Vorbericht

35. Spieltag - 3. Liga - Saison 2012/2013
Karlsruher SC
Karlsruher SC
4:1
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Ohne Druck zum Spitzenreiter unter Druck…

von Timo Görner

…denn nach zwei Niederlagen in den letzten vierSpielen wird es für den Tabellenführer aus Baden wieder enger. Für den KSC steht viel auf dem Spiel.

Die aktuelle Saison unseres Gegners bislang

Vier Spiele vor Finale stehen die Chancen auf den erneuten Wiederaufstieg nach 2001 gut. Die exzellente Ausgangsposition von vor vier Runden mit fünf Zählern auf Rang drei ist aber dahin, der Vorsprung auf zwei Punkte geschmolzen.

Der Start in die Saison verlief unbefriedigend. Nach sechs Begegnungen war der KSC sieglos im Tabellenkeller. Vier Remis wurden erreicht, in Stuttgart beim VfB (0:2) und gegen Bielefeld (0:1) wurde verloren. In Dortmund (3:0) sollte der erste Dreier gelingen und die Trendwende, unterbrochen lediglich durch die 1:2-Heimpleite gegen Burghausen an Spieltag 10, der letzten Schlappe vor der Winterpause. Die Badener kämpften sich nach oben, zeitigten Platz 2. Trumpfkarte war die Heimstärke mit 25 Punkten aus 12 Spielen. Nur Burghausen gewann in Karlsruhe. Gegen Erfurt, Saarbrücken (3:0), Wehen Wiesbaden (4:0) und Heidenheim (5:2) wurde Stärke demonstriert. Die Revanche im Derby gegen den VfB II (3:1) gelang ebenfalls. Der KSC war das beste Heimteam nach Einrechnung der Nachholspiele. Auf Reisen tat man sich ein klein wenig schwerer, es waren drei besser. Aber auch hier war die Steigerung zum Saisonauftakt augenscheinlich, das 0:1 bei Arminia am 11.08.2012 war die vorerst letzte Niederlage auf fremden Rasen. Es folgten fünf Siege mit dem 2:1 im Hinspiel und zwei Unentschieden. Man brillierte zwar nicht immer, zeigte sich abgezockt und defensiv enorm stark. Begleitet wurde der Aufschwung von bemerkenswerten Auftritten im DFB-Pokal. In Runde eins wurde Erstligist HSV mit 4:2 blamiert, in Runde zwei Zweitligist Duisburg (1:0).

Auf große Veränderungen im Kader wurde im Winter verständlicherweise verzichtet, auch spielten finanzielle Gründe eine Rolle. Nur zwei für die Abwehr wurde verpflichtet. Der Start 2013 sah dann gleich einen echten Prüfstein vor: Osnabrück forderte den Zweitligaabsteiger und musste am Ende alle drei Zähler abgeben. Das 3:2 an der "Bremer Brücke" war Spiel Nummer 13 in Folge, das man ungeschlagen überstand, wobei man am Schluss zittern musste nach dem die sichere 3:0-Führung bei Überzahl fast noch verspielt wurde. Die Serie wurde ausgebaut auf 20 Spiele, in Aachen (4:0) wurde der andere Zweitligaabsteiger deklassiert. Ebenso die "anderen Stuttgarter" (3:0). Schwer tat man sich dagegen gegen Dortmund II (1:0) und in Saarbrücken (0:0). Grundstein für die erstmalige Tabellenführung nach Spieltag 24 war die Abwehrstärke: Nur 18 Gegentore in 31 Duellen waren absolut aufstiegsreif. Die Spitzenposition konnte verteidigt werden, es ist aber enger geworden. Mit dem 1:2 in Unterhaching ging die stolze Serie zu Ende, erst in Minute 90 gelang der Anschluss. Kompensiert wurde die Niederlage durch das 1:0 in Erfurt. Die letzten zwei Spiele ließen einiges von der Souveränität der Wochen vermissen. Gegen "Kellerkind" Babelsberg (2:1) gelang erst sechs Minuten vor Abpfiff der Siegtreffer. Nach Münster (1:2) beim "Gipfel-Treffen" wurde das Aufstiegsrennen richtig spannend. Das Restprogramm mit den Heimspielen gegen den CFC und Rostock sowie den Gastspielen in Hessen bei Darmstadt und Wehen Wiesbaden scheint günstig. In der Hinrunde wurden alle vier mit 11:1 Toren besiegt.

Die Karlsruher stellen die drittbeste Heimmannschaft, kassierten lediglich neun Gegentreffer. Auswärts ist man trotz der Pleiten zuletzt der Primus, stellt auch hier mit 14 Gegentoren die beste Abwehr. 59 erzielte Tore sprechen für die zweitbeste Offensive. Man ist in fast allen Bereichen aufstiegsreif. Die Richtung stimmt, die 2. Liga ist weiter aus eigener Kraft machbar.

Dass der KSC mit höherklassigen Teams mithalten kann, wurde im DFB-Pokal bewiesen. Gegen Erstligist und Baden-Württembergs aktuelle Nummer eins Freiburg (0:1) war erst im Achtelfinale Endstation. Im Landespokal stand man im Halbfinale bei Oberligist FC Astoria Walldorf und siegt am Dienstag mit 2:0.

Delegierungen für diese Saison seit dem Hinspiel

Christoph Sauter (21/Mittelfeld) wurde bis Saisonende an Regionalligist Wormatia Worms ausgeliehen, kam in der Hinrunde nur zu zwei Kurzeinsätzen. Der US-Amerikaner Parker Walsh (21) ist ein "Rückkehrer". Nach einem halben Jahr ohne Verein und zuvor in der U23 aktiv, wurde er zu den Profis gerufen. Dazu sicherte man sich Kai Schwertfeger (24) aus dem "Insolvenzfall Alemannia Aachen". Dort erst im Sommer 2012 aus Düsseldorf gekommen und beim TSV Stammspieler geworden. Beide Neuzugänge betrafen die Abwehr.

Der Trainer

Markus Kauczinski (43) erhielt auch in der eher durchwachsenen Startphase das Vertrauen der Vereinsführung. Das Festhalten hat sich gelohnt, am Freitag ist er dann fast ein Jahr und einen Monat im Amt. Der gebürtige Gelsenkirchener hat noch einen Vertrag bis zum Ende der kommenden Saison.

Die Mannschaft

Nummer eins im Tor ist Kapitän Dirk Orlishausen (30), einer der besten Vertreter seiner Zunft in dieser Saison. Er wurde am 13. Spieltag von Mathias Moritz (25) vertreten, einem gebürtiger Karlsruher. Die Abwehr sieht Jan Mauersberger (27) und Philipp Klingmann (25) als Gerüst. Beide konnten sich mehrfach als Vorlagengeber auszeichnen, Mauersberger gleich fünfmal, Klingmann in drei Fällen. Dennis Kempe (26) zählte in der Herbstrunde weitestgehend ebenfalls zum Stammkader, fiel dann im Januar für knapp einen Monat verletzt aus. In den letzten fünf Begegnungen war er dann wieder gesetzt. Kai Schwertfeger (24) rückte nach seinem Wechsel in der Winterpause aus Aachen ebenfalls in diesen Kreis auf. Der Ex-Dresdner Martin Stoll (30) begann als feste Größe, fiel aber nach Verletzungsproblemen heraus. Pech hatte auch Sebastian Schiek (23) - bis zum Jahreswechsel mehrmals von Anfang an aufgeboten, beendete eine schwere Verletzung die Saison. Die Verpflichtung von Schwertfeger war notwendig, die Personaldecke in der Abwehr war nicht so berauschend.

Herausragend auch im Maßstab dieser Liga im Mittelfeld Hakan Calhanoglu (18). Das Riesentalent erzielte 13 Tore und war zehnmal als Vorbereiter erfolgreich. Fünf der letzten sechs Treffer fielen allerdings vom Elfmeterpunkt, nächste Saison nimmt er dann den Kampf beim Hamburger SV auf, von dem er in dieser Spielzeit ausgeliehen ist. In diesem Sektor gelten zudem Selcuk Alibaz (23), Daniel Gordon (28), der Franzose Gaetan Krebs (27), Silvano Varnhagen (20) und Dominic Peitz (28) über weite Strecken dieser Spielzeit als Stammspieler. Die meisten Treffer kann hier Alibanz mit vier vorweisen.

Im Angriff hat man ein starkes Duo zusammen. Der Niederländer Koen van der Biezen (27) steuerte 13 Tore zum Gesamtabschneiden bei und legte sechsmal auf. Rouwen Hennings (25) glänzte sogar 13x als Vorlagengeber und traf neunmal ins gegnerische Tor. Orlishausen – Mauersberger – Calhanoglu - van der Biezen und Hennings bilden die enorm starke Achse des Zweitligaabsteigers und gründen maßgeblich den Erfolg als Tabellenführer. 27 Akteure stehen im Team inklusive zweier Torhüter. 25,3 Jahre im Schnitt liegen etwas unter dem des CFC mit 25,7.

Die Einkaufsbilanz

21 Neuzugänge stehen bis heute zu Buche. Von denen konnten sich Klingmann, Peitz, Alibaz, Gordon, van der Biezen, Mauersberger, Hennings und Varnhagen dauerhaft oder überwiegend einen Stammplatz erkämpfen. Schwertfeger gelang dies nach dem Wechsel aus Aachen zur Winterpause. Klingmann überraschte als Neuzugang aus der Regionalliga (Hoffenheim II), Hennings und van der Biezen sind im Angriff echte Verstärkungen. Fazit: quantitativ eher durchwachsen, dafür die angesprochenen "Volltreffer". Keine Rolle spielt übrigens Dennis Cagara (28), der auch schon beim CFC vorspielen durfte.

Gewinner der Saison bislang

Philipp Klingmann (25) kam aus der vierten Liga und setzte sich in der Spitze der Dritten Liga durch. Für Kai Schwertfeger (24) hat sich der Wechsel aus der sportlichen und finanziellen Trostlosigkeit in Aachen gelohnt, zumindest bislang.

Prognose

Das Restprogramm erscheint machbar, die Mannschaft ist trotz der Patzer zuletzt stark genug um mindestens Platz zwei zu erreichen.

Das Umfeld

Die bilanzielle Verschuldung betrug Mitte September 2012 rund 3,8 Millionen EUR. Der Verlust in der Saison 2011/2012 betrug 1,1 Millionen EUR, immerhin etwas weniger als die 1,6 Millionen EUR mit denen man eigentlich gerechnet hatte. Für die aktuelle Drittligasaison, die einen Einnahmeverlust von rund 3,6 Millionen EUR allein an den TV-Geldern bedeutet, plant man mit einem weiteren Verlust von 1,3 Millionen EUR. Bereits enthalten sind hier die 2,5 Millionen EUR Ablöse für Hakan Calhanoglu durch den Hamburger SV. Die Rückkehr in die 2. Bundesliga ist für den Verein unabdingbar, die 3. Liga in der aktuellen Form so nicht über Jahre zu finanzieren.

Mit 10.937 Besuchern im Schnitt hat der Karlsruher SC den zweitbesten Zuspruch der Staffel, hinter Aachen mit rund 12.000. Das ist jedoch ein deutlicher Rückgang gegenüber den 15.173 in der abgelaufenen Zweitligasaison. Trotz des sportlichen Höhenfluges blieben die Badener wohl etwas unter den Erwartungen. Das ist wenig günstig, wenn man wie der KSC jeden Cent dringend benötigt. Das letzte Heimspiel gegen Babelsberg sahen 12.100 zahlende Besucher. Saarbrücken lockte in der Herbstrunde beachtliche 14.300 an. Deutlich über dem Schnitt zudem der Zuspruch gegen die beiden Stuttgarter Vereine Kickers (14.200) und VfB II (13.100). Darunter lagen die Gastspiele des SV Wehen Wiesbaden (9.000) und Münster (9.200). Am Freitag sollte man mit gut 11.000 Karlsruher Fußballfreunden rechnen.

Auch in Karlsruhe ist man mit der Arena nicht mehr so richtig zufrieden, das traditionsreiche "Wildparkstadion" steht vor entsprechenden Plänen. Der Abstieg in die 3. Liga war auch in dieser Hinsicht ein herber Rückschlag. Seit 2010 ist es ruhiger um das Thema geworden, nachdem jahrelang über Kosten, Eigentümer und Baupläne diskutiert worden war. Pläne von einem Stadion mit 40.000 Zuschauern waren als sportlich eher mittelmäßiger Zweitligist sowieso nicht so richtig zu vermitteln.
35. Spieltag - 3. Liga - Saison 2012/2013
Freitag, 26. April 2013, 19:00 Uhr
Wildparkstadion, Karlsruhe
Zuschauer: 15.396
Schiedsrichter: Meyer (Burgdorf)


Tore

Die Tabellenverläufe

Tabellenhistorie

Der Vergleich

Karlsruher SC Chemnitzer FC
1Tabellenposition6
69
34
2,0
Pkt.
Spiele
Pkt. pro Spiel
51
34
1,5
20 (58,8%)
5 (14,7%)
Siege
Niederlagen
14 (41,2%)
11 (32,4%)
59:23
1,7:0,7
Tore
Tore pro Spiel
48:40
1,4:1,2
4:0 gegen SV Wehen Wiesbaden (H), Alemannia Aachen (A)Höchster Sieg5:1 gegen Alemannia Aachen (A)
0:2 gegen VfB Stuttgart II (A)Höchste Niederlage0:2 gegen VfL Osnabrück (H), Hallescher FC (A), 1. FC Saarbrücken (A)
S-n-s-S-nDie letzten Spieles-S-n-u-S
keineAktuelle Serien2 Spiele in Folge ungeschlagen

Die Bilanz

 ZahlSUNTore
Alle Spiele52038:9
Heimspiele31025:6
Auswärtsspiele21013:3
Ligaspiele32016:4
Pokal-/Relegationsspiele20022:5

Der Ergebnisrückblick

1997/1998DFB-Pokal1. RundeChemnitzer FC - Karlsruher SC1:3 (1:1)
1999/20002. Bundesliga9. SpieltagKarlsruher SC - Chemnitzer FC1:2 (0:0)
1999/20002. Bundesliga26. SpieltagChemnitzer FC - Karlsruher SC3:1 (1:0)
2000/2001DFB-Pokal1. RundeKarlsruher SC - Chemnitzer FC2:1 (1:0)
2012/20133. Liga16. SpieltagChemnitzer FC - Karlsruher SC1:2 (1:2)