6. Anlauf für einen Sieg in Münster…
von Timo Görner
…denn die Bilanz bei den Gastspielen beim SC Preußen Münster sieht bislang eher ernüchternd aus: 4x wurde verloren, lediglich am 22.11.2002 – also vor über neun Jahren – gelang wenigstens ein Remis (0:0). Der letzte Erfolg an sich gegen die Ostwestfalen liegt auch schon lange zurück, fast siebeneinhalb Jahre.
Die aktuelle Saison unseres Gegners bislang
Da wo die Preußen stehen wäre der CFC sicherlich gerne. Mit Rang 10 haben sich die Preußen im gesicherten Mittelfeld etabliert, immerhin 10 Punkte und 6 Tore Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz erarbeitet. Die Münsteraner sind zudem der bislang beste Aufsteiger dieser Drittligasaison. Bis Spieltag 9 spielte man sogar an der Tabellenspitze mit, zeitigte 3x in Folge Relegationsplatz 3. Grundlage dafür ist die stabile Defensive, welche die etwas schlechtere Offensive (10:6) kompensieren kann. Der erste Saisonsieg, ausgerechnet beim CFC und das hochverdient, läutete eine kleine Serie von 3 Siegen ein. Das bemerkenswert hohe Niveau konnte man dann erstmal nicht halten. 2 Siege wurden noch eingefahren, beides im eigenen Stadion. Die aber gegen recht gute Gegnerschaft. Regensburg (2:0) und Heidenheim (2:1) wurden bezwungen. Dafür klemmte es auswärts mehr als zuvor: 4 Pleiten musste Münster bis heute hinnehmen, 3 davon in Hessen, in Offenbach und Wiesbaden (0:3) und knapp in Darmstadt (1:2). Dagegen stehen ordentliche Auftritte in Saarbrücken (0:0) und Erfurt (1:1). Zu Hause ist man zwar nur 11. der separaten Wertung, aber auch noch ungeschlagen. Eine bessere Wertung vergab man durch 5 Remis in 9 Begegnungen. Die Offensivleistung auf eigenem Platz ist ausbaufähig (9), dafür stellt man mit Sandhausen die beste Heimdefensive mit lediglich 4 Gegentoren. In 5 Heimspielen "stand die Null". Auf Reisen ist man die zwölftbeste Gemeinschaft, wartet seit dem 13.08.2011 auf den nächsten vollen Erfolg. Beide Dreier holte die Adler-Elf übrigens im Nordosten: Dem 2:1 in Chemnitz folgte das 3:1 in Jena. Vorne ist man eher Abstiegskandidat (18 Tore), hinten dafür deutlich besser (20 Treffer).
Im Landespokal steht man Mitte Februar im Viertelfinale bei Westfalenligist SV Lippstadt 08.
Delegierungen seit dem Hinspiel
Es gab lediglich 2 Veränderungen, beide Personalien betrafen den Angriff. Ende August verließ der uns noch bekannte Wojciech Pollok (29) den Verein mittels Vertragsauflösung. Er schloss sich dem ambitionierten Regionalligisten Eintracht Trier an. Er spielte in der bisherigen Saison keine Rolle mehr.
Ende November wurde dann Nejmeddin Daghfous (25) aus Paderborn verpflichtet, dort ohne den Sprung zum dauerhaften Stammspieler. Gleiches ereilte ihn zuvor beim 1. FSV Mainz 05, damals noch zweitklassig.
Der Trainer
Marc Fascher (43) hat wie in der Hinrunde das Sagen als Chef der 1. Mannschaft. Der gebürtige Hamburger hat noch einen Vertrag bis Saisonende und war übrigens nach der Vollmann-Entlassung in Rostock zumindest für Beobachter ein Kandidat für das schwere Amt beim abstiegsbedrohten Zweitligisten.
Die Mannschaft
Im Tor steht seit der ersten Minute der Routinier Daniel Masuch (34). Die Abwehr sieht Patrick Huckle (28), den Franzosen Clement Halet (27), Patrick Kirsch (30) und Jürgen Duah (25) vorn. Im Mittelfeld trifft dies für Jens Truckenbrod (31), den Italiener Massimo Ornatelli (25) und Stefan Kühne (31) zu. Daneben zählten auch noch andere Spieler überwiegend zum Stammkader: der Kanadier Jonathan Bourgault (23), der Angolaner José Pierre Vunguidica (21) sowie Björn Kluft (21). Mit Benjamin Siegert (31) hat ein Stammspieler der Startphase mit Verletzungspech zu kämpfen, er fiel bis Ende November fast 2 Monate aus. Im Sturm fehlt bislang ein echter "Knipser", hier hat man aber wie so ziemlich alle Teams dieser Spielklasse gegenüber dem CFC die Nase vorn. Die beste Quote kann die Rostocker "Leihgabe" Radovan Vujanovic (29) vorweisen: 12 Spiele, 3 Tore und 2 Vorlagen. Er war mit beiden Toren gegen Heidenheim (2:1) der "Matchwinner". Es folgen der Türke Sercan Güvenisik (31) und der "Oldie aus Ghana" Babacar N´Diaye (37) mit je 2 Treffern. Die Mannschaft hat mit diversen Verletzungsproblemen zu kämpfen. Siegert, N´Diaye, Dominique Ndjeng (Abwehr), Daniel Chitsulo (28/Angriff) fallen momentan aus.
Die Einkaufsbilanz bislang
Insgesamt 10 neue Akteure sind mittlerweile zu vermelden.
Als dauerhafte oder zumindest oft zum Stammkader zählend, haben sich Masuch, Truckenbrod, Vunguidica, Vujanovic, Kluft etablieren können. Benjamin Siegert war dies auch, fiel dann jedoch wochenlang aus. Mit Masuch hat man einen der besten Keeper der 3. Liga an Land gezogen. Von Vujanovic hatte man sich wohl etwas mehr versprochen. Gesamtfazit: ganz ordentlich eingekauft.
Gewinner der Saison bislang
Philip Heise (20/Abwehr) als Neuzugang einer U23 (Fortuna Düsseldorf) konnte sich für die letzten 3 Begegnungen für die Anfangsformationen empfehlen. Münster ist die erste Station im Bereich einer 1. Mannschaft. Trainer Marc Fascher empfahl sich mit dem soliden Mittelfeldplatz des Aufsteigers offensichtlich auch schon mal für höhere Aufgaben.
Prognose
Der Klassenerhalt ist machbar, mit der aktuellen Bilanz hat man eine solide Ausgangsposition. Nochmal 26 Zähler sollten locker reichen, steigern muss man sich in der Offensive und auswärts. Kann man dies zumindest etwas tun, sollte ein Platz zwischen 10 und 14 drin sein.
Das Umfeld
Der Zuspruch ist bemerkenswert, 7.711 Zuschauer im Schnitt kann nur der VfL Osnabrück überbieten. Als die beiden "Kassenschlager" gelten die brisanten Derbys eben gegen die Lila-Weißen Niedersachsen und Zweitligaabsteiger Bielefeld. Bielefeld war bereits vor Ort, mobilisierte in beiden Fanlagern 15.100 zahlende Fußballfreunde für den Gang in die traditionsreiche Arena an der Hammer Straße. Das zweite Highlight gegen den dritten Absteiger aus Liga 2 steht noch aus, sorgte beim Hinspiel an der Bremer Brücke für einiges Kopfschütteln. Vor dem Rückspiel vermutlich am 25.02.2011 dürften einige Verantwortliche wieder schlaflose Nächte bekommen.
Auch ansonsten nimmt Münster und sein Fußballvolk würdigen Anteil an seiner Drittligamannschaft, anders als in früheren Jahren der Regionalliga Nord mit teilweise weniger als 3.000 Besuchern. Babelsberg lockte beachtliche 10.100 an. Die große Euphorie hat sich zuletzt etwas gelegt, Heidenheim sahen 5.400. Gegen den CFC dürfte man am Sonntag sicherlich auf 6.000 und etwas mehr hoffen. Den Interessenten kommt der Verein seit Anfang Dezember mit dem Online-Ticketing entgegen, die Billets können wie bei der Deutschen Bahn auch zu Hause ausgedruckt werden. Eventuell ein Tipp für den CFC, wenn es bei mehr Fans als sonst länger dauert. Der SC Preußen darf als einer der Vereine zählen, dessen Rückkehr in die 3. Liga mit vielleicht dem Blick nach weiter oben positiv beurteilen sollte. Das Potential für den Sprung eine Liga höher dürfte zumindest nicht gänzlich wegzudiskutieren sein.
