Erstes von 3 Duellen mit dem Absteiger-Trio aus Liga 2…
von Timo Görner
…mit Rot-Weiß Oberhausen. Arminia Bielefeld und der VfL Osnabrück – auch noch bekannt aus Zweitligazeiten – folgen. Momentan läuft es bei allen 3 nicht berauschend.
Die letzten Jahre unseres Gegners
1999/2000 und 2000/2001 standen Chemnitz und Oberhausen noch in Liga 2 gegenüber. Während der CFC 2001 sang- und klanglos absteigen sollte, schafften die Rot-Weißen relativ sicher den Klassenverbleib. Nach dem ordentlichen 6. Platz 1999/2000 ging es für die kommenden 3 Jahre Richtung Tabellenkeller und Abstiegskampf. 2003/2004 folgte der sportliche Höhepunkt seit 1998, der kleine Verein hatte noch am letzten Spieltag die Chance auf Platz 3 zu kommen und damit in die Bundesliga aufzusteigen. 1 Jahr später war es mit der Herrlichkeit vorbei, RWO musste nach 7 Jahren Zweitklassigkeit den bitteren Weg in die Regionalliga Nord antreten. Aus dieser wurde sich auch schnell wieder verabschiedet, nach unten. Mit dem sportlichen Niedergang gingen auch finanzielle Probleme einher. Mit der Verpflichtung des ehemaligen Gladbacher Bundesligaprofis Hans-Günther Bruns als Trainer gelang ein Glücksgriff. Binnen 2 Spielzeiten war der "Durchmarsch" in die 2. Liga perfekt, die aber auch nur 2 Jahre gehalten werden konnte. Es war seit 1998 der 5. Auf- oder Abstieg.
Die letzte Saison unseres Gegners
Ziel war der Klassenerhalt, nach 6 Runden war die Welt bei Rang 3 und 13 Punkten auch in Ordnung. Lediglich zum Auftakt wurde bei Erstligaabsteiger Hertha BSC (2:3) verloren. Dafür gelangen 4 Siege mit dem 3:1-Derby-Erfolg gegen Bochum als Höhepunkt. Dann begann die Talfahrt. Bis zur Winterpause waren 1 Sieg und 2 Remis bei 8 Niederlagen die dürftige Ausbeute. Einziger Lichtblick war der "Pflichtsieg" gegen Krisenclub Bielefeld (3:0) und die Überwinterung „über dem Strich“ - wenn auch als 15. nur knapp mit 2 Zählern vor Karlsruhe. Noch hatte die Vereinsführung das Vertrauen in Erfolgstrainer Hans-Günther Bruns, der im Sommer 2009 seinen Posten an Jürgen Luginger abgegeben und im Februar 2010 wieder übernommen hatte.
Die Trendwende 2011 blieb aus. Nur 4 Zähler in 6 Partien waren zu wenig für den Befreiungsschlag. Nur gegen Paderborn (2:0) wurde gewonnen, dafür Tristesse in Frankfurt (0:4) und Osnabrück (1:3) in einem "Abstiegs-Endspiel". Nicht unumstritten wurde Bruns durch Theo Schneider ersetzt. Doch der Wechsel blieb ohne Effekt. In den folgenden 7 Spielen gab es keinen Sieg, nicht mal bei Schlusslicht und Absteiger Bielefeld (3:3) und dreimal wurde sogar die Führung verspielt. Noch war alles drin, aber nur ein Endspurt mit 3 Siegen aus 4 Spielen hätte die direkte Rettung gebracht. Mit dem ersten Sieg unter Schneider im weiteren Abstiegs-Endspiel gegen den KSC (2:1) gab es Hoffnung. Es blieb ein Strohfeuer, denn 2 weitere Klatschen in Aachen (0:4) und gegen Fürth (1:4) brachten RWO vor dem letzten Spiel in eine ungünstige Ausgangsposition. Karlsruhe und Osnabrück lösten ihre Aufgaben dann auch mit Bravour und sicherten sich damit direkten den Klassenverbleib oder die Relegation. Oberhausen kassierte die 20. Pleite in Cottbus (1:3).
Insgesamt präsentierte sich Oberhausen bei 18:25 Toren heimschwach, weniger erfolgreich waren nur Bielefeld und Ingolstadt. Auswärts war RWO mit lediglich 7 Punkten aus 17 Spielen Schlusslicht, blieb seit September 2010 sieglos. 30:65 Treffer insgesamt sprechen für eine nicht zweitligataugliche Offensive und eine eben solche Defensive. Im DFB-Pokal scheiterte man bereits in Runde 1 beim Hamburger Oberligisten SC Victoria (0:1).
Delegierungen für diese Saison
Mit 22 Ab- und 18 Neuzugängen fand ein fast "totaler Umbruch" statt. Der Kader wurde fast komplett neu aufgestellt. Stammkeeper Sören Pirson (25) ging in die erste griechische Liga zu Diethnis Enosis Ergotelis. In der Abwehr musste man Heinrich Schmidtgal (25/Greuther Fürth), Thomas Schlieter (30/Wuppertaler SV), Fabian Hergesell (25) und Marinko Miletic (30) abgeben. Aus dem Mittelfeld zog es Daniel Gordon (26/FSV Frankfurt), Tim Kruse (28/1. FC Saarbrücken), Routinier Markus Kaya (31/Spvgg Velbert) in andere Regionen und Ligen. Der Angriff verzeichnet die Wechsel von Ronny König (28/Aue) und Moses Lamidi (23/Karlsruher SC). Und das sind nur die Akteure, die über weite Strecken der Saison zum Stammkader gehörten ohne im Liga-Maßstab herauszuragen. Ronny König kam immerhin auf 6 Treffer. Für ihn war der Abstieg mit Oberhausen bereits der 2. in Folge nach dem mit Wehen/Wiesbaden.
Unter den Neuen finden sich vor allem Spieler aus Nachwuchsmannschaften. Die eine oder andere interessante Personalie ist aber dabei. Für das Tor kam Michael Melka (33/Düsseldorf), 2001 - 2007 Keeper Nr. 2 in Mönchengladbach (8 Einsätzen). Im vergangenen Jahr reichte es zu 19 Spielen in Liga 2. Bei den "restlichen Neuen" beschränkt sich der Autor auf die Spieler, die bislang am Besten zu recht gekommen sind: In der Abwehr sind dies Felix Schiller (21) vom SV Werder II, Danijel Gataric (25/Hessen Kassel) sowie Tobias Willers (24/Sportfreunde Lotte). Im Mittelfeld zählt der Bosnier Nedim Hasanbegovic (23) aus der II. des Meisters dazu. Felicio Brown Forbes (19) spielte in der Vorsaison als Nürnberger Halbjahresleihgabe in Jena 15x mit 3 Torerfolgen 6 Monaten. Nun ist er an Oberhausen ausgeliehen. Hinzu kommt Timo Kunert (24/Sportfreunde Lotte). Im Angriff findet sich Christopher Kullmann (24), bis 2008 für Magdeburg in der Regionalliga Nord am Ball. Danach der Wechsel nach Dortmund, wo es 2008/2009 zu 7 Kurzeinsätzen in der 1. Bundesliga reichte. Am Ende blieb aber der Durchbruch verwehrt und er Stammspieler in der II. Mannschaft. Der zweite bemerkenswerte Neuzugang ist Junior Torunarigha (20) von Hertha BSC II, der bekanntlich ganz gerne gegen den CFC trifft. Mit den Wechseln wurde der Kader verkleinert, einige Stammspieler abgegeben.
Der Trainer
Theo Schneider (41) übernahm die damalige Zweitligamannschaft am 24.02.2011. Seine Stationen als Spieler waren Borussia Dortmund, der 1. FC Nürnberg, Rot-Weiß Oberhausen von 1983 bis 1986 und als letzter Verein der 1. FC Saarbrücken bis 1988. 71 Spiele in Liga 1 (7 Tore) und noch mal 157 in Liga 2 (36 Tore) stehen zu Buche. 2003 begann er als Trainer bei der U23 von Borussia Dortmund bevor er nach Oberhausen ging. Er hat keinen leichten Stand beim bekannt kritischen Oberhausener Publikum.
Die Mannschaft
Im Tor ist Routinier und Neuzugang Michael Melka (33) gesetzt. Die Abwehr sieht den Griechen Dimitrios Pappas (31), Benjamin Reichert (28), Felix Schiller (21), Danijel Gataric (25) und Tobias Willers (24) vorn. Das Mittelfeld bilden der Bosnier Nedim Hasanbegovic (23), Felicio Brown Forbes (20) und Timo Kunert (24). Dahinter stehen noch Mario Klinger (24), der Türke Fatih Duran (24), der Schwede Esad Razic (29) und Jeff Gyasi (22) in Warteposition. Im Angriff ist der Ex-Magdeburger Christopher Kullmann (24) mit 2 Toren in 6 Spielen Topmann. Erfreulich für RWO, dass mit Mike Terranova (33) ein Routinier nach dem Abstieg gehalten werden konnte. Der Italiener spielt seit 6 Jahren in Oberhausen, hat den Auf- und Abstieg des Clubs miterlebt und in der Oberliga, Regionalliga sowie 2. Liga für Rot-Weiß gespielt. 130 Spiele hat er für unseren Gegner absolviert, 32 Tore erzielt. Beide Akteure sind klar gesetzt. Die Alternativen heißen Jannis Schliesing (19) und Marvin Ellmann (23). Junior Torunarigha (21) verletzte sich Mitte Juli bei einem Testspiel (Muskelfaserriss) und befindet sich noch in der Reha. Das aktuelle Stammaufgebot hält keine bekannteren Namen bereit, der Verein kann und will sich solche auch nicht leisten. Dazu fehlen die finanziellen Ressourcen. Das Konzept legt Wert auf jüngere Akteure, um mit diesen mittelfristig wieder Anschluss an mögliche Aufstiegsplätze zu schaffen.
Die aktuelle Saison bislang
...zeigt, dass es keine leichte für den Zweitligaabsteiger wird. Vom Wiederaufstieg ist RWO derzeit nicht unerwartet weit entfernt und schaut sich die Tabelle eher von unten an. Die ersten 5 Begegnungen wurden ohne Sieg absolviert, lediglich gegen Saarbrücken (0:0) ein Punkt geholt. Am vergangenen Wochenende machte man es besser als der CFC, konnte Unterhaching mit 1:0 besiegen. Das erste Tor auf eigenem Rasen und der erste Sieg überhaupt. Auswärts war man ein "gern gesehener Gast", wobei es knapp zuging. Burghausen (2:3), Münster und Offenbach (jeweils 0:1) wurden ohne Zählbares wieder verlassen. Wie der CFC, gingen die Rot-Weißen bis auf den einzigen Sieg bislang nie in Führung.
Im Niederrhein-Pokal tritt man erst im September in Runde 1 an, dann bei Bezirksligist Sportfreunde Broekhuysen 1959. Die Konkurrenten dort heißen u. a. Wuppertaler SV, Rot-Weiß Essen, KFC Uerdingen 05.
Prognose
Die Mannschaft ist schwer einzuschätzen da fast völlig neu aufgestellt. Allerdings erscheint es wenig wahrscheinlich, dass RWO oben wird mitspielen kann. Läuft es optimal, kann es knapp zu einem einstelligen Platz reichen. Mehr aber nicht. Möglich ist auch, dass man gegen den Abstieg kämpfen muss. Tipp: Rang 11 bis 14.
Das Umfeld
Seit jeher steht RWO im Schatten „der großen Vereine im Pott“. Mit wenigen Sponsoren, einem kleinen und wenig attraktivem Stadion war die 2. Bundesliga für den Traditionsverein nicht ohne Probleme zu stemmen. Der Abstieg in die 3. Liga mit weitaus weniger Einnahmen schon an TV-Geldern trifft die Rot-Weißen schwer. Der Etat von rund 8,9 Mio. EUR in Liga 2 wurde mehr als halbiert. Für die Lizenz verlangte der DFB eine Liquiditätsreserve von 680.000 EUR. Mitte Mai 2011 hatte man dafür erst knapp 280.000 EUR zusammen. Am Ende wurde es doch noch geschafft. Es musste an einigen Ecken abgespeckt werden, ein Anlauf für den sofortigen Wiederaufstieg verbat sich damit. Hätte man die Lizenz nicht erhalten, wäre ein Start in der fünftklassigen NRW-Liga notwendig geworden - ein tiefer Absturz der verhindert werden konnte.
Der Besuch im altehrwürdigen „Niederrhein-Stadion“, das mit den Arenen in Gelsenkirchen, Dortmund und Bochum bei Weitem nicht mithalten kann, lag in der abgelaufenen Zweitligasaison bei rund 5.900. Weniger hatte nur der FSV Frankfurt. 1 Jahr zuvor waren es noch 6.800. Den Heimauftakt gegen Saarbrücken sahen ganz ordentliche 4.800 Zuschauer, Heidenheim beim 0:3 dann 3.200. Gegen Unterhaching wurden 2.700 Freunde des runden Leders begrüßt. Angesichts des schmalen Haushalts wurde auf einen lukrativen Gegner im DFB-Pokal gehofft. Erstligaaufsteiger FC Augsburg war ein solcher nicht, was 3.800 zahlende Fans dokumentierten.