Punktspielabschluss mit gemischten Gefühlen …
von Timo Görner
… aus mehreren Gründen, die bekannt sind. Für den CFC die Generalprobe vor dem Sachsenpokalfinale beim 1. FC Lok. Zudem die Chance, die miese Bilanz gegen den Ex-Drittligisten aus der Hauptstadt aufzubessern.
Die aktuelle Saison bislang:
Zur Winterpause steckte der Drittligaabsteiger noch im Abstiegskampf, dass man nicht oben würde mitmischen war den Verantwortlichen nach dem enormen Umbruch und angesichts der starken Konkurrenz in der Staffel klar. Dennoch sah man sich zumindest jenseits der Abstiegszone. Im Frühjahr sollte nach dem leichten Aufschwung gegen Ende 2022 dann aber die endgültige Trendwende ins gesicherte Mittelfeld gelingen, so das derzeit noch Platz 11 machbar ist.
Aus den 15 Spielen der Herbstrunde 2022 wurden 17 Punkte eingefahren, 4 Zähler vor dem ersten vermeintlichen Abstiegsplatz 16. Die ersten Partien zäh, in 7 Begegnungen holten die Lichterfelder 6 Punkte. Ordentlich die ersten Duelle in Jena (1:1), gegen Lok (2:2). Es folgten zwei knappe Niederlagen im Derby bei Hertha BSC II (2:3) und gegen Babelsberg (0:1). Die Laune verhagelte zudem das 0:5 in Greifswald, 1 Sieg stand zu Buche gegen Abstiegskandidat TeBe (2:1). Gegen Meister BFC rettete das Tor in Minute 90+2 den einen Zähler.
Was dann erstmal fehlte, war die Konstanz, dazu Zählbares in 3 Punkten gegen die Mannschaften von der Tabellenspitze. Heimpleiten gegen Erfurt (1:2) und Chemie (0:2) und das 1:2 in Cottbus wurden verbucht, wobei jeweils mehr drin war und Viktoria nicht chancenlos. Ebenso akzeptabel das 1:1 bei Altglienicke. Wichtig, um nicht ganz unten reinzurutschen, die knappen 1:0-Siege bei Lichterfelde und in Halberstadt sowie das 2:0 gegen Meuselwitz zum Abschluss 2022.
Das Frühjahr 2023 kann sich sehen lassen, aus 18 Begegnungen holten die himmelblauen Hauptstädter 31 Punkte. Starteten mit dem 3:0 gegen uns eine Serie von 7 Spielen ohne Niederlage, wobei 6-mal gewonnen wurde. Stark das 1:0 bei Tabellenführer Erfurt wie 3:0 beim BFC. Der Dreier in Thüringen beendete erstmal den Höhenflug. Nur 1-mal konnte noch gejubelt werden, beim 3:2 in Luckenwalde. Dagegen standen zuletzt 3 Pleiten in Folge, im eigenen Stadion holten sich Lichtenberg (2:4) und der BAK (1:3) die Erfolge. Enttäuschend zudem das 1:2 in Meuselwitz.
Unter den Möglichkeiten, aber so richtig, das Pokal-Aus bei Oberligist TuS Makkabi Berlin (2:3), vor allem, weil mit dem BFC Dynamo ein starker möglicher Endspielgegner blamabel mit 1:5 bei Sechstligist Sparta Lichtenberg rausgeflogen war. Somit ging die Teilnahme am DFB-Pokal 2023/2024 vorzeitig flöten.
Auswärts ist Viktoria diese Saison deutlich besser als zu Hause, ist sechstbestes Team mit gutem Saldo von 8-3-5 und 24:21 Toren. Die Defizite liegen im eigenen Stadion, Rang 15 mit 4 Siegen in den 17 Heimspielen und 7 Niederlagen. 46:46 Tore sind offensiv Mittelfeld der Liga (11.) – wie der CFC übrigens. Defensiv fast analog (10.). Positiv: der denkbare Durchmarsch runter in die Oberliga als Worst Case wurde sicher verhindert. Negativ: das Aus im Berlin-Pokal, die durchwachsene Herbstrunde und die letzten 7 Partien mit nur noch 5 Zählern.
Delegierungen seit dem Hinspiel:
Es gab keine Veränderungen seit dem verspäteten Spiel am 15.02.2023.
Die Sportliche Leitung:
Semih Keskin (34) hat auch diesmal das Sagen als Cheftrainer. Bernd Nehrig (36) ist weiter der Co-Trainer, bis Sommer 2022 Viktoria-Kicker und zuvor vor allem bekannt aus den Stationen VfB Stuttgart, Greuther Fürth und Eintracht Braunschweig. Ex-Union-Keeper Daniel Haas (39) betreut die Torhüter.
Peer Jaekel (40) ist der Geschäftsführer Sport, Rocco Teichmann (37) fungiert als sportlicher Direktor.
Das Kollektiv:
Aktuelle Nr. 1 im Tor ist Maximilian Kinzig (19), vor Marten Schulz (19) und Niklas Petzsch (18). Ein damit ziemlich junges Trio im Kasten des FCV.
Viktoria spielt mit einer Dreierkette im 3-4-2-1. In der sind der Bosnier Mladen Cvjetinovic (19), Tobias Gunte (26/3), der Togolese Nikell Touglo (21/1), Fatih Baca (23/3) die wichtigsten Akteure. Als gelernter Linksverteidiger steht Jonas Kühn (21) zur Verfügung, Rechts Junis Anders (19).
Im zentralen defensiven Mittelfeld verdienten sich Iba May (24), Berk Inaler (23/3) den Status "Stammkader". Inaler mit 7 Torbeteiligungen. Dahinter kommt Diren-Mehmet Günay (20/1). Auf der rechten Außenbahn hat sich die "Leihgabe " Laurenz Dehl (21/3) etabliert. Die Nase vorn gegen Oliver Maric (20). Links hat man mit Moritz Seiffert (22/4) einen der herausragenden Kicker auf dieser Position in dieser Liga mit bereits 8 Vorlagen. Gesetzt vor dem Nigerianer Eke Uzoma (33/2). Die Angreifer bedient zentral der Georgier Shalva Ogbaidze (20/2) – 5-mal Vorbereiter.
Der Leistungsträger im Sturm ist Mittelstürmer Christopher Theisen (29/10). Im Hinspiel herausragend mit je 1 Tor und Vorlage. Nur wenig schlechter ist Phil Harres (21/8). Als Nr. 3 gilt Batikan Yilmaz (23/1). Neben Kühn der zweite, der von Dynamo Dresden kam. Die beste Quote hat hinter den Spitzen Enes Küc (26/7), der noch in 9 Fällen aufgelegt hat. Auf dem rechten Flügel soll Jeronimo Mattmüller (20) agieren, links wiederum Samir Werbelow (22).
Viktoria stellt eine sehr junge Mannschaft, 22 Jahre im Schnitt unterbieten nur TeBe und Hertha BSC II. Wie beim CFC stehen 25 im Kader.
Einkaufsbilanz:
Der Umbruch nach dem Abstieg aus der 3. Liga war gewaltig, 23 kamen bis heute neu dazu.
Von denen konnten sich Marcel Köstenbauer (Austria Klagenfurt), Nikell Touglo (Fortuna Düsseldorf), bis zum Ausfall Jonas Kühn, Phil Harres (beide Dynamo Dresden), Fatih Baca (Berliner AK), Mladen Cvjetinovic, Maximilian Kinzig (U19), Berk Inaler (Altglienicke), Iba May (Eintracht Braunschweig), Laurenz Dehl (Union Berlin) dauerhaft oder fast immer als Stammspieler etablieren.
Die anderen waren meist Ergänzungsspieler, mehrere haben den Verein während der Saison verlassen wie Yousef Emghames (Berliner AK). 6 kamen aus der eigenen U19. Am Besten läuft es für Mladen Cvjetinovic, der sich sogar als Kapitän durchgesetzt hat.
Alles in allem nicht so schlecht, wenn man das Alter der Neuzugänge betrachtet: 20,7 gegen 24,6 der Abgänge.
Strafbank / Krankenlager / Parteistrafen:
Für Linksverteidiger Jonas Kühn (21/Kreuzbandriss) ist die Saison bereits seit Mitte Oktober 2022 beendet.
Die Bilanz gegen den FC Viktoria Berlin:
Sieht schaurig aus, 4 Spiele und 4 Niederlagen stehen zu Buche. In der Aufstiegssaison 2018/2019 hieß es 0:1 und 2:4. Danach mussten wir zu Hause ein 1:2 und das 0:3 im Februar diesen Jahres verbuchen.
Prognose:
Es bleibt beim aktuellen Platz. Interessanter wäre die kommende Spielzeit, die dürfte etwas weiter oben enden. Aber mit dem Staffelsieg dürfte man noch nichts zu tun haben.
Das Umfeld:
Der Verein hat den Abstieg nach nur 1 Jahr in der 3. Liga insgesamt ganz gut weggesteckt. Zumindest ging es ab 2023 wieder zurück ins "Stadion Lichterfelde" am Ostpreußendamm. Die Heimstätte, die man in der dritthöchsten Spielklasse gegen den "Friedrich-Ludwig-Jahn"-Sportpark im Osten der Stadt eingetauscht hatte. Der Schnitt dort lag bei 1.906, bei den "Kassenschlagern" gegen Magdeburg mit 4.334 oder 1860 München, die 3.398 anlockten. Diese Spielzeit sind es veritabel weniger, für 2022/2023 werden 711 im Mittelwert vermeldet. Den besten Zuspruch gab es gegen Cottbus bei 1.462, vor dem BFC (1.075) und Lok (975). Gegen den CFC strömten 515 durch die Stadiontore. Das "Hammerlos" im DFB-Pokal gab es so nicht, aber wenigstens 1. Bundesliga mit dem VfL Bochum: 5.573.
Die Rückkehr in die 3. Liga wird nicht mit aller Macht angestrebt, primär soll weiter an Infrastruktur und der bekannt großen Nachwuchsabteilung gearbeitet werden. Interessantes, was den Frauenfußball beim FC Viktoria anbelangt, da gibt es größere Ambitionen. In 5 Jahren will man die Frauen-Regionalmannschaft in die Bundesliga bringen. Das Ziel von Unternehmerin und Investorin Verena Pausder. Im Juli wurde das Team übernommen, mit 5 Co-Gründerinnen und Investorinnen. Teilweise bekannte Größen. Eine GmbH wurde gegründet, strukturell etwas anders als meist üblich. Der Verein selber ist nur mit 1 % beteiligt. Ein Projekt, was durchaus umstritten ist. Aktuell sind die himmelblauen Damen Tabellenführer der Regionalliga Nordost, vor dem 1. FC Union Berlin. Bei den Damen die dritthöchste Spielklasse im Gegensatz zu den Herren.
Wie bekannt haben wir den gleichen Hauptsponsor, darunter gibt es 2 Exklusiv-Partner mit dem Ausrüster und einem bundesweit agierenden Unternehmen für Aufzüge sowie weitere "Premium-Partner" und kleinere Sponsoren. Hier ist der FC Viktoria solide aufgestellt. Änderungen gab es zuletzt in der Führungsebene. Geschäftsführer Peer Jaekel verließ den Club Richtung "SEH Sports & Entertainment Holding", der Firma des Investors. Engagiert noch bei SK Austria Klagenfurt und dem kroatischen Verein HNK Šibenik. Bleibt den Berlinern damit also doch noch indirekt erhalten. Dafür rückte Rocco Teichmann als sein Nachfolger auf.
