Spielbericht

25. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2001/2002
Eintracht Braunschweig
Eintracht Braunschweig
2:0
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

CFC zu harmlos für eine Spitzenmannschaft / Rot für Hiemann

von Pierre Schönfeld

Was machen CFC-Fans wenn ein Spiel ihrer Lieblinge mal wieder so richtig sch*** gelaufen ist? Ganz klar, sie singen und feiern sich selbst. So geschehen am Samstagnachmittag in Braunschweig.

Aber der Reihe nach. CFC-Trainer Schulz hatte pünktlich zum Spitzenspiel die beiden kreativen Mittelfeldspieler Sergio Bustos und Christian Fröhlich wieder zur Verfügung. Beide standen in der Anfangsformation. Knapp 12.000 Fans sorgten im Stadion an der Hamburger Strasse für eine stimmungsvolle Kulisse.
Die Himmelblauen begannen furios. Als wären sie die Heimmannschaft schnürten sie die Eintracht in deren Hälfte ein. Nach sieben Minuten gab es ein Eckenfestival vor dem Kasten der Niedersachsen. Allein - Zählbares sprang dabei nicht heraus. Dann befreiten sich die Braunschweiger allmählich und kamen ihrerseits gefährlich vor das Gehäuse von Hiemann. Freistöße durch Teixeira (12., vorbei) und De Wit (15., drüber) sorgten für erste Sorgenfalten auf den Stirnen der ca. 400 mitgereisten Fans.
Ein paar Minuten später dann die Ernüchterung bei der himmelblauen Fangemeinde. Thomas konnte über die rechte Seite in den Strafraum eindringen. Seine Flanke auf die linke Strafraumseite erreichte den am langen Pfosten wartenden Teixeira, der unbedrängt einschießen kann. Der gute Auftakt war für die Katz, die Himmelblauen lagen 0:1 hinten. Nur 15 Minuten später der nächste Tiefschlag für die himmelblaue Seele. Ein hoher Ball auf Thomas, der allein auf den Strafraum zurannte, Hiemann kam rausgesprintet und rempelt den Braunschweiger Stürmer um. Schiri Anklam zeigte sofort Rot. Da Hiemann in dem Fall letzter Mann war, war es wohl eine vertretbare Entscheidung. Die logische Folge: Auswechslung beim CFC. Schulle nahm Bustos raus und Klömich kam zu seinem ersten Regionalligaeinsatz für den CFC. Dieser hatte dann gleich eine heikle Situation zu überstehen, doch zum Glück krachte der anschließende Freistoß von Teixeira nur an die Querlatte. Mit dem 0:1-Rückstand ging es zum Pausentee.

Heißdiskutierte Frage in der Halbzeitpause: ging hier noch was? Noch nie hatte der CFC einen Rückstand umbiegen können und ausgerechnet in Braunschweig mit einem Mann weniger sollte es klappen? Es sah nicht gut aus.
Zu Beginn der 2. Hälfte versuchte es der CFC wenigstens noch einmal. Man spielte nach vorn, aber die letzte Konsequenz fehlte. Man merkte auch, daß Fröhlich noch nicht richtig fit war. Gerade von ihm hatte man die notwendigen Impulse für das CFC-Spiel erhofft. Ein harmloser Schuß von Hauptmann auf Zimmermanns Tor, das wars. Im Gegenzug machte Braunschweig Nägel mit Köpfen. Ein Angriff über rechts, Thomas blieb im Duell mit Franke Sieger, legte zurück auf Nadj und dieser überwand Klömich aus Nahdistanz. Damit waren alle Messen aus CFC-Sicht gesungen. Erwähnenswert noch ein Schuß von De Wit, bei dem sich Klömich auszeichnen konnte und ein Freistoß von Meißner, der zwar scharf geschossen aber letztendlich weit neben dem Braunschweiger Gehäuse landetete.

Damit konnten die Feierlichkeiten im Gästeblock beginnen. Schließlich war man ja (nur?) zum Feiern hier. Es wurde gesungen, den Braunschweigern gezeigt wie ein Fanschal auszusehen hat und Polonaise quer durch den Block zelebriert. Dadurch wurde auch die Bullerei ein wenig lockerer, die wohl einsah, daß hier doch keine Horde wildgewordener Ossischläger in ihr schönes Braunschweig gekommen war, um die Innenstadt in Schutt und Asche zu zerlegen.
Zwischendurch konnte man diese Einstellung schon fast vermuten, denn warum sonst positionierten sich die grünen Männchen völlig "unprovokativ" vor dem Gästeblock um dann auf Geheiß des grünen Obermännchens plötzlich ihren modisch schicken Helm aufzusetzen? Ach - wahrscheinlich nennt man das De-Eskalation.

Fazit: Es war ein Spiel bei dem so ziemlich alles schief lief was schief laufen konnte. Das Gegentor kurz nach der Drangphase, die Rote Karte für "He-Man" nach einer knappen halben Stunde. Damit war das Spiel faktisch schon entschieden. Das Bemühen um eine Resultatsverbesserung konnte man unseren Himmelblauen nicht absprechen, allerdings waren diese an Harmlosigkeit nicht zu überbieten. Der Eintracht genügte eine mittelmäßige Leistung um auch die letzten Chemnitzer Aufstiegshoffnungen zu zerstören. Zweitklassig war (wieder einmal) allein der Support der ca. 400 mitgereisten Fans.
War's das mit dem Aufstiegstraum? Wenn kein himmelblaues Wunder passiert dann wahrscheinlich schon. Doch bereits in der kommmenden Woche steht das nächste, für die meisten Fans wohl wichtigste Spiel der Rückrunde an. Doch um am Samstag den Schacht, der nach dem 3:0 gegen Uerdingen im Aufwind ist, zu versenken, bedarf es einer hundertprozentigen Leistungssteigerung. Doch es sollte auch eine Frage der Ehre sein, gegen die Erzgebirgler die letzten Reserven zu mobilisieren. Auf geht's Jungs! Machts noch einmal!

Wertung: 4,5 - 10 gute Minuten jeweils zu Beginn der Halbzeiten reichen einfach nicht

Beste Himmelblaue: Hauptmann, Klömich, Meissner

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Pressestimmen

Freie Presse
Aufstieg rückt in die Ferne - [..] Schon in dieser guten Phase zeigte sich jedoch das bekannte Manko der Gäste: "Was wir im Angriff zustande gebracht haben, das war viel zu wenig", kritisierte der Trainer. [..] Zumal die Rote Karte für Holger Hiemann (35.) streitbar war. [..] Spielerische Glanzlichter dieser Güte konnte der CFC in der ganzen Partie nicht setzen.

Aller Zeitung
[..] Es war eins der besten Heimspiele, die Braunschweig ablieferte. Lediglich in der ersten Viertelstunde hatte die Eintracht ein paar Probleme, weil Chemnitz gleich wie die Feuerwehr loslegte. [..]

Braunschweiger Zeitung
[..] Mit seiner Schnelligkeit und Zweikampfstärke blieb Thomas für den CFC ein Buch mit sieben Siegeln. [..] Alles in allem ein hoch verdienter Sieg der Eintracht, die nach der Winterpause mit den Tugenden aufwartet, die Aufstiegskandidaten auszeichnen. [..]

Kicker-Online
Rot für Hiemann - Teixeira trifft - Nach flotten 10 Anfangsminuten war es mit der sächsischen Angriffsfreude vorbei. Da Silva, Hörster, Piorunek verschafften Eintracht die Hoheit im Mittelfeld. [..] Bei Braunschweigs Offensiven hebelte Thomas die CFC-Abwehr aus. Nach Hiemanns Feldverweis reichte es für die Gäste nur noch zu gelegentlichen, harmlosen Entlastungsangriffen. Hauptmann bemühte sich im Mittelfeld am auffälligsten um eine Wende, blieb aber ohne Unterstützung. Bei entschlossenerem Zupacken wäre ein höherer Eintracht-Sieg zu Stande gekommen.

25. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2001/2002
Samstag, 16. März 2002, 14:00 Uhr
Stadion an der Hamburger Straße, Braunschweig
Zuschauer: 11.761
Schiedsrichter: Anklam (Hamburg)
Eintracht Braunschweig
T Zimmermann
A SchandaGelbe Karte
A EignerGelbe Karte
A Thiam
M de Wit
M da Silva
M Hörster
M Nadj (84. Istenic)
M Piorunek
S Teixeira
S Thomas (74. Schuchadt)

Trainer: Vollmann
Chemnitzer FC
T HiemannRote Karte
A GöhlertGelbe Karte
A Franke
A Bittermann
A MehlhornGelbe Karte
M PodszusGelbe Karte
M Hauptmann
M Tchipev
M Bustos (35. Klömich)
S Meissner
S FröhlichGelbe Karte (71. Rolleder)

Trainer: Schulz
Tore
1:0 Teixeira (22.)
2:0 Nadj (60.)

Besondere Vorkommnisse:
Rote Karte für Hiemann (35.)