Schwerer Gang an die Ostseeküste zum Staffelfavoriten unter Druck …
von Timo Görner
… denn beim Vizemeister des Vorjahres läuft es noch nicht so rund wie erhofft. Der GFC muss gewinnen, um den Kontakt zur Tabellenspitze nicht abreißen zu lassen. Ist der Favorit am Samstag.
Die letzte Saison:
Endete fast mit dem "großen Wurf" Aufstieg. Bis zum letzten Spieltag war der möglich im Fernduell mit dem FC Energie. Am Ende sollte es nicht reichen, dennoch war keine allzu große Enttäuschung und Unzufriedenheit zumindest nach Außen zu bemerken. Auch wenn man wochenlang Tabellenführer war und das mit enormer Stabilität und Konstanz. Die legten die Cottbuser in den entscheidenden Wochen an den Tag, während der GFC sich den einen oder anderen Stolperer zu viel leistete.
Angesichts eines verstärkten Kaders die Norddeutschen Mitfavorit. Und das rechtfertigten die Rot-Weißen auch Herbst 2023. Mit 37 Punkten aus 17 Spielen wurde vor der Winterpause Platz 1 erobert, ungeschlagen mit 10 Siegen und 5 Punkte vor dem BFC Dynamo. 8 vor Cottbus – wenn auch beide mit 1 Spiel weniger. Auffällig die starke Defensive – nur 13 Gegentore und Auswärtsstärke als Nr. 1. Herausragend das 5:1 in Luckenwalde. Beim Sieg in Chemnitz erwiesen sich die Gäste abgezockt, drehten den Rückstand. Die Abwehrstärke auch Grundstein der Erfolge bei Lok, in Rostock (1:0), Eilenburg (2:0). Auch in Jena war man dicht dran am Dreier, erst in der Nachspielzeit der Ausgleich.
In der Winterpause wurde personell agiert. 3, die nicht zum Stamm zählten, gingen. Dafür wurde ein Keeper sowie 2 für den Angriff verpflichtet. Klares Bekenntnis, die gute Ausgangsposition zu nutzen. Der Auftakt 2024 dann auch klares Signal, Jena (3:0) an der Küste chancenlos. Was folgte: 2 der Patzer. Gegen uns war sicher ein Sieg anvisiert, den wir aber verhindern konnten. Das torlose Remis kleiner Dämpfer. Das 1:2 gegen Altglienicke danach ein größerer und erste Niederlage. Trotz Überzahl ab Minute 36.
Die Tabellenführung blieb erstmal. Der Vorsprung aber geschmolzen. Cottbus hatte aufgeholt, nur 2 Zähler dahinter. Auch der BFC in aussichtsreicher Position mit 3. Enorm wichtig das 0:0 bei den Berlinern, 4:1 gegen Viktoria und 1:0 in Babelsberg. Ärgerlich das 2:2 gegen Luckenwalde. Ins Kontor sollte aber das 1:3 gegen Rostock II hauen. Die Punkte fehlten am Ende. 1 Woche später ging dann auch Platz 1 in Cottbus (1:2) flöten. Wurde nicht zurückerobert. Dazu Energie zu konstant, patzte zwar noch mal am vorletzten Spieltag gegen Luckenwalde. Das eigene 2:5 bei Altglienicke aber nächster Rückschlag.
Sowohl zu Hause wie auswärts der GFC Zweiter – hinter Cottbus. 67:32 Tore drittbeste Offensive und beste Defensive. Trösten konnte man sich mit dem Landespokal, im Endspiel wurde man der Favoritenrolle gegen Neustrelitz (5:0) gerecht. Wissend, dass es kommende Spielzeit schwieriger werden kann. Dann ist "Platzhirsch" Hansa wieder im Rennen. Freuen durfte man sich auf die 1. Runde im DFB-Pokal mit dem 1. FC Union Berlin als attraktiven Gegner.
Delegierungen für diese Saison:
Es hat sich einiges getan mit 13 Ab – und 12 Neuzugängen.
Linksverteidiger Can Coskun (26/Duisburg) schloss sich dem Drittligaabsteiger an, dort bislang Stammspieler. Manndecker und US-Amerikaner Tobi Adewole (28) verließ den GFC ohne Ziel. Jorik Wulff (23/Lübeck) in der Mittelfeld-Zentrale wechselte wie Coskun die Staffel. Auch zu einem Absteiger aus der 3. Liga. Manassé Eshele (25/Altglienicke) blieb in der Liga, kam auf 10 Tore. Das die Akteure, die eine gewisse Bedeutung hatten, wobei als echte Leistungsträger nur Coskun und Eshele gelten.
3 der 4 Keeper hatten den Club verlassen, 2 kamen. Luca Petzold (22/Spvgg. Bayreuth) bei den Franken bis November 2023 Nr. 1, dann nicht mehr im Kader. Noah-Joel Hoffmann (21/ Rostock II) stammt aus Chemnitz, 2018 der Wechsel von Fortuna an die Küste zum Hansa-Nachwuchs.
Für die Abwehr kamen als Innenverteidiger Jenas Kapitän Bastian Strietzel (27) und Lorenz Hollenbach (20/Hannover 96 II). Jacob Engel (23/Altglienicke) und Lukas Griebsch (20/VfB Stuttgart II) verteidigen Links.
Lukas Lämmel (27) wechselte mit Strietzel, spielt die Wulff-Position. Im Vorjahr 5 Tore und 6 Vorlagen. Der Nigerianer Ogechika Heil (23/Münster) war beim Zweitligaaufsteiger ohne Perspektive, linke Seite. Ausbildung beim HSV.
Im Angriff wurden 2 Mittelstürmer geholt. Corvin Kosak (19/Halberstadt) empfahl sich in der Oberliga Nordost Süd mit 21 Toren in 27 Spielen, ausgebildet bei Dynamo Dresden. Mats Facklam (28) war bis Ende der Vorsaison in Lübeck, dort sporadisch Stammkader mit 3 Toren und Verletzungspech (Schambeinentzündung). Der "Königstransfer" Linksaußen Ali Abu-Alfa (25/Altglienicke). Mit viel Erfahrung u. a. aus Erfurt, Cottbus. An 13 VSG-Toren beteiligt. Als Rechtsaußen gab es die "Leihgabe" Finn Hetzsch (20/Aue) aus der 3. Liga.
Auffällig, dass einige junge Akteure verpflichtet wurden. Hollenbach, Griebsch, Kosak, Hoffmann, Petzold. 3 aus einer II., die hier den nächsten Schritt gehen wollen.
Die sportliche Leitung:
Nichts Neues, auch nach dem knapp verpassten Aufstieg setzen die Verantwortlichen weiter auf Lars Fuchs (48). Sein Vertrag wurde im April 2024 um 1 weiteres Jahr verlängert – ligaunabhängig. Ex-Profi René Lange (35) ist nach wie vor Co-Trainer. Stefan Hafermann (51) kümmert sich um die Torhüter.
Als Geschäftsführer fungiert seit März 2022 David Wagner (49), wie Lange zuvor in Zwickau engagiert.
Die aktuelle Saison bislang:
Ähnelt dem Vorjahr, der GFC patzt in Duellen, in denen er Favorit ist. Nach 9 Spielen stehen 4 Niederlagen, wie in den 34 Partien im Vorjahr. Spitzenreiter Lok ist 8 Punkte entfernt, die Greifswalder haben momentan 4 Mannschaften vor sich. Noch ist nichts verloren, sind noch 25 Begegnungen zu absolvieren. Man steht aber am Samstag schon unter Druck, nach ganz oben nicht abreißen zu lassen.
Der Auftakt einer der Patzer, gegen Hertha BSC II setzte es ein 0:1-Pleite. Kompensiert mit abgeklärtem Auftritt beim FSV Zwickau (2:0). Auch im zweiten Heimspiel die Rot-Weißen ohne Zählbares gegen die stark gestarteten Jenaer. Beim 1:3 kam man zwar noch mal heran, der K.O. dann aber in der Nachspielzeit. Mit dem 0:1 im DFB-Pokal gegen Erstligist Union Berlin standen nach 4 Pflichtspielen 3 Niederlagen – alle im eigenen Stadion.
Es folgte die bislang beste Phase, der GFC gewann 3-mal. Auswärts unbesiegt, musste man sich in Babelsberg und bei Chemie strecken, um 2:1 zu siegen. Lockerer das 3:0 gegen das damalige "Kellerkind" Meuselwitz. Zuletzt war man launisch. Gegen den BFC (1:2) wurde zum dritten Mal im 4. Punktheimspiel verloren, wieder lag man 0:2 hinten wie gegen Jena. Auf Reisen lief es erstmal weiter besser mit dem 2:0 bei Zehlendorf, bis zum Dämpfer in Luckenwalde (1:2).
Dem GFC fehlt bislang die notwendige Konstanz für ganz oben, die Verantwortlichen machen dafür vor allem den Umbruch im Kader aus. Das Problem die Heimspiele, im Vorjahr stark, sind aktuell nur der VFC und CFC erfolgloser. Dafür stellt man das auswärts zweitbeste Team. 14:10 Tore markieren die viertbeste Offensive und sechstbeste Defensive – hinter dem CFC. Im Landespokal stehen die Greifswalder in der 3. Runde am 12.10.2025 bei Oberligist FC Anker Wismar.
Das Spieler-Kollektiv:
Im Tor ist unser Ex-Keeper Jakub Jakubov (35) die Nr. 1. In den letzten beiden Spielen von Luca Petzold (22) vertreten. Noah-Joel Hoffmann (21) gilt als die Nr. 3 dahinter.
Der GFC begann die Saison mit Viererkette, wechselte dann nach dem Start mit 2 Niederlagen in 3 Begegnungen zur Dreierkette. Mit gutem Ergebnis, so konnte 3-mal gewonnen werden. Nach der Heimniederlage gegen den BFC nun zurück. Als Innenverteidiger haben sich Neuzugang Bastian Strietzel (27), Pascal Schmedemann (24) etabliert. Strietzel kommt auf 3 Treffer, Schmedemann bietet 2 Vorlagen. Mike Eglseder (31) und Lorenz Hollenbach (20) dahinter. Auf der linken Seite gibt es einen Zweikampf zwischen Lukas Griebsch (20), Jacob Engel (23). Rechts setzen die Trainer meist auf Jannis Farr (24), in Luckenwalde begann hier aber Elias Kratzer (24/1).
Der ist eigentlich im rechten Mittelfeld zu Hause. In der defensiven Zentrale bleibt Kapitän Niklas Brandt (31/1) Eckpfeiler, dazu Oliver Daedlow (24/1). Rudolf Sanin (24) gilt als "Ergänzungsspieler". Vermisst wird hier Lukas Lämmel (27). Für die offensive Ausrichtung vertrauen die Trainer Kapitän und Routinier Tom Weilandt (32), der aber seit Jahresanfang krankheitsbedingt fehlt. Die rechte Außenbahn besetzen in der Regel David Vogt (23) oder Elias Kratzer (24/1). Links gilt das für Neuverpflichtung Ogechika Heil (23).
Der Fixpunkt im Angriff bleibt in der Mitte Soufian Benyamina (34/5), an 7 Toren und damit der Hälfte aller beteiligt. Einfache Formel, wenn er trifft gewinnt der GFC. Wenn nicht, blieb man bis auf 1 Begegnung ohne Sieg. Die zweite Option auf der Position Johannes Manske (24/1), 3-mal Vorbereiter. Dazu kommen Mats Facklam (28), Corvin Kosak (19). Beide mit Kurzeinsätzen. Auf dem linken Flügel wirbeln Ali Abu-Alfa (25/1) und "Oldie" Guido Kocer (36). rechts wiederum Finn Hetzsch (20).
Ein Grund für den stockenden Motor bislang sind Ausfälle durch Verletzungen. Neben den aktuellen in der folgenden Rubrik fiel z. B. auch Kocer mehrere Wochen aus, ist noch ohne Treffer. Die Mannschaft konnte das nicht immer kompensieren. 25 stehen im Kader inkl. 3 Keeper. 25,6 Jahre im Schnitt überbietet nur Chemie Leipzig.
Krankenlager / Strafbank:
Tom Weilandt (32) fehlt seit Jahresanfang krankheitsbedingt. Ebenso fehlen derzeit mit Lukas Lämmel (27), Ogechika Heil (23) und Corvin Kosak (19) 3 Neuzugänge seit mehreren Wochen.
Prognose:
Man spielt wieder oben mit, für den großen Wurf wird es aber nur reichen, wenn man konstanter und stabiler auftritt.
Bilanz gegen unseren Gegner:
Sieht erst 4 Spiele mit bislang 1 Sieg für unsere Farben.
An der Küste hieß es zweimal jeweils 0:0, in Chemnitz 2:0 und 1:2 im Vorjahr. Damit fielen erst 5 Tore in den Duellen.
Das Umfeld / Wirtschaft/ Stimmung:
Der knapp verpasste Aufstieg im Vorjahr war kein riesiges Drama und auch kein wirtschaftlicher Genickbruch. Dennoch hätte man natürlich gerne den Sprung in die 3. Liga genommen, wie auch das dann mögliche norddeutsche Derby gegen den FC Hansa Rostock. Mittelfristig soll für den GFC ein neues Stadion am Stadtrand entstehen, für 10.000 Zuschauer mit zumindest drittligatauglichen Bedingungen. Die Kommune stimmte bereits im Sommer 2023 dem Verkauf einer geeigneten Fläche beim Greifswalder Südbahnhof zu. Vollzogen wurde der Kauf allerdings noch nicht. Das "Volksstadion" an der Wolgaster Str. genügte Stand Frühjahr 2024 nicht den Anforderungen des DFB für die 3. Liga. Die Auflagen betrafen die Einzäunung, Arbeiten an der Flutlichtanlage, die Zuschauerkapazität und die Rasenheizung. Für Letzteres wollte der Verein die Kosten allein tragen.
Die starken sportlichen Leistungen in der letzten Saison wurden auf den Rängen honoriert. 2.157 Zuschauer kamen im Schnitt. Ein veritabler Anstieg zu den 1.362 davor. Den besten Zuspruch gab es im Gipfeltreffen gegen den späteren Aufsteiger aus der Lausitz - 3.907. Dahinter gleich das Nord-Duell mit dem FC Hansa Rostock II mit 3.455. Dreistellig war es lediglich gegen die VSG Altglienicke, als sich 811 interessierten. Momentan liegen die Greifswalder bei 1.802 pro Heimspiel, Bestwert das Duell gegen den BFC Dynamo - 2.644. Für den Samstag sollte man mit etwas mehr als 1.500 rechnen.
Das wirtschaftliche Rückgrat bei den Sponsoren bleibt weiter Unternehmer Jonas Holtz als Hauptsponsor, dazu kommen 3 seiner Unternehmen in der Ebene darunter als "Exclusiv-Partner". Weiter geht es mit den "Premium-Partnern" und "Business-Partnern". Kleinere Firmen und Geldgeber können sich im Pool "Greifenpartner" engagieren. Vorstandschef ist Heiko Jaap, Rechtsanwalt mit Kanzleien in Rostock und Greifswald.