CFC gegen eine Mannschaft, die es diese Saison unbedingt besser machen will...
von Timo Görner
...und wohl auch muss. Die Braunschweiger Eintracht steht nach einer insgesamt enttäuschenden Saison 2003/2004 unter einem gehörigen Erfolgsdruck nachdem der sofortige Wiederaufstieg relativ deutlich verpasst wurde und bereits Anfang der Rückrunde ad acta gelegt werden musste. Wie im letzten Jahr, tritt man auch diesmal wieder als Favorit an der Gellertstraße an.
Die Saison 2003/2004 unseres Gegners:
Das Ziel hieß: Zumindest ernsthaft bis zuletzt um den Aufstieg und damit die Rückkehr in Liga 2 mitspielen. Schien man bis Mitte der Hinrunde da noch auf einem sehr guten Weg zu sein, so brachte ein enormer Einbruch bis zu Beginn der Rückrunde den Rutsch von der Tabellenspitze bis ins Mittelfeld. Nach Runde 7 noch ungeschlagen Tabellenführer mit 19 von 21 möglichen Punkten, holte man bis zur Winterpause bescheidene 8 Zähler und war in diesem Zeitraum die schlechteste Mannschaft, noch hinter den späteren Absteigern aus Neumünster und Gelsenkirchen. Dies erfolgte übrigens fast im Gleichschritt mit dem CFC.
Somit war der Wiederaufstieg vor den 15 Begegnungen im Frühjahr bei entsprechendem Abstand (9 Punkte auf Dresden, 13 auf Wuppertal) eigentlich nur noch für größte Optimisten unter den blau-gelben Fans ein Thema. Der Auftakt bestärkte dann auch nicht gerade die Hoffnungen und nach dem 0:1 bei den HSV-Amateuren musste Trainer Uwe Reinders gehen. Mittlerweile ging sogar das Abstiegsgespenst an der Hamburger Straße um, denn der Abstand auf Rang 15 und die neue Oberliga Nord war entsprechend geringer geworden. Vor dem 1:0-Spiel gegen den CFC schließlich "fehlten noch 3 Punkte". Die holte man sich gegen die Himmelblauen und legte bis zum Saisonende wenigstens noch einen anständigen Endspurt hin. 24 Zähler (12 Spiele) ließen den Zweitligaabsteiger noch bis auf Platz 6 klettern. Dennoch blieb am Ende eine gehörige Portion Frust unter den bekannt begeisterungsfähigen, aber auch kritischen niedersächsischen Fußballfreunden.
Die Eintracht präsentierte sich, wie schon in vergangenen Regionalliga-Zeiten, durchaus heimstark. Nur 4 der 17 Heimspiele wurden komplett abgegeben und 10 gewonnen. Die letzte Heimpleite war allerdings ärgerlich für die Konkurrenten des SC Preussen Münster (1:3) im Abstiegskampf. Essen blieb ohne Punkte im Eintracht-Stadion (0:1), Dynamo ebenso (2:3) und auch Paderborn (0:2) musste sich hier geschlagen geben. Dagegen standen allerdings Heimpleiten wie gegen Münster (1:3), die Kölner Amateure (2:3) und die dürftige Vorstellung gegen Neumünster beim glücklichen 1:1.
Auswärts blieb die Bilanz mit 5 Siegen und 8 vollen Punktverlusten eher durchwachsen. Bei den Topmannschaften blieb die Löwen-Truppe Punktelieferant. In Dresden hieß es 0:1, in Essen 0:1, in Paderborn 1:2 und in Bremen 2:4. In Wuppertal holte man wenigstens ein 1:1.
Sie gingen:
Im Vergleich zur abgelaufenen Saison bleiben die Abgänge relativ übersichtlich. Bis zum heutigen Tag verließen insgesamt 6 Spieler den TSV Eintracht. Michél Mazingu-Dinzey (31) ging statt zum CFC zum FC St. Pauli. Der offensive Läufer Jan Zimmermann (25) ging nach nur einer Saison (aus Jena gekommen) ebenfalls zu einem Staffelkonkurrenten (Lübeck). Torjäger Jacob Thomas (27) machte es ihm nach. Mittelfeldspieler Holger Karp (33) zog es in die Oberliga Westfalen zu den Sportfreunden Lotte. Spielmacher Marc Arnold (33) wurde nicht weiter verpflichtet und ging erstmal ohne neuen Verein. Benjamin Adrion (23), der von den Amateuren des VfB Stuttgart ausgeliehen, war wechselte wie Dinzey zum FC St. Pauli.
Sie kamen:
Richtige "Kracher" fehlen diesmal. 3 Spieler stießen aus der RL Nord zur Eintracht, mit Nermin Celikovic (23, 1. FC Köln Am.) und Ahmet Kuru (22, Bremen Am.) 2 junge, viel versprechende Stürmer. Celikovic traf in 60 Regionalliga-Spielen der letzten 2 Jahre 21-mal für die Rheinländer, Kuru 22-mal in 66 Begegnungen für die Bremer. Jan Tauer (20) wurde für die Abwehr aus Uerdingen verpflichtet, Benjamin Siegert (23) von den Wolfsburger Amateuren ebenfalls für die Defensive. Außerdem wurde Martin Amedick (21) aus Bielefeld zum Tore verhindern geholt. Er kam dort nur einmal als Reservist in Liga 2 zum Einsatz. Mit Denni Patschinsky (21) ist ein weiterer Stürmer zu vermelden (Viborg FF/Dänemark), Mirko Burgdorf (23) für das Mittelfeld stammt aus der II. Mannschaft der Braunschweiger.
Das Durchschnittsalter der 6 Neuzugänge liegt bei bemerkenswerten 22 Jahren, Beleg dafür dass die angekündigte Verjüngung der Mannschaft unter Trainer Michael Krüger keine Floskel war.
Das Kollektiv 2004/2005:
Eintracht Braunschweig 2004/2005 geht mit einer relativ jungen Mannschaft (25,5 Jahre im Schnitt) ins Rennen, welche nicht unbedingt als der Topfavorit dieser Spielzeit angesehen werden kann, aber dennoch bei optimalen Verlauf durchaus um den Aufstieg mitspielen kann. Mit Stuckmann (23, Tor), Tauer (20), Amedick (21), Siegert, Celikovic (23), Kuru (22) und Patschinsky (21) bot Krüger in den ersten Saisonspielen mehrere, der jüngeren Spieler teils in der Startelf auf. Es bleiben aber die "alten Hasen" wie Jürgen Rische (33), Marco Grimm (32) und Thorsten Lieberknecht (31) als gesetzte Stammkräfte. So gesehen scheint die blau-gelbe Truppe diese Saison eine gute Mischung aus schon regionalligaerprobten Talenten und der "alten Garde" zum Teil noch aus Zweitligazeiten zu sein. Der Kader ist dem des CFC jedenfalls weiterhin überlegen.
Der Trainer:
Michael Krüger (50) amtiert seit 15.03.2004 an der Hamburger Straße und war zum Zeitpunkt der Verpflichtung aufgrund früher Tätigkeiten in Hannover und Wolfsburg (Amateure) bei den Fans nicht unumstritten. Er sollte die Mannschaft teilweise verjüngen und dennoch wieder an der Spitze mitspielen. Krüger setzt dies bislang konsequent um. Aus den bislang 15 Spielen unter seiner Leitung wurde 8-mal gewonnen, 4-mal Remis gespielt und 3-mal verloren.
Die Saison 2004/2005 bislang:
Die Spielzeit gestaltete sich bisher einmal Durchschnitt (Dortmund Am. 0:0/H), einmal mau (Düsseldorf 1:3/A) und mit einem 6:2 gegen den Zweitligaabsteiger aus Lübeck vor eigener Kulisse einmal geradezu aufstiegsreif, wobei hier schon nach 53 Minuten ein 6:0 zeitigte und schon über "ein zweistelliges Ergebnis" spekuliert wurde. Für den Braunschweiger Fan also bislang eine Palette aller Emotionen. Überragend im Lübeck-Spiel war der Ex-Bremer Ahmet Kuru mit 4 der 6 Tore. Neidvoll richtet sich der Blick der himmelblauen Fans nach Braunschweig angesichts eines solchen Stürmers. Eintracht zeigte sich in dieser Begegnung dem Gast aus dem ganz hohen Norden beängstigend überlegen.
Das Umfeld/Stimmung/Fans:
Die Erwartungshaltung, der nach wie vor zahlreichen Blau-Gelben Fußballfreunde des BTSV Eintracht, ist nicht mehr so hoch wie in der vergangenen Saison, wo nur der sofortige Wiederaufstieg zählte. Der Zuschauerzuspruch im letzten Spieljahr blieb trotz der zeitweiligen Talfahrt mit über 10.600 Besuchern im Schnitt zweitligareif. Zum Auftaktspiel 2004/05 strömten gegen die Amateure von Borussia Dortmund immerhin 12.500 Zuschauer ins Stadion an der Hamburger Straße. Gegen den VfB Lübeck am Mittwochabend im Nord-Derby waren es auch wieder 12.000. Sollte man oben mitspielen, dürfte sich der Schnitt auch in dieser Saison wieder fünfstellig zeigen.
Der Etat beläuft sich auf geschätzte 4 Millionen Euro und wurde damit im Vergleich zur Vorsaison um rund 400.000 Euro reduziert. Folgen sind in der aktuellen Personalpolitik zu sehen, wo diesmal auf eher kostspielige Verpflichtungen kein Wert gelegt wurde. Dennoch bleibt die Eintracht damit momentan der "reichste Club der RL Nord".
Für das Auswärtsspiel in Chemnitz dürften trotz des frühen Zeitpunkts der Saison und der gebremsten Euphorie ein paar Hundert Braunschweiger, des fahrenden Volkes zu erwarten sein. Fanbusse werden jedenfalls zur Zeit besetzt. Das 6:2 gegen Lübeck dürfte da noch den einen oder anderen Unentschlossenen überzeugt haben.
In diesem Sinne unsere Hoffnung auf das erste Tor, egal wer es schießt...