Die Partie des Chemnitzer FC gegen Budissa Bautzen stand unter ganz besonderer Beobachtung. Nach dem übergroßen medialen und politischen Echo auf die mit der CFC Fußball GmbH abgesprochene Trauer-Zeremonie für Thomas Haller beim Heimspiel gegen Altglienicke saßen mit DFB-Vize Rainer Koch, der Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig, Erwin Bugar (NOFV-Präsident), Lutz Mende (NOFV-Ausschuss für Prävention und Sicherheit) sowie Hermann Winkler (Präsident des Sächsischen Fußballverbandes) gleich mehrere Schwergewichte auf der Haupttribüne.
Rainer Koch, der als Chef des Bayerischen Fußballverbands nicht ganz uneigennützig gern für die Abschaffung der Regionalliga Nordost plädiert, forderte als DFB-Vize bereits vor dem Spiel in den Medien eine Aktion des CFC gegen Rassismus ein. Diese wurde auch geliefert, die Spieler liefen mit einem Banner „Gemeinsam für demokratische Grundwerte und Fairplay“ ein, zudem wurden vor dem Spiel im CFC-Fanshop jene übrig gebliebenen Toleranz-T-Shirts kostenlos verteilt, die im Herbst 2018 nach den Vorfällen beim Stadtfest vom Verein in großer Auflage gedruckt worden waren. Im dünnen Stadionheftchen, dass von der suspendierten Fanbeauftragten und jahrelangen Heftautorin Peggy Schellenberger eigentlich als dicke Jubiläumsausgabe Nr. 500 geplant war, distanzierte sich GmbH-Geschäftsführer Thomas Sobotzik im Vorwort klar und deutlich von extremistischen Gedankengut.
In der Südkurve wiederum blieb der große Mittelblock 6B, Standort der aktiven Chemnitzer Szene, bei Spielbeginn (fast) leer. Am Zaun hing ein großes Banner mit der Aufschrift „12 Minuten für den 12. Mann“, darunter standen die Namen Olaf, Peggy, Max und Laude. Alle vier waren nach dem Altglienicke-Spiel von ihren Tätigkeiten suspendiert worden. Mehrfach ertönte unter der Südkurve ein lautes „Siemons raus!“, nach genau zwölf Minuten strömten die protestierenden Fans in ihren gewohnten Block und unterstützen die Mannschaft bis zum Schlusspfiff mit gewohnter Lautstärke und Begeisterung. Ungewohnt waren die neuen Gesichter der Ordner der neuen Power-Security, denn im Zuge des Altglienicke-Spiels hatte auch der alteingesessene Sicherheitsdienst Rücker vom Verein die Kündigung erhalten. Und noch etwas war neu und ungewohnt - statt der vertrauten Stimme des suspendierten Olaf Kadners war eine Dame am Stadionmikrofon. Die CFC Fussball GmbH hatte die Radiomoderatorin (Radio PSR, Radio Brocken) Kati Huhn als neue Sprecherin gewinnen können. Dabei hatte sie einen schweren Stand gegen die Südkurve, die vor allen in Halbzeit Zwo nahezu jede Durchsage mit vielen Pfiffen und Olaf-Kadner-Rufen begleitete.
Fussball wurde auch gespielt. Zuerst von Bautzen, die den erneut im Tor stehenden Mroß mit einem satten Schuss von Hoßmang prüften. Danach, die Südkurve war mittlerweile akustisch da, wurde der CFC besser und erarbeitete sich Chancen in Richtung Nordtribüne und Bautzener Tor. Milde visierte in der 20. Minute den Pfosten an. Bozic hatte nach einem langen Einwurf ebenfalls eine Einschusschance, zielte aber über das Tor. Die nächste Chance vergab Frahn, der nach seiner Spielsperre wieder mit dabei war, aber dessen Schuss (26.) von Bautzens Keeper Schulz pariert wurde. Auch CFC-Kapitän Grote versuchte sich am Torerfolg (42.), aber sein schöner Distanzknaller wurde weggefaustet. Mit Ende der ersten Halbzeit dezimierten sich die Budissen selbst. Ciapa bekam von Schieri Albert wegen wiederholten Foulspiels den gelb-roten Karton gezeigt. Das eröffnete dem CFC in Hälfte Zwo einen Tick mehr Räume, zudem spielte man in die richtige Richtung, auf die Südtribüne zu. Nach einer butterweichen Flanke von Garcia stieg Frahn in der Mitte hoch (54.) und köpfte zum 1:0 für den CFC ein. Eine hochverdiente Führung! Auch danach bestimmt der CFC eindeutig das Spiel und kam, wie schon in Hälfte Eins, zu sehr guten Möglichkeiten. Leider brachten Frahn, Bozic und Garcia die Kugel aber kein zweites Mal über die Linie, so dass man bei den wenigen Vorstößen der Gäste stets auf der Hut sein musste - Mroß entschärfte u.a. einen Flachschuss (78.) des eingewechselten Langr. Die letzte Chance hatte T. Müller, der an der Strafraumgrenze zentral abzog - aber auch dieser Versuch ging knapp neben das Tor. So blieb es bei dem einen Treffer und den drei Punkten für Chemnitz.
Fazit: Nach drei sieglosen Spielen, großen Medienrummel und mehreren suspendierten Mitarbeitern hat der CFC endlich wieder drei Punkte eingefahren und kann sich ab sofort wieder auf die sportlichen Schlagzeilen konzentrieren. Das Frahn nach seiner Sperre gleich wieder als Torschütze traf, unterstreicht nur seinen Wert auf dem Platz. Der nächste sportliche Gang des Clubs geht zum alten DDR-Rivalen Lok Leipzig, ein Duell, welches einen Vorgeschmack auf das Pokal-Halbfinale Ende April geben wird, wo die "Loksche" Gast in Chemnitz ist. Mit einem guten Auftritt in Leipzig könnte man den Gegner nicht nur im Punktspiel beeindrucken, sondern gleich die richtigen Signale für den Pokal setzen.
"Es gibt keine Zweifel daran, dass der Sieg für Chemnitz verdient ist. Mich ärgert allerdings die Art und Weise der Entstehung. Da greift einer ein, der dazu keine Notwendigkeit hat und verweist einen Spieler in der Nachspielzeit der ersten Hälfte des Feldes. Das hat mit Fingerspitzengefühl nichts zu tun. Natürlich hofft man aber beim Stand von 1:0, dass am Ende noch einmal einer durchrutscht, wie bei der Schusschance von Langr."
"Ich sehe ebenfalls in der Gelb-Roten Karte die spielentscheidende Situation. Mit zehn Mann wird es in Chemnitz für jeden Gegner schwer. Wir haben die Räume geschickt genutzt und uns Möglichkeiten herausgespielt. Daniel Frahn zeigt mit seinem Tor mal wieder, wie wichtig er für die Mannschaft ist."