Weiter aufwärts oder Rückschlag gegen die Überraschungsmannschaft...
von Timo Görner
...dieser Staffel? Nach 2 Spielzeiten mitten im Abstiegskampf mischen die Amateure des "Bundesliga-Dinos" aus Hamburg diesmal zur Verwunderung vieler Experten und Fans oben mit. Das macht den angestrebten 1. Sieg im 5. Spiel gegen die Norddeutschen nicht leichter.
Unser Gegner in den letzten Jahren:
Wie schon angesprochen bestanden die letzten beiden Jahre seit dem Regionalliga-Aufstieg 2002 für die "kleinen Rothosen" aus dem Kampf um den Klassenerhalt. 2002/2003 wurde dieser erst nach dem letzten Spieltag mit einem 4:2 beim Nachholspiel in Uerdingen sichergestellt, 2003/2004 wiederum hätte man vor der letzten Runde theoretisch noch absteigen können. Das 2:0 bei den Werder-Amateuren beseitigte aber die letzten Zweifel wobei man durch die "günstigen Ansetzungen" mit 2 direkten Duellen von Konkurrenten (Münster-Wattenscheid, Köln-Kiel) sowieso gerettet war. Der Sieg bescherte am Ende sogar noch einen einstelligen Platz (9.).
Von Spieltag 5 bis 19 wurde durchgängig ein Abstiegsplatz belegt. Eine "kleine Serie" (3 Siegen, 1 Remis) lies die Mannschaft nach oben klettern um danach noch mal wieder unten reinzurutschen bei 4 Pleiten ohne Torerfolg in Serie. Ausgerechnet das 0:0 beim CFC läutete den Endspurt ein mit dem man bis zum Ende 4 Siege und 2 Unentschieden erreichte und wo die letzten 3 Begegnungen jeweils "Zu-Null" gewonnen wurden.
Im Rahmen dieser Saison wurden durchaus bemerkenswerte Ergebnisse gezeitigt. Bei den heimstarken Dresdnern wurde fast gewonnen und erst in der Schlussphase noch das 1:1 kassiert. Ebenso wurde Paderborn zu Hause ein 1:1 abgeknöpft. Braunschweig blieb bei den HSV-Amateuren ebenso ohne Punkte wie Erzrivale St. Pauli im Stadt-Derby (jeweils 0:1). Dagegen stehen die Heim-Vorstellungen gegen Essen (0:4), Wattenscheid (2:3), Sachsen Leipzig (1:1) und die Auftritte in Braunschweig (2:5) und Münster (0:1). Mit 33 Treffern stellte man die zweitschlechteste Torausbeute hinter dem CFC (31) und blieb 12x ohne Torerfolg. 46 Gegentore sind Regionalliga-Durchschnitt.
Sie gingen:
Die personelle Fluktuaktion gestaltet sich für den Fanpage-Leser eher unspektakulär. Stürmer Marcus Steegmann (23/6 Tore) schloss sich den Dortmunder Amateuren an. Mittelfeldspieler Leonhard Haas (22) wurde nach einer ordentlichen Rückrunde (Neuzugang von Bayern/A.) offiziell in den Kader der HSV-Profis berufen, spielt aber weiterhin nur in der Regionalliga. Torwart Michael Frech (28) zog es nach Lübeck, wo er momentan gesetzt ist. Abwehrspieler Marco Grote (31) beendete seine Spieler-Laufbahn ist und ist mittlerweile Co-Trainer von Ex-Amateurcoach Stephan Böger in Lübeck. Die anderen Spieler spielten kaum eine Rolle.
Sie kamen:
Wie so oft bei den Amateur-Mannschaften spielt das Wort "offiziell" eine entsprechende Rolle. So wechselten "offiziell von der 1. Mannschaft des HSV" Eren Sen (20, Sturm), Boris Leschinski (20, Sturm/Mittelfeld) und Alexander Laas (20, Mittelfeld) zur II. Mannschaft. Der Blick auf die Einsatzstatistiken verrät, dass es in der Regel "Wechsel ohne Veränderungen" sind. Defensivmann Tobias Zott (27) kam aus Siegen. Oliver Hampel (19, Mittelfeld) stieß von den Hertha BSC Amateuren zum HSV. Charles Takyi (19, Sturm) kam von Schalke/A. und mit Mustafa Kucukovic (17) gab es für den Angriff einen Wechsel von der A-Jugend des VfL Bochum von dem noch die Rede sein wird.
Der Trainer:
Thomas Doll (38) betreut die HSV-Amateure seit der Winterpause 2003/2004. Mit dem Klassenerhalt und Rang 9 in der vergangenen Saison dürfte man zufrieden gewesen sein, mit dem aktuellen Stand sowieso. Doll steht so wird gemunkelt bereits als "Notfall-Interimslösung" bei einer Entlassung von Klaus Toppmöller zur Diskussion.
Das Kollektiv 2004/2005:
Der offizielle Kader hat ein Durchschnittsalter von 22,5 Jahren und ist damit einer der jüngsten Mannschaften dieser Staffel gemeinsam mit den "Kollegen" aus Bremen u. a.. Erfahren an Alter und Spielpraxis sind Riccardo Baich (30) und Stephan Hanke (31) während dessen Mustafa Kucukovic (17) der "Benjamin der Truppe" ist. 11 der 23 Kicker sind jünger als 21. Das Gerüst der Mannschaft bilden in der nominellen Abwehr momentan Zott (27), Hahnke (31), Ian Paul Joy (23/USA) und Rene Klingbeil (23). Im Mittelfeld sind es Oliver Hampel (19), Baich (30) und Alexander Laas (20). Hampel kam übrigens bereits im UI-CUP zum Einsatz. Im Sturm hat man mit der Verpflichtung von Mustafa Kucukovic (17) einen "Volltreffer" gelandet, denn der Ex-Bochumer erzielte schon 8 Treffer, dabei viermal das wichtige 1:0. Belohnt wurde dies mit 4 Einsätzen in der Bundesliga. Der Japaner Naohiro Takahara (25) aus dem Profikader durfte oder musste übrigens bereits zweimal auflaufen, dies wenigstens "nur" gegen eine andere Amateurmannschaft (Dortmund, Bielefeld).
Die Saison 2004/2005 bislang:
Die laufende Spielzeit gestaltet sich für die Hanseaten mehr als befriedigend. Von Abstiegskampf wie in den letzten beiden Jahren ist momentan zumindest keine Rede. Platz 2 würde bei Aufstiegsberechtigung momentan sogar den Sprung in die zweite Liga bedeuten, Rang 3 nach 7 Spieltagen war die bislang schlechteste Platzierung.
Auswärts ist man noch ungeschlagen und kassierte die letzte Niederlage in der RL Nord exakt am 10.04.2004 mit einem 0:2 bei Holstein Kiel. Lediglich beim 1:1 in Osnabrück wurde auf fremdem Platz in dieser Saison nicht gewonnen, dafür aber bei den bislang starken "Störchen" aus Kiel gleich zum Auftakt mit 2:0 gesiegt. Auch Union (1:2) und Düsseldorf (2:3) konnten gegen die HSV-Amateure vor heimischer Kulisse nicht punkten. Ergänzend sei ein 4:3 gegen Bielefeld genannt.
Zu Hause zeigt man sich da anfälliger und musste zweimal alle 3 Zähler abgeben (Lübeck 0:2, Paderborn 0:1). Dafür wurde das "kleine Derby" gegen den FC St. Pauli wieder mit 1:0 für sich entschieden. Mit dieser Mannschaft stellt sich bei 12:7 Toren und 13 von 15 möglichen Zählern am Samstag das bislang auswärtsstärkste Kollektiv an der Gellertstraße vor.
Das Umfeld/Stimmung/Fans:
Es ist müßig zu erwähnen, dass sich das Interesse bei den Heimspielen trotz der sportlich sehr guten Gesamtleistung bislang in Grenzen hält - sieht man mal vom "Auswärtsspiel" des FC St. Pauli in der "AOL-Arena", ab welches 6.700 Besucher anzog. Ansonsten herrschte eher Tristesse auf den Rängen. Das ist angesichts von Gegnern wie den "Kollegen" aus Köln (200) und Dortmund (700) nicht unbedingt überraschend. Der SC Paderborn mit 1.100 und der VfB Lübeck mit 1.900 Fußballfreunden lockten wenigstens einen vierstelligen Zustrom an. So bleiben auch die Spiele der Amateure des HSV in der Regionalliga nur was für "einen kleinen Kreis" aus den Reihen der "Rothosen ".
Zumindest bei der Zusammenarbeit zwischen Profimannschaft und der Amateurmannschaft als Unterbau sind Verbesserungen nach Monaten der Probleme zu registrieren, so hört sich jedenfalls Einschätzungen von Seiten des Vereins an. Die Zuwendungen im Gesamtetat für die HSV-Regionalligamannschaft sollen sich laut Insiderschätzungen auf rund 2,5 Millionen EUR belaufen was angesichts bekannter finanzieller Engpässe beim Hamburger SV doch realistisch erscheint, denn viel mehr dürfte man sich nicht (mehr) leisten können...
