Teil 2 der "Hammer-Woche" gegen Traditionsvereine...
von Timo Görner
...die noch vor 2 bzw. 1 Jahr in der 2. Liga gespielt haben. Nach Osnabrück, nun Bielefeld bevor es auf den Aachener "Tivoli" geht. Die Arminia erscheint vor allem als Auswärtsspiel dabei als schwerste Aufgabe.
Die letzte Saison unseres Gegners
...strapazierte erneut die Nerven der leidgeprüften Fans. Am Ende stand nur der Klassenerhalt als erreicht an. Bis Mitte der Hinrunde drohte der freie Fall in Liga 4 oder Schlimmeres. Nach 11 Spielen war die Arminia noch sieglos bei 5 Remis. Die "Alm" als Festung war eher eine bröckelnde Sandburg, in der sich Stuttgart II (1:2), Aalen (0:1), Wehen/Wiesbaden (0:1) und Saarbrücken (0:4) bedienten. Da nutzten auch Remis in Osnabrück (1:1), Sandhausen (0:0), Burghausen (2:2) wenig. Am 20.09.2012 nach der Saarbrücken-Pleite war dann auch für den erfolglosen Markus von Ahlen Finale. Mit dem weitestgehend unbekannten Stefan Krämer (45) gelang dann bis zur Winterpause durchaus ein Aufschwung. Zumindest befreite sich Bielefeld aus der Abstiegszone als 15., stand bei nun 26 Punkten - 7 mehr als der 18. In Runde 13 holte man den ersten Sieg, in Offenbach (1:0). Weitere 5 folgten, nur 1 weitere Pleite wurde kassiert; die allerdings bei einem direkten Mitkonkurrenten im Keller beim späteren Absteiger Jena (3:4). Immerhin wurde dort zwischenzeitlich ein 1:3 ausgeglichen. Auch sonst konnte man wichtige Spiele ziehen. Babelsberg (1:0), in Bremen (3:2), gegen Oberhausen (3:0). Das Jahr 2012 beschloss man mit einem Achtungszeichen in Stuttgart (5:2).
Schon ging der Blick nach oben, 8 Punkte auf den Relegationsplatz erschienen bei noch 17 Spielen machbar. Wie man heute weiß, war das zu "blauäugig" gedacht. Man geriet wieder in Abstiegsnot. Nach 33 Begegnungen war es nur noch 1 Zähler auf den ersten Abstiegsplatz. Arminia wurde in Unterhaching (0:5) demontiert. Das Team präsentierte sich als "Diva". Gut gelaunt in Saarbrücken (4:2) und gegen Regensburg (1:1). Wieder eher heimschwach, zwischen Runde 24 und 33 blieb man 5x in Folge sieglos. Kassierte eine Pleite gegen Sandhausen (1:3). So gesehen war das Heimmatch gegen den CFC ein "Schicksalsspiel" und wir waren mal wieder Aufbaugegner. Das 3:1 ein "Satzball", das folgende 1:0 in Oberhausen ein "Matchball". 3 Spiele vor Ultimo konnte bei 6 Punkten und 4 Rängen Vorsprung kaum noch was anbrennen. Jena (2:1) holte sich auf der "Alm" dann den Todesstoß, die Arminia endgültige Klassenerhaltsgewissheit. Der dritte Heimsieg in Folge gegen Bremen II (1:0) war dann der einigermaßen versöhnliche Abschluss einer zweitweise katastrophalen Saison.
Nur Platz 17 in der Heimtabelle bei 7 Siegen und 6 Niederlagen ist ausbaufähig, auswärts war man besser (6.). 51:57 Tore sprachen für eine gute Offensive und eher schwache Defensive. Im DFB-Pokal war man chancenlos gegen den "Club" aus Nürnberg (1:5). Dafür holte man erneut den Westfalen-Pokal, ausgerechnet gegen den Erzrivalen Preußen Münster (2:0).
Delegierungen für diese Saison bislang
2011/2012 gab es einen gewaltigen Umbruch im Kader mit 30 Abgängen und 23 Neuzugängen. Diesmal sieht es weitaus überschaubarer aus, 8 Spieler verließen den DSC. Dafür kamen derer 7.
Aus der Abwehr zog es Alexander Krük (25) nach Osnabrück, dazu beendete "Arminia-Inventar" Markus Schuler (35) seine Laufbahn. Er spielte seit 2004 für den DSC. Im Mittelfeld kehrte "Ausleihe" Marc Rzatkowski (22) nach Bochum zurück. Das waren bereits die Abgänge, welche in der abgelaufenen Saison ständig oder weitgehend zum Stammpersonal zählten. Ein echter Substanzverlust sieht anders aus.
Im Tor gab es keine Veränderung. Für die Abwehr kam Stephan Salger (22) vom 1. FC Köln, 2010/2011 mit immerhin 5 Einsätzen in der 1. Liga. Letzte Saison an Osnabrück ausgeliehen, dort Stammspieler (37 Spiele). Im Mittelfeld ist Philipp Riese (22/Meuselwitz) zu vermelden, auch beim CFC im Gespräch. Dazu Olcay Turhan (24) aus der U23, Marc Lorenz (24) von Regionalligist Sportfreunde Lotte. Christian Müller (28) war seit Juli 2012 vereinslos, bis dato in Cottbus am Ball und dort nur zeitweise Stammkader. Erdogan Yesilyurt (18) stammt aus der A-Jugend des Bonner SC. Im Angriff verpflichtete man Pascal Testroet (21) aus Offenbach. Bilanz: 7 Tore, 4 Vorlagen. Er kommt aus der Jugend des FC Schalke 04, über die U19 und U23 des SV Werder Bremen ging es nach Offenbach. Nun zum DSC. Beim OFC konnte er sich nicht endgültig durchsetzen.
Der Trainer
Stefan Krämer (45) betreut die 1. Mannschaft der Arminen seit mittlerweile knapp einem Jahr. Sein Vertrag läuft noch bis Ende der Saison. Er wird unterstützt von Co-Trainer Michael Bauer (44). Die überraschende Berufung ins schwierige Amt hat sich bis heute als gute Entscheidung erwiesen.
Die Mannschaft
Im Kasten ist Patrick Platins (29) die Nr. 1. Die Abwehr sieht Thomas Hübener (30), Felix Burmeister (22), Stephan Salger (22) und Dennis Riemer (24) als Gerüst. Dahinter kommen mit geringem Abstand Marcel Appiah (24) und Manuel Hornig (29). Appiah war 2x als Torschütze erfolgreich. Im Mittelfeld verdienen Sebastian Hille (31), Patrick Schönfeld (23), Tom Schütz (24) und Tim Jerat (30) eine Erwähnung. Für Johannes Rahn (26) als einer der herausragenden Akteure der Vorsaison, nicht nur in Bielefeld, läuft es bislang nicht so gut. Er hatte mit Verletzungsproblemen (Knie) zu kämpfen, kommt seit Ende August nur als Einwechsler zum Zug. Ebenso (noch) nicht zum Stammkader zählt der Ex-Meuselwitzer Philipp Riese (22). Mehr als 5 Kurzeinsätze kamen nicht zusammen. Philipp Heithölter (30) fällt noch bis Ende November 2012 aus. Er war nach dem Wechsel in der Winterpause 2012 aus Paderborn bei Arminia gesetzt. Im Angriff hat man mit Fabian Klos (24) einen der Topstürmer in Liga 3 an Bord. Bilanz der Vorsaison: 10 Tore, 8 Vorlagen. An dieser ist er bereits jetzt dran. 9 Treffer hat er geschossen, 2x aufgelegt. Bei den Spielen gegen Saarbrücken (3) und Babelsberg (2) war er der "Matchwinner". 7 der 9 Buden machte er zu Hause. Dahinter sieht es allerdings durchwachsen aus. Pascal Testroet (22) kam erst 1x zu Ehren. Routinier Eric Agyemang (32) – 34 Tore in den 3 Jahren 3. Liga davor – ist noch ohne Tor. Christopher Kullmann (26) ist aktuell verletzt, noch ohne Einsatz.
Vom Alter her liegt man mit dem CFC fast gleichauf (25,5 im Schnitt) aber hat 3 Spieler mehr im Aufgebot. Eines der besten Aufgebote der Liga.
Die aktuelle Saison bislang
Ein ähnlich desolater Start in die Saison wurde nicht erwartet. Die Arminia sahen und sehen viele als aussichtsreicher Mitfavorit auf den Aufstieg. Das konnte man bislang auch bestätigen. Der Auftakt dabei vom Auftreten her vielversprechend, es fehlten aber die Ergebnisse. Das Eröffnungsspiel dieser Saison wurde gegen Aachen 1:1 gestaltet wie das Gastspiel in Dortmund. Was die Ostwestfalen dann anboten, war eine Siegesserie von 5 Spielen. Dabei war keine "Laufkundschaft" als Gegner vorhanden. Saarbrücken (3:2), Offenbach (3:1), Zweitligaabsteiger Karlsruhe (1:0), der Vorjahresfünfte Erfurt (2:0) im eigenen Stadion wurden jeweils besiegt. Die Serie der Begegnungen ohne Gegentor gegen Aufsteiger Stuttgarter Kickers (1:0) fortgesetzt. Lohn war die Tabellenführung nach Spieltag 6 und 7. Zum damaligen Zeitpunkt war man die einzig noch ungeschlagene Mannschaft. Das sollte sich ändern, wieder blieb man in Unterhaching ohne Punkte. Vom 0:2 zum 2:2, bis man 2 Minuten vor dem Ende das 2:3 kassierte. Den Frust bekamen darauf die Babelsberger (3:0) zu spüren, der vierte Heimsieg in Folge. Aktuell ist man auf der "Alm" seit 270 Minuten ohne Gegentreffer. Umso enttäuschender das Derby in Münster (0:4), wo man nach der Halbzeit innerhalb von 2 Minuten die vorentscheidenden Treffer zum 0:2 und 0:3 kassierte. Duplizität der Ereignisse, in der letzten Saison wurde man vor dem CFC-Gastspiel auch auswärts "verhauen". Damals in Unterhaching mit 0:5. Die Krämer-Truppe wird 3 Tage später also mit viel Wut im Bauch ins Spiel gehen. Dahin ist die Tabellenführung, mit Rang 3 sollte man aber zufrieden sein. Somit liegt das "Dreieck" Münster – Bielefeld – Osnabrück dicht beieinander. Die Bielefelder sind aktuell stärkste Platz bauende Gemeinschaft, holten 13 von 15 Zählern bei 9:3 Toren. Die letzte Heimpleite datiert vom 04.02.2012 gegen Sandhausen (1:3). 7 der letzten 8 Spiele auf eigenem Rasen wurden gewonnen. Auswärts sind 5 besser. Im DFB-Pokal warf man in Runde 1 Zweitligist Paderborn (3:1) aus dem Rennen, deutete das vorhandene Potential an. Gegner in Runde 2 ist Leverkusen. In Offensive (4.) und Defensive (5.) steht man recht gut da.
Prognose
Die Mannschaft hat, kaum betroffen von den Abgängen, als weitestgehend eingespieltes Team mit mehreren herausragenden Akteuren der 3. Liga das Zeug bis zuletzt ganz oben mitzuspielen. Schöpft man das Potential aus und bleibt von Personalproblemen der Leistungsträger wie Klos verschont, ist Rang 1 bis 3 möglich.
Das Umfeld
Mitte Juni 2012 konnte man auch in Bielefeld aufatmen, der DFB erteilte die Lizenz. Die Lage bleibt jedoch schwierig, der Verein ist noch lange nicht im ruhigen Fahrwasser angekommen. In die aktuelle Saison geht man mit einem Gesamtetat von rund 8 Mio. EUR, Platz 3 hinter den Zweitligaabsteigern aus Karlsruhe und Rostock. Die Sanierung des Vereins kommt nach offizieller Verlautbarung voran. April 2011 waren es noch 27 Mio. EUR an Verbindlichkeiten. Die gegründete Stadiongesellschaft wurde Stadioneigentümer, damit ist Arminia ohne eigene Spielstätte. Die "Schüco-Arena", welche den Club in den Ruin zu treiben drohte, nahm ihre Verbindlichkeiten in die neue Gesellschaft mit. Erst mit Zustimmung der Landesregierung wurde dieser Schachzug möglich. Dazu will man Kreditgeber überzeugen, ihre Forderungen in Anleihen der Stadiongesellschaft umzuwandeln. Damit sollen deren Schulden halbiert werden. Kernpunkt der Maßnahmen bleibt der Namensgeber der "Alm", dessen Ausstieg unabsehbare Folgen hätte. Das stand im Juni nach dem Ausscheiden von Dirk U. Hinrichs als Chef von Schüco in Bielefeld im Raum, trat aber nicht ein. Die Beziehung mit dem milliardenschweren Unternehmen bleibt fragil, angesichts von Standortschließungen und Stellenabbau beim bislang rund 5.000 Mann starken Konzern. Laut eigenen Aussagen kämpft man in dieser Saison um jeden Fan, will durch den sportlichen und wirtschaftlichen Niedergang verprellte Fußballfreunde zurückgewinnen. Der Zuschauerrückgang in den letzten 4 Jahren ist erheblich. 2008/2009 kamen in der 1. Liga noch 23.465 im Schnitt, ein Jahr später ging dieser auf 14.782 im ersten Zweitligajahr danach zurück. Von dann 13.579 war man in der Vorsaison auf 8.935 angelangt. Aktuell peilt man 10.000 + x an. So gesehen kann man derzeit bei 8.824 nicht zufrieden sein. Relativierend bleibt, das Münster und Osnabrück als "Kracher" noch ausstehen. Den Auftakt gegen Aachen sahen 12.100, danach blieb man vierstellig mit Saarbrücken (7.400) als Minusbesuch. Wie der eine oder andere auf das Münster-Debakel reagieren wird, bleibt abzuwarten. Man sollte aber mit gut 7.000 bis 7.500 Einheimischen rechnen.
