Bezirksderby gegen die Mannschaft der Stunde und den Favoritenschreck...
von Timo Görner
...aus Zwickau. In den letzten 3 Wochen wurden die leidgeprüften Fans und
Freunde des Traditionsvereins an der Mulde für Einiges entschädigt.
Der FSV Zwickau in dieser Saison bislang:
Vor der Saison als Mitfavorit für den Aufstieg gehandelt, musste man beim
FSV davon spätestens Anfang November 2007 Abschied nehmen. Zu diesem
Zeitpunkt waren die Aufstiegsränge meilenweit entfernt. 14 Zähler und 10
Plätze trennten Zwickau vom einem der Regionalligaplätze. Statt dessen
drohte wieder die Landesliga.
Wie schon im Vorjahr kamen die Rot-Weißen schwer aus den Startlöchern. Nur 1 Punkt wurde aus 4 Begegnungen geholt. Zu Hause führte Halberstadt (2:5) den FSV vor. Auswärts setzte es Pleiten in Dresden (0:2) und in Halle (1:4).
Damit war auch die Amtszeit von Trainer Heinz Dietzsch nach nur 5 Monaten
wieder beendet. Peter Keller übernahm das Amt. Sein Debüt zu Hause gegen
Markranstädt (1:2 ging daneben. Aber es schloss sich ein Zwischenhoch an. 7
Punkte aus 3 Partien mit 2 starken Gastspielen in Pößneck (4:0) und Plauen
(2:0) sorgten wieder für Optimismus. Mit der Derbypleite gegen den CFC
setzte sich die Leidenszeit fort. Bis zur Winterpause sieglos, blamierte
sich Zwickau in Sangerhausen (0:1) und fing sich in Eilenburg (1:4) wieder
eine Auswärtsklatsche ein. Passend dazu ging in Auerbach ein weiteres
Prestigeduell (0:1) in die Hose. Die Herbstrunde war vorbei und der FSV in
Abstiegsgefahr. Die Heimbilanz wog schwer; kein Sieg konnte eingefahren
werden.
Als Ziel vor der Rückrunde galt jetzt "Klassenerhalt ". Und damit ist die
Elf vom Schwanenteich auf einem sehr guten Weg. Mit dem 1. Heimsieg der
Saison und das gegen Spitzenreiter Dresden (1:0) setzte der FSV das erste
von mittlerweile mehreren Ausrufezeichen. Ohne große Chance blieb Zwickau
dann in den nächsten 2 schwereren Spielen gegen Halle (0:1) und in
Markranstädt (1:3). Doch dann wurde eine Serie gestartet. War der
"Pflichtsieg" gegen Pößneck (2:0/H) noch zu erwarten, so waren die Erfolge
in Gera (2:1) und gegen Plauen (3:1) überraschend. 7 Spiele vor dem Finale
ist damit der Klassenverbleib sicher.
31 erzielte Tore sind unteres Mittelfeld; ebenso 38 kassierte Treffer.
Schwachpunkt ist die Heimbilanz, nur Pößneck und Sangerhausen sind
schlechter. Auswärts ist der FSV etwas besser.
Im Sachsenpokal scheiterte Zwickau im Viertelfinale beim FC Oberlausitz
Neugersdorf nach Elfmeterschießen (0:0 n. V.).
Gewinner der Saison bislang:
Maik Strobel (21/Mittelfeld) konnte sich auch in dieser Saison als
Stammspieler etablieren. Tom Schmidt (23/Mittelfeld) mit nur wenigen
Kurzeinsätzen 2006/2007 war dann in der Hinrunde gesetzt, musste aber in der
Rückrunde öfter mit der Bank vorlieb nehmen. Torjäger Axel Fuchsenthaler
(27), der in der vergangenen Spielzeit die komplette Hinrunde ausfiel
(Kreuzbandriss), blieb diesmal von Verletzungen verschont und zählt zum
Stamm.
Delegierungen seit dem Hinspiel:
Die wirtschaftlichen Probleme in der Hinrunde sorgten für gleich 5 Abgänge
in der Winterpause, darunter die 4 tschechischen Spieler. Stammkeeper Michal
Soukup (23), Vojtech Kubik (24/Abwehr), Petr Zdrazil (25/Mittelfeld), Martin
Sigmund (25/Angriff) sowie Rene Troche (30/Mittelfeld) stehen nicht mehr im
Aufgebot. Lediglich Kubik (Sebnitz) ist derzeit wieder bei einem Verein
aktiv. Sigmund sollte eigentlich in Bautzen landen. Damit wurde der Kader
von 23 auf 18 Spieler verkleinert. Man kann mutmaßen, dass diese Abgänge
finanziell eine Entlastung gewesen sind.
Der Trainer:
Peter Keller (46) betreut die 1. Mannschaft des FSV seit 11.10.2007 und
stand vor der Rückrunde vor der schwierigen Aufgabe mit einem "Mini-Kader"
und den schwierigen Umständen das Minimalziel Klassenerhalt zu sichern. Er
bekam Anfang Februar 2008 Unterstützung durch unseren ehemaligen Trainer und
Spieler Dirk Barsikow (41) als Co-Trainer.
Die Mannschaft:
Aktuelle Nummer 1 im Tor ist Denny Kallisch (19), der seit 08.04.2008 den
verletzten Falk Fährmann (27) vertritt. Doch bereits am Samstag könnte der
wieder im Kasten stehen.
In der Abwehr sind Matthias Trochocki (28), Marcel Trehkopf (25), Danny
Moses (26) und Routinier Alexander Gleis (34) feste Größen. Moses kann schon
auf 6 Tore verweisen. Im Mittelfeld konnten sich Kapitän Alexander Köcher
(33), Maik Strobel, Marcus Jazwinski (22) und Mario Scholze (25) etablieren.
Bis zur Winterpause galt das auch für Tom Schmidt. Im Aufgebot stehen neben
Marcus Jazwinski 2 weitere ehemalige Chemnitzer: Sebastian Meyer (27) gilt
ebenso als potentieller Stammspieler, kam aber bislang wegen Verletzungen
erst zu 6 Einsätzen (2 Tore). Für Michael Gasser (21) läuft es bislang eher
unglücklich (2 Kurzeinsätze).
Führungsspieler im Angriff ist Axel Fuchsenthaler mit bislang eher
ausbaufähigen 4 Toren in 22 Spielen. Rico Hanke (32) erzielte 3 Treffer.
Dahinter stehen noch unerfahrene Kicker wie Marcus Balg (21), Robert Römer
(22) und Toni Freimann (19). Offensivteil des Kollektivs klemmt die Säge
schon im gesamten Saisonverlauf. Gerade mal 18 Spieler stehen Peter Keller
zur Verfügung. Es ist der kleinste Kader der Staffel.
Das Umfeld:
Der FSV Zwickau hat (mal wieder) schwere Zeiten hinter und wohl auch noch
vor sich. Sportlich war die Hinrunde eine Enttäuschung. Wirtschaftlich
geriet der Verein erneut in einige Turbulenzen. In der Chefetage gab es
mehrere Rücktritte inklusive des Präsidenten. Gegen den CFC sorgten ein paar
Unverbesserliche für einen umstrittenen Punktabzug. Das traditionsreiche
"Westsachsenstadion" ist mehr denn je dem Verfall preisgegeben.
Finanziell scheinen die allergrößten Probleme im Griff. Ende März übernahm
Ingo Heinicke das Amt des Vereinschefs. Auf der Mitgliederversammlung wurde
den Fans und Mitgliedern bekannt gegeben, dass im Spätherbst 2007 nur mit
der Beschaffung von 100.000 EUR die zweite Insolvenz nach 1999 verhindert
werden konnte. Spieler und Trainer hatten zu der Zeit zum Teil seit 3
Monaten kein Gehalt mehr bezogen.
Geplant wird mit einem "Halb-Profitum" der Mannschaft. Augenmerk soll zudem
der dringend notwendigen Sanierung und dem Umbau des maroden
"Westsachsenstadion" in den nächsten 5 Jahren durch private Investoren und
Geldern aus der Wirtschaft geschenkt werden. Läuft alles in den Bahnen wie
vorgestellt, wandelt sich die alte Arena dann zu einem reinen
Fußballstadion.
Der Zuschauerzuspruch ist in dieser Saison etwas rückläufig, 1.438 zahlende
Fußballfreunde wurden im Schnitt zu den Heimspielen begrüßt. Das sind rund
200 weniger als in der Vorsaison. Für den Rekordbesuch sorgte der CFC mit
4.000 Besuchern. Der Auftritt des VFC Plauen am vergangenen Freitag mit
2.048 Fans zeigt, dass der FSV trotz der unbefriedigenden Gesamtsituation
schon bei kurzen Zwischenhochs relativ schnell wieder mehr Fans als sonst
mobilisieren kann. Am Samstag ist daher an der Gellertstraße durchaus mit
gut 400 bis 500 Rot-Weißen zu rechnen.