CFC will ersten Sieg gegen gut gestartete Babelsberger …
von Timo Görner
… die bei immerhin 9 Punkten aus den ersten 4 Spielen stehen. Wieder wird es schwierig, Zählbares einzufahren. Aber nicht unmöglich.
Die letzte Saison:
Am Ende reichte es zu Platz 10, jenseits von Auf – und Abstiegskampf. Dabei sah es nach den ersten 12 Spieltagen so aus, als ob man ernsthaft oben angreifen kann. 25 Punkte waren eine sehr gute Ausbeute, als Vierter nur 3 Zähler hinter Tabellenführer BAK. Grundlage war das starke Abschneiden als Gastmannschaft. 5 der 6 Spiele auf Reisen wurden gewonnen, nur 1-mal verloren. Herausragend dabei das 5:1 in Halberstadt. In Berlin lief es hervorragend mit den Siegen bei Hertha BSC II, Viktoria, TeBe (jeweils 1:0) und in Greifswald (2:0). Zu Hause 03 ungeschlagen, aber auch nur mit 2 Siegen in 6 Spielen.
Der Knick ausgerechnet gegen den CFC. Die Potsdamer gerieten ins Trudeln, verloren die folgenden 4 Pflichtspiele. Heftig das 2:6 in Erfurt, schmerzlich die Derbyniederlagen gegen Cottbus (0:1) in der Liga und Pokal (1:2). Von Rang 4 mit Tuchfühlung zur Tabellenspitze ging es runter ins Niemandsland auf 8 mit 8 Punkten Rückstand. Auch wenn Rang 1 nicht das Saisonziel war, die Negativentwicklung sorgte für Unmut. Zumal das Ziel Gewinn des Landespokals für den DFB-Pokal 2023/2024 schon früh zu den Akten gelegt wurde.
Das Jahr 2023 ging holprig weiter. Aus den ersten 7 Partien holten die Blau-Weißen magere 5 Zähler. Ohne das Polster aus der Herbstrunde 2022 hätte das Abstiegskampf bedeutet. Einziger Dreier gegen Hertha BSC II – wieder 1:0. Zu Hause reisten Viktoria (0:2) und Greifswald (1:2) als Gewinner ab. Bei "kleinen Brandenburg-Derby" in Luckenwalde (1:3) lagen die 03er zur Halbzeit entscheidend hinten. Enttäuschend das 0:0 gegen "Schießbude" TeBe, glückloses Anrennen.
Danach ging der Trend in die richtige Richtung. Babelsberg legte eine starke Serie hin, blieb 9-mal ungeschlagen und konnten 5 Siege einfahren. Auswärts kam die alte Stärke aus dem Herbst 2022 wieder und blieb Berlin ein gutes Pflaster mit den vollen Erfolgen in Lichtenberg (1:0), bei Altglienicke und den Remis beim BAK (2:2) und BFC (1:1). Sogar in den Titelkampf wurde gegen Erfurt (2:0) und in Jena (0:0) eingegriffen, wenn auch nur indirekt. Ohne die Schwächephase Ende der Hinrunde und zu Beginn der Rückrunde sähe das Endergebnis deutlich besser aus.
Kritikwürdig die Heimbilanz, 5 Siege auf eigenem Platz sind zu wenig für die eigenen Ansprüche. Wenn gleich auch nur 6 Begegnungen verloren gingen. Das Plus der Mannschaft blieben die Gastspiele, nur 4 Teams holten hier mehr als die 28 Zähler. 46:41 Tore waren die zwölftbeste Offensive und sechstbeste Defensive.
Kommen und Gehen:
Es gab 8 Ab – und 9 Neuzugänge.
Leon Bürger (23/Verl) im zentralen Mittelfeld war "Leihgabe", kehrte nach den 6 Monaten zurück. Rechtsaußen Rudolf Ndualu (24/Cottbus) empfahl sich mit 7 Toren für den Meister aus der Lausitz, blieb nur 1 Jahr. Die Rückkehr zum Ausbildungsverein. Das die Akteure, die eine wichtige Rolle spielten. Dem Rest blieb es verwehrt. Erwähnenswert noch, dass Manndecker Marcus Hoffmann (35) seine Laufbahn beendete und Mittelstürmer Tom Nattermann (30) zu Absteiger TeBe wechselte.
Für das Tor wurde Linus Löffler (U19) hochgezogen. Für die Abwehr kamen Innenverteidiger Philipp Zeiger (33/Altglienicke), Linksverteidiger Malcom Scheibner (19/Mönchengladbach U19) und Gordon Büch (27), Rechts im "Doppelpack" mit Zeiger. Einziger Neuer im Mittelfeld zentral ist Andreas Pollasch (30/BFC Dynamo). Der Angriff sieht als Mittelstürmer "Leihgabe" Julius Hoffmann (19/Dresden), bei der SGD letzte Saison im Profikader – ohne Einsätze. Luca Schulz (24/Hansa Rostock II) spielt auf Rechtsaußen wie Ilir Qela (22/Havelse). Samir Werbelow (22/Viktoria Berlin) bedient den linken Flügel.
Zeiger und Büch waren bei der VSG feste Größen, Zeiger sogar der Kapitän. Pollasch das zeitweise bei den Weinrot-Weißen. Bei den Neuverpflichtungen sieht man ein Gewicht auf der Defensive.
Die sportliche Leitung:
Markus Zschiesche (41) ging in seine zweite Saison als 03-Cheftrainer. Sein Vertrag läuft noch bis Ende der Spielzeit. Seine Bilanz bislang: 37 Spiele – 16 Siege – 10 Remis – 11 Niederlagen bei 55:42 Toren. Ronny Ermel (38) bleibt wie bei TeBe zuvor der Co-Trainer. Marvin Gladrow (33) betreut die Torhüter.
Philip Saalbach (34) fungiert als Sportlicher Leiter und Leiter der Lizenzspielerabteilung. Marcus Petsch (57) wirkt als Mannschaftsleiter.
Die aktuelle Saison:
Wie im Vorjahr kam man sehr gut aus den Startlöchern. Im eigenen Stadion wurden die thüringischen Vereine aus Meuselwitz und Jena jeweils 2:1 besiegt. Der ZFC kam erst in der Nachspielzeit zum Anschluss. Ebenso knapp der Dreier in Eilenburg, nach 73 Minuten das "Goldene Tor". Der Höhenflug wurde im ersten Teil des "Auswärts-Doppelpacks" in Greifswald gestoppt, wie der CFC knapp verloren (0:1). Die Zuschauer sahen 70 Minuten lang einen dominierenden GFC, mit klaren Torchancen, ohne das 2:0 zu machen. Erst in der Schlussphase, auch durch Gelb-Rot für Eshele bei den Gastgebern, gab es noch mal Druck der 03er mit einem Lattenschuss. Danach kommt Lok ins "Karli" und steht die Reise zum BFC Dynamo an.
Das Spieler-Kollektiv:
Im Tor gilt Luis Klatte (23) als Nr. 1, ausgebildet in der Hertha BSC-Jugend. Marco Flügel (28) und Linus Löffler (19) kommen dahinter. Sie beide "Eigengewächse", haben bislang noch nie woanders gespielt.
In der Abwehr bleibt als Innenverteidiger der Engländer Jake Wilton (24) gesetzt, neben Neuzugang Philipp Zeiger (33). Alternativen sind Janne Sietan (21) und Albert Pistol (18). Links ist bisher Gordon Büch (27) wie erwartet der Stammspieler. Mateo Kastrati (22) muss noch länger pausieren. Als gelernte Rechtsverteidiger stehen Malcom Scheibner (19) und Paul Wegener (22) im Kader.
Diese Rolle hat allerdings momentan Marcel Rausch (27) inne, im rechten Mittelfeld wie der Abwehr verwendbar. Auch in der Jugend der Hertha groß geworden. Zentral defensiv vor der Viererkette bleibt der Slowake David Danko (30) der Fixpunkt, seit jetzt über 5 Jahren bei 03. Emir Can Gencel (21) ist hingegen (noch) nur Ergänzungsspieler. Den Angriff soll Rico Gladrow (32) auch diese Saison füttern, fehlt allerdings seit Mitte Juli verletzungsbedingt. In 203 Regionalligaspielen mit 69 Torvorlagen. Einsatzfähig aktuell hingegen der Türke Tahsin Cakmak (26). Tino Schmidt (29) geht es wie Gladrow.
Im Angriff gibt es nach wie vor Daniel Frahn (36), unser langjähriger Ex-Kicker kam bislang aber über 2 Kurzeinsätze nicht hinaus. Für ihn kam Julius Hoffmann (19/1) zum Einsatz und auch zum Torerfolg. Auf dem linken Flügel agiert normal der Palästinenser Daoud Iraqi (23) – noch ohne Spiel. Dort hat Samir Werbelow (22) die Nase vorn. Das gilt auf Rechtsaußen für Matthias Steinborn (34), im Vorjahr mit sehr soliden 8 Treffern und 12 Torbeteiligungen. Konkurrenten hier Luca Schulz (24) und Ilir Qela (22).
25 Spieler umfasst das Aufgebot, 25,2 Jahre im Schnitt sind der drittälteste Kader der Liga hinter Greifswald und Cottbus. Eine ganz leichte Verjüngung zu den 25,5 im Vorjahr. Vor allem durch die Abgänge von Hoffmann und Nattermann. Kein Spitzenteam, ein Angriff auf die Tabellenspitze ist schwer vorstellbar. Aber schlagkräftig und mit erfahrenen Akteuren siehe Danko, Gladrow, Frahn, Steinborn.
Krankenlager/Strafbank:
Rico Gladrow (32) plagt sich mit Knieproblemen. Tino Schmidt (29/Kreuzbandriss) fällt noch bis mindestens Ende September aus.
Prognose:
Für den Angriff auf die Tabellenspitze wird es wohl nicht reichen, man sollte aber besser abschneiden als letzte Saison. Tipp: Platz 7 – 9.
Bilanz gegen unseren Gegner:
21 Spiele stehen in der Historie. Von denen konnten wir 9, die Babelsberger 6 gewinnen bei 29:23 Toren. An der Gellertstraße stehen wir bei 5 Siegen gegen 2 Niederlagen. Den letzten vollen Erfolg schaffte 03 am 18.10.2008 mit einem 2:1. Danach hieß es 2:1 – 2:1 – 1:0 – 2:0 und im Vorjahr 1:1.
Das Umfeld / Wirtschaft/ Stimmung:
Die Potsdamer zählen zumindest offiziell nicht zu den Vereinen, welche diese Saison den Aufstieg in die 3. Liga anpeilen. Sportlich soll es schrittweise nach oben gehen, finanziell will man sich weiter stabilisieren. Neben der Absicht, sich für einen sowieso schwierig zu realisierenden Sprung nach oben nicht wieder in Turbulenzen zu bringen, steht dem auch die Ablehnung der Drittligaauflage Rasenheizung gegenüber. Allgemein ist die Stimmung im Umfeld nicht die Schlechteste. Vergangene Spielzeit wurden im Schnitt 2.728 Fußballfreunde begrüßt. 2018/2019 in der letzten "Vor-Corona-Saison" waren es 1.729. Also ein recht veritabler Anstieg. "Zahltag" war natürlich das brisante Derby gegen Cottbus mit 4.483 vor Chemie bei 3.613. Den CFC sahen deren 3.165. Minusbesuch der Auftritt des SV Lichtenberg - 1.750.
Anfang Juni lud der Verein zur Mitgliederversammlung. Die Nachrichten dort waren positiv. Sehr zufrieden zeigte man sich mit dem Zuschauerschnitt, mit über 2.700 wie bereits erwähnt ein merkbarer Anstieg zu den Vorjahren. Zum 5. Mal in Folge konnte ein positives Jahresergebnis vermeldet werden, diesmal für 2022 bei 75.000 €. Auch durch gesteigerte Einnahmen beim Sponsoring. Etwas unzufrieden blieben die Verantwortlichen bei den Mitgliederzahlen, 03 liegt hier bei 1.400. 2023/2024 sieht einen Etat von rund 1 Mio. € für die Regionalliga-Mannschaft. Im Gegensatz zu vielen anderen Clubs mit Profibedingungen sieht man die aktuelle Spielklasse als attraktiv an. Bei der Ballung an Traditionsvereinen nicht verwunderlich. Klare Aussage in Bezug auf "das wirtschaftliche Risiko, das mit Aufstiegsambitionen verbunden wäre und nicht dem Weg des SVB entsprechen würde. Unser Verein muss wirtschaftlich unabhängig und krisenfest bleiben.“ – Original-Ton Vorstandschef Kristian Kreyes.
Bei den Sponsoren bleibt 03 weiter ganz ordentlich aufgestellt. Auf dem Trikot nutzt nach wie vor ein schwedisches Lebensmittelunternehmen mit Hauptsitz in Malmö die Präsenz in der 4. Liga. Wer in den Supermärkten dieser Republik unterwegs ist, wird eines der Produkte bei den Hafermilch-Erzeugnissen entdecken. Allerdings deutlich preisintensiver als die Konkurrenz. Teil auch des Konzepts eines klimaneutralen Stadions – dem eine Rasenheizung entgegensteht. Weiterhin wird im "Karli" Hafermilch statt Kuhmilch zum Kaffee angeboten. Neben den Schweden engagiert sich dazu u. a. ein aus Walldorf stammendes Softwareunternehmen "mit den gleichen Vereinsfarben" bei Brandenburgs Nr. 2