"Ost-Classico" gegen den Gast aus Thüringen, der noch kleine Hoffnungen …
von Timo Görner
… auf den Staffelsieg hat. Jena muss unbedingt gewinnen, hat deutlich mehr Druck als der CFC. Die Chancen stehen 50/50, die Duelle mit unserem Gegner vom Freitag waren stets umkämpft und selten deutlich.
Das aktuelle Spieljahr unseres Gegners:
Das Ziel war klar, Staffelsieg und Wiederaufstieg in die 3. Liga. Noch machbar, 6 Punkte und 17 Tore – also eigentlich 7 Zähler auf den Tabellenführer sind aber in noch 4 Spielen schwer zu knacken. Ein Remis oder gar Niederlage am Freitag dürfte das Aus aller Hoffnungen bedeuten.
Aus heutiger Sicht blieb der schwache Start in die Saison mit 1 Punkt aus 3 Spielen ein Rucksack, den man im Kampf um die Spitze nicht ablegen konnte. Parallel holte der BFC alle 9 Punkte, bezeichnend. Auch ein überraschender Trainerwechsel inmitten einer starken Serie brachte letztendlich nicht so richtig den gewünschten Effekt.
An Spieltag 4 gelang der erste Sieg, in Eilenburg (3:1), einer von 6 Siegen, mit denen Jena das Feld von unten aufrollte. Highlight das 5:0 gegen Tasmania, 3:0 gegen Lichtenberg. Auch in Babelsberg (2:0) zu gewinnen, ist nicht so einfach. Glücklich der Heimsieg in letzter Minute gegen Chemie, das dritte entscheidende Tor entsprang einem strittigen Elfmeter.
Durchwachsene Vorstellungen in Luckenwalde (0:0) und bei Hertha BSC II (2:2) folgten, die Chefetage befand den Trend unbefriedigend und setzte unverhofft Coach Dirk Kunert vor die Tür. Der neue Coach, den niemand auf dem Zettel hatte, startete mit einem vollen Erfolg, der BFC wurde mit 2:0 besiegt. In Rathenow ging es weiter mit 3 Punkten.
Bis zur Winterpause verdunkelten noch mal die Wolken, ohne Sieg gegen Cottbus (0:1) und uns, dazu 1:4 bei Tennis Borussia. Die sich verzogen mit 3 Siegen, gegen die Kellerkinder Auerbach, Fürstenwalde und einen angeschlagenen BAK. Ordentliche Ausgangsposition als 4., 5 Punkte zum BFC. Daran hat sich bis heute wenig geändert.
Die Bilanz 2022: 14 Spiele – 9 Siege – 2 Remis – 3 Niederlagen. Nicht ausreichend um einen recht konstanten BFC abzufangen. Im eigenen Stadion schmerzten Pleiten gegen Lok (2:3) wie das 0:1 gegen Herthas II., die 2. Niederlage in 3 Spielen nach dem 2:3 in Leutzsch. Die Chance auf Platz 1 nährte das 2:1 beim Primus und dessen Patzer in Auerbach. Gegen Rathenow lief die Offensive zur Hochform auf, das "Kellerkind" holte sich ein 2:6 ab.
Die Ost-Thüringer heimstark, holten trotz 4 Niederlagen 40 Punkte durch 13 Siege. Nur 1 Punkt weniger als die Weinroten. 1 Spiel endete Remis, das Hinspiel. Das Problem liegt auswärts, nur 8 der 16 Spiele wurden siegreich absolviert. Herausragend die Siege in Cottbus, beim BFC. 10 erzielten auf Reisen mehr Tore. 64:31 Tore insgesamt sind fünftbeste Offensive und zweitbeste Defensive.
Die Chancen, auch kommende Saison im DFB-Pokal zu spielen, stehen gut. Am 21.05. steht das Finale gegen Meuselwitz an, Erfurt-Bezwinger im Halbfinale. Jena buchte das Ticket durch ein 3:1 bei der Spvgg. Geratal aus der siebtklassigen Verbandsliga.
Delegierungen seit dem Hinspiel:
Es gab nur 1 Veränderung, Theodor Bergmann (25) verließ Ende Januar den Verein. Zuvor suspendiert, als Grund wurde von "Unregelmäßigkeiten beim Impfnachweis" gemunkelt. Ironie der Geschichte, er ging zum BFC. Dort allerdings keine Stammkraft.
Die sportliche Leitung:
Andreas Patz (38) ist seit einem ½ Jahr der Chef der 1. Mannschaft, folgte auf die umstrittene Beurlaubung von Dirk Kuhnert. Seine Bilanz in der Liga: 22 Spiele – 14 Siege – 3 Remis und 5 Niederlagen. René Klingbeil (41) ist weiter der Co-Trainer neben Munier Raychouni (35). Ex-Keeper Nico Hinz (36) betreut die Torhüter.
Tobias Werner (36) ist der Sportdirektor, stand nach dem Trainerwechsel teils in der Kritik. Chris Förster (45) dient dem Verein als hauptamtlicher Geschäftsführer der GmbH.
Das Kollektiv:
Im Tor gibt es einen Zweikampf zwischen Tom Müller (20) und Lukas Sedlak (22). Müller ist bei den Fans umstritten, die Sympathien gehören eher "Eigengewächs" Sedlak, der 2012 aus Meiningen zum FC kam. Ebenfalls aus der eigenen Jugend stammt Alexios Dedidis (20), Nr. 3 und eingesetzt nur in der II. Mannschaft der Oberliga. Am Freitag dürfte Sedlak im Tor stehen.
Als Innenverteidiger haben Kapitän Bastian Strietzel (23/2), Maurice Hehne (24/1), Dennis Slamar (27/1) die besten Karten vor Burim Halili (23). Die 3 Erstgenannten mit Drittligaerfahrung. Auf Links der 3. Ex-Zwickauer René Lange (33/2), wie beim FSV als Vorlagengeber stark – 6-mal. Schwer für Marcel Hoppe (22) auf dieser Position. Rechts ist der US-Amerikaner Lucas Stauffer (26) gesetzt, ebenfalls offensiv aktiv als 5facher Vorbereiter. Dahinter kommt Kevin Wolf (26).
Als "6er" zählte Matti Langer (32) bis zum Tasmania-Spiel zu den Stammkräften, danach ohne Einsätze und mittlerweile nicht mehr im Kader. Nebenmann Justin Schau (23) ist weiter dabei. Patrick Scheder (19) gilt als "Perspektivspieler". Leon Bürger (22) ist ein weiterer Akteur in der Mittelfeld-Zentrale, in beide Ausrichtungen. Bereitete 3 Treffer vor.
Prunkstück der Angriff mit mehreren herausragenden Akteuren. Allen voran Mittelstürmer Fabian Eisele (27), der 18-mal getroffen hat. In den letzten beiden Begegnungen mit "Doppelpack". Maximilian Wolfram (25) als Spitze dahinter wurde 12-mal Torschütze. Der Grieche Vasilios Dedidis (22/5) auf Eiseles Position ist "Joker". Rechtsaußen Maximilian Oesterhelweg (31/7) beeindruckt als Tor-Vorlagengeber, da für 12 Tore verantwortlich. Maximilian Krauß (25/7) bedient den linken Flügel. Gesetzt vor Felix Drinkuth (27/2) und Alexander Prokopenko (20/2). Der Jena am Saisonende verlassen wird.
23 stehen im Kader, weniger haben nur Lok und Rathenow. 24,4 Jahre im Schnitt sind fast exakt zum Liga-Schnitt.
Einkaufsbilanz:
13 Neuzugänge gab es bis heute.
Von denen konnten sich Tom Müller (Halle), Bastian Strietzel, Maurice Hehne (Zwickau), Leon Bürger (Braunschweig), Maximilian Wolfram (Ingolstadt), Maximilian Krauß (Unterhaching) überwiegend als Stammspieler empfehlen. Krauß und Wolfram sind für die Offensive Verstärkungen.
Der Rest spielte keine wichtige Rolle, Felix Drinkuth (Zwickau) hatte dabei Pech mit wochenlangem Ausfall wegen einer Meniskusverletzung. Gesamtfazit: durchaus gut verpflichtet.
Krankenlager / Strafbank / Parteistrafen:
Keeper Tom Müller (20) laboriert seit knapp 2 Wochen an einem Muskelfaserriss, fällt noch bis Anfang Mai aus, Linksverteidiger Marcel Hoppe (22/Handbruch) muss noch bis Ende April aussetzen. Sturmspitze Vasilios Dedidis (22) plagt sich mit einem Knöchelbruch.
Die bemerkenswerte Personalie hier betrifft aber Matti Langer (32). Der Ex-CFC-Kicker und Vize-Kapitän flog nach einer Auseinandersetzung mit dem Cheftrainer vor dem Rathenow-Spiel aus dem Kader. Wird wohl nicht mehr für die Thüringer auflaufen. Zwar hat er noch Vertrag bis Ende 2022/2023. Die Wege werden sich dennoch bald trennen.
Perspektive für das Spieljahr:
Um am Ende doch noch auf Rang 1 zu landen, müssen noch alle restlichen Spiele gewonnen werden. Dazu darf der BFC nicht mehr als 5 bis 6 Punkte holen. Zumindest eins von Beiden erscheint eher unwahrscheinlich. Am Ende sollte es bei Platz 2 oder 3 bleiben.
Die Bilanz gegen den FC Carl Zeiss Jena:
Bereits 77 Duelle gab es, ein echter Klassiker. 24 Siege für uns und 28 für die Thüringer sind verbucht. Deutlich die jeweiligen Heimbilanzen. Jena konnte nur 3 Spiele bei uns gewinnen, zuletzt im Herbst 2005 mit 3:1 in der damals drittklassigen Regionalliga. Danach hieß es 1:1, 1:0, 3:2. 18-mal verließ Himmelblau den Platz als Sieger bei 53:34 Toren. An den Kernbergen wiederum gab es in 25 Gastspielen nichts für uns, 6 Begegnungen wurden gewonnen. 84:115 Treffer fielen aus unserer Sicht.
Das Umfeld / Stimmung / Wirtschaft:
Die 3. Liga bleibt weiter klares Ziel, als Zwischenstation zurück in die 2. Bundesliga nach dem Abstieg 2008. Auf Dauer kann die 4. Liga nicht die Heimat des EC-Finalisten von 1981 und mehrfachen DDR-Meisters wie Pokalsiegers bleiben, auch angesichts der Investitionen in das neue Stadion. Das DFL-tauglich sein wird, heißt mit 15.000 Zuschauern auch in der 2. Bundesliga eine Genehmigung bekommen würde.
Anfang März beschloss der Verein seine Neuausrichtung. Lars Eberlein als Mitgesellschafter der JENARENA GmbH & Co.KG betrat die Welt des Regionalligisten. Übernahm die Hälfte der von Roland Duchatelet gehaltenen Anteile an der Spielbetriebs GmbH für 1,95 Mio. €, welche in die Kapitalrücklage des FCC einflossen. Die JENARENA GmbH & Co.KG wiederum ist Gesellschafter der Ernst-Abbe-Sportfeld Betriebsgesellschaft. Eberlein verneint den Willen, aus der Investition Gewinn zu machen, sieht sich und seine eigenen Partner als Unterstützter des Clubs.
2.142 Zuschauer sahen die Heimspiele im Schnitt, mehrere Spiele fielen den Einschränkungen aufgrund der Pandemie zum Opfer bzw. musste mehrmals potentiellen Stadionbesuchern der Einlass aufgrund der staatlichen Maßnahmen verweigert werden. Gegen Lok und Eilenburg waren die Ränge komplett leer. Die besten Zahlen brachten die Auftritte des BFC (3.963), FC Energie Cottbus (3.817) und unserer Mannschaft mit damals 3.107. Gegen Rathenow kamen zuletzt 2.668.