Vorbericht

4. Spieltag - 3. Liga - Saison 2011/2012
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
2:0
Kickers Offenbach
Kickers Offenbach

Hessens Nr. 4 nach 11 Jahren wieder zu Gast auf der Fischerwiese…

von Timo Görner

...nach dem letzten und bislang einzigem Auftritt in Chemnitz 2000. Damals siegte der CFC im Duell der Zweitligaaufsteiger mit 3:0. Schaffte am letzten Spieltag den Klassenerhalt. Der Offenbacher FC Kickers hingegen stieg ab. Aktuell ist der OFC nur die Nr. 4 im Hessenland hinter dem Erzfeind Eintracht Frankfurt, Ortsrivale FSV und "Emporkömmling" SV Wehen/Wiesbaden.

Die letzten Jahre unseres Gegners

Nach dem Abstieg 2000 war die Rückkehr in die 2. Bundesliga klares Ziel. Die gelang erst nach 4 Jahren im Mittelmaß der drittklassigen Regionalliga Süd, in der Offenbach sogar 1 Jahr gegen den Abstieg in die Hessenliga kämpfen musste. Etablierung in Liga 2 hieß die Devise. Platz 11 im ersten Jahr mit Klassenerhalt vor dem letzten Spiel war auch erst mal in Ordnung. Enger wurde das 2. Jahr, erst im letzten Spiel rettet sich der OFC mit 36 Zählern auf Nichtabstiegsplatz 14. Der Abstieg in die neue 3. Liga war 12 Monate später durch eine Klatsche (0:3) beim „Abstiegsendspiel“ in Osnabrück besiegelt. Hier ist der Ex-Bundesligist seitdem beheimatet. Nach zwei durchwachsenen 7. Plätzen ohne richtige Aufstiegschancen sollte in der vergangenen Spielzeit der große Wurf gelingen.

Die letzte Saison unseres Gegners

...war eine kalte Dusche. Nach Spieltag 16 zeigte sich die Offenbacher Welt noch in Ordnung. Die Rot-Weißen waren Tabellenführer - wenn auch nur knapp vor Braunschweig, Rostock (1 Punkt) und Wehen/Wiesbaden (4) - und eine Heimmacht. Man blieb daheim 8x ungeschlagen, gab lediglich gegen Braunschweig (2:2) nach 7 Siegen in Folge Punkte ab. Ab da begann schleichend die Talfahrt. 3 Punkte in 3 Spielen ließen Rang 1 abgeben. In Dresden (0:2) als auch in Jena (0:1) gab es keine Zähler, Braunschweig und Rostock zogen vorbei.
Symptomatisch erfolgte der Start 2011 mit der 1. Heimpleite (Sandhausen 1:2). Die „Festung Bieberer Berg“ mutierte zur „Sandburg“. In 9 weiteren Partien bis zum Saisonende sollten nur noch 3 Siege gelingen, dafür setzte es 3 Niederlagen gegen die Abstiegskämpfer Ahlen (1:2) und Jena (0:2) und am Ende gegen Dresden (2:3). Auch auf Reisen war man anfällig, wie die Gastspiele bei Schlusslicht Bayern II (0:1) und in Babelsberg (0:2) belegen. Negativer Höhepunkt waren 4 Niederlagen in Folge zum Saisonschluss. Dennoch hatte Offenbach 2 Runden vor Ultimo die theoretische Chance auf Relegationsplatz 3 - geschuldet der Unbeständigkeit der Konkurrenten Dresden, Erfurt, Wehen/Wiesbaden. Am Ende stand wieder Rang 7. Die Entwicklung auf dem Rasen hatte Konsequenzen. Am 26.02.2011 wurde Wolfgang Wolf entlassen und 2 Tage später durch Thomas Gerstner ersetzt. Der Wechsel war ein Flop, Gerstner konnte die Entwicklung nicht stoppen. Nach 11 Spielen mit der Bilanz 3 Siege – 4 Remis – 4 Niederlagen musste auch er gehen. 2 Runden vor dem Finale wurde ihm die Aussage „noch 2 Freundschaftsspiele zu bestreiten“ neben der Erfolglosigkeit zum Verhängnis. Chaostage: Auch Sportmanager und Ex-Nationalspieler Andreas Möller warf das Handtuch. Vizepräsident Thomas Kalt empfahl der Vereinsführung seine Ablösung. Die beiden Co-Trainer und Ex-Bundesligakicker Manfred Binz und Thomas Dudek übernahmen. Viel Frust in einem Jahr, in dem mit dem Stadionneubau Aufbruchsstimmung verbreitet wurde.
Zu Hause gut (6.), holte Offenbach auswärts zu wenig (11.). 52:45 Tore sprechen für eine Offensive und Defensive besseren Durchschnitts. Stark war das Abschneiden im DFB-Pokal: In Runde 1 wurde Zweitligist Bochum vom Platz gefegt (3:0), in Runde 2 der spätere deutsche Meister Dortmund im 11-m-Schiessen besiegt (4:3). Endstadion bildete im Achtelfinale Nürnberg (0:2), als der Schwung der Hinrunde bereits verloren war. Im DFB-Pokal spielen die Rot-Weißen Saison mit, im Halbfinale des Hessen-Pokals 2010/2011 verlor man als Teil der enttäuschenden Rückrunde bei Regionalligist Hessen Kassel (1:2).

Delegierungen für diese Saison

10 Ab- und 7 Neuzugänge bedeuten eine Verkleinerung des Kaders. Die Abwehrmänner Nils Teixeira (21) und Alexander Huber (26) wechselten im „Doppelpack“ zum FSV Frankfurt in Liga 2. Marko Kopilas (28) ging ohne Ziel. Teixeira und Kopilas waren über die gesamte Spielzeit gesetzt, Huber in der Rückrunde. Aus dem Mittelfeld schaffte auch Steffen Haas (23/Karlsruhe) den Sprung in Liga 2. Marius Laux (25) zog es nach Saarbrücken. Der Österreicher Denis Berger (28) war Abgang Nr. 4 in Liga 2 (Bochum). Im Angriff verließ der kanadische Torjäger Olivier Occean (29) den OFC nach 1 Jahr. Fürth bezahlte 200.000 EUR für ihn. Seine Bilanz: 30 Einsätze, 16 Tore, 3 Vorlagen. Mirnes Mesic (33/1) kann da nicht mithalten. Der Bosnier war aber zumindest weitestgehend Stammkader. Im Gegensatz zum CFC musste Offenbach erst einmal deutlich mehr Substanz abgeben.
„Kracher“ bei den Neuen kann man so nicht vermelden, interessant sind ein paar dennoch. Für das Tor kehrte Daniel Endres (26) zurück, bis Juli 2010 in Offenbach und danach vereinslos. Für die Abwehr holte man Stefan Hickl (23) vom FSV Frankfurt/M., dort ohne den Durchbruch. Stefan Kleineheismann (23/Greuther Fürth II) kam aus der Regionalliga Süd. Das Gros der Delegierungen steht im Mittelfeld: Lars Bender (23) und André Hahn (20) aus Koblenz, Jannik Sommer (19) rückte aus der II. auf. Im Angriff ist U20-Nationalspieler Pascal Testroet (20) ein neues Gesicht. Letzter Verein: Werder Bremen, dort aber ausschließlich bei der II. in der Regionalliga Nord am Ball. Ablöse: 50.000 EUR.

Der Trainer

Arie van Lent (40) ist eine bekannte Größe im Fußball hierzulande. Als Spieler absolvierte er insgesamt 120 Erstligaspiele (27 Tore) für Bremen, Mönchengladbach und Eintracht Frankfurt. 142 Zweitligaeinsätze mit 65 Treffern stehen ebenfalls zu Buche. Stationen: Fürth, Mönchengladbach, Frankfurt und bis zur Winterpause 2006/2007 Rot-Weiß Essen als letzter Verein der Kicker-Karriere. 2007 startete van Lent als Trainer beim damaligen Oberligisten 1. FC Kleve, den er auf Anhieb in die Regionalliga West führte. Ende Februar 2009 die Entlassung beim damaligen Schlusslicht, von der Vereinsführung während des Spiels mitgeteilt. Kleve stieg am Ende dennoch ab. Vergangene Saison betreute der Niederländer dann Rot-Weiß Ahlen in der 3. Liga, schaffte mit dem Team trotz 3-Punkte-Abzugs (Verstöße gegen das Lizenzierung Verfahren) den Klassenerhalt, der nach der Eröffnung des Insolvenz Verfahrens knapp 2 Wochen später aber nichtig war.

Die Mannschaft

Im Tor dürfte nach wie vor Routinier Robert Wulnikowski (34) gesetzt sein. Vertreter ist der junge Maurice Paul (19). Das Gerüst in der Abwehr bilden Stefan Hickl (23), Markus Husterer (28), Christopher Lamprecht (26) und Christian Telch (23). Im Mittelfeld sind der Brasilianer Elton da Costa (31), Daniel Gunkel (31) und Nicolas Feldhahn (24) feste Größen. Dahinter kann man den Bosnier Sead Mehic (36) und Markus Hayer (25) einordnen, die momentan noch nicht zum Stamm gehören. Im Angriff fallen bislang 3 Akteure auf: Pascal Testroet (20) hat durchaus gut eingeschlagen, 2 Tore erzielt. Andre Hahn (20) wartet noch auf sein Erfolgserlebnis, ebenso Kai Hesse (26). Mit Thomas Rathgeber (26) fällt ein potentieller erfahrener Spieler noch bis Oktober 2011 aus. Vorsaison: 8 Treffer in 30 Spielen. Kapitän ist Elton da Costa (31), 2x vom Elfmeterpunkt erfolgreich. 24 Spieler sind dabei. Mit 24,8 Jahren im Schnitt hat man einen gemischten Kader - etwas jünger als der Unsrige. Bemerkenswert das Durchschnittsalter der eingesetzten Stürmer: 22 Jahre. Alles in allem scheint das Aufgebot nicht so stark wie im Vorjahr, dennoch hat man erneut eine schlagkräftige Mannschaft zusammen. Man kann durchaus von einem "Umbruch" sprechen, setzt bewusst auch auf junge Akteure wie Testroet, Hickl.

Die aktuelle Saison bislang

Bestätigt, dass es Rückschläge geben wird. Platz 14 und 3 Punkte dürften noch keine Panik verbreiten, aber nicht unbedingt den Erwartungen entsprechen – zumal bei 2 Heimspielen Wie der CFC wurde in Heidenheim verloren, hier ein 1:2 nach 1:0 zur Halbzeit. Ordentlich war der Heimauftakt gegen die gut eingeschätzten Kicker aus Sandhausen (2:0). Mit dem zweiten Heimsieg gegen Unterhaching sollte dann der Sprung nach oben gelingen. Schmerzlich das 1:4 nach dem Einbruch in der zweiten Hälfte. Beim Torverhältnis (4:6) ist man mit uns gleichauf.

Prognose

Der OFC 2011/2012 ist schwierig einzuschätzen, er gilt allerdings diesmal nicht unbedingt zu den Topfavoriten auf den Aufstieg. Die Mannschaft ist teilweise noch im Neuaufbau, Leistungsträger wie Ocean müssen adäquat ersetzt werden. Möglicherweise kann der geringere Druck in diesem Jahr aber beflügeln, einstellig wird es auf alle Fälle. Tipp: Platz 7 bis 9.

Das Umfeld

Der OFC von 1910 ist zweifellos nach wie vor einer der attraktivsten Vereine der 3. Liga. Mit rund 7.700 Zuschauern im Schnitt stellte man in der vergangene Spielzeit den viertbesten Besuch dieser Spielklasse, über dem Gesamtschnitt von 5.580. Die Highlights auf Pflichtspielebene 2010/2011 waren die beiden Pokalspiele gegen Dortmund (25.000) und Nürnberg (24.000). Das altehrwürdige "Stadion am Bieberer Berg" ist bereits jetzt Geschichte. Mitte Juni 2009 wurde von der Stadt nach verschiedenen Plänen ein Neubau mit Kosten von rund 25 Mio. EUR auf dem Gelände der alten Kickers-Arena beschlossen. Im Februar 2011 wurde mit dem Abriss der ersten Stadionteile begonnen. Im Sommer 2012 will man fertig sein und dann eine Kapazität von 20.500 Besuchern anbieten – fast paritätisch aufgeteilt zwischen Sitz- und Stehplätzen. Als Namensgeber wird dann eine hessische Bank fungieren. Das für 5 Mio. EUR und für 10 Jahre. In all den Jahren davor wurde an der teilweise baufälligen und wie man immer sagt "nicht mehr zeitgemäßen Arena" sozusagen "häppchenweise gebastelt". Vergleiche zur Situation in Chemnitz drängen sich durchaus auf.
Als Chef des Vorstandes fungiert seit mittlerweile fast 11 Jahren Ex-Nationalspieler Dieter Müller. Er stand nach den Turbulenzen der vergangenen Saison in der Rückrunde teilweise unter Beschuss, wurde für die sportliche Negativentwicklung mitverantwortlich gemacht. Seit April 2010 ist die Profiabteilung des OFC in einer GmbH beheimatet. Dies war Bedingung der Stadt für die Finanzierung des Stadion-Neubaus. Erster Geschäftsführer der GmbH ist Ex-Vizepräsident Thomas Kalt. Als Organisationsleiter dieser GmbH arbeitet übrigens Michael Sternkopf, Ex-Bundesligakicker in Karlsruhe, Mönchengladbach und beim FC Bayern München. Trotz dieser "Kapitalisierung" bleibt der Club aus Hessen zumindest für den Autor einer der "authentischsten Vereine" im Fußball-Deutschland 2011, der sich momentan aber nur mit dem 4. Rang im Hessenland zufrieden geben muss.
4. Spieltag - 3. Liga - Saison 2011/2012
Samstag, 13. August 2011, 14:00 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 4.287
Schiedsrichter: Schmidt (Stuttgart)


Tore

Die Tabellenverläufe

Tabellenhistorie

Der Vergleich

Chemnitzer FC Kickers Offenbach
16Tabellenposition14
1
3
0,3
Pkt.
Spiele
Pkt. pro Spiel
3
3
1,0
0 (0,0%)
2 (66,7%)
Siege
Niederlagen
1 (33,3%)
2 (66,7%)
4:6
1,3:2,0
Tore
Tore pro Spiel
4:6
1,3:2,0
Höchster Sieg2:0 gegen SV Sandhausen (H)
2:3 gegen 1. FC Heidenheim 1846 (A)Höchste Niederlage1:4 gegen SpVgg Unterhaching (H)
u-N-nDie letzten Spielen-S-N
2 Niederlagen in Folge
3 Spiele in Folge ohne Sieg
Aktuelle Serienkeine

Die Bilanz

 ZahlSUNTore
Alle Spiele21013:2
Heimspiele11003:0
Auswärtsspiele10010:2
Ligaspiele21013:2
Pokal-/Relegationsspiele00000:0

Der Ergebnisrückblick

1999/20002. Bundesliga3. SpieltagChemnitzer FC - Kickers Offenbach3:0 (1:0)
1999/20002. Bundesliga20. SpieltagKickers Offenbach - Chemnitzer FC2:0 (1:0)