Auftakt der "englischen Woche" als Favorit gegen Mitaufsteiger...
von Timo Görner
...denn nun folgen 3 wie immer schwere Spiele. Darmstadt – Bielefeld – Wehen/Wiesbaden sind die Prüfungen – also eine "Hessische Woche" mit einer "ostwestfälischen Unterbrechung".
Die aktuelle Saison unseres Gegners bislang
Für den Aufsteiger galt nach 4 Jahren in Liga 4 der Erhalt der 3. Liga als Ziel. Immerhin wurde der langersehnte Aufstieg erst am letzten Spieltag perfekt gemacht, dazu hatte man 20 Punkte weniger als der CFC in der Nord-Abteilung; allerdings auch mit 4 nicht gewerteten Begegnungen. Dennoch hatten nicht wenige die "Lilien" als einen der Abstiegskandidaten auf der Rechnung. So gesehen kann man in Südhessen zufrieden sein. Doch im "sicheren Hafen" ist man noch nicht ganz angekommen. 5 Zähler und 6 Plätze auf den 18. sind kein Ruhekissen, aber eine ordentliche Ausgangsposition für die verbleibenden 6 Begegnungen, aus denen man vermutlich noch 4 bis 5 Zähler zeitigen muss - eine durchaus machbare Aufgabe.
Der Start verlief wie bei Mitaufsteiger Münster gut mit Rang 8 nach 5 Spielen. Dem Fehlstart gegen Zweitligaabsteiger Osnabrück (0:1) folgte unter anderen am 4. Spieltag der erste Sieg, als derbe Klatsche für den Gast Bielefeld (5:1). Es schloss sich der Derbysieg in Wiesbaden (1:0) an. Danach etablierte man sich im Keller, stand aber nie unter "dem Strich". Zur Winterpause trennten 5 Punkte vom ersten Abstiegsplatz, 24 Zähler waren 2 weniger als der CFC. Schwachpunkt der Hessen war die Auswärtsbilanz, nur 2 Gemeinschaften rangierten schlechter. Nur ein Dreier als Gast war eingefahren, eben ausgerechnet bei den hoch gehandelten Wiesbadenern. Dagegen standen 6 Niederlagen, u. a. das 0:4 in Saarbrücken und das 1:4 in Osnabrück. Offensiv klemmte es hier deutlich, 7:19 Tore sind der Nachweis. Zu Hause lief es besser, man war im "grünen Bereich". 5 Siege sorgten dafür, dass man einigermaßen ruhig in die Winterpause gehen konnte. Wichtig blieben die Dreier gegen Bremen II (2:0), Jena (3:0), Münster (2:1) oder uns (2:1).
Großartige Veränderungen im Kader waren aus finanziellen Gründen im Winter nicht zu erwarten und blieben auch aus. Man musterte 2 Akteure ohne Perspektive aus, holte dafür einen Abwehrspieler. 2012 begann mit einem Paukenschlag: Der damalige Zweite Sandhausen wurde mit 4:1 vom Platz gefegt. Bis heute gelang aber nicht der endgültige Sprung in die sichere Zone. Wehen/Wiesbaden gewann das Rückspiel im hitzigen Duell (0:1). Der Grundstein für die aktuelle sichere Position wurde in den letzten 8 Partien gelegt. Hier kassierte man nur in Regensburg (1:2) eine Niederlage. Dagegen stehen 3 Siege und 4 Remis. In Münster (2:1) holte man die 3 Punkte und auch zu unserer, damals noch kleinen Freude gegen Heidenheim (2:1). Zuletzt wurden 3 Begegnungen unentschieden gestaltet - ein Grund warum man noch nicht ganz sicher ist. Gegen Unterhaching war man unzufrieden, das 0:0 war von Resultat als auch vom Spielverlauf her unbefriedigend.
Zu Hause ist der SV Liga-Durchschnitt, aber mit weitaus mehr Luft nach unten als nach oben. Erst 4 Heimpleiten sprechen für die notwendige Heimstärke, welche ein Aufsteiger zum Klassenerhalt benötigt. Hier stand auch die Defensive (26:14) gut. Anders sieht es als Gastgemeinschaft aus, erst 2 die 2 erwähnten Siege wurden eingefahren. Dagegen stehen 8 Niederlagen, die letzte am 13.03. in Regensburg. 40:41 Tore bedeuten Note "befriedigend" für Offensive und Defensive.
Im Hessen-Pokal scheiterte man im Viertelfinale beim Erzrivalen Offenbach mit 7:8 n. E. Ärgerlich, da sich im Halbfinale 3 unterklassige Mannschaften neben dem OFC befinden.
Delegierungen seit dem Hinspiel
Es gab 2 Abgänge in der Winterpause, die aber keine Rolle spielten.
Einziger Neuzugang nach dem Hinspiel vom Herbst war der Deutsch-Kroate Marko Kopilas (28) in der Abwehr. Er spielte bis Juli 2011 in Offenbach, verließ den OFC ohne neuen Verein. Zuvor war er 2 Jahre lang Stammspieler, ebenso von 2005 bis 2009 beim SV Wehen/Wiesbaden in der drittklassigen Regionalliga Süd und mit 29 Einsätzen in der 2. Bundesliga. Von 2008 bis 2011 brachte er es auf bemerkenswerte 34 Gelbe Karten und 1x glatt "Rot". Er ist immerhin ein Akteur mit viel Erfahrung aus Liga 2 und 3 in den letzten 5 Jahren.
Der Trainer
Kosta Runjaic (40) sitzt auch am Sonntag auf der Bank der Darmstädter. Er hat noch einen Vertrag bis Juli 2014. Sein Co-Trainer Thomas Zampach (42) kennt den CFC übrigens noch von den Spielen im Sportforum, so im Oktober 1994 beim 1:1 gegen Mainz 05. Danach war er für Eintracht Frankfurt aktiv.
Die Mannschaft
Im Kasten ist Jan Zimmermann (26) klare Nr. 1. Die Abwehr sieht Fouad Brighache (29), Andreas Gaebler (27) und Cem Islamoglu (31) als Gerüst. Daneben kämpfen Christian Beisel (28), Julian Ratei (23) und Markus Brüdigam (26) um den Sprung in diesen Kreis. Die Nase gegenüber diesen dürfte aber Winterneuzugang Marko Kopilas (28) vorn haben; er ist seit seinem Wechsel gesetzt. Erfolgreichster Akteur im Mittelfeld ist bislang Danny Latza (22), 6 Treffer kommen auf sein Konto. Zuletzt traf er beim Frühjahrsrundenauftakt gegen Sandhausen. Er sammelte auch schon 11 Gelbe Karten. Eine gute Rolle spielt dazu Kevin Wölk (26). Er markierte nur 1 Tor weniger, zeichnet für 7 Vorlagen verantwortlich. Uwe Hesse (24/2), der US-Amerikaner Preston Zimmerman (23/4) und Benjamin Baier (23/3) vervollständigen die Rubrik "wichtig" im Zentrum. Matthias Heckenberger (29) und der Nigerianer Henry Onwuzuruike (32) schafften nicht die Etablierung. Im Angriff ragt Marcus Steegmann (30) heraus. 8 Treffer stehen zu Buche, dazu legte er in 4 Fällen für den späteren Torschützen auf. Er konnte an die gute Vorsaison bei Zwangsabsteiger TuS Koblenz (10) anknüpfen. Dahinter sieht es nicht so umwerfend aus, fehlt ein adäquat erfolgreicher Sturmpartner. Oliver Heil (23) konnte sich noch ganz gut in Szene setzen, traf 4x. Rudolph Hübner (25/3) kommt knapp dahinter. 26 Spieler bietet man derzeit auf, davon 3 Torhüter. Ein 4. Keeper wurde in der Winterpause ausgemustert. 26 Jahre im Schnitt sprechen eher für einen älteren Kader, in der aber auch schon jüngere Aktive gut mithalten. Heil, Baier, Zimmermann sind der Beweis. Ein alles in allem solide besetztes Team, welches über die bisherige Saison auch nicht enttäuscht hat. Von Ausrutschern abgesehen, für einen Neuling durchaus anerkennenswert.
Die Einkaufsbilanz bislang
Beachtliche 18 Neuzugänge wurden bis heute verbucht. Von denen konnten sich Latza, Gaebler, Zimmermann, Steegmann, Baier, Wölk etablieren. Kopilas ist ebenfalls eine feste Größe. Macht 7, die sich dauerhaft durchsetzen konnten. Beisel, Heckenberger, Ratei, Hübner fehlt dazu noch ein Stückchen. Mit Steegmann und Wölk gelangen offensiv solide Verstärkungen. Fazit insgesamt: gut eingekauft.
Gewinner der Saison bislang
Kevin Wölk (26) kam vom Drittliga-Zwangsabsteiger Rot-Weiß Ahlen zum SV 98. Nach Vorspielen auch beim CFC landete er in Darmstadt, konnte sich hier durchsetzen.
Prognose
6 Spiele hat der SV Darmstadt noch vor der Brust. Bei aktuell 40 Punkten sollten 4 bis 5 weitere für den Klassenverbleib reichen. Das Restprogramm spricht für die Hessen, nach dem CFC kickt man ausnahmslos gegen Teams aus dem Tabellenkeller. Der Mannschaft ist zuzutrauen, die fehlenden Punkte einzusammeln. Das 0:0 gegen Unterhaching sollte zudem eine Warnung zur richtigen Zeit sein. Tipp: Platz 12 bis 14.
Das Umfeld
…wurde Ende Oktober 2011 aufgeschreckt: Der Verein sollte rund 780.000 EUR an die Stadt zurückzahlen. Die hatte man für den Bau von 2 Kunstrasenplätzen und der neuen Flutlichtanlage erhalten, sprich die Stadt hatte die notwendigen Kredite für den finanziell nicht sorgenfreien Club übernommen. Die Verbindlichkeiten daraus wollte Darmstadt übernehmen. Das Regierungspräsidium stellte sich quer, verwies auf die schwierige wirtschaftliche Lage der Kommune und der Förderung des Profifußballs, was man in diesem Fall als erwiesen ansah. Unverständnis beim SV 98, auch aufgrund der Tatsache, dass mit den Offenbacher Kickers ein weiterer Proficlub Hessens in der 3. Liga rund 15 Mio. EUR von Land und Stadt für den Umbau des maroden Stadions auf dem Bieberer Berg erhalten hatte. Anfang Dezember 2011 war dann von 540.000 EUR die Rede, über die Art und Weise der Begleichung wollte man sich vernünftig einigen. Ratenzahlung mit moderaten Bedingungen sind geplant. Eine Insolvenz des sportlichen Aushängeschildes Darmstadts war letztendlich nicht im Interesse der Stadtoberen.
Die Arena der "Lilien" zählt zu den besser besuchten Spielstätten dieser Liga. Mit immerhin 6.350 zahlenden Besuchern im Schnitt hat man den sechstbesten Zuspruch. Das ist ein relativ deutlicher Anstieg gegenüber der Vorsaison in der Regionalliga – da waren es 4.333. Unterhaching lockte zuletzt allerdings nur 4.500 an. Den Minusbesuch verzeichnete man gegen Wehen/Wiesbaden und Aalen mit jeweils 4.000 Interessenten. Das Derby gegen die Offenbacher machte mit 15.000 Zuschauern "die Hütte voll". Über dem Schnitt waren noch die Begegnungen gegen Bielefeld (8.400), Regensburg (8.200) und Osnabrück (8.000).
