Vorbericht

12. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2001/2002
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
5:0
Rot-Weiß Essen
Rot-Weiß Essen

Der CFC gegen ein Stehaufmännchen aus´m Revier ...

von Timo Görner

... tief im Westen, denn als solches kann man den 1907 gegründeten SC Rot-Weiß Essen e. V. wohl mit Fug und Recht bezeichnen. Ist doch die Geschichte des Vereins aus der Stadt im Pott von Wirrungen, Tiefpunkten, aber auch von Comebacks geprägt. Zuletzt 1996 mit dem sofortigen Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga, aus der man 1994 erst abgestiegen war und dies gleich in zweifacher Hinsicht, denn der DFB verweigerte dem Verein aufgrund seiner Ansicht nach dubioser Geschichten bei der Lizenzierung im damaligen Verfahren die Spielberechtigung für die kommende Zweitligasaison. Als der CFC am 31. Spieltag der Saison 1993/1994 bei den Rot-Weißen antrat und durch ein Tor von Steffen Heidrich auch das Rückspiel gewann (Hinspiel 2 : 1) war der Abstieg am "grünen Tisch" schon besiegelt und auch sportlich war Rot-Weiß nach einer soliden Hinrunde mit 25 Zählern aus 19 Spielen auf dem klar absteigenden Ast. Kurioserweise zeigte man wenigstens im DFB-Pokal noch eine Menge Ehrgeiz und drang bis ins Finale gegen den SV Werder Bremen vor, wo man mit 1 : 3 verlor, dennoch durchaus Sympathiepunkte sammeln konnte. Fast schon typisch für einen Verein, der von Liga 1 bis 4 schon alles gespielt hat. Ein Auf und Ab, erinnert einen an die Offenbacher Kickers, wo der DFB ähnliche Sympathiewerte genießt wie Zeckenbisse.

Grund für die "beständige Unbeständigkeit" waren in der Regel finanzielle Turbulenzen, Chaos und Querelen in der Führungsebene und die Konkurrenz der Vereine aus Gelsenkirchen, Dortmund, Bochum. 1996 gelang dann zwar der verspätete Wiederaufstieg in Liga 2, aber die Kicker aus dem "Georg Melches Stadion" an der Essener Hafenstraße verließen das Unterhaus des deutschen Vereinsfußballs sogleich wieder in der folgenden Saison, wo man mit einem Punkterückstand von 13 Zählern (29 zu 42) von Anfang an auf verlorenem Posten stand und an 34 Spieltagen insgesamt auch 34 mal auf einem Abstiegsplatz rangierte. Wieder vermisten dem Verein finanzielle Engpässe, Querelen im Umfeld den sportlichen Erfolg und die Stadt Essen verabschiedete sich in dieser Saison vorerst auch aus dem Profifußball, wobei in der Chefetage zumeist sowieso Amateure das Sagen hatten. In der folgenden Regionalligasaison machte man den "Durchmarsch nach unten" perfekt und stieg in die Oberliga Westfalen ab. Der Tiefpunkt in der Geschichte des Vereins, fast pünktlich zum 90. Geburtstag. Ein Verein eigentlich schon tot aber da kam das Stehaufmännchen wieder zum Vorschein und die Rot-Weißen feierten wenigstens ein Comeback in der Regionalliga. Weiterhin aber "gesegnet" mit einem schwierigen Überlebenskampf, gekennzeichnet schon durch die Tatsache, dass die 1993 wegen Baufälligkeit abgerissene Westkurve im heimischen Stadion bis heute aus Geldmangel nicht wieder aufgebaut wurde. Die Misere sollte mit dem Einstieg von Kölmels "Sportwelt" 1998 als Tochter der "Kinowelt AG" gelindert und irgendwann beendet werden. Stattdessen führte Rot-Weiß in den letzten Spielen der abgelaufenen Saison (mal wieder) einen Überlebenskampf auf sportlichem und wirtschaftlichem Gebiet, denn "Retter Kölmel" verweigerte dem SC Rot-Weiß wie auch den Ligakonkurrenten FC Sachsen Leipzig und Fortuna Düsseldorf das weitere Sponsoring in Form einer vom DFB geforderten Bürgschaft in Höhe von 6,7 Millionen DM. Diese wurde dann letztendlich in einem enormen Kraftakt von Firmen und Banken aus Essen und Umgebung aufgebracht und damit war Rot-Weiß gerettet, zumindestens auf der Lizenzschiene. Bedanken konnten sich Verein und Fans bei der Essener Ruhrgas AG, der Sparkasse Essen, der Karstadt AG und 3 weiteren bekannten Unternehmen.

Sportlich wurden die fehlenden Punkte mit einem 3 : 2 in Braunschweig geholt, als neuer Trainer war zu diesem Zeitpunkt mit Harry Pleß der Coach des feststehenden Absteigers Lüneburger SK verpflichtet worden, exakt am 19.06.2001 trat der LSK-Coach sein Amt beim ehemaligen Bundesligisten an. Spricht sicherlich für Pleß, der aus meiner Sicht in Lüneburg durchaus solide und gute Arbeit leistete, den zu erwartenden Abstieg des strukturell als Oberligisten anzusiedelnden Fahrstuhlvereins zwischen Regional-und Oberliga aber auch nicht verhindern konnte. Pleß machte sich ans Werk und einen Schnitt in der Mannschaft, den Verein verließen insgesamt 11 Spieler aus dem Kader der abgelaufenen Saison, darunter der ehemalige Düsseldorfer Bundesligakicker Sven Backhaus, den es zu Hannover 96 zog. Der Rest war eher nicht Stammspieler. Für diese 11 Abgänge holte Pleß u. a. Heiko Bonan vom SV Wilhelmshaven, mittlerweile 35 Jahre alt. Dazu mit Andreas Fischer vom Hamburger SV einen weiteren "Oldie", welcher aber nach Lage der Dinge am Samstag nicht wird spielen können. Ansonsten werden Euch die Namen der Neuzugänge wenig sagen, da durch die Bank alle aus anderen Regionalligavereinen kommen oder wie Marco Manske aus der Oberliga vom Lokalrivalen Schwarz-Weiß Essen. Soll aber wie schon in anderen Fällen natürlich keine Wertung sein, summiert kamen 12 Neue für 11 Abgänge. Die sich in Gestalt von Bonan, Fischer, Tutas (Lüneburg), Wojcik (Wilhelmshaven) zumindestens im letzten Spiel gegen den KFC Uerdingen 05 in die Anfangsformation spielen konnten. Was die Essener mit dem CFC schon mal gemeinsam haben ist die Verletztenmisere, denn beim SC RWE fallen seit dem letzten Sonntag-Spiel mit Fischer, Baich (2 Tore beim 3 : 0 in Lübeck), Wolf, Winkler gleich 4 Leistungsträger aus. Zumindestens Fischer und Baich definitiv auch für den Samstag.

Das Spiel gegen den KFC sahen am Sonntag-Abend übrigens 11.000 Zuschauer an der Essener Hafenstraße, abzüglich der vielleicht standardmäßig 20 Uerdinger Fans also deutliches Zeichen für eine keimende Euphorie im rot-weißen Essen. Die sahen ein 0 : 0 und damit verpasste RWE die Chance, zum ersten Mal seit Bestehen der neuen Regionalliga Nord Tabellenführer zu werden. Aber dies soll eine bislang erstklassige Saison des "doppelten Fast-Absteigers" aus der letzten Saison nicht schmälern, welche bereits sehr gut mit einem 2 : 0 - Erfolg in Kiel und einem 3 : 1 zu Hause gegen Eintracht Braunschweig begann. Dämpfer bislang wohl die 0 : 1 - Niederlage beim FC Erzgebirge Aue, was auch die bislang einzigste Niederlage der Saison darstellt. Angesichts der Ergebnisse gegen Aufstiegsfavoriten wie aus Lübeck (3:0/A), Braunschweig (3:1/H), Osnabrück (0:0/H) und der guten Defensivleistung (erst 9 Gegentore in 11 Spielen, zuletzt 3 mal in Folge "zu Null") möchte ich deshalb wohl mit Recht von unserem bislang stärksten Gegner sprechen und einem Spiel was richtungsweisend sein wird. Damit möchte ich meine Preview auf unseren nächsten Gegner beschließen und wünsche Fans des SC RWE einen netten Aufenthalt in Chemnitz.
12. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2001/2002
Samstag, 13. Oktober 2001, 14:00 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 4.120
Schiedsrichter: Thomßen (Jever)


Tore

Die Tabellenverläufe

Tabellenhistorie

Der Vergleich


Chemnitzer FC Rot-Weiß Essen
40,40 % Chancen gegeneinander 59,60 %
8 Tabellenposition 3
16
11
1,45
Pkt.
Spiele
Pkt. pro Spiel
21
11
1,91
5 (45,45 %)
5 (45,45 %)
Siege
Niederlagen
6 (54,55 %)
1 (9,09 %)
21:14
1,91:1,27
Tore
Tore pro Spiel
22:9
2,00:0,82
5:0 gegen SG Wattenscheid 09 (H) Höchster Sieg 4:1 gegen SG Wattenscheid 09 (H)
1:3 gegen SC Paderborn 07 (H),
Bayer Leverkusen Am. (A)
Höchste Niederlage 0:1 gegen FC Erzgebirge Aue (A)
1 Niederlagen,
seit 1 Spielen nicht gewonnen
Aktuelle Serie seit 8 Spielen nicht verloren

Die Bilanz

 ZahlSUNTore
Alle Spiele33004:1
Heimspiele11002:1
Auswärtsspiele22002:0
Ligaspiele22003:1
Pokal-/Relegationsspiele11001:0

Der Ergebnisrückblick

1992/1993DFB-PokalAchtelfinaleRot-Weiß Essen - Chemnitzer FC0:1 (0:0)
1993/19942. Bundesliga12. SpieltagChemnitzer FC - Rot-Weiß Essen2:1 (1:0)
1993/19942. Bundesliga31. SpieltagRot-Weiß Essen - Chemnitzer FC0:1 (0:0)