Münster
2:2
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Ein Punkt für die Tabelle - drei Punkte für die Moral

von -jb-

Zum Rückrundenauftakt verordnete der DFB eine Spieltagsrotation (20 und 21 sind im Vergleich zu 1 und 2 vertauscht), und so ging es als erstes nach Münster. Das Hinspiel ist den meisten Himmelblauen ja noch in ganz schlechter Erinnerung, spielten die Münsterländer den CFC im ersten Drittligaheimspiel doch schwindelig. Das sollte dieses Mal besser werden, aber noch vor dem Anpfiff sorgte eine kleine Verletzung von Wilke für etwas Verunsicherung. Und so rotierte auch Gerd Schädlich: Bankert von Rechts in die Mitte, Stenzel von Links auf Rechts und Birk von der Bank auf Links, dazu noch planmäßig Sträßer für den gesperrten Hörnig. In dieser Formation erfolgte dann bei (für Dezemberverhältnisse) bestem Fußballwetter der Anstoß.

Wie im Hinspiel gab es keine Abtastphase. Münster setzte den CFC sofort unter Druck, in der 2. min musste Bankert bereits zur Ecke klären, und ein daraus resultierender Schuss wurde von Sträßer sogar von der Linie gekratzt (im Hinspiel stand es zu diesem Zeitpunkt schon 1:1). Aber der CFC ließ sich davon nicht beeindrucken und versuchte selbst nach Vorn zu spielen, immerhin gab es in der 4. min die erste (ergebnislose) Ecke für die Himmelblauen. Münster zog das Spiel an sich, und in Ansätzen fühlte man sich an das Hinspiel erinnert: die grün-weiß-schwarzen oft mit dem genaueren Pass, dem schnelleren Spiel und irgendwie immer den einen Schritt schneller als der CFC. Aber in puncto Chancen ergab sich nicht viel, Pentke musste nur einen harmlosen Schuss halten, auf der anderen Seiten bescherten Garbuschewski mit einem Fernschuss und Dobry per Kopfball dem Münsteraner Torwart etwas Arbeit. Und so verwundert es nicht, dass der Münsteraner Führungstreffer (24.) nach ein Sonntags-Fernschuss war. Der Ball landet an der Strafraumgrenze bei Tüting, der die Kugel nicht wegschlagen sondern spielen will, dabei aber zu langsam ist und ein gut nachsetzender Münsteraner ihm den Ball wegspitzelt - und dann zieht Kühne aus 20 Metern unhaltbar für Pentke ins lange Eck ab. Am Spiel änderte sich vorläufig nichts. Münster spielte, kam aber zu keiner nennenswerten Torchance, und der CFC war bei seinen wenigen Offensivaktionen nicht genau genug. Jeweils ein Freistoß steht noch als Chance zu Buche, wobei Garbuschewski genau auf die Fäuste von Masuch zielte und auf der anderen Seite der Ball schon in der Mauer vor Pentke hängen blieb. Mit dem verdienten 1:0 in einer sehr mäßigen Partie ging es in die Pause. Auf den Rängen war auch nicht viel los. Lediglich ein Dutzend Münsteraner machte auf der Gegengeraden mit Pöbelein auf sich aufmerksam, was von den gut 200 Leuten im Gästeblock mit der Textzeile "Bei euch im Münsterland, gehen sich Kerle gern zur Hand..." beantwortet wurde. Daraufhin gab es entgeistertes Schweigen, und aus den Pöbeleien wurden wüste Beschimpfungen.

Personell kam der CFC unverändert aus der Kabine, jedoch bewirkte die Halbzeitansprache scheinbar, dass beim Einsatz ein Gang nach oben geschaltet wurde. Es wurde eher und aggressiver attackiert und der Ball konsequenter in des Gegners Hälfte befördert. Münster beschränkte sich jetzt aufs Kontern, Chancen gab es aber zunächste keine. Wieder einmal war es dann Garbuschewski per Fernschuss, der ein Zeichen setzte, den Ball jedoch knapp neben das Gehäuse setzte. Nach einer guten Stunde Konterte der SVP mal wieder, Stenzel war zu langsam und berührte seinen Gegner im Strafraum leicht. Dieser nahm das Geschenk dankbar an und fiel, den fälligen Strafstoß versenkte wiederum Kühne zum 2:0. Zu diesem Zeitpunkt glaubte im Gästeblock auch wegen der bisher fehlenden Großchancen niemand mehr so recht an den CFC, und die Unterstützung wurde nahezu eingestellt und sich der nach dem 2:0 wieder erwachten Pöbelfraktion auf der Gegengerade gewidmet. Gerd Schädlich wechselte drei mal, zudem wurden auf dem Platz kräftig die Positionen getauscht. So gab es im Gästeblock einige fragende Gesichter, wer jetzt eigentlich welche Position spielt. Offenbar waren die Münsteraner ähnlich verwirrt, denn plötzlich setzte der eigentliche Linksverteidiger Birk im gegnerischen Strafraum einen Gegenspieler unter Druck, köpfte ihm den Ball vor der Nase weg, genau auf den Fuß des eingewechselten Henning, der unter großem Jubel mit seinem ersten Drittligator den Anschluss erzielte - 2:1.

Kurz darauf bewahrte Pentke mit einer Großtat im 1 gegen 1 gegen einen heranstürmenden SVP-Spieler die noch ausichtsreiche Ausgangslage. Der CFC schnürte Münster in den letzten 15 min im eigenen Strafraum ein, schlug nicht nur hohe Bälle wild nach vorn sondern versuchte spielerisch dem Tor näher zu kommen. Kurz rückte der Schiedsrichter noch in den Mittelpunkt, als er zum Missfallen aller Himmelblauen weiterspielen ließ, als ein grün-weiß-schwarzer Abwehrspieler den Ball nach einer Flanke im Strafraum mit einer nicht ganz natürlichen Armhaltung abwehrte. Dann brach schon die Nachspielzeit an, und der CFC warf alles nach vorne. Nach einer Ecke kommt Dobry im Fünfmeterraum an den Ball, wird aber von seinem Gegenspieler mit einer herzlichen Umarmung am Abschluss gehindert. Doch anstatt zu reklamieren ackerte der CFC weiter, der Ball kommt über Tüting links zu Garbuschewski, dessen butterweiche Flanke landet auf dem Kopf des heranfliegenden Henning und der Ball von dort im Netz - 2:2! Jetzt brach der Jubel auf dem Rasen und im Gästeblock los, und direkt nach dem Wiederanpfiff blies der Schiri noch 3x in seine Pfeiffe. Schluss, mit starken 20 Minuten am Spielende verdient sich der CFC einen Punkt in Münster, die nach dem 2:0 einfach viel zu passiv agierten. Nach langer Eingewöhnungsphase und einigen Verletzungen erzielte Bastian Henning damit in seinen ersten 20 Rückrundenminuten genau soviele Tore, wie seine beiden Sturmkollegen in der gesamten Hinrunde zusammen :-)...

Fazit: In der ersten Hälfte Münster spielbestimmend und mit der verdienten Führung, der CFC mit Defiziten im Spielaufbau und den -leider- immer wieder auftretenden individuellen Fehlern. Nach der Pause die Partie ausgeglichen, aber nach dem 2:0 glaubte kaum jemand im Gästeblock noch an Punkte - bloß gut, dass die Mannschaft da anders tickte. Mal wieder große Moral bewiesen (Unglaublich: Der CFC holte 11 seiner bislang 23 Punkte nach einem Rückstand!), bis zum Schlusspfiff an sich geglaubt und gekämpft, damit verdient einen Punkt aus dem Münsterland nach Sachsen heimgeholt.

Wertung: 2,5 (wegen der starken Schlussphase)

Beste Himmelblaue: Henning, Garbuschewski, Pentke

Trainerstimmen

Marc Fascher (MDR-Online):
"Ich denke, wir sind verdient mit der Führung in die Halbzeit gegangen. Im zweiten Spielabschnitt wurde Chemnitz besser. Bei meiner Mannschaft hatte ich das Geühl, irgendwie machen wir das hier schon. Erst recht als dann das 2:0 noch fiel. Aber dann haben wir in der 73. Minute ein Weihnachtsgeschenk vergeben, das tödlich war. Wie es dann im Fußball meistens so ist, will man dann den Vorsprung verteidigen, wird passiver und stellt sich hinten rein. Betteln will ich nicht sagen, aber ein Stück weit haben wir das dann schon gemacht. Das 2:2 war natürlich wie ein Genickbruch und fühlt sich wie eine Niederlage an."

Gerd Schädlich (MDR-Online)
"Als wir uns etwas gefunden hatten, fiel dann doch das 1:0. Ähnlich verlief dann auch der Rest der ersten Halbzeit, wo wir uns noch nicht besonders gut in Szene setzen konnten. Nach der Halbzeitpause war das anders. Gerade in der Phase, wo es bei uns besser lief, fiel dann das 2:0. Und dann muss ich natürlich meiner Mannschaft ein Kompliment machen, wie sie danach Gas gegeben hat, um hier noch einen Punkt mitzunehmen. Auch die Einwechslungen haben Wirkung gebracht. Insbesondere natürlich Bastian Henning mit seinen beiden Toren. Wo wir auch gierig darauf waren, hier noch etwas zu reißen."

20. Spieltag - 3. Liga - Saison 2011/2012
Sonntag, 11. Dezember 2011, 14:00 Uhr
Preußenstadion, Münster
Zuschauer: 6.160
Schiedsrichter: Beitinger (Regensburg)
SC Preußen Münster
T Masuch
A Kirsch
A Huckle
A Halet
A Duah (88. Riemer)
M Truckenbrod
M Kühne
M Ornatelli
M Kluft (82. Güvenisik)
S Daghfous (46. Loose)
S Vujanovic

Trainer: Fascher
Chemnitzer FC
T Pentke
A BirkGelbe Karte
A BankertGelbe Karte
A Wachsmuth
A StenzelGelbe Karte (65. PeßolatGelbe Karte)
M Schlosser (65. Schaschko)
M Sträßer
M Tüting
M Garbuschewski
S Dobry
S Förster (70. Henning)

Trainer: Schädlich
Tore
1:0 Kühne (24.)
2:0 Kühne (60./Foulelfer)
2:1 Henning (75.)
2:2 Henning (90.)