Serie halten und Bilanz beim FC Viktoria 1889 Berlin …
von Timo Görner
… endlich mal aufbessern bei bislang 3 Niederlagen in 3 Gastspielen. Siege im "Stadion Lichterfelde" gelangen bislang nur gegen den SD Croatia und Tasmania Berlin.
Die letzte Saison:
Endete auf dem "Bronzeplatz" 3 mit sehr guten 63 Punkten, 8 hinter Meister und Aufsteiger Cottbus und noch vor dem BFC Dynamo. Ein großer Sprung nach vorn nach Rang 10 im Jahr zuvor, als Viktoria als Drittligaabsteiger gestartet war. 18 Zähler mehr wurden geholt, wie auch in der aktuellen Spielzeit zeigten sich die Berliner aus dem Südwesten der Stadt zu Hause enorm stark und stabil. Konnten aber auch in fremden Gefilden überzeugen und sich als Spitzenmannschaft der Liga zeigen. Bemerkenswert, dass eine der wenigen Niederlagen als Gastmannschaft beim CFC verbucht wurde.
Zum Auftakt ein starker Erfolg, 2:1 gegen den späteren Aufsteiger in die 3. Liga. Nach 10 Spielen standen 16 Punkte zu Buche und Platz 7. Auf den Tabellenführer 7 Punkte. Es fehlte (noch) Konstanz, kamen Patzer wie 0:0 gegen die Abstiegskandidaten BAK, Eilenburg dazu. Highlight 2:1 in Jena, Tiefpunkt 0:3 in Babelsberg. Bis zur Winterpause traten die Viktoria-Kicker noch 6-mal an und legten richtig los. 4 Siege gab es zu bejubeln, Kantersieg mit 5:0 gegen Lok und 3 Auswärtsdreier ohne Gegentreffer bei Hertha BSC II (1:0) und Rostock II (2:0). Bei Staffelfavorit BFC wurden sogar eher 2 Punkte verspielt, führte die Truppe bereits 3:1. Ausgerechnet beim CFC wurde die Serie im Schneegestöber kurz unterbrochen.
Vor der Frühjahrsrunde die Ausgangsposition nicht optimal, aber auch nicht schlecht als Tabellenvierter mit 8 Zählern auf Spitzenreiter Greifswald bei 1 Spiel weniger. Durchaus machbar mit starker zweiter Saisonrunde. Die wurde dann sehr gut bewältigt, aber letztendlich waren Cottbus und Greifswald konstant. Viktoria immer so ein wenig in Lauerstellung, mehr nicht. Die Bilanz 2024: 18 Spiele – 10 Siege – 4 Remis – 4 Niederlagen. Am Ende sollte eine Schwächephase Ende Februar bis Mitte März ein besseres Abschneiden schmälern. Die 3 Niederlagen in Eilenburg (1:2), Greifswald (1:4) und vor allem zu Hause gegen Jena (1:5) bei zwischendurch 1 Sieg gegen Chemie (1:0) schmerzten.
Im April und Mai noch mal ein Höhenflug mit 7 Dreiern in 9 Begegnungen. Wurde 6-mal in Folge gewonnen. Dem BFC beim 3:1 an Spieltag 29 der K.O. im Aufstiegskampf verpasst. Herausragend auch 4:1 in Erfurt, wichtiger zum Abschluss 3:0 im Landespokalfinale gegen den Cupverteidiger TuS Makkabi aus der Oberliga. Alles in allem eine gelungene Saison mit Krönung Teilnahme DFB-Pokal 2024/2025. Im eigenen Stadion und auswärts Viktoria viertbeste Mannschaft, als Heimteam mit nur 14 Gegentoren defensiv stark. 54:39 Tore insgesamt die Offensive auf Rang 6, die Defensive kam auf 5 ein. Man war eine der Spitzenmannschaften der Liga, aber für ganz oben reichte es letztendlich nicht ganz.
Delegierungen für diese Saison:
Es gab viel Bewegung Richtung Viktoria mit immerhin 14 Neuzugängen gegen nur 9 Abgänge.
Linksverteidiger Jonas Kühn (22/Austria Klagenfurt) wechselte in Österreichs 1. Liga, zum Kooperationspartner. Referenz des gebürtigen Plaueners: 5 Torvorlagen. Manndecker Fatih Baca (24/Würzburg) zog es in die Bayern-Staffel. In der Mittelfeld-Zentrale ging Kapitän Berk Inaler (24) zum Halleschen FC. Im Angriff musste man Torjäger Lucas Falcão (25) ziehen lassen Richtung Kroatien zu Erstligist HNK Sibenik. Bilanz bei Viktoria: 114 Spiele – 44 Tore + 18 Vorlagen. Rechtsaußen Laurenz Dehl (22) war ½ Jahr "Leihgabe" der Austria aus Kärnten. Kam auf 4 Treffer in 15 Spielen, an 7 insgesamt beteiligt.
Der Rest spielte keine oder keine wichtige Rolle.
Bei den 14 Neuen kamen 7 aus der eigenen U19, 3 externen aus einer solchen. 4 aus Regionalliga und Oberliga.
Im Tor gab es im Grunde keine Änderung, der Ukrainer Dmytro Karika (19) zählte als U19 bereits im Vorjahr zum Kader. Blieb aber ohne Einsatz.
Als Manndecker wurden Marvin Pohl (18), Matti Richter (18) in den Kader berufen. Auch die aus der eigenen A-Jugend wie Rechtsverteidiger Mohamad Okacha (18). Neu auf der Position auch Rajk Lisinski (21/Bischofswerda) vom "Fast-Aufsteiger". Bei den "Schiebockern" mit guter Saison 2023/2024: 6 Tore + 3 Vorlagen. Links verteidigen Jan Lippegaus (22/Phönix Lübeck), Jakob Klautzsch (19/ Magdeburg U19).
Im Mittelfeld zogen die Berliner für den offensiven Bereich den Bosnier Damian Coric (18/Unterhaching U19) an Land, intern den nächsten U19-Spieler Kemal Günay (18) neben Muhammed Zekir Oglou (18) für die Defensive.
Im Angriff musste man den Abgang von Falcão hinnehmen. Die Sturmmitte sah den Kosovaren Leart Halimi (19/U19) und Emmanuel Elekwa (19/Magdeburg U19) als Zugänge. Auf dem rechten Flügel agiert der Österreicher Daniel Hölbling (18) vom dortigen Drittligisten SC Wiener Viktoria. Dort feste Größe, 3 Tore in 28 Spielen. Die interessanteste Personalie der Japaner Lucien Littbarski (21/Greuther Fürth II) auf Linksaußen. Der Nachname und Japan lässt es erahnen, Filius von Ex-Nationalspieler Pierre. Als Spieler ja zuletzt dort aktiv, 1997 Ende der Laufbahn als Aktiver bei Club Vegalta Sendai. Er bei den "Kleeblättern" in der Regionalliga Bayern zeitweise Stammspieler.
Keine "Kracher" also bei den Neuen. Das Durchschnittsalter beträgt gerade mal 18,9 Jahre. Das der Abgänge 24,2. Eine klare Verjüngung der Mannschaft.
Die sportliche Leitung:
Lucio Geral (38) übernahm die Mannschaft am 19.09.2024 nach dem eher unerwarteten frühzeitigen Abgang von Dennis Kutrieb (44), der nach nur 80 Tagen im Amt zum BFC Dynamo wechselte. Er rückte damit auf, zuvor Co-Trainer. Zuvor war er Cheftrainer bei Oberligist Eintracht Mahlsdorf. Er der mittlerweile 5. Trainer seit Februar 2022. Als Assistent unterstützt ihn wiederum Sven Körner (42), kam erst im Sommer von der U17 des 1. FC Magdeburg. Höchste Station als Spieler der Hallesche FC von 2000 bis 2003.
Henry Berg (54) fungiert seit 01.09.2024 als Sportlicher Leiter. Bekannt vielleicht noch als Spieler im Lößnitztal. Der österreichische Ex-Nationalspieler Ivica Vastic (54) wirkt als Direktor Entwicklung, das übrigens parallel in gleicher Funktion beim Kooperationspartner Austria Klagenfurt.
Die aktuelle Saison bislang:
Viktoria momentan "jenseits von Gut und Böse". Weit weg von der Tabellenspitze als 10. und 18 Punkten auf Rang 1. Aber mit halbwegs ordentlichem Polster von 6 Punkten auf Platz 15. Die Südwest-Berliner sind ebenso heimstark wie auswärtsschwach. Was Mittelfeld der Liga mit zudem ausgeglichen Saldo an Punkten und Toren ergibt. Alles in allem eine bislang unaufgeregte Saison, in der man nicht mit aller Macht die Rückkehr in die 3. Liga anstrebt. Das Konzept ist eher langfristig, aufgebaut auf eine schrittweise sportliche und wirtschaftliche Entwicklung mit jungen, talentierten Spielern.
Zum Auftakt in Plauen eine starke Moral, der frühe 0:2-Rückstand beim Aufsteiger wurde noch zum Sieg gedreht. Der bis heute einzige Auswärtssieg. Zum Heimauftakt gegen Erfurt stand man sich selber im Weg, der Ausgleich der Thüringer durch ein Eigentor. Danach das vorherrschende Bild, zu Hause wurde fleißig gepunktet. Auswärts waren die himmelblauen Hauptstädter ein durchaus "gern gesehener Gast." 5-mal gab es nichts Zählbares. So gingen die Lokalderbys bei Hertha BSC II (1:3), dem BFC Dynamo (0:3) und Altglienicke (1:2) allesamt verloren. Keine Punkte auch in Jena (0:2) und Meuselwitz (1:2). Beim ZFC nach Führung in der 3. Minute.
Zu Hause lief es wie schon angesprochen deutlich besser. Einzig Primus Lok (0:1) konnte 3 Zähler mitnehmen. Danach mühten sich 6 vergeblich, den FCV auf seinem Platz zu besiegen. Zwickau erreichte ein 0:0, das aber etwas glücklich. Torreich die Erfolge gegen Luckenwalde (4:1) und Babelsberg (4:2). Ohne Gegentreffer 2:0 gegen Chemie. Ausgerechnet im Pokal setzte es noch mal eine Heimpleite, die kräftig gegen Ligarivale VSG mit 1:6. Das frühe Aus schon in der 3. Hauptrunde. Als platzbauende Gemeinschaft ist der FCV das zweitbeste Team mit 17 Punkten aus 8 Spielen und 14:6 Toren. Die auch zweitbeste Heimdefensive – hinter uns. Auf Reisen klemmt hingegen die Säge, wurden erst magere 4 Punkte eingefahren – hier 6:14 Treffer.
Das Spieler-Kollektiv:
Im Tor gilt Florian Horenburg (22) als die Stammkraft, mit aktuell 12 Einsätzen in der Liga. Vor Niklas Petzsch (20) und Dmytro Karika (19). Letzterer bislang noch ohne Spiele in Liga und Pokal. Horenburg ausgebildet bei Lokalrivale TeBe und seit 2023 bei Viktoria.
In der Abwehr spielte unser Gegner in den ersten 5 Spielen mit Viererkette, ging dann zur defensiveren Dreierkette über. Als Innenverteidiger läuft es für den US-Amerikaner Aidan Liu (24/1) am besten. Bis Spieltag 9 war auch "Eigengewächs" Marvin Pohl (18) feste Größe, dann Ausfall wegen Verletzung. In den ersten 2 Begegnungen Matti Richter (18) gesetzt, danach kaum berücksichtigt. Mit dem neuen Coach nicht mehr im Kader. Die Trainer vertrauen bei den Manndeckern momentan auf Mohamed Meisur (20), Larry-Nana Oellers (24). Der eine "6er", der andere Rechtsverteidiger. Nominelle Außenverteidiger sind auf Rechts Rajk Lisinski (21) und Links Jan Lippegaus (22), Jakob Klautzsch (19). Diese rücken dann eher ins Mittelfeld, erschwerend in der Abwehr sind derzeit mehrere Ausfälle wegen Verletzungen.
Im Mittelfeld agiert die Mannschaft derzeit mal mit 1, mal mit zwei "6ern". Diesen Part übernehmen meist Diren-Mehmet Günay (21/3), Alexander Dikarev (19/2) oder Moritz Berg (21). Mohamed Meisur (20) hilft ja seit Wochen in der Abwehr Dreierkette aus. Für die offensive Ausrichtung gibt es mit Metehan Yildirim (19/2) eines der U19-Talente, gute 4 Torbeteiligungen. Eines der vielversprechenden Eigengewächse. Damian Coric (18) ist hingegen noch keine Option. Muhammed Zekir Oglou (18) ebenso.
Im Angriff überzeugt die Breite, es gibt keinen echten "Knipser". Von 8 Angreifern haben 6 mindestens 1-mal getroffen. Nr. 1 Mittelstürmer Oleg Skakun (20), Ukrainer mit belgischem Pass. Konnte 4 Tore verbuchen + 2 Vorlagen. Gleiche Position für Routinier Nicolas Hebisch (34/2), auch Kapitän. Mit reichlich Erfahrung aus seinen Stationen u. a. Babelsberg, Magdeburg, Neustrelitz, Mannheim, VfB Lübeck, Viktoria Köln. Dazu Emmanuel Elekwa (19/2), Leart Halimi (19). Auf dem linken Flügel wirbelt der Ghanae Shean Mensah (24/3), Nase vorn gegen Lucien Littbarski (21). Auf Rechtsaußen ist Julien Damelang (21/1) feste Größe, 3 Torvorlagen. Schwer für Daniel Hölbling (18), sich hier zu etablieren.
Viktoria bestreitet diese Saison mit 28 Spielern inkl. 3 Keepern. Einer der größeren Kader der Staffel. Der CFC liegt bei 25. 21,1 Jahre im Schnitt unterbietet nur Hertha BSC II. Im Vorjahr lag man noch bei 22,4.
Krankenlager / Strafbank:
Marvin Pohl muss seit Mitte September verletzungsbedingt pausieren. Gia Huy Phong fällt bereits seit Juli wegen einer Schulterverletzung aus. Noch ohne Einsatz. Mohamad Okacha hat es noch schlimmer erwischt, Kreuzbandriss. Rückkehr nicht mehr in diesem Jahr. Alles 3 Ausfälle in der Abwehr.
Prognose:
Mit dem Abstiegskampf sollte man nichts zu tun bekommen, sofern man auswärts etwas zulegt und zu Hause weiter recht stabil bleibt. Der Kader ist zwar jung und einige Akteure sind unerfahren. Aber das Potential, sich in der Liga zu behaupten, ist zweifellos vorhanden.
Bilanz gegen unseren Gegner:
7 Duelle gab es bislang, unsere Bilanz in der Hauptstadt bedarf dringend einer Verbesserung bei 3 Niederlagen in 3 Spielen und 2:9 Toren – die Ergebnisse 2:4, 0:3 und 0:2. Im eigenen Stadion sieht es etwas besser aus, mit je 2 Siegen und Niederlagen. Die letzten Heimspiele konnten wir mit 1:0 und 2:1 gewinnen.
Das Umfeld / Wirtschaft/ Stimmung:
Nach dem sportlichen Höhenflug im Vorjahr sollte die Stimmung vor der neuen Saison eigentlich bestens gewesen sein. So ganz war es dann aber doch nicht, gab es Dissonanzen im Frühherbst. Ende August der überraschende Abschied von Rocco Teichmann und Bernd Nehrig. Letzterer hatte sein Amt als Sportdirektor erst Juli 2023 angetreten, Rocco Teichmann war der Vorgänger in dieser Funktion, wechselte dann zum Geschäftsführer Sport. Bemerkenswert insofern, das Teichmann erst Juni 2024 seinen Vertrag bis 2026 verlängert hatte. Der Verein bemühte sich um ein paar versöhnliche Worte zur Trennung, Nehrig wurde aber deutlich. Bemängelt wurden seinerseits die finanzielle Situation, stagnierende Entwicklung der Infrastruktur und fehlende Professionalität. Mit der Kündigungsfrist von 3 Monaten wäre es für ihn noch bis Anfang Oktober weitergegangen, die Gesellschafter wollten aber den klaren Schnitt und somit war bereits zum 31.08.2024 Ende.
Die größte Problematik für den Club der eher unverhoffte Aufstieg in die 3. Liga 2021, die Auswirkungen der Corona-Zeit und zeitweise Umzug in den "Jahn-Sportpark". Dort musste der FCV für 1 Mio. € die Flutlichtanlage installieren. Dazu die Kosten für die Rasenheizung, Rasenaufbereitung und Wasserleitungen übernehmen. Hinzu kamen Stadionmiete und höhere Kosten für den Kader in der dritten Etage, nur ungenügend refinanziert durch weniger Zuschauer als erhofft. Der Schnitt von 1.906 Zuschauern in der Saison 2021/2022 einfach nicht ausreichend. Aus der Kritik von beiden ausgenommen Hauptgesellschafter Zeljko Karajica und seine SEH Sports & Entertainment Holding. Auch mit dem Wissen, wie viel Geld dieser hat einfließen lassen. Das Konzept des Vereins mit einer der größten Nachwuchsabteilungen in Deutschland sieht für die nächsten Jahre noch mehr die Fokussierung auf die Talenteförderung in Zusammenarbeit mit Austria Klagenfurt aus Österreich und HNK Sibenik in Kroatien.
Zumindest hat man "den Klotz Jahn-Sportpark" nicht mehr am Bein, spielt Viktoria seit Januar 2023 wieder im "Stadion Lichterfelde". Aktuell erhalten dort maximal 4.300 Besucher Einlass, davon 1.800 Sitzplätze (800 überdacht, 1.000 unüberdacht) und 2.500 unüberdachte Stehplätze. Für die Regionalliga den Anforderungen entsprechend, für die 3. Liga würde man wohl wieder umziehen müssen. Das Hauptstadion in der soliden Anlage von weiterhin 2 Kunstrasenplätzen mit Flutlichtanlage, 1 kleiner Kunstrasenplatz und 3 Kleinfeld-Rasenplätzen. In der Vorsaison lag der Schnitt bei 818, 2022/2023 waren es 711 und in dieser Spielzeit 766. Den größten Andrang an den Stadiontoren gab es gegen Chemie (1.181) vor dem HFC (906). Zum Highlight DFB-Pokal gegen Erstligist FC Augsburg ging es noch mal in den "Jahn-Sportpark" und durfte man sich über 5.504 zahlende Fußballfreunde freuen. Am Wochenende gegen den CFC darf mit vielleicht 400 bis 500 Zuschauern insgesamt gerechnet werden.