Die Angst vor Punkten in der Fremde
von Lenny
Die alte, dennoch elektronische Anzeigetafel im altehrwürdigen Bruno-Plache-Stadion vermeldete nach 20 Minuten eine 2:0-Führung für den Chemnitzer FC, herausgeschossen von Tobias Müller und Dejan Bozic. Nach 93. Minuten hatte sich hinsichtlich der Toranzahl bei den Himmelblauen nichts geändert, bei den Gastgebern wiederum standen nun vier Treffer. Der 1. FC Lokomotive Leipzig drehte vor 5.241 Zuschauern – darunter 702 angereiste CFC-Anhänger – den 0:2-Rückstand. Spielentscheidend dafür war der Blum-Platzverweis zu Beginn der zweiten Halbzeit.
Lazarett lichtet sich
Sah es zu Beginn der Woche noch nach einem halben Dutzend aus, auf das CFC-Coach Bergner höchstwahrscheinlich nicht zurückgreifen kann, gab vor dem Lok-Spiel mehrfach Entwarnung. Sowohl Garcia, der unter der Woche mit einem Magen-Darm-Infekt zu kämpfen hatte, als auch Bozic, der einen Bänderriss im Sprunggelenk laborierte, standen in der Startformation. Der angeschlagene Hoheneder nahm immerhin auf der Bank Platz, für ihn rückte Blum an die Seite von Velkov in die Innenverteidigung. Verletzungsbedingt fehlten einzig Sowada und aufgrund von Leistenproblemen nun auch Campulka.
Rekordkulisse bei Traditionsduell in Probstheida
Das Traditionsduell zwischen Lokomotive Leipzig und dem Spitzenreiter aus Chemnitz lockte insgesamt 5.241 Zuschauer an, was gleichbedeutend mit einem neuen Zuschauerrekord in dieser Spielserie für die Messestädter einhergeht. Beide Teams wurden von den Fans jeweils mit einem Fahnenmeer begrüßt sowie anschließend mit Support bedacht. Auf der Gegengerade erblickten jeweils zu Beginn und ein weiteres Mal während der Partie jeweils ein gelber und blauer Rauchtopf das Licht der Welt. Weiterhin zeigten Lok-Anhänger das Spruchband: „Support your local Ultras!“
Spitzenreiter schießt sich souverän in Führung
Die wiedererstarkte „Loksche“, die mit vier Siegen, einem Remis und nur eine Niederlage aus der Winterpause gekommen ist, wurde in der fünften Minuten mit einem sehenswerten Sonntagsschuss eiskalt erwischt. Tobias Müller hämmerte den Ball nach Vorlage von Grote unhaltbar in die Maschen. In der 20. Minute fuhr der Spitzenreiter einen Konter, der erfolgreich von Bozic finalisiert wurde. Dieser traf nach drei Spielen ohne eigenen Treffer endlich wieder. Der Auftritt war bis zu diesem Zeitpunkt souverän, und auch das Anschlusstor direkt im Gegenzug von Steinborn konnte daran nicht sonderlich viel ändern. Erst nach dem Seitenwechsel sollte das Verhängnis seinen Lauf nehmen.
Platzverweis stellt Weichen für die Lokomotive
Wie schon in der Vorwoche gegen Budissa Bautzen bringt ein Platzverweis die Wende, nur diesmal sind die Himmelblauen die Leidtragenden. Nach wiederholtem Foulspiel flog Blum in der 47. Minute mit gelb-rot vom Platz, sodass die Himmelblauen fast eine gesamte Halbzeit in Unterzahl spielen mussten. Um die Defensive zu stärken, kam in der 68. Minute Karsanidis für Bozic, nur stand es zu diesem Zeitpunkt bereits 2:2. Zwei Minuten zuvor traf Malone via fulminanten Sonntagsschuss. Die Gastgeber hatten überzahlbedingt entsprechend mehr vom Spiel und gute Gelegenheiten, um die Partie zu ihren Gunsten zu gestalten. Mroß hielt das, was zu halten war, hatte aber in der 86. Minute beim Kopfball von Salewski zum dritten Mal das Nachsehen. In der Nachspielzeit fuhr die Lok einen Konter, der von Steinborn souverän abgeschlossen wurde.
2019: drei Auswärtsspiele, drei Auswärtsniederlagen
Der Chemnitzer FC will auswärts scheinbar nicht mehr gewinnen: Gegen den 1. FC Lokomotive Leipzig blamierten sich die Himmelblauen und verloren verdient mit 4:2. Der CFC hat damit seine dritte Auswärtsniederlage in Folge kassiert – und startet mit dieser direkt in die nächste „englische Woche“. Am Mittwoch gastieren die Himmelblauen beim VfB Auerbach.
Wertung: 4,5 (Die ersten 20 Minuten waren brillant!)
Bester Himmelblauer: keiner
Trainerstimmen
David Bergner (CFC) bei mdr.de:"Glückwunsch für den absolut verdienten Sieg für Lok. In den ersten Minuten haben wir gut gespielt, doch dann leider das Fußballspielen eingestellt. Wir haben uns nicht aufgegeben, aber der größere Wille zu gewinnen war bei Lok. Wir haben vieles Fußballerisches vermissen lassen."
Björn Joppe (Lok) bei mdr.de:"Ich denke, alle Zuschauer haben ein sehr gutes Spiel gesehen. Das war die beste Werbung für die Regionalliga Nordost. Der MDR sollte sich mal überlegen, vielleicht das Pokalspiel im April als Live-Spiel im Fernsehen zu bringen. In den ersten Minuten hatte ich ein Déjà-vu. Chemnitz steht nicht unverdient oben. Nach dem 0:2 haben wir uns aber berappelt und waren dann 70 Minuten richtig gut. Wir wollten von Anfang an gewinnen. Ich bin richtig stolz auf meine Mannschaft."