Nachlegen und dran bleiben …
von Timo Görner
… gegen Werders U23. Unsere Bilanz in den Heimspielen sieht sehr gut aus. Keine Niederlage, 6 der 7 Spiele gewonnen. Der CFC ist wie gegen Mainz 05 II in der leichten Favoritenrolle, muss aber an die Leistungen der letzten 2 Spiele anknüpfen, um die nächsten 3 Zähler einzufahren.
Die letzte Saison unseres Gegners:
Von vielen als "Abstiegskandidat Nr. 1" gesehen wurde der Klassenerhalt in letzter Sekunde geschafft, man erinnere sich an die Schlusskonferenz im Abstiegskampf. 1 Tor weniger und die Bremer hätten den Gang zurück in die Regionalliga antreten müssen. Nach gutem Start in Rostock (2:1) und 10 sieglosen Spielen versank Werder II im Abstiegssumpf. In Runde 11 leuchtete zum 4. Mal die "Rote Laterne" an der Weser. Deutlich die Pleiten in Kiel (0:3), zu Hause gegen Großaspach (0:4). 22 Gegentore waren schlechteste Liga-Defensive. Bis zur Winterpause konnten sich die Werderaner stabilisieren, Hoffnungen wecken. 3 Heimsiege in Folge gegen Mainz 05 II (2:1), Aue (4:0) und den CFC (3:2) brachten wertvolle Punkte. Nur gegen Osnabrück (0:1) wurde auf Platz 11 des "Weser-Stadions" noch mal verloren. Auf Reisen gelang beim späteren Absteiger Stuttgarter Kickers (2:0) ein Sieg. Dagegen stand das Debakel in Halle (2:6). Bilanz nach Ende der Herbstrunde: Abstiegsplatz 19, 21 Zähler, aber nur 5 Tore Rückstand zum "rettenden Ufer". Die Offensive (25) hatte sich gesteigert, anfällig weiter die Defensive (37). 4 gingen zur Winterpause, Neuzugänge gab es keine. Der Start 2016 wie zum Auftakt gelungen, Kiel (2:1) wurde besiegt. Der Trend zunächst weiter erfreulich mit 1:1 in Magdeburg und dem nächsten Heimsieg gegen Wehen Wiesbaden (1:0). Platz 15 und 5 Punkte Vorsprung auf die "rote Zone" der Lohn. Nach Spieltag 32 konnten die Grün-Weißen optimistisch nach vorne schauen, der Abstand nach unten zwar geringer, aber der Klassenverbleib aus eigener Kraft zu schaffen. 8 Punkte aus noch 6 Spielen erschienen machbar. Eben das wurde aber zum Problem. 2 Spiele vor Ultimo fehlten diese. Werder II verlor 4x in Folge, uns noch in Erinnerung aus 2003/2004. Erfolglose Dienstreisen nach Westsachsen mit Aue (0:1), CFC (1:2) wie Osnabrück (1:3). 0 Punkte auch gegen Köln (1:3). 2 "Endspiele" strapazierten die Nerven, erfolgreich gegen die "Blauen" Stuttgarter (1:0) und bei lustlosen Aalenern (2:1). Bis zur letzten Sekunde stand die Ligazugehörigkeit auf der Kippe. Es reichte am Ende, punkt – und torgleich mit den Kickers. Die Heimbilanz durchschnittlich, 7 Siege gegen 7 Niederlagen - 20:21 Tore. Auswärts reichte es zu 4 Dreiern, entscheidend der Sieg auf der Waldau in Stuttgart. 42:56 Tore waren offensiv Mittelfeld, defensiv abstiegsreif (19.). Ein glücklicher, aber nicht unverdienter Klassenerhalt, da nie aufgesteckt wurde.
Delegierungen für diese Saison bislang:
9 Akteure sind nicht mehr dabei, 9 kamen dazu.
In der Abwehr wurde U20-Nationalspieler Leon Guwara (20) als Erstligakader Ende August 2016 für 50.000 € an den SV Darmstadt 98 verliehen. Er absolvierte 2015/2016 18 Spiele für Werder II in der 3. Liga.
Im Mittelfeld empfahl sich Marcel Hilßner (21/Dresden) mit 7 Toren für höhere Aufgaben. Der Georgier Giorgi Papunashvili (20), der beim 3:2 in Bremen dem CFC das 3:1 einschenkte, kehrte nach Leih-Ende zu Dynamo Tbilissi zurück. Der Rest der Abgänge spielte keine Rolle, erwähnenswert allenfalls noch, dass Tobias Schwede (22), der nach schwerer Verletzung 2015/2016 ohne Einsatz blieb, nach Magdeburg ging und sich dort überraschend etablieren konnte.
Unter den Neuen befinden sich 8 interne Wechsel. 7 davon aus der A-Jugend.
Torwart Tom Pachulski (19) war Stammkeeper der Werder U19 in der dortigen Bundesliga.
Für die Abwehr beförderten die Bremer den Albaner Muhamet Cakolli (19) und Maurice Hehne (19) ebenfalls aus der eigenen A-Jugend in die U23. Der gebürtige Thüringer Hehne aus Pößneck fungierte dabei als Kapitän der Werder U19. Er stammt aus der Nachwuchsabteilung des FC Carl Zeiss Jena wie auch Pachulski. Dominic Volkmer (20) spielte zuletzt in der Regionalliga Nord, war beim VfB Oldenburg mit seinen 20 Lenzen ein absoluter Stammspieler.
Für die Zone zwischen Abwehr und Angriff wurden 5 neue Akteure vermeldet. Marc Pfitzner (31) wechselte nach 8 Jahren bei Eintracht Braunschweig an die Weser und bringt die Erfahrung von 94 Drittligaspielen für die Blau-Gelben bei 6 Toren sowie 78 Einsätzen in der 2. Bundesliga mit, ebenfalls mit 6 Treffern. Leon Jensen (19) spielte zuletzt in der A-Jugend von Hertha BSC. Sefa Kahraman (19),
Leander Wasmus (19), Niklas Schmidt (19) sind wie Pachulski interne Wechsel aus der U19.
Im Sturm gab es keine Personalien.
Der Trainer:
Florian Kohfeldt (34) ist der aktuell jüngste Trainer der 3. Liga, nur 5 seiner Zunft der 3. Liga seit ihrer Gründung 2008 waren beim Debüt jünger. Er übernahm das Amt am 04.10.2016 von Ex-Werder-Profi Thomas Wolter (53), der wiederum für 3 Spiele als Interimslösung von Vorgänger Alexander Nouri übernommen hatte. Nouri wurde dann letztendlich zum Chef der Profis. Zuvor war er bis zum 18.09.2016 Co-Trainer von Viktor Skripnik für die Bundesligamannschaft. Als Spieler agierte er für den TV Jahn Delmenhorst und die III. Mannschaft des SV Werder in der Oberliga Bremen.
Die aktuelle Saison bislang:
Es ist die erwartet schwere Spielzeit, Werder II steckt im Tabellenkeller. Der Auftakt in den ersten 3 Spielen ging daneben. Die Aufsteiger aus Lotte (0:3), Zwickau (1:3) holten sich verdient die 3 Punkte im "Weser-Stadion", auch in Köln (0:2) konnte nichts geholt werden. Ernüchterung, aber keine Panik bei den Verantwortlichen. Ein Zwischenhoch mit 3 Siegen in 4 Begegnungen lies die Grün-Weißen nach oben rutschen. In Paderborn (2:1) wurde der 1. Sieg bejubelt. 2 Heimsiege gegen Osnabrück, überraschend (4:2), gegen Mainz 05 II (2:1) folgten. Bei Topfavorit Duisburg (0:1) wurde sich ordentlich verkauft. Zwischenbilanz: Platz 14, 9 Punkte – 4 auf Abstiegsplatz 18. Damit wäre man am Ende zufrieden. Es folgte eine Negativserie, der Abstand schmolz auf 1 Zähler, noch stand man über dem Strich weil die Konkurrenz Münster, Zwickau, Mainz mit Erfolgen geizte. In Magdeburg (0:2) war nichts zu holen, in Münster (0:4) beim Krisenklub ging Werder II überraschend deutlich unter. Gegen Wehen Wiesbaden wurde der Start verschlafen, nach 9 min. das 0:1 kassiert. Wieder ohne eigenen Treffer. Das Debüt von Florian Kohlfeldt als Trainer punktelos (1:3). Erleichterung nach dem vergangenen Wochenende mit Heimsieg gegen Erfurt (1:0). Der Abstand zur roten Zone wieder auf 3 Punkte vergrößert. Die Heimbilanz ausgeglichen, 3 Siege – 3 Niederlagen - 8:10 Tore. Auf Gegners Platz steht 1 Sieg zu Buche, siehe oben. Dagegen stehen 5 Pleiten und 3:13 Tore. In 4 der 6 Gastspiele gelang kein Treffer. Nur Münster erzielte weniger Tore auf Reisen.
Die Mannschaft:
Im Tor kamen bereits 3 Spieler zum Einsatz mit Michael Zetterer (21), Eric Oelschlägel (21) und Tobias Duffner (32). Zetterer ist U20-Nationalspieler (5 Spiele) und gehört zum Profikader. Liegt mit bislang 6 Spielen vorn. Duffner steht bei 4, Oelschlägel bei deren 2. In den letzten 2 Begegnungen stand Eric Oelschlägel im Kasten. In der Abwehr erhielten der Niederländer Jesper Verlaat (20) – Sohn des Ex-Bundesligaprofis Frank Verlaat, Torben Rehfeldt (23/1), Luca Zander (21), Philipp Eggersglüß (21) meist das Vertrauen. Letzterer Torschütze beim 3:2 im Vorjahr in Bremen. Dominic Volkmer (20) als Neuer aus der 4. Liga konnte sich bereits für 7 Einsätze empfehlen, davon 5-mal in den Anfangsformationen. Gegen Erfurt begann Kohlfeldt mit der Dreierkette Verlaat – Rehfeldt – Volkmer. Wie zuvor in Kiel. Im Mittelfeld verdienen Thore Jacobsen (19), Marc Pfitzner (32), der Franko-Senegalese Mohamed Aidara (26/1), Niklas Schmidt (18) die Erwähnung. Im Angriff bleibt Kapitän Rafael Kazior (33) der Eckpfeiler im Team mit bislang 3 Toren, 2 Vorlagen. Er und Pfitzner sollen die jungen Kicker führen. Dahinter kann sich der Gambier Ousman Manneh (19) einordnen, 2 Tore in 7 Spielen. Er fehlte in den letzten 5 Spielen, da von Nouri zu den Profis berufen. Dort mit starken Leistungen – 1 Tor und 2 Vorlagen, 5x als Stammspieler. Melvyn Lorenzen (21) aus Uganda gehört offiziell zum Erstligakader, erzielte bislang 1 Treffer in 11 Spielen. Ist ehemaliger Nationalspieler seines Heimatlandes. Der Kosovare Enis Bytyqi (19) ist "Dauer-Joker", Johannes Eggestein (18) – Torschütze gegen Erfurt, gehört wie Manneh, Lorenzen zum Aufgebot der Profis. Gegen Rot-Weiß begann Werder II im Angriff allerdings mit Profi Sambou Yatabaré (27) aus Mali, der zum ersten Einsatz in der U23 kam, und Eggestein.
Das Krankenlager/Strafbank:
Abwehrspieler Muhamet Cakolli (19) fehlt verletzungsbedingt, ebenso wie im Mittelfeld Ole Käuper (19/Sprunggelenksverletzung). Leander Wasmus (19) muss auch pausieren. Offensiv-Allrounder Abdullah Dogan (19) muss aufgrund Syndesmosebandriss passen.
Prognose:
Werder II muss wie zuvor bis zum Schluss gegen den Abstiegs kämpfen, es ist dem Team aber zuzutrauen, es wieder ganz knapp zu schaffen, Tipp: Platz 16-17.
Das Umfeld:
Nichts Neues in Bremen betreffs der Werder U23, die Mannschaft bleibt für den Verein angesichts der eher problematischen finanziellen Verhältnisse wichtig für das Heranführen junger Talente an den Profibereich. Eine Auflösung ist nicht denkbar, zumal die "Auflösungswelle" nach der DFB-Entscheidung mit den Rückzügen in Leverkusen, Frankfurt, Dresden, Chemnitz u. a. vorbei ist. Gleichzeitig bleibt das Zuschauerinteresse "überschaubar" wie bei den anderen II. Mannschaften in der 3. und 4. Liga. 1.329 Zuschauer im Schnitt sind der vorletzte Platz in der Zuschauertabelle vor Mainz 05 II mit etwas über 1.200. Die Mehrheit der bisherigen Heimspiele wurde im großen "Weser-Stadion" ausgetragen, so gegen Lotte, Zwickau, Osnabrück, Erfurt. Mainz 05 II und Wehen Wiesbaden durften auf Platz 11 an der traditionsreichen Arena ran. Grund für das Ausweichen waren Umbaumaßnahmen im eigentlichen Stadion der U23. Den Rekordbesuch vermeldete man gegen Osnabrück mit 3.300 zahlenden Besuchern, davon allerdings auch rund ca. 2.800 auf Seiten des VfL. Lotte brachte noch mal 1.769 auf die Beine, den FSV Zwickau sahen 1.262. Am Samstag ist wie immer nur mit einer kleinen Abordnung zu rechnen, der eine oder andere Werder-Fan der Region wird sich eventuell zum Gang auf die neue Fischerwiese bewegen lassen. Die 3. Liga soll weiter gehalten werden, wie sich das bei einem möglichen Abstieg der ersten Mannschaft in die 2. Bundesliga darstellt, wird sich zeigen. Denn diese Liga ist für eine U23 entsprechend kostenintensiv, da die TV-Gelder und die Teilnahme am DFB-Pokal weggefallen sind.
