Kräftemessen mit dem Traditionsverein aus der Partnerstadt...
von Timo Görner
...den man eigentlich fast als "den VfB Leipzig des Westens" bezeichnen könnte, wobei es die Fortuna von 1895 aus Düsseldorf immerhin ja noch gibt. Aber das Tal der Tränen in den letzten Jahren war fast ebenso groß, wie das der Sachsen.
Die Fortuna aus Düsseldorf in den letzten Jahren:
Vor knapp 2 Jahren hatte der Ex-Bundesligist und EC-II-Finalist von 1979 (VfB 1987) seinen sportlichen Tiefpunkt der Vereinsgeschichte erreicht. Beim späteren Aufsteiger Wuppertal kassierte man ein 0:6 und war nach 9 sieglosen Spielen in Folge endgültig im Mittelmaß der Oberliga Nordrhein versunken. Schlimmer noch, nach einer weiteren deftigen Auswärtspleite bei MSV Duisburg/A (0:3) drohte sogar der Abstiegskampf. Am Ende wurde man noch 8.
Fast schon einzigartig zeigt sich die sportliche Kurve seit 1991. 5x stieg man ab (1992,1993,1997,1999,2001) und 3x auf (1994, 1995,2004). Zwischen 1995 und 2004 verweilte man lediglich 2 Jahre pro Liga, um entweder eine Etage tiefer zu gehen oder - zur Abwechslung - mal aufzusteigen.
Die Regionalliga Nord hatte man 2001/2002 verlassen müssen, nachdem man schon in der Spielzeit davor als 17. und Drittletzter eigentlich draußen war. Durch die Lizenzverweigerungen für den SV Wilhelmshaven und Sachsen Leipzig kam man aber wieder ins Boot. Ein Jahr danach hätte erneut der drittletzte Platz für den Klassenerhalt gereicht, dieser wurde jedoch am Ende um ganze 3 Tore verpasst. Die Fortunen hatte viel versucht um den Gang in die die Oberliga zu verhindern. Man kehrte Anfang März 2002 zu den Heimspielen ins "Paul Janes Stadion" am Flinger Broich und damit zu den Wurzeln des Vereins zurück um in diesem engen und kleinen Fußballstadion die notwendigen Punkte zu holen. Es half nichts, dort gelangen nur 3 Siege bei 3 Niederlagen.
Der Aufstieg 2004 war Balsam auf die Wunden. Die ersten 15 Spiele blieb man ohne Niederlage und eroberte die Tabellenführung. Bis Runde 24 blieb man ungeschlagen und baute den Abstand von 6 auf 14 Punkte aus. Dahinter rangierten die Amateure aus Mönchengladbach und Leverkusen. Dieser Vorsprung wurde dann bis Saisonende noch verspielt und man musste der punktgleichen Spvgg. Velbert knapp den Vortritt lassen, die aber keine Lizenz für die RL beantragt hatten. 4 Niederlagen, 4 Siege und 2 Remis waren etwas durchwachsen. Am Ende reichte es dennoch.
Sie gingen:
14 Spieler sind nicht mehr dabei. 7 davon beendeten ihre Laufbahn wie zu Beispiel die bundesligaerfahrenen Michael Rösele (30) und Michael Zeyer (36). Robert Niestroj (29) ging zum FC Sachsen Leipzig und blieb damit in der 4. Liga. Torwart Marc Petrick (31) wechselte nach Essen. Abwehrspieler Frank Schön (32) zog es zur II. Mannschaft des Wuppertaler SV Borussia. Andere Spieler spielen jetzt in der II. Mannschaft der Fortuna oder haben den Club ohne neuen Verein verlassen. Der große Aderlass ist eigentlich ausgeblieben.
Sie kamen:
Unter den Neuen sind bekannte Namen dabei: Für den Sturm wurden Gustav Policella (29, Offenbach), der Ex-Chemnitzer Marcel Podszus (28, Mönchengladbach) und der noch junge Andreas Neumeyer (20, SC Fürstenfeldbruck) geholt. Policella und Podzus kam mit Erfahrung aus höheren Spielklassen.
Für das Tor angelte man sich Carsten Nulle (29, Oberhausen) und Sven Najemnik (22, Hüls). Neu in der Abwehr sind der Franzose Laurent Guthleber (24) vom FC Martigues und aus Argentinien Victor Bocchio (27). Der "Rest" mit Markus Lösch (33, Trier), Thomas Hoersen (32, Rheydter SV), Tim Kruse (21, Leverkusen/A.) und Marcel Ndjeng (22, Köln/A.) sind nominelle Mittelfeld-Kader.
Insgesamt ist Fortuna Düsseldorf 2004 einen interessante Mischung aus talentierten Kickern von Amateurmannschaften und teils aus dem Ausland stammenden, erfahrenen Akteuren.
Das Kollektiv der Fortuna 2004/2005:
Das 2004er-Kollektiv macht auf den ersten Blick keinen schlechten Eindruck. Die Neuzugänge Nulle, Bocchio, Guthleber, Lösch, Ndjeng haben sich als Stammspieler etablieren können. Kruse ist auf dem Weg dorthin, Policella im Sturm blieb bislang eher "Joker" und Mitläufer. Podszus wurde Mitte Oktober aus verschiedenen Gründen ebenso wie Hoersen von vom Trainer suspendiert. Beide sollen sich bis bzw. im Winter einen neuen Verein suchen. Neben den Neuverpflichtungen in der gesetzten Rolle verdienen der junge Andreas Lambertz (20) im Mittelfeld (3 Tore) und Torjäger Frank Mayer (27, 6 Tore) eine lobende Erwähnung. Mayer besetzt zudem die Rolle des Sympathieträgers beim Anhang. Mit 25,7 Jahren im Schnitt ist Fortuna Düsseldorf 2004/2005 eine relativ erfahrene Mannschaft, die mehr erreichen sollte, als im Tabellenkeller zu stehen.
Der Trainer der Fortuna:
Das 1:3 zu Hause gegen die Werder-Amateure war das nicht unerwartete Aus für den bei Spielern, vielen Fans und Teilen der Vereinsführung zunehmend umstritteneren Italiener Massimo Morales (40). Für ihn übernimmt zumindest am Dienstag der 40-jährige, ehemalige DDR-National- und Oberligaspieler Uwe Weidemann (Erfurt, Lok Leipzig) das Traineramt. Er zeichnete bislang für die Verbandsligamannschaft der Fortuna verantwortlich und spielte von Sommer 2000 bis Sommer 2002 für die Düsseldorfer in der Regionallige Nord. Weitere Stationen in Liga 1 und 2 davor waren Nürnberg, Schalke, Gütersloh, Mannheim und Duisburg, wo er von 1993 bis 1995 wohl seine erfolgreichste Zeit "im Westen" hatte und erste Bundesliga spielte.
Die Saison 2004/2005 bislang:
Nach recht ordentlichem Saisonauftakt mit 7 Punkten aus den ersten 5 Spielen (u. a. 3:1 gegen Braunschweig/H), begann zunächst eine Talfahrt von Platz 8 auf 16 (Spieltag 11), als man 5 Spiele in Folge verlor. Vor dem 1:3 zu Hause gegen die Werder-Amateure konnte man sich wieder stabilisieren und holte 8 Punkten aus 5 Partien. Nur in Paderborn wurde unglücklich mit 3:4 verloren, dafür wichtige Heimsiege gegen direkte Konkurrenten (Bielefeld 3:1/H, Union 2:0/H) eingefahren und gegen Lübeck zu Hause ein 2:2 erreicht. Anteil daran hatte u.a. Frank Mayer, der in den letzten 3 Spielen jeweils einmal traf. Der Trend ist war also positiv, die Diskussionen um Berthold und Morales ein wenig entschärft. Auswärts marschiert man mit dem CFC "im Takt", hat also erst einmal gewonnen (2:0 Hertha), 3x Remis gespielt, 4x verloren. Zu Hause ist die Bilanz wieder negativ (3 Siege, 4 Niederlagen, 1 Remis). 22 erzielte Tore sind nicht umwerfend, 28 Gegentore "niederer Durchschnitt". Im DFB-Pokal scheiterte man in Runde 1 am VfL Bochum (1:3), im Landespokal am Wuppertaler SV (0:2/A) im Viertelfinale.
Das Umfeld/Stimmung/Fans:
Das Drumherum bei Fortuna Düsseldorf zu beschreiben würde momentan für jeden Tag Arbeit bescheren. Zuletzt war in der Chefetage der Rheinländer ein munteres "Wechselspiel" zu registrieren. Am 14.10.2004 warf Vorstandssprecher Karl-Heinz "Charly" Meyer frustriert das Handtuch, weil er sich mit seiner Forderung der Entlassung von Morales und vor allem gegen Sportdirektor Berthold nicht durchsetzen konnte. Vorstandsmitglied Dr. Groth tat es ihm gleich. Fluktuationen gab es auch im Aufsichtsrat. Erst wurde Anfang November mit Sascha Drücker aus Neuss ein Posten neu besetzt, Drücker erklärte aber bereits 2 Wochen später mit einem anderen Mitglied des Aufsichtsrates seinen Rücktritt. Zum Vorstand stießen mittlerweile 2 neue Gesichter hinzu. Zum einen Peter Frymuth, der zum Chef des Gremiums bestellt wurde, und zum anderen den ehemaligen Uerdinger Vereinboss und Bauunternehmer Hermann Tecklenburg, von dessen Engagement man sich auch finanzielle Vorteile versprechen dürfte. Also, es gib viel Bewegung am Rhein.
Nebenbei wird eifrig mit der "Sportwelt" von Dr. Kölmel als größten Gläubiger über die entsprechenden Verbindlichkeiten verhandelt, die sich bei rund 5,5 Millionen Euro bewegen sollen und die laut Mitgliedern des Vorstandes "für die Lizenzierung 2005/2006 enorme Bedeutung haben". Die finanzielle Seite der Fortuna 2004/2005 scheint durchaus mit Tücken behaftet. Bei seinem Rücktritt Mitte Oktober 2004 deutete Meyer mögliche Verstöße gegen DFB-Auflagen bei Spielerverpflichtungen an. Vor wenigen Tagen wurden anstehende Gehälter verspätet überwiesen.
Meyer beklagte auch den zu niedrigen Besuch am "Flinger Broich" durch die sportlichen Probleme.
Der Schnitt liegt zwar bei mittlerweile guten 9.000 Besuchern, ohne das Eröffnungsspiel der "LTU-Arena" gegen Union mit 38.100 wäre der Schnitt aber mit knapp 5.000 wesentlich realistischer. Das letzte Heimspiel gegen Bremen sahen jedenfalls noch 4.100. Knapp 2.500 Dauerkarten wurden für die Saison verkauft.
Hauptsponsor der "alten Dame vom Rhein" sind seit Saisonbeginn die Stadtwerke Düsseldorf. Daneben engagieren sich weitere Unternehmen der Landeshauptstadt und des Umlandes. Die Nachwuchsabteilung der Fortunen wird dabei von einer bekannten einheimischen Combo der zeitgenössischen Musik mit 50.000 EUR gesponsert. Noch in der Regionalliga-Saison 2001/2002 agierte diese Band als Trikotsponsor und stürzte den stockkonservativen DFB in eine Art "Gewissenskonflikt".
