Rettung in letzter Sekunde oder Regionalliga-Abschied?
von Timo Görner (Vorbericht) & Erik Büttner (Reisetipps)
Das letzte Regionalliga-Punktspiel dieser Saison sollte eigentlich ein netter Abschied aus der Saison 2003/2004 werden. Das es diese Bedeutung gewonnen hat, macht meinen Job diesmal nicht unbedingt leichter. Kann mich nicht erinnern, dass ein Spiel in den letzten Jahren für den CFC eine derartige Brisanz inne hatte.
Die Saison 2003/2004 bislang:
Vor der Winterpause belegten die Amateure des mehrfachen deutschen Meisters und CL-Gewinners von 1998 noch einen Platz an der Tabellenspitze. Mit 39 Punkten war die Abstiegszone meilenweit entfernt, zwischen Rang 4 und 15 zeitigte ein beruhigender Abstand von 17 Punkten.
Das man erst vor 2 Wochen dann eigentlich richtig sorgenfrei in die letzten Spiele der Saison sehen konnte, hatte seinen Grund in einer bemerkenswerten Negativserie von 8 Niederlagen in Folge von Spieltag 22 bis 30, eingeläutet mit einem 0:4-Debakel zu Hause gegen die Amateure des 1. FC Köln. In einem der Heimspiele holte selbst der bis dato sieglose Aufsteiger aus Neumünster alle 3 Zähler bei den Borussen (2:1). Auswärts blieb man ebenfalls ohne zählbaren Erfolg, in Wattenscheid gab es dabei eine 0:3-Klatsche. Erst am 31. Spieltag konnte wenigstens wieder ein Punkt bejubelt werden im Auswärtsspiel bei den Amateuren des Hamburger SV. Mit dem folgenden 2:0-Heimsieg gegen Holstein Kiel entledigte man sich wohl der allergrößten Sorgen und schraubte das Punktekonto auf 43. Im Gegensatz zum CFC kann man damit locker in die Begegnung am Samstag einlaufen. Was bleibt ist eine allerdings schwache Frühjahrsrunde mit nur noch 8 Zählern in 14 Spielen. Schlechter war da nur der FC Sachsen Leipzig mit 5 Punkten.
Zu Hause ist die Bilanz negativ, den 5 Siegen stehen 8 Niederlagen gegenüber, seit der Winterpause konnte hier erst einmal gegen Kiel gesiegt werden. Auswärts präsentierte man sich sehr ordentlich, hier waren nur Essen und Wuppertal besser. Bemerkenswert hier die Siege in Braunschweig (1:0), Paderborn (3:1). Zu Hause dürfte für die wenigen Fans der BVB-Amateure das 5:0 gegen die "Kollegen" aus Gelsenkirchen-Buer zu den Highlights gezählt haben.
Gewinner der Saison 2003/2004:
Abwehrspieler Markus Brzenska (20) kam vor der Saison aus der A-Jugend zu den Amateuren und konnte sich mittlerweile für die Bundesliga-Mannschaft empfehlen, in der er in der Rückrunde noch mal 3 Spiele bestritt, wenn auch jeweils nur für wenige Minuten. Dennoch dürfte er für die Zukunft angesichts knapper Kassen beim BVB nach der erfolglosen Saison 2003/2004 ohne sicheren EC-Platz eine Rolle spielen. Das Beispiel Stuttgart sollte nach jahrelanger großzügiger Investitionspolitik im Personalbereich lehren.
Salvatore Gambino (20) schaffte mittlerweile den Sprung in die Bundesliga-Mannschaft und kam dort bereits in 20 Spielen (3 Tore) zum Einsatz.
Verlierer der Saison 2003/2004:
Ebenfalls in der Abwehr ist Malte Metzelder (22) angesiedelt. Er zählte in der Hinrunde der Bundesliga eigentlich schon zum festen Bestandteil der Sammer-Truppe. Verletzungsbedingt verlor er dort allerdings den Anschluss und musste zuletzt wieder in der Regionalliga-Nord gegen den Ball treten. Dennoch dürfte er in der neuen Spielzeit wieder auf bessere Zeiten hoffen.
Bestarbeiter im Kollektiv:
In der Abwehr konnte neben Brzenska (20) auch Benjamin Knoche (28) und im zweiten Jahr der Israeli Amos Sasy (25) überzeugen. Im nominellen Mittelfeld waren es Francis Bugri (23, 5 Tore), Stefan Hoffmann (20) und Uwe Seggewiß (24). Hier durften übrigens mit Lars Ricken, Dede und Sebastian Kehl 3 bekannte Erstligaprofis im Saisonverlauf je einmal ran. Im Angriff war besagter Gambino (20) mit insgesamt 8 Treffern in 12 Spielen der beste Torschütze.
Die 41 Treffer verteilen sich auf 18 Spieler. In der internen Torschützenliste folgen Gambino der 19-jährige Libanese Issam Aledrissi (4 Tore), der Deutsch-Türke Mehmet Akgün (17) mit seinen beiden Toren zum Klassenerhalt gegen Kiel (insgesamt 3x erfolgreich) und Mehmet-Ali Sirin (22, 4 Tore). Zweimal trug sich Ex-Bundesliga-Torjäger Heiko Herrlich (32) in die Liste der Torbesorger ein. Er kam übrigens in dieser Saison ausnahmslos in der Regionalliga Nord zum Einsatz.
Der Trainer:
Übungsleiter ist nach wie vor der erfahrene Horst Köppel (56), der trotz der schlechten sportlichen Resultate in der Frühjahrsrunde relativ ruhig arbeiten konnte. Als einer der Ursachen für die Talfahrt wurde berechtigterweise die vermehrte Abstellung von Spielern in die Bundesliga-Mannschaft (Odonkor, Gambino u. a.) und Verletzungsprobleme (Bugri, Metzelder) ausgemacht, welche immer wieder Umstellungen im Kader notwendig machten. Bemerkenswerter Fakt: In den 33 Spielen bislang kamen insgesamt 40 Spieler zum Einsatz bei 4 Torleuten. Köppel hat noch einen Vertrag bis Juli 2006, seit geraumer Zeit gibt es verstärktes Interesse aus Mönchengladbach, den ehemaligen Kicker vom Bökelberg (1973-1979) als Trainer der dortigen Amateurmannschaft zu verpflichten.
Stimmung/Umfeld/Fans:
Knapp 1.500 Besucher im Schnitt wurden in den 16 Heimspielen dieser Saison wahlweise im Stadion "Rote Erde" oder im "Westfalenstadion" begrüßt. Damit liegt man wie die anderen Amateurmannschaften am Ende der Zuschauertabelle. Den Rekord bildeten 6.600 Leute gegen den Wuppertaler SV. Die 4.800 Zuschauer gegen Rot-Weiß Essen waren für die kleinen BVBer natürlich zufriedenstellend mit dem entsprechenden Anteil Essener Fußballfreunde (ca. 3.500). Für das Match gegen den FC St. Pauli konnten sich auch noch 2.600 Leute erwärmen. Den Tiefpunkt des Interesses bildeten magere 200 Besucher im vorentscheidenden Heimspiel gegen die Kieler "Störche".
Ansonsten bleibt vom Umfeld der Dortmunder Reserve eher wenig zu berichten. Der Stellenwert ist nach der Integrierung mehrerer Spieler aus der Regionalliga-Mannschaft (Odonkor, Gambino) und angesichts der zu erwartenden veränderten Personalpolitik des Gesamtvereins nicht gerade gesunken. Die Amateure des BVB werden seit ein paar Jahren recht treu von den Machern des lesenswerten Webzines (siehe Linktipps) begleitet, welche sich auch mit der Entwicklung der Zweiten Mannschaft beschäftigen.
In diesem Sinne ein paar aufhellende Worte zum Schicksalsspiel des CFC, das es hätte so nie geben dürfen.
Uns allen ein "Ende ohne Schrecken", beten, Kerzen zünden, brüllen, singen, Daumen drücken...aber keine Tränen am Samstag um 15.50 Uhr...
Das Stadion
BVB und "Rote Erde", das war einmal wie Schalke und "Glückauf-Kampfbahn", oder Hertha und die "Plumpe", eine schier unzertrennliche Symbiose zwischen Mannschaft, Stadion und Zuschauern. Doch anders als in Berlin oder Gelsenkirchen wurde in Dortmund nicht der Stadionneubau zum Grab für Arena und Fans. In Dortmund profitierten vor allem die Fans vom Bau des neuen Stadions anlässlich der WM 1974. Eigentlich sollte auch die Westfalenmetropole eine dieser "wunderschönen" Betonschüsseln mit Leichtathletikanlagen bekommen, doch der Stadt war dies einfach zu teuer und so baute man für die Hälfte der geplanten Kosten das Westfalenstadion, das mittlerweile DER Fußballtempel schlechthin in Deutschland ist. Und auch "Rote Erde" hatte etwas davon. Denn anders als die Schalker und Berliner Kollegen ist die Arena weiter am Leben. Beherbergt nun zwar nicht mehr die sportlichen Großereignisse, hat aber immerhin noch regelmäßig Besuch von zahlreichen Leichtathleten und eben Borussias "Krabbelgruppe".
Eröffnet wurde das Stadion "Rote Erde" nach reichlich 2-jähriger Bauzeit am 6. Juni 1926 mit einem 1:11 der Dortmunder Stadtauswahl gegen Wacker München. Nur knapp 9000 wollten damals das Spiel sehen, eine Woche später aber dann war die Arena mit 30.000 das erste Mal ordentlich gefüllt.
Gebaut wurde "Rote Erde" nach Plänen des Architekten Hans Strobel, dem heute die Strobel-Allee am Stadion gewidmet ist und der die Kampfbahn als Teil der "Kleingartendaueranlage und Spiel- und Sportplätze im Volksparkgelände hinter dem Steinernen Tor" konzipierte. Das Stadion brachte zur damaligen Zeit so manchen Stadionführer-Autor zum schwärmen, nicht nur weil die Arena neben einer schönen überdachten Sitzplatz-Tribüne auch über einen Musikpavillon (steht noch!) auf der Gegengeraden verfügte.
Bis 1937 war übrigens nicht die Borussia Hauptnutzer der Anlage. Sondern Schalke trug zwischen 1927 und 1936 fünf Endrundenspiele um die deutsche Meisterschaft in "Rote Erde" aus. Außerdem sorgten regelmäßige Massenveranstaltungen wie Kirchentage oder Tierschauen für "Leben in der Bude".
Nach dem Krieg, der auch dem Stadion mächtig zu setzte (knapp 100 Bombenkrater), war es nun Borussia, die regelmäßig "Rote Erde" bis an die Belastungsgrenze, oder auch mal drüber, brachten. Offiziell konnten sich 39.000 ins weite Rund drängen. 1969 gegen Schalke oder 1964 im EC gegen Benfica Lissabon sollen es bis zu 43.000 gewesen sein. Schon damals wurde klar, dass "Rote Erde" einfach dem Zuspruch zur Borussia nicht mehr gewachsen war und so kam bald das Westfalenstadion.
Von den 31 Mio. Baukosten flossen 1,6 Mio. in "Rote Erde". Die zum Bundesliga-Start errichtete Überdachung der Gegengerade und die Holztribüne in der Südkurve wurde demontiert und die Arena wieder komplett als Leichtathletikstadion aufbereitet sowie modernisiert. Heute fasst "Rote Erde" immer noch 25.000 Menschen, doch die kommen höchstens noch, wenn der BVB gerade Saisoneröffnung feiert.
Übrigens: Wenn es geht, sollte man die Kurvenbereiche als Beobachtungsstandpunkt meiden. Denn neben der Tartanbahn gibt es auch noch eine ca. 10m breite Betonfläche vor den Kurven, die den Sichtabstand zum nächstgelegenen Tor schon auf mehr als 50m anwachsen läßt.
Die Route
Zunächst geht es wie fast immer wenn es in den Westen geht auf der A4 Richtung Erfurt/Frankfurt. Am Kirchheimer Dreieck (31/86) wechselt man dann auf die A7 Richtung Kassel/Hannover. Kurz vor Kassel geht es dann am namentlich passenden Kasseler Kreuz (80/70) hinüber auf die A44 Richtung Dortmund.
Nun kann man auf dieser Autobahn gemütlich gen Westen schweben, denn diese führt uns ohne weitere Wechselei direkt in die Westfalenmetropole. Am Kreuz Dortmund/Unna wird die A44 zwar zur B1 (Westfalendamm), aber das soll nicht weiter stören und uns nicht davon abhalten weiter auf ihr zu fahren.
Dann einfach der Beschilderung (Westfalenhalle/Westfalenstadion) folgen. Diese führt uns direkt an der Anschlussstelle "Ruhrallee" von der B1 eben auf die Ruhrallee, die da auch B54 heißt und nun nach Hagen führen sollte. An der nächsten Abfahrt dann auf die Maurice-Vast-Straße fahren.
Parkplätze gibt es nun einige im Umfeld der Westfalenhallen. Genügend Kleingeld sollte man aber auf jeden Fall bereit halten.
Vom Hauptbahnhof am Besten die U-Bahn-Linie U45 nehmen. Die fährt direkt bis zur Endstation Westfalenhalle/-stadion. Zu Fuß sind es ca. 7km Weg über die Hansa- und Hohe Straße.