Pokalrevanche gegen Lok unter veränderten Vorzeichen …
von Timo Görner
… denn der 1. FC Lok konnte sich im Sommer verstärken, hatte nur wenige wichtige Abgänge zu verzeichnen und spielt wie erwartet oben mit. Wieder ein dickes Brett zu bohren für die Tiffert-Truppe. Allerdings stehen die Messestädter wie der CFC unter Druck, müssen ebenfalls punkten.
Die letzte Saison:
Nach Platz 6 zuvor reichte es diesmal zu Rang 4, mit deutlich weniger Punkten von 60 gegen 71. Lange ging es um den Staffelsieg und die erneute Teilnahme zur Relegation. Bis zum drittletzten Spieltag war der Staffelsieg zumindest rechnerisch noch möglich. Allerdings die Chancen bei 9 Punkten und 19 Toren Rückstand zum FC Energie zumal als 4. mehr als vage. Selber hatte man das eh schon realisiert. Als Trost konnte aber der Sachsenpokal geholt werden, damit die Teilnahme am DFB-Pokal 2023/2024.
Das es in der Liga nicht zu mehr reichte, lag an ein paar Gegentoren zu viel und Patzern gegen schwächer eingeschätzte Konkurrenten. Dazu gelang es nicht, den Rückstand aus der Herbstrunde entscheidend zu verringern. Zur Winterpause wurden aus 15 Spielen 26 Punkte geholt, Rang 7 knapp hinter Lokalrivale Chemie. Unnötig die Pleiten in Greifswald (1:3) und Lichtenberg (2:4), vor allem das 0:1 gegen "Kellerkind" Meuselwitz. Besser lief es beim BAK und Altglienicke (2:1), Vorjahresmeister BFC kam über ein 0:0 in Leipzig nicht hinaus. Torreich die Heimsiege gegen TeBe (4:0) und Hertha BSC (4:2) in der Startphase. Erfreulich vor allem aber der Derbysieg gegen die Grün-Weißen (3:0).
Im Frühjahr 2023 holten die Blau-Gelben dann noch mal 34 Zähler aus den 19 Begegnungen. Gelungen der Start bei Hertha BSC II (2:1). Knackpunkt am Ende dann aber wohl die Spiele gegen Cottbus (0:2) und in Erfurt (0:1) hintereinander gegen zwei direkte Mitkonkurrenten. Also zwei "Endspiele" Mitte der Frühjahrsrunde. Dazu die überraschende Niederlage in Luckenwalde (1:2), gleiches Ergebnis gegen Drittligaabsteiger FC Viktoria. Es machte gute Vorstellungen wie gegen Altglienicke (2:0), in Babelsberg (3:0) und beim BFC (1:1) wertlos.
Lok war die drittbeste Heimmannschaft, konnte da 11-mal gewinnen und verlor 4 Begegnungen. Auf Reisen der Saldo knapp im positiven mit 7-5-6, Rang 7 in der Auswärtstabelle. 60:42 Tore bedeuteten die viertbeste Offensive – defensiv konnten 6 Teams besser abschneiden.
Im Sachsenpokal durfte dann verdientermaßen gejubelt werden. Über die Stationen SC Borea Dresden (4:2), Chemie (8:7 n. E.), Handwerk Rabenstein (3:0/H), FC Grimma (3:1 n. V.) und Zwickau (1:0) ging es ins Finale.
Kommen und Gehen:
8 gingen, 11 kamen. Der kleinste Kader der Vorsaison wurde damit auf 24 vergrößert.
Rechtsverteidiger Eric Voufack (21/Essen) wechselte in die 3. Liga. 3 Innenverteidiger verließen Lok. Mike Eglseder (30/Greifswald) blieb in der Liga. Nebenmann David Urban (31) beendete seine Laufbahn. Leon Heynke (27/Magdeburg II) wechselte in die Oberliga. Im Mittelfeld gab es das überraschende Ende einer Ära. Sascha Pfeffer (35) ging nach 6 Jahren, war mit dem neuen Vertragsangebot unzufrieden. Spielt nun beim TSV Blau-Weiß Brehna in der Landesklasse Sachsen-Anhalt. Bilanz: 158 Spiele – 36 Tore – 21 Vorlagen. Glänzte auch 2022/2023 mit starken 12 Treffern. Das die Abgänge, die erwähnenswert waren.
Bei denen Neuen kamen 6 aus dem Regionalliga-Bereich, 3 Nachwuchsspieler und 1 vom Bundesliga-Aufsteiger Heidenheim.
Für das Tor wurde Paul Krause (19/Hertha BSC U19) geholt. Der Franzose Abou Ballo (25/Erfurt) und Lukas Wilton (28/Aachen) sind Linksverteidiger. Wilton bei Alemannia feste Größe. In der Defensive auch anderweitig einsetzbar. Ballo bei Rot-Weiß überwiegend Stammspieler. Maximilian Schütt (21/Norderstedt) und Jesse Sierck (25/Rödinghausen) stießen für Eglseder und Heynke zu Lok. Nico Rieger (19/Rostock II) verteidigt Rechts. Jannis Held (25), im "Doppelpack" mit Wilton gekommen, bedient das rechte Mittelfeld. Mert Arslan (20/Heidenheim) agiert zentral offensiv, beim FCH ohne Einsätze. Dort ausgebildet. Joe Löwe (19/Dresden U19) kann beide Ausrichtungen. Als Mittelstürmer heuerte der Kameruner Will Siakam (27/SG Barockstadt Fulda) an, zuvor u. a. bei mehreren Berliner Vereinen wie dem BFC und TeBe. Der Beniner Ryan Adigo (23/Phönix Lübeck) ist Rechtsaußen.
Die sportliche Leitung:
Almedin Civa (51) ging in seine 4. Saison bei den Blau-Gelben, fungiert weiter auch als Sportlicher Leiter. Sein Vertrag läuft noch bis Ende 2024/2025. Robin Hintz (28) fungiert als Co-Trainer. Civas Landsmann Tomislav Piplica (54) betreut weiter die Torhüter. Koray Gökkurt (40) leitet die Nachwuchsabteilung.
Die aktuelle Saison:
Verläuft momentan durchwachsen, Platz 9 mit 5 Punkten und 13 Toren Rückstand auf Rang 1 sind unter den Erwartungen und Möglichkeiten. Noch ist nicht alles verloren, aber schon am Freitag müssen 3 Punkte her, um den Anschluss an die Spitze zumindest vorerst nicht zu verlieren. 2 Niederlagen in Folge wurden zuletzt verbucht, es fehlt die Konstanz. Auffällig in den letzten beiden Begegnungen die schwache Startphase mit 4 von 5 Gegentoren in den ersten 17 Minuten.
Im eigenen Stadion wurden die ersten beiden Partien knapp gewonnen. Gegen Altglienicke zum Auftakt der Rückstand in Halbzeit 2 gedreht. Der Siegtreffer in Minute 90+2. Auch gegen Eilenburg hieß es in Probstheida 2:1, nach 2:0. Eben die wurde in Meuselwitz aus der Hand gegeben, lange Gesichter nach dem 2:3. Wechselhaft ging es weiter. In Jena wurde es turbulent. Vom 0:1 zum 2:1, dann in Unterzahl nach "Gelb-Rot" durch ein Traumtor der Ausgleich. Als Jena auf den Siegtreffer drückte, wurde der "Lucky Punch" in Minute 90+11 gesetzt. Wieder in der Nachspielzeit.
Lok auf Platz 4, mit 3 Punkten zum Tabellenführer Hertha BSC II. Ordentliche Ausgangsposition für die weiteren Spiele. Greifswald gastierte im "Alten Bruno", die Leipziger mit der Chance, einen Mitkonkurrenten zu überholen. Stattdessen rannte man erfolglos dem Rückstand nach 9 Minuten hinterher. Der GFC damit 4 Zähler entfernt. In Babelsberg die Civa-Truppe von der Rolle, konfus in der Anfangsphase mit vorentscheidendem 0:3 nach 17 Minuten. Zu Hause als auch auswärts ist der FCL wie gesamt 9. Schwachpunkt die Auswärts-Defensive: 6:9 Tore, mehr hat nur Zwickau kassiert. Zu Hause sind die Blau-Gelben zwar defensiv stark (3), 4 Tore sind aber auch ausbaubar.
Die Reise im DFB-Pokal nicht unerwartet nach Runde 1 zu Ende, wobei man eine
Halbzeit lang prima mithielt. Durchaus in Führung hätte gehen können. Ein Eigentor nach 37 Minuten läutete dann auch noch nicht das 0:7 ein. Der "Dosenöffner" der Eintracht Frankfurt dann das zweite Tor nach 59 Minuten. Als Pokalverteidiger in Sachsen ging es letzten Sonntag zu "Angstgegner" Bautzen. Das Spiel spannend bis zur letzten Minute. Budissa dran am Ausgleich und Verlängerung. In Runde 3 ein "Nachbarschaftsduell" beim oder gegen den SV Taucha 99.
Das Spieler-Kollektiv:
Im Tor war in den ersten beiden Spielen Isa Dogan (21) die Nr. 1, dann abgelöst von Niclas Müller (21), der da auch durchaus überzeugen konnte. Paul Krause (19) ist die Nr. 3.
In der Abwehr waren als Innenverteidiger bislang Maximilian Schütt (21) und Luca Sirch (24) gesetzt. Links bis zur Verletzung Lukas Wilton (24), ersetzt durch den zweiten Neuzugang Abou Ballo (25). Noch ohne Einsatz der Südkoreaner Eun-soo Gong (21). Rechts vertrauen die Trainer auf Jannis Held (23) – eigentlich Mittelfeld Rechts - gegen die nominellen Kollegen Nico Rieger (19) und Linus Zimmer (20).
Vor der Abwehr zentral verteidigt derweil Zak Paulo Piplica (22) seinen Stammplatz aus dem Vorjahr wie auch Farid Abderrahmane (27/1) vor Joe Löwe (19). Riccardo Grym (24) hingegen soll den Angriff bedienen, klappt bislang sehr gut mit 2 Toren und 1 Vorlage. Schmerzlich vermisst gegen Greifswald durch seine Sperre aus dem Jena-Spiel. Mert Arslan (20) ist dagegen noch keine Stammkraft wie auch Julian Weigel (22).
Im Angriff ist Lok weiterhin stark besetzt. Unverzichtbar in der Sturm-Zentrale Djamal Ziane (31), Kapitän der Mannschaft und mit dem ersten Saisontor ausgerechnet in Minute 90+11 in Jena. Linksaußen Osman Atilgan (24/2) war eigentlich schon weg, entschloss sich dann aber nach ein paar Tagen doch zum neuen Vertrag wie Rechtsaußen Theo Ogbidi (22). Tobias Dombrowa (24) kann beide Flügel spielen, bietet bereits 3 Vorlagen. Den Ausfall von Ogbidi kompensiert momentan Ryan Adigo (24/2). Will Siakam (27) hingegen muss an Ziane vorbei, schwierig.
24 stehen im Aufgebot, damit hat Lok nicht mehr den kleinsten Kader der Liga. Den haben Meuselwitz, Viktoria Berlin und Vorjahresmeister Cottbus. 23,1 Jahre im Schnitt sind in der Liga-Mitte anzusiedeln.
Krankenlager/Strafbank:
Lukas Wilton muss noch bis Anfang Oktober passen, Grund: Knochenabsplitterung. Theo Ogbidi wird frühestens Anfang Februar 2024 nach seinem Kreuzbandriss eingreifen können. Will Siakam fehlt seit Mitte August wegen muskulärer Probleme.
Prognose:
Um ganz oben anzugreifen, darf man sich Stolperer wie in Meuselwitz nicht leisten bzw. nur ganz selten. Mitentscheidend wird sein, ob man den Abgang von Sascha Pfeffer auffangen kann, immerhin 16 Torbeteiligungen. Vorteil diesmal, der Kader ist mit 24 statt 21 größer. Sollte Ausfälle besser kompensieren als letztes Jahr. Tipp: Platz 4 bis 6. Für mehr muss es schon optimal laufen.
Bilanz gegen unseren Gegner:
Das 78. Duell steht an, ein echter Klassiker des Nordostens.
Auf unseren Plätzen konnten wir 18 Spiele gewinnen, verloren 10 Begegnungen bei 79:61 Toren. Zuletzt blieben wir allerdings 2-mal sieglos mit 2:3 und 1:1. Gesamt gesehen hat der 1. FC Lok seit dem Sachsenpokal-Finale die Nase vorn mit 31:30 Siegen und 134:131 Treffern.
Das Umfeld / Wirtschaft/ Stimmung:
Das Ziel der Leipziger ist klar, die 3. Liga. Wirtschaftlich sieht es ordentlich aus. Zur Mitgliederversammlung am 10.06.2023 konnten erfreuliche Zahlen für 2020/2021 und 2021/2022 verkündet werden. Spielbetriebsgesellschaft und Verein konnten einen Überschuss erwirtschaften. Gab es 2020/2021 noch - 173.000 €, konnte im Jahr darauf + 268.000 € eingefahren werden. Macht + 95.000 € aus den beiden "Corona-Jahren". Die GmbH wiederum lieferte + 12.000 € und für 2021/2022 beachtliche 127.961 € Gewinn ab. Lok konnte beim Sponsoring zulegen, steigerte die Einnahmen auf 1,16 Mio. € zu 814.000 € 2018.
Der Umbruch nach dem verpassten Aufstieg in die 3. Liga 2020 wurde gemeistert, Geduld in der folgenden Spielzeit bewiesen. Eben dafür wurde bei der Zusammenkunft erneut geworben, die Erfahrungen aus den unseligen Zeiten des zweimal insolventen und untergegangenen VfB Leipzig sind Warnung genug. Dem Club steht nach dem Rückzug von Thomas Löwe im April 2023 Thorsten Kracht vor, der mit seiner Bilanz durchaus zufrieden sein kann. Den Aufsichtsrat führt Olaf Winkler, das bereits seit 2011.
Für die 3. Liga will man im "Bruno-Plache-Stadion" bleiben, im Fall der Fälle wäre wohl Halle denkbarer als die Nutzung des Zentralstadion. Die geforderte Kapazität des DFB für die 3. Liga (5.000) könnte man anbieten. 12.321 dürfen derzeit in die Arena. 9.750 davon Stehplätze. Gegen Eintracht Frankfurt waren es 11.100. Die Flutlichtanlage hat 700 Lux, der DFB fordert 800 Lux – die Modernisierung kostet –September 2020: 30.000 €. Für den Gästeblock müssten mindestens 100 überdachte Sitzplätze her, 15.000 €. Hinzu kommen Verbesserungen bei den Arbeitsplätzen für die Presse. Rasenheizung als Pflicht für Liga 3: 1 Mio. €. Man hofft auf einen möglichen Stadionneubau und den notwendigen Investor.
Hauptsponsor ist weiter eine Unternehmensgruppe der Baubranche aus Lossatal, dazu kommen wie beim CFC Sponsoren unterschiedlicher Kategorie je nach Zuwendung. Nach wie vor engagiert sich auch der frühere Hauptgeldgeber einer bundesweit agierenden Steuerberatungsgesellschaft. Den Lok-Nachwuchs unterstützt ein eigener Kreis von zuverlässigen Sponsoren. Die Nachwuchsabteilung ist in 3 Stufen strukturiert. Grundlagenbereich - Aufbaubereich
- Leistungsbereich. Die A-Jugend spielt in der Landesliga, die U17 in der Regionalliga. Ziel ist es, die U19 mindestens auch dahin zu bringen.