Dienstreise zur "Festung Müllerwiese" …
von Timo Görner
… und das ist kein Scherz. Die auswärtsschwache FSV Budissa Bautzen ist seit über ½ Jahr im eigenen Stadion unbesiegt, auch der Staffelprimus aus Cottbus blieb in der Frühjahrsrunde 2018 bei den Schwarz-Weißen sieglos. Die Aufgabe muss deshalb mit vollster Konzentration und Leistungsbereitschaft angegangen werden.
Werdegang der FSV Budissa Bautzen:
Nach der Saison 2007/2008 trennten sich die Wege nach 4 Punktspielen im Liga-Betrieb wieder, der CFC schaffte als Zweiter hinter dem Halleschen FC den Sprung in die neue Regionalliga Nord. Der FSV Budissa verblieb als 14. in der nur noch fünftklassigen Oberliga Nordost Süd. 2014 gelang nach den Plätzen 9, 2, 3, 9, 2 dann mit 6 Punkten Vorsprung auf den SSV Markranstädt die ersehnte Rückkehr in die 4. Liga mit dem Aufstieg in die Regionalliga Nordost. In der kämpften die Lausitzer dann bislang jede Saison gegen den Abstieg, kamen auf den Rängen 13, 13, 17 und zuletzt 14 ein. 2016/2017 reichte der vorletzte Platz bei lediglich mageren 18 Punkten nur zum Verbleib in der Staffel, da sich mit dem FC Schönberg und RB Leipzig II zwei Mannschaften aus dem Spielbetrieb der Spielklasse zurückzogen und letztendlich durch Jena als Aufsteiger in Liga 3 und keinen Absteiger aus dieser im Nordosten keiner eine Etage runter musste. Die Wurzeln reichen bis ins Jahr 1904 als "FC Budissa" und kurze Zeit später "SV Budissa 04". Nach dem 2. Weltkrieg wurde auch hier der Sport neu organisiert, ab 1950 firmierte man als "BSG Motor Bautzen" mit dem Waggonbau Bautzen als Träger. Die BSG bewegte sich als "Fahrstuhlmannschaft" zwischen der zweitklassigen DDR-Liga und darunter Bezirksliga und Bezirksklasse. Nach der "Kehre" wurde sich als "Fußballspielvereinigung Budissa" neu aufgestellt, 1990 in der Bezirksliga Dresden und später Landesliga. 2005 ging es hoch in die Oberliga und 2014 in die Regionalliga Nordost.
Die letzte Saison unseres Gegners:
Erst am letzten Spieltag rettete sich der FSV sicher ins Ziel, mit dem 1:0 im "Abstiegs-Endspiel" bei Altglienicke, was Rang 14 bedeutete. Bei Remis oder Niederlage hätte man auf den Aufstieg der Cottbuser in die 3. Liga hoffen müssen. Die ersten Spiele verliefen ordentlich, nach 7 Spieltagen wurden 11 Punkte und Platz 8 verbucht. Der Start ging daneben in Neugersdorf (0:3). Zwei 1:0-Heimsiege gegen Neustrelitz und Aufsteiger Chemie folgten wie ein 1:0 in Meuselwitz neben dem 1:3 in Cottbus. Zur Winterpause blieb das Ziel "vorzeitiger Klassenerhalt" realistisch, mit 24 Zählern und ausgeglichenem Saldo von 6-6-6 wurde ein stabiler Platz im gesicherten Mittelfeld bei 11 Punkten zum 16. erreicht. Auf eigenem Platz wurde nur 1 Niederlage kassiert, gegen Fürstenwalde (1:2). Kompensiert durch weitere Dreier gegen Altglienicke (3:1) und Neugersdorf (3:0) im Rückspiel. Auf Reisen lief es schlechter bei 2 Siegen gegen 5 Niederlagen, aber nicht abstiegsreif trotz 5:17 Tore. Schmerzlich das 0:5 beim BFC Dynamo. Im Sachsenpokal ging es gleich 2x nach Leipzig mit gutem Ende bei Lok (3:0) im Achtelfinale und Aus bei Pokalsieger Chemie (0:1) eine Runde später. Für die Frühjahrsrunde sollten die Abstiegssorgen zeitnah beseitigt werden. Es wurde noch mal richtig eng, die Formkurve ging erst mal nach unten. 9 Spiele ohne Sieg bei 4 Punkten mussten zunächst registriert werden, vor allem offensiv ging wenig mit 3:12 Treffern. Zwei Heimsiege gegen Babelsberg (3:1) und Luckenwalde (4:1) wie auch das überraschende 1:0 in Nordhausen ließen die Ostsachsen Schlimmeres verhindern. Nach dem 1:5 in Halberstadt kam es zum "Showdown" in Berlin. Es reichte letztendlich. Budissa zu Hause weiter solide mit am Ende lediglich 2 Pleiten, auswärts schoss hingegen lediglich Absteiger Chemie weniger als 9 Tore. Kassierten nur die Absteiger Luckenwalde und Neustrelitz mehr als 35 Tore.
Delegierungen für diese Saison bislang:
Es gab einen veritablen Umbruch mit 11 Ab – und 12 Neuzugängen.
In der Abwehr ging Linksverteidiger Tobias Heppner (24) zu Aufsteiger Bischofswerda. Im Mittelfeld zog es Paul Milde (23) bekanntermaßen zum CFC, Franz Pfanne (23/Rödinghausen) in die West-Staffel. Josef Müller (20) ging ohne Ziel. Stürmer Max Gehrmann (23/2) wechselt eine Liga tiefer zum FC Einheit Rudolstadt in die Oberliga Nordost Süd. Der Rest spielte keine oder keine wichtige Rolle.
Neu im Tor ist Christopher Schulz (23/SpVgg. Bayern Hof), beim Bayern-Ligisten Nr. 1. Ehemals U19 des CFC und danach kurz beim 1. FC Lok Leipzig. Vom gleichen Verein kam Philipp Dartsch (24), ebenfalls mal Himmelblau in der A-Jugend und II. Eric Merkel (22) spielte in Bischofswerda, Denny Krahl (27) in Meuselwitz. Alexander Schidun (28/Einheit Kamenz) war in der Landesliga Sachsen aktiv. Marcel Bär (19/Dynamo Dresden U19) ist aus dem Nachwuchsbereich wie auch Moritz Noack (18) aus der FSV-U19. Im Mittelfeld wurden Michael Schlicht (24/Schweinfurth) aus der Regionalliga Bayern und Hannes Mietzelfeld (24) von Ligarivale Neugersdorf geholt, dazu ein weiterer Nachwuchsspieler mit dem Polen Mateusz Ciapa (18) aus der A-Jugend des 1. FC Magdeburg. Schlicht dürfte noch aus seiner Zwickauer Zeit von 2014 bis 2017 bekannt sein, verlor nach Meniskusverletzung Mitte November 2017 den Anschluss bei den Franken. Im Angriff komplettieren der Tscheche Marek Langr (23), auch aus Kamenz, und Niclas Treu (21/Lüneburger SK Hansa) aus dem Nord-Bereich der 4. Liga den Kreis. Langr empfahl sich beim Oberligisten Einheit Kamenz mit 12 Toren. Treu gelang beim Ex-Verein nicht der Durchbruch. Bis auf Schlicht keine bekannteren Namen.
Der Trainer:
Ist der "Star" unseres Gegners. Stationen als Spieler nach dem Weggang vom Heimatverein Dynamo Dresden Dezember 1992 waren Galatasary Istanbul, Jena, Hannover, dann der CFC mit dem Abstieg aus Liga 2 anno 1996 und noch 3 Jahre erneut bei der SGD mit unrühmlichem Abgang. August 2003 der Start als Trainer beim FC Oberneuland. 2006 ging es für 7 Jahre zum mittlerweile aufgelösten TuS 1906 Heeslingen, den er 2010 zum Vizemeister der Oberliga Niedersachsen Ost führte und in die neue Oberliga Nord. Nach Lizenzentzug 2013 und Zwangsabstieg in die Landesliga verließ "Horschtl" den später aufgelösten Club. Ging als Trainer und sportlicher Leiter 2014 nach Neustrelitz. Ende Oktober 2014 die Beurlaubung. Er hat seit März 2017 das Sagen.
Die Mannschaft:
Im Tor ist Kapitän Maik Ebersbach (28) die klare Nr. 1 seit seinem Wechsel zur FSV Juli 2017. Aus der A-Jugend des CFC stammend ging es 2013 zum VFC Plauen, nach Auerbach und 2016 in die 2. Liga nach Aue. Dort wurde der Vertrag Ende Januar 2017 aufgelöst. Dahinter kommt Christopher Schulz (23). In der Innenverteidigung sind der Tscheche Pavel Patka (31) und Martin Hoßmang (32) Eckpfeiler. Auf Rechts kam Sepp Kunze (29) in den ersten 4 Spielen zum Einsatz. Auf Links Denny Krahl (27). Jonas Mack (21) wiederum wurden auf beiden Seiten aufgeboten. In Halberstadt hieß die Viererkette Mack – Patka – Hoßmang – Krahl. Im jungen defensiven Mittelfeld haben sich Johann Weiß (21) und überraschend der Pole Mateusz Ciapa (18) etabliert. Der Ex-Zwickauer Michael Schlicht (24) durfte sich mehrmals in der offensiven Zentrale und den Außen beweisen. Eric Merkel (22) war zuletzt auf Links gesetzt. Niclas Treu (21) wechselte die Seiten. Routinier Tony Schmidt (30) ist der Mann hinter den Spitzen. Mit 2 Toren und 4 Vorlagen der torgefährlichste Kicker unseres Gegners vor Johann Weiß (2). Bringt die Erfahrung aus 47 Spielen in der Liga 3 für Halle und 6 für Dynamo Dresden mit. Im Sturm konnte sich Kevin Bönisch (24/1) etablieren. Der Tscheche Marek Langr (23) kam über die Joker-Rolle nicht hinaus. 21 Spieler mit 2 Keepern sind das kleinste Aufgebot der Liga, 24,3 Jahre im Schnitt. Mit Treu, Weiß, Mack, Merkel, Ciapa spielen mehrere noch junge Akteure eine beachtliche Rolle im Team.
Die Bilanz gegen die FSV Budissa Bautzen:
Spricht zu 100% für den CFC, der in allen 7 Pflichtspielen als Sieger den Rasen verließ. 3x stand man sich im Sachsenpokal gegenüber, zuletzt am 11.11.2016, als die Himmelblauen erst im Elfmeterschießen den Einzug ins Halbfinale perfekt machten. Dabei ein 2:0 verspielten und in der Verlängerung in Rückstand gerieten. Um Punkte steht es 10:0 an Toren, in Bautzen hieß es 3:0 und 2:0 wie auch im eigenen Stadion.
Die aktuelle Saison bislang:
Mit dem bisherigen Verlauf können die Ostsachsen durchaus zufrieden sein, man steht im derzeit sicheren Mittelfeld und konnte mit dem BFC Dynamo und 1. FC Lok Leipzig 2 ambitionierte Mannschaften hinter sich lassen. Gelungen der Auftakt mit einem 2:0 gegen den FC Viktoria. Nach dem 1:1 im Derby in Bischofswerda und dem erneuten 2:0 zu Hause – diesmal gegen Schlusslicht Fürstenwalde wurden starke 7 Punkte verbucht. Das gute Niveau wurde nicht gehalten, aus den letzten 5 Begegnungen gab es noch 4 Zähler. Auswärts setzte es 3 Niederlagen in Folge ohne Treffer in Babelsberg (0:4), Erfurt (0:3) und schmerzlich Halberstadt (0:3). Dafür sind die Budissen im eigenen Stadion unbesiegt, holten gegen den BFC (1:1) und Auerbach (1:0) die Zähler, welche den Absturz in den Tabellenkeller verhinderten. Bemerkenswert, die letzte Pleite auf eigenem Platz datiert mittlerweile vom 10.03.2018. Die FSV stellt die drittbeste Heimmannschaft, punktgleich mit Nordhausen. Stark die Defensive mit erst 1 Gegentreffer. Auswärts ist dafür Sand im Getriebe, gelang erst 1 Remis in 4 Spielen bei 1:9 Toren. Im Sachsenpokal geht es in Runde 3 voraussichtlich am 13.10.2018 zum Oberligisten VFC Plauen, eine durchaus schwierige Aufgabe.
Das Krankenlager/Strafbank/Parteistrafen:
Aktuell ist hier nichts bekannt.
Prognose:
Es bleibt wohl beim Abstiegskampf, am Ende sollte man aber wieder drin bleiben und diesmal nicht bis zum letzten Spieltag bzw. darüber hinaus zittern müssen. Allerdings sollte auswärts zugelegt werden.
Das Umfeld:
Mit dem Aufstieg des Bischofswerdaer FV 08 ist die Oberlausitz mittlerweile durch 3 Vereine nach der FSV Budissa und dem FCO Neugersdorf vertreten. Das in einem Umkreis von ca. 65 km. Mehr Konkurrenz für den Verein aus der historischen Hauptstadt der Region, der Ex-DDR-Oberligist von 1989 ist nur 15 km entfernt. An Zuschauern, aber vor allem Sponsoren. Vergangene Saison kamen im Schnitt 544 zu den Spielen ins "Stadion Müllerwiese". Neugersdorf lag hier deutlich darunter mit 384. Staffelsieger Chemie Leipzig mobilisierte 1.354, Cottbus 1.345 an, der 1. FC Lok 1.163. Auch in Bautzen macht sich das Fehlen der aufgestiegenen Clubs aus Magdeburg, Zwickau, Jena bemerkbar. Derzeit wird ein Zuspruch von 460 pro Spiel vermeldet. Am besten schnitt der BFC Dynamo mit 615 zahlenden Besuchern ab. Am Sonntag sollte bei gutem Wetter diesmal mit rund 500 bis 550 Einheimischen zu rechnen sein im Stadion an der Humboldtstraße mit der Budissa über eine solide Spielstätte verfügt. 2000 bis 2002 wurde noch mal kräftig an der Anlage gewerkelt und 4,2 Mio. € investiert, fand ein fast kompletter Um – und Neubau statt. Seitdem verfügt man über einen Naturrasenplatz, Beregnungsanlage, Flutlicht, Sanitär- und Funktionsräume sowie sechsspurige Leichtathletikanlage. Dazu kommen im Umfeld vom Hauptplatz noch 2 Kunstrasenplätze. Dem Verein steht seit Juli 2014 Ingo Frings vor, zuvor fungierte der Rechtsanwalt als Chef des Aufsichtsrates. Unter dem Dach des Nachwuchszentrum Humboldthain spielen insgesamt 12 Jugendmannschaften von F bis A-Junioren, letztere wie auch die C-Junioren in der Landesliga Sachsen.