Start in die Frühjahrsrunde 2024 mit einem "6-Punkte-Spiel" …
von Timo Görner
… gegen einen Konkurrenten, der personell in der Winterpause reagiert hat und mit aller Macht den Klassenerhalt anstrebt.
Die aktuelle Saison:
Erklärtes Ziel der Klassenerhalt, so gesehen ist man durchaus noch dabei. Stand jetzt würde Platz 16 zum Verbleib reichen, zum sicheren Abstiegsplatz 18 sind es 2 Punkte und 12 Tore. Hansa II präsentiert sich offensiv passabel, kassiert aber (noch) zu viele Gegentore. Bei einer U23 so aber nicht selten. Im letzten Heimspiel vor der Winterpause gelang noch mal ein Achtungszeichen. Dafür musste man beim Jahresausklang 2023 einen potentiellen Mitkonkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt erstmal ziehen lassen.
Der Auftakt beim FC Rot-Weiß, damals noch einer der Mitfavoriten (0:2) im Rahmen. Den ersten von 3 Siegen gab es zu unserem Leidwesen im zweiten Spiel gegen uns und das deutlich. Gleich danach hieß es schon 2:0 gegen den Meister aus der Lausitz, der die Begegnung dann aber drehte. Eine von 8 Partien in Folge ohne Sieg. In Zwickau und gegen Altglienicke gingen die Hanseaten in Führung, verloren am Ende knapp (2:3, 1:2). In Meuselwitz (2:4) kam man noch mal auf 2:3 heran. Auch in Jena schoss man das erste Tor, kassierte dann halbzeitübergreifend 5 Gegentore in 33 Minuten.
Umso wichtiger der zweite Dreier. Diesmal torarm gegen Luckenwalde mit Siegtor nach 75 Minuten. Defensiv konnte eine Stabilisierung vermeldet werden, ordentlich die Ergebnisse gegen Lok (1:1), beim BFC (0:0). Wieder war man nah dran an Zählbarem in Babelsberg, gegen Spitzenreiter Greifswald (je 0:1) im Nord-Derby. Wechselhaft die beiden Heimspiele gegen Viktoria (0:2), Erfurt (3:2). Mit dem 0:1 bei Hertha BSC II am 20.12.2023 blieben die Rostocker zum 5. Mal in den letzten 7 Partien ohne Torerfolg. War die Offensive erst der positive Punkt und die Defensive der Schwachpunkt, so zeigte sich zuletzt ein umgekehrtes Bild.
Auswärts ist Hansa II noch ohne Sieg, nur 1 Zähler, beim BFC, aus 8 Gastspielen bei 5:18 Toren sind verbucht. Im eigenen Stadion sind immerhin 7 schlechter, der Saldo mit 3-3-4 aber negativ. 22:33 Tore insgesamt sind offensiv immerhin Rang 12, defensiv der 17. Die Schwachstellen sind ersichtlich. Auf Reisen muss sich veritabel gesteigert, der positive Trend in der Abwehr ausgebaut werden.
Die sportliche Leitung:
Sieht eine gravierende Änderung, am 03.01.2024 wurde Kevin Rodewald (32) durchaus etwas überraschend durch Uwe Speidel (52) abgelöst, zuvor sportlicher Leiter am Nachwuchsleistungszentrum Rostock und im Dezember für 3 Tage Interimstrainer der Profis in der 2. Bundesliga. Neuer Co-Trainer wurde Daniel Ziebig (40), bislang Scout des FCH. Bekannt als Spieler aus den Stationen Dresden, HSV, Cottbus, Halle bis 2015. Geballte Erfahrung mit ebenso erfahrenen Neuzugängen sollen also das Ruder herumreißen.
Delegierungen seit dem Hinspiel:
Es gab 4 bzw. 2 Veränderungen im Kader. Manndecker Thomas Meißner (32) und "6er" Joshua Krüger (19) aus der Ersten zum 01.12.2023 kamen bereits in der Herbstrunde in der II. zum Einsatz. Wurden wohl wegen fehlender Perspektiven nach unten befördert. Zudem will man die Chancen auf den Klassenerhalt verbessern, Defensive stärken. Eher offensiv im zentralen Mittelfeld ist der gebürtige Rostocker Julian Albrecht (21/Offenbach), 2016 aus der Hansa-Jugend zu Hertha BSC. Beim OFC feste Größe, dann nicht mehr im Kader und Anfang November 2023 suspendiert. Den gleichen Weg aus der Jugend der Ostseestädter nahm Luca Wollschläger (20). Der Mittelstürmer wurde von Hertha BSC II ausgeliehen, schaffte bei den Hauptstädtern nicht den Durchbruch in der Profimannschaft.
Dazu kam der Trainerwechsel.
Elias Kurt (20/ SV Rot-Weiss Walldorf) im zentralen Mittelfeld ist bereits seit Ende August 2023 nicht mehr dabei, wechselte in die Hessenliga. Der Deutsch-Marokkaner flog vor dem Hinspiel aus dem Kader.
Das Spieler-Kollektiv:
Für das Tor bieten die Rostocker gleich 4 auf. Auch nicht ungewöhnlich bei einer U23 in der Regionalliga. Die meiste Spielpraxis hat Max Hagemoser (20/12). 2022 aus der U19 des 1. FC Köln gekommen. Er stand auch im Hinspiel im Kasten. Dahinter kommt "Eigengewächs" Elias Höftmann (19/7) vor Nils-Jonathan Körber (27/1). Alle 3 gehören zum Profikader. Nr. 4 ist bislang Noah-Joel Hoffmann (20), der gebürtiger Chemnitzer stieß 2018 vom VfB Fortuna an die Küste.
In der Abwehr gelten bei den Innenverteidigern der Kosovare Arbnor Aliu (20) und der aktuelle Kapitän Marcel Kohn (28) als die Wichtigsten neben Routinier Thomas Meißner (32). Dahinter kommen Till Kozelnik (21). Der Kameruner Patrick Nkoa (24/2) stand in den letzten 3 Spielen der Herbstrunde nicht mehr im Kader, zuvor mehrmals Stammelf. Dafür durfte er beim Auswärtsspiel der Profis in Paderborn (0:3) mitfahren, aber ohne Einsatz. Links hat sich Felix Ruschke (20) etabliert, 2 Tore vorbereitet. Rechts ist meist Jannis Lang (21) gesetzt, lief im Hinspiel auch als Spielführer auf.
Eckpfeiler im defensiven Mittelfeld ist normal der etatmäßige Captain Sascha Schünemann (28), fiel aber Mitte Oktober 2023 (Knöchelbruch) aus. Letzte Station zuvor bis 2021 der Greifswalder FC. Feste Größe hier Joshua Krüger (19). Auf der Position steht zudem Benno Dietze (30) zur Verfügung, der in der Anfangsphase als Manndecker agierte. Mittelfeld Links soll der Pole Milosz Brzozowski (19) bedienen, erst 2 Einsätze wegen Verletzung (Mittelfußbruch). In der offensiven Zentrale ragt Louis Köster (20/3) heraus - 8 Torbeteiligungen. Ausgebildet in der Schalker "Knappen-Schmiede". Alessandro Schulz (21) agiert hier deutlich unauffälliger, Lucas Sperner (19) spielt noch gar keine Rolle.
Im Angriff spielt Rechtsaußen Mike Bachmann (22/6) eine starke Saison. Mittelstürmer Tim Krohn (18) pendelt zwischen U19-Bundesliga – dort solide bei 3 Toren und 4 Vorlagen und der Regionalliga der U23. Hier aktuell mit 1 Tor wie Randy Die (20). Der Portugiese Luca Barata (20) wartet noch auf einen Treffer. Bis Ende August 2023 wurde Pascal Breier (31/1) aus dem Profikader 5-mal zur U23 abgestellt. Er wechselte Anfang September zu Drittligist Lübeck. Jeremy Postelt (21) spielt Bachmanns Position, derzeit außen vor. Für mehr Tore soll nun der angesprochene Luca Wollschläger sorgen.
Körber, Hagemoser, Höftmann, Nkoa, Ruschke, Lang, Brzozowski, Köster zählen nominell zum Kader der Bundesliga-Mannschaft. Einsätze gab es allerdings bislang noch nicht. Mit Bachmann und Köster hat man zwei vielversprechende Talente für den offensiven Sektor.
Einkaufsbilanz:
13 Neue gab es bis heute, 3 aus der eigenen U19. Abzüglich Krüger und Meißner korrekterweise nur 11. Albrecht und Wollschläger bleiben in der Bewertung natürlich außen vor.
Von den externen Verpflichtungen läuft es für Arbnor Aliu (FC Schalke 04 II) und Jannis Lang (Berliner AK 07) am besten. Beide kamen auch mit Regionalliga-Erfahrung. Die anderen spielen bislang keine oder keine wichtige Rolle.
Von den internen Zugängen aus der U19 konnte sich noch keiner empfehlen.
Fazit: eher mager. Mit dem Wechsel auf dem Trainerposten wurden aber personelle Veränderungen bei den Kickern angekündigt.
Krankenlager / Strafbank:
Sascha Schünemann muss wie bereits erwähnt seit Mitte Oktober pausieren, Rückkehr noch unbekannt.
Prognose:
Es bleibt schwierig, die Klasse zu halten. Defensiv war man gegen Ende 2023 stabiler, dafür klemmte die Offensive. Nur wenn 2,3 externe Neuzugänge einschlagen, kann es am Ende für Rang 16 als vermeintlich sicherer Platz für den Klassenerhalt reichen.
Bilanz gegen unseren Gegner:
Das 1:6 im Hinspiel trübte die zuvor optimale Ausbeute von 6 Siegen in 6 Spielen bei 17:1 Toren.
Das Umfeld / Wirtschaft/ Stimmung:
Mit dem Trainerwechsel kurz nach dem Jahresende 2023 gab der Verein das klare Ziel aus, die U23 unbedingt in der Regionalliga halten zu wollen. Als wichtiges Brückenglied zwischen der U19 in der Bundesliga. Dort ist die A-Jugend des FC Hansa zwar Vorletzter, aber ohne Abstiegssorgen da es diese Saison keine gibt. Die dreigleisige A- und B-Junioren-Bundesliga wird nach der aktuellen Spielzeit abgeschafft. Mit Beginn der Saison 2024/2025 von der DFB-Nachwuchsliga für U17- und U19 abgelöst. Nächste Saison geht es dann um die Qualifikation für die neue Spielklasse, als Verein mit einem Nachwuchsleistungszentrum ist Hansa automatisch spielberechtigt.
Spannend bleibt das Verbleiben der U23 in der Regionalliga aber auch einem anderen Grund, nicht nur sportlich. Die Zweitligamannschaft befindet sich in Abstiegsnot, müsste aktuell in die Relegation. Reagiert wurde bereits mit der Entlassung von Alois Schwartz und Verpflichtung von Mersad Selimbegovic, zuvor in Regensburg beim späteren Zweitligaabsteiger beurlaubt. Der Start in der Regionalliga 2023/2024 wurde erst mit dem feststehenden Klassenerhalt der Profis in der 2. Bundesliga final freigegeben. Gründe sind bekannt, Hansa ist finanziell weiter nicht unbedingt auf Rosen gebettet und muss die Kosten in der Regionalliga beachten. Als möglicher Drittligist mit mehreren Millionen weniger an TV-Geldern besonders.
Mit dem Zuspruch auf den Rängen können die Verantwortlichen sehr zufrieden sein, 2.085 im Schnitt liegt im Mittelfeld der Liga und ist der mit Abstand beste der II. Mannschaften der 4. Liga. Eintracht Frankfurt II kommt dahinter mit "nur" 1.458. Nur unwesentlich hinter Greifswald mit 2.200 oder dem BFC Dynamo (2.254). Vor allem das Heimspiel gegen Cottbus mit zweitligareifen 7.546 zahlenden Besuchern brachte den Wert nach oben. Das Nord-Derby gegen Spitzenreiter Greifswald sahen 3.500, Lok mobilisierte auch noch mal 2.585. Die wenigsten wollten das Gastspiel des FC Viktoria Berlin sehen - 684.